Seit Anbeginn der Filmgeschichte gegen Ende des 19. Jahrhunderts, da der Film selbst noch Zauberwerk galt, bis in die heutige Zeit der computergenerierten Bilder bevölkern Hexen und Teufel in jedweder Gestalt die Leinwände des Kinos. Neben zahlreichen fantastischen Geschichten, okkultistisch geprägten Horrorfilmen und Märchen werden auch die historischen Hexen der großen Verfolgungen zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert immer wieder filmisch verarbeitet. Manche der historischen Darstellungen widmen sich schlicht der seriösen Aufarbeitung, während andere das Gewaltpotenzial der Hexenprozesse für eine spekulative Zurschaustellung von Brutalitäten aