Nirgendwo in Afrika

Adaption-Reduktion-Transformation


Seminararbeit, 2004

33 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Roman als Filmvorlage
2.1. Die Autorin: Stefanie Zweig
2.2. Die Personen
2.2.1. Walter Redlich
2.2.2. Jettel Redlich
2.2.3. Regina Redlich
2.2.4. Owuor
2.3. Nirgendwo in Afrika

3. Rezeption in zwei Fassungen: Vergleich von Buch und Film
3.1. Adaption und Reduktion
3.2. Die Regisseurin: Caroline Link
3.3. Deutschland-Afrika
3.4. Walter und Jettel
3.5. „Fremder unter Fremden“- der Begriff der Heimat

4. Fazit - Film als siebte Kunst

5. Literaturverzeichnis
5.1. Primärliteratur
5.2. Sekundärliteratur

Diese Arbeit erfolgt in neuer Rechtschreibung.

1.Einleitung

D ie Geburt des Films liegt in der so genannten Epoche des Fin de Siècle, bereits 1927 wird der erste Tonfilm gezeigt. Beinahe gleichzeitig entsteht auch die Debatte um den Film.

Während der Fortschritt bezüglich Mechanik und Technik einerseits große Bewunderung hervorruft, ist es andererseits aber gerade das Maschinelle, das immer wieder Anlass zur Kritik gibt. „Der Film wird als geistloses Massenprodukt abgewiesen.“ Er gilt als minderwertige Ersatzkunst.

In Form von Verfilmungen kann durch das neue Medium Hochkultur in gekürzter und summarischer Form präsentiert und somit auch popularisiert werden. Die damit verbundene Rezeption durch die breite Masse lässt keinen Raum mehr für eine Elite. Nicht verwunderlich also die These, dass „[ein] so lustvolles Medium [unmöglich] echte Kultur sein [kann].“

„Die sogenannten Autorenfilme [basieren auf der Idee], daß die Verfasser selbst ihre Werke an die Bedürfnisse des Films [anpassen] oder sogar direkt für das Medium [schreiben].“ Erst mit dieser allmählichen Loslösung von der literarischen Vorlage werden der Film als neues Medium und die zuvor als unrealistisch abgewerteten Eigenschaften wie Stummheit, Farblosigkeit und Montage als dessen spezifische Eigenheiten anerkannt. Der Film steht heute als gleichwertiges, alternatives Medium neben Buch, Theater, Radio und Fernsehen.

Der initiale Dualismus zwischen der literarischen Hochkultur und der filmischen Populärkultur ist gewissermaßen veraltet, lebt aber weiter in der Hybridform der Verfilmung[…].1

Im Folgenden soll näher auf Stefanie Zweigs Roman Nirgendwo in Afrika und seine Verfilmung durch Caroline Link eingegangen werden. Die Autorenbiographie, eine Vorstellung der wichtigsten Personen sowie ein Handlungsabriss sollen in den Roman einführen.

Wo die inhaltlichen Unterschiede von Film und Buch liegen, welche Sprache der Film im Gegensatz zu der literarischen Vorlage verwendet und wie diese funktioniert, welche Eigenschaften im Medium liegen und welche Einflussmöglichkeiten dem Regisseur bleiben - im Zusammenhang wird der Werdegang von Caroline Link kurz angerissen - soll dann durch die vergleichende Beschreibung dreier Themenbereiche aufgezeigt werden: durch die Kontrastierung Afrikas und Deutschlands, die Dynamik der Familie und den Begriff der Heimat.

Der erste Teil basiert hauptsächlich auf der Romanvorlage Nirgendwo in Afrika.2 Die Internetseite des Goethe-Instituts3 gibt hilfreiche Zusatzinformationen. Die Materialien der Constantin Film AG bereiten interessante und für die gesamte Arbeit nützliche Daten zu der Verfilmung auf.

Da der Film noch relativ neu ist, existiert keine einschlägige Sekundärliteratur. Der zweite Teil orientiert sich daher an Artikeln und Interviews, die einerseits in deutschen Zeitungen, etwa dem Tagesspiegel oder der Zeit, andererseits in Magazinen, wie zum Beispiel Kinofenster, oder Filmarchiv publiziert worden sind und im Internet zur Verfügung stehen. Die Verknüpfung von Praxis mit Theorie orientiert sich an Wolfgang Gasts Grundbuch. Einführung in Begriffe und Methoden der Filmanalyse,4 André Bazíns Plädoyer für ein „unreines Kino“5 und Peter Schepelerns Aufsatz Gewinn und Verlust.6 Dabei werden die auftretenden Phänomene nur am Beispiel erwähnt. Die ausführlichere Erklärung ist in den Fußnoten nachzulesen. Im Anhang finden sich ergänzende Angaben in Abbildung und Tabelle.

2.Der Roman als Filmvorlage

er Kinofilm Nirgendwo in Afrika basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stefanie Zweig, der 1995 zum Bestseller geworden ist. Der Titel verweist einerseits auf die Größe des „Landes“ und andererseits darauf, dass die Familie nirgendwo Ruhe oder Heimat findet.

2.1. Die Autorin: Stefanie Zweig

ie Autorin Stefanie Zweig ist als Tochter eines jüdischen Anwaltes im Juli 1932 in Oberschlesien, genauer in Leobschütz geboren. Infolge der zunehmenden Judenverfolgungen unter dem Hitlerregime ist ihre Familie 1938 nach Kenia, Ostafrika, geflüchtet und hat dort auf einer Farm gelebt und gearbeitet. Sie ist erst nach Kriegsende 1947 nach Deutschland zurückgekehrt. Diese neun Jahre haben die heute freie Journalistin und Autorin tiefgehend geprägt. Ihre Bücher greifen auf Erlebnisse und Erfahrungen aus dieser Zeit zurück. Buchtitel wie Ein Mund voll Erde (1980), Karibu heißt Willkommen (2000) sowie der ihres neuesten Romans Wiedersehen mit Afrika (2002) zeugen von einer tiefen Verbundenheit mit dem fernen Land.7 Dem entspricht die Tatsache, dass Stefanie Zweig auch heute noch Suaheli, die Sprache ihrer Kindheit beherrscht.8 Mit der hieraus resultierenden Authentizität und Emotion begeistert die Autorin ihr Lese-Publikum.

„Ein Mund voll Erde“ kam auf die Auswahlliste des Deutschen Jugendbuchpreises, auf die Ehrenliste des internationalen Hans-Christian-Andersen-Preises und wurde 1995 von der Royal Dutch Geographical Society mit dem Gläsernen Globus als bestes Jugendbuch prämiert.9

Bekanntheit, und zwar unabhängig von der späteren Verfilmung, hat Stefanie Zweig aber erst mit ihren Autobiographischen Romanen Nirgendwo in Afrika (1995) und Irgendwo in Deutschland (1998), die lange Zeit auf den Bestsellerlisten des deutschen Buchhandels gestanden haben, erlangt.10

„Im Andenken an meinen Vater“.11 In wiefern Nirgendwo in Afrika eine Autobiographie ist, welche Episoden tatsächlich geschehen und welche frei erfunden sind, bleibt offen. Während geschichtliche und geographische Daten korrekt und authentisch sind, scheinen die Personennamen fiktiv. Die Rolle der damals kleinen Stefanie übernimmt das Mädchen Regina. Zu vermerken bleibt aber, dass der Roman, welcher sich in 23 Kapiteln über 364 Seiten ausbreitet, sich an den wesentlichen Lebensstationen der Familie Zweig entlang hangelt. Das sind das Leben in Leobschütz, nach 1938 die Arbeit auf Ol Joro Orok, 1944 der Eintritt des Vaters in die britische Armee und 1947 die Rückkehr nach Deutschland.12

2.2. Die Personen

Nirgendwo in Afrika zeichnet einen Kosmos unterschiedlichster Existenzen und gewinnt dadurch an Komplexität. Mit jeder neuen Lebensstation fügt die Autorin Personen verschiedenster Herkunft und Einstellung in die Geschichte ein. Der Leser erfährt von ihren Lebensgeschichten und Schicksalen und erhält mit diesen Bausteinen ganz automatisch einen umfassenderen Einblick in die Ereignisse und Situation der Flüchtlinge in der damaligen Zeit. Zu diesen Personen zählen zum Beispiel Walters Schwester Liesel, die Berlinerin Elsa Konrad oder der Hausboy Kimani. Sie begleiten die Familie Redlich einen Teil ihres Lebens bevor sie wieder in der Bedeutungslosigkeit versinken. Die Hauptpersonen des Romans sind ganz eindeutig die Mitglieder der Familie Redlich.

2.2.1. Walter Redlich

a ist Walter Redlich, der jüdische Rechtsanwalt aus Leobschütz, der Vater der Familie. Gleichwohl oftmals hitzköpfig,13 ist er ein humorvoller und herzensguter Mensch.

Gebildet und realistisch, erkennt er die vom NS-Regime ausgehenden Gefahren noch rechtzeitig genug um sich und seine Familie zu retten. Für ihn stellt der Aufenthalt in Afrika eine vorübergehende Wartezeit dar, die er so gut wie möglich zu nutzen sucht. Obwohl er mit immer neuem Mut die aufkommenden Schwierigkeiten meistert und mehrmals einen Neubeginn wagt, sehnt er sich pausenlos nach Deutschland. Dies lässt ihn mit der Zeit ironisch werden. Voller Verbitterung sagt er zu seinem Hund: „Das bisschen, das man mal gewusst hat, […] vergisst man hier auch noch.“14 Ein weiteres Problem liegt in der ihm versagten Anerkennung. Mit Kriegsende erklärt er dann: „Ich kann nicht länger ein bloody Refugee sein, der von niemand für voll genommen und von den meisten verachtet wird.“15 Nicht länger. Afrika bedeutet ihm eine vorübergehende Notwendigkeit, die einzige Möglichkeit zum Überleben, keinesfalls eine neue Heimat.

2.2.2. Jettel Redlich

eine Frau Jettel will das nicht verstehen, so wie sie zuvor die Bedeutung der Emigration nicht erkannt hat. Naiv und wohlbehütet, bewegt sie sich im Kreis ihrer jüdischen Freunde und bleibt blind gegenüber den Gefahren, die von Hitler und seiner Partei ausgehen. Als Tochter aus gutbürgerlichem Haus, von allen verwöhnt und wegen ihrer Schönheit vergöttert, haben materielle Dinge und soziales Prestige für sie höchste Priorität. „Ich halte es hier nicht mehr aus. […] Das ist doch kein Leben […] Ich komme mir auch schon wie tot vor. Und manchmal wünschte ich es mir sogar“16 Immer wieder wehrt sie sich stur gegen jegliche Veränderungen ihrer Lebensumstände, nur um sich schließlich damit abzufinden, sich daran zu gewöhnen und diese später gegen erneute Änderungen zu verteidigen. Die Charakterunterschiede und die fehlende Harmonie in ihrer Beziehung offenbaren sich dem Ehepaar erst in der Einsamkeit Afrikas, durch die sie so sehr aufeinander angewiesen sind, sowieunter der seelischen Belastung der Emigration. Dabei erscheint Jettel dem Leser von Beginn an unsympathischer, was etwas durch die folgende Bemerkung Martins, eines gemeinsamen Jugendfreundes und Rivalen Walters um Jettel, relativiert wird: „Jettel kann man nicht glücklich machen, wusstest du das nicht?“17 Sie ist eben wie ein störrisches Kind.18

2.2.3. Regina Redlich

as eigentliche Kind, die gemeinsame Tochter Regina, ist bei der Auswanderung fünf Jahre alt. Sie soll weniger hübsch als ihre Mutter sein, aber im Gegenzug durch Warmherzigkeit und Selbstbewusstsein umso faszinierender. Sie ist eine starke Persönlichkeit, durch den Krieg und die daraus resultierenden Ereignisse schon in jungen Jahren überaus selbständig und erwachsen. Das plötzliche Heranreifen wird besonders deutlich in der abgelegten Scheu vor Tieren. „Du hast doch Angst vor Hunden.“ „Hier nicht.“19 Das Mädchen passt sich schnell den neuen Gegebenheiten an und ist damit der Gegenpol zu ihrer Mutter und den Erwachsenen allgemein. Afrika wird zu ihrer neuen Heimat, Suaheli zu ihrer neuen Sprache. Doch auch Regina hat ihre Schwierigkeiten, besonders als es darum geht ihren Platz in der englischsprachigen Gesellschaft zu finden. Ihre Eltern sind zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt um ihr dabei eine Hilfe zu sein. „Du hast uns nie etwas davon gesagt.“20 Vielmehr belasten sie die Tochter noch zusätzlich mit den Beziehungsstreitigkeiten.

Es waren nicht nur die Bosheiten, mit denen ihre Eltern einander quälten, die Regina angst machten, sondern noch mehr das Gefühl, dass von ihr die furchtbare Entscheidung verlangt wurde, ob sie ihrem Kopf oder ihrem Herzen recht geben sollte. Ihr Kopf stand auf Seiten ihrer Mutter, ihr Herz schlug für den Vater. […]Das Tauziehen um ihr Herz war zu Ende. Ihr Vater hielt ein für allemal den längeren Teil des Seils in der Hand.21

2.2.4. Owuor

och obwohl die Vater-Tochter-Beziehung sehr stark ist, ist es dennoch Owuor, der Hausboy und ein „Freund der ersten Stunde“, der Regina den nötigen Halt gibt.

Der herrliche Duft, der Owuors [glatten] Haut [entströmt, riecht] wie Honig, [verjagt] Angst und [lässt] ein kleines Mädchen zu einem großen Menschen werden. Regina [macht] ihren Mund auf, um den Zauber besser schlucken zu können, der Müdigkeit und Schmerzen aus dem Körper [treibt]. Erst [spürt] sie, wie sie in Owuors Armen stark [wird], und dann [merkt] sie, dass ihre Zunge fliegen gelernt [hat].

Sein Äußeres wird im Gegensatz zu dem der anderen Personen genauestens und mit vielen Bildern aus Reginas Sicht bei ihrer Ankunft auf Rongai erklärt: Owuor erscheint als ein Riese mit weißen, weichen Armen und großen Händen. Er hat ein Mondgesicht mit großen, runden Augen, einer flachen Nase, dicken Lippen und sehr weißen Zähnen. Seine Stimme ist laut. Unter einer hohen dunkelroten Kappe mit schwarzem Bommel, schauen kleine schwarze Löckchen hervor. Über seiner Hose trägt er ein langes weißes Hemd. Diese detaillierte Personenbeschreibung weist zum einen auf seine zukünftige Bedeutung und ist zum anderen Ausdruck der Bewunderung für und die Faszination durch Afrika und seine Bevölkerung. Mit seiner sprudelnden Fröhlichkeit,22 seiner Großherzigkeit und seinen Weisheiten führt er Regina in seine Welt der afrikanischen Denkweise und Mentalität. Zeigt ihr unter anderem „[…] Kummer in Laute zu verwandeln, die nichts von den Dingen [verraten], die nur der eigene Kopf wissen [darf].“23 Owuor ist der ausgleichende Ruhepol für Tochter und Eltern gleichermaßen. Er folgt der Familie treu ergeben zu jeder neuen Station: nach Ol Joro Orok, nach Nairobi, …

2.3. Nirgendwo in Afrika

1938 verlässt der jüdische Rechtsanwalt Walter Redlich seinen Heimatort Leobschütz und rettet sich nach Kenia, wo er eine unbezahlte Stellung als Farmverwalter auf Rongai erhält. Im Sommer des Jahres kann er seine Frau Jettel und die gemeinsame Tochter Regina nachholen. Während das Kind sich schnell für das Land begeistert, leiden seine Eltern an Heimweh, welches durch die Probleme auf der Farm, mangelnde Sprachkenntnisse, Beziehungsprobleme und die Nachrichten aus Deutschland noch verschlimmert wird.

Erst der Sieg des Jalou Owuor über die Heuschrecken bedeutet einen Wendepunkt in ihrem Leben. Ab diesem Zeitpunkt erhält Walter nämlich Anerkennung und damit auch eine Entlohnung für seine Arbeit.

Als jedoch am 1. September 1939 der Krieg ausbricht, werden alle deutschen Flüchtlinge in Nairobi interniert, die Männer in Baracken, die Frauen im Hotel. Walter verliert deswegen seine Stellung auf Rongai, findet auf Umwegen endlich aber neue Arbeit auf der Farm Ol Joro Orok. Damit wird es ihm nun auch möglich Regina an einem traditionell altenglischen Internat anzumelden, wo sie sich wegen ihrer Herkunft und Religion allerdings schnell in einer Außenseiterposition befindet und in eine Traumwelt der Märchen und Feen flüchtet. Nur zu ihrem Direktor, für den sie Dickens’ Little Nell ist, entwickelt sie ein besonders Verhältnis.

Im Dezember 1943 tritt Walter im Rahmen der Operation JACK in die britische Armee ein und wird in Ngong stationiert, während Jettel im Hove Court, einem ehemaligen Nobelhotel und damaligem Fluchtpunkt für Emigranten, in Nairobi einzieht und Arbeit in einer Bar findet.

Als am 8. Mai 1945 schließlich die deutsche Wehrmacht kapituliert, stellt dies für Walter weniger das Ende des Krieges als vielmehr die Befreiung seiner Heimat dar. Er will nun mit Jettel, Regina und Max Ronald Paul, seinem 1946 geborenen Sohn, nach Deutschland zurückkehren, zumal die britische Armee alle Kosten übernehmen würde und ihm eine Stelle beim Amtsgericht der Stadt Frankfurt angeboten worden ist. Im Streit um die so genannte Repatriation ergreift Regina schließlich schweren Herzens Partei für ihren Vater. Die Familie wird in ihr Heimatland zurückkehren.

3.Rezeption in zwei Fassungen: Vergleich von Buch und Film

rei Themen des Romans werden auch im Film genauer fokussiert: Die Kontrastierung Deutschland-Afrika, die Beziehung zwischen den Eheleuten Walter und Jettel Redlich sowie die Problematik der Heimatlosigkeit im Hinblick auf die Bedeutung von Kultur und Sprache.

3.1. Adaption und Reduktion

s muss klar sein, dass das Drehbuch nicht gleich dem literarischen Werk, hier also dem Roman, ist. Der Film ist mehr als die bloße Wiederholung des Romans durch ein anderes Medium. Gleichwohl erwarten Leser immer wieder genau eine solche Wiederholung, eine Rezeption in zwei Fassungen, und tun dann oftmals enttäuscht den Film als schlechter als das Buch ab. Der Film ist aber ein eigenständiges Werk mit einer ihm ganz eigenen Sprache und muss auch als solches betrachtet werden.

Einige Personen sind schlichtweg ausgelassen worden. Dazu zählen zum Beispiel die Rubensbrüder,24 der Boy Chepoi25 oder das Ehepaar Hahn.26 Sämtliche Charaktere des Romans aufzunehmen, hätte den Umfang gesprengt. Denn „ein normaler Spielfilm hat typischerweise eine Länge von eineinhalb bis zwei Stunden, was einem Manuskript von ca. 100 Seiten entspricht […]“27 Folglich bleiben die um diese Personen initiierten Handlungsstränge, aber auch andere, von der Verfilmung ausgeschlossen: die Aufenthalte auf Akardia, der Farm der Hahns, Jettels erste Schwangerschaft, die mit einer Fehlgeburt endet oder das auf Ol’ Joro Orok folgende Leben im Hove Court Hotel in Nairobi. Damit spart die Regisseurin an Kosten - Der Einfluss ökonomischer Faktoren auf Produktion und Adaption ist nicht zu unterschätzen! - und Komplexität. Diese Auslassungen sind gleichzeitig schon eine Interpretation des Originalwerkes und bewirken einen Wandel in den Bedeutungsstrukturen. Im Film bleibt Jettel mit Walters beginnendem Armeedienst, der übrigens kaum detaillierter gezeigt wird, auf der Farm zurück.

[...]


1 Schepelern, Peter: Gewinn und Verlust. Zur Verfilmung in Theorie und Praxis. In: Verfilmte Literatur. Beiträge des Symposions abgehalten am Goethe-Institut Kopenhagen im Herbst 1992. Hg. v. Sven-Aage Jørgensen und Pete Schepelern. o.O.: o.V. o.J, S.20-25. (Im Folgenden: Schepelern, Peter: Gewinn und Verlust.)

2 Zweig, Stefanie: Nirgendwo in Afrika. Roman. 26. Aufl. München: Wilhelm Heyne 1999. (Im Folgenden: Zweig, Stefanie: Nirgendwo in Afrika)

3 Autorin. Stefanie Zweig. In: http://www.goethe.de/af/yao/projekt/literatur/deautezw.htm [05.01.2004].

4 Gast, Wolfgang: Grundbuch. Einführung in Begriffe und Methoden der Filmanalyse. Frankfurt am Main:

Diesterweg 1993 (=Film und Literatur. Analysen, Materialien, Unterrichtsvorschläge), S.8/9. (Im Folgenden: Gast, Wolfgang: Grundbuch.)

5 Bazín, André: Für ein „unreines Kino“- Plädoyer für die Adaption. In: Literaturverfilmung. Hg. v. Wolfgang Gast. o.O.: o.V. 1993, S.32-39 (Im Folgenden: Bazín, André: Für ein „unreines Kino“.)

6 Schepelern, Peter: Gewinn und Verlust.

7 Autorin. Stefanie Zweig. In: http://www.goethe.de/af/yao/projekt/literatur/deautezw.htm [05.01.2004].

8 Tuschick, Jamal: Abendkleid statt Kühlschrank. Ohne Zuckerguss: Stefanie Zweig liest in Bad Vilbel aus ihrem Buch „Nirgendwo in Afrika“ (19.08.2003). In: http://www.lyrikwelt.de [05.01.2004].

9 Nirgendwo in Afrika. Stefanie Zweig. Romanvorlage. In: http://www.constantinfilm.medianetworx.de [05.01.2004].

10 Autorin. Stefanie Zweig. In: http://www.goethe.de/af/yao/projekt/literatur/deautezw.htm [05.01.2004].

11 Zweig, Stefanie: Nirgendwo in Afrika, Schmutztitel.

12 Nirgendwo in Afrika. Stefanie Zweig. Romanvorlage. In: http://www.constantinfilm.medianetworx.de [05.01.2004].

13 Zweig, Stefanie: Nirgendwo in Afrika, S.23.

14 Ebd. S.149.

15 Ebd. S.307.

16 Ebd. S.40.

17 Ebd. S.161.

18 Ebd. S.23.

19 Ebd. S.32.

20 Ebd. S.307.

21 Ebd. S.304-308.

22 Ebd. S.29/30.

23 Ebd. S.143.

24 Ebd. S.71/72.

25 Ebd. S.216-219.

26 Ebd. S.76-79.

27 Schepelern, Peter: Gewinn und Verlust, S.33.

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Nirgendwo in Afrika
Untertitel
Adaption-Reduktion-Transformation
Hochschule
Universitat de València  (Facultat de Filologia alemana)
Veranstaltung
Literatura alemana en el contexto interdisciplianrio
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
33
Katalognummer
V92294
ISBN (eBook)
9783640237517
Dateigröße
627 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nirgendwo, Afrika, Literatura
Arbeit zitieren
M.A. Kirstin Gouverneur (Autor:in), 2004, Nirgendwo in Afrika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92294

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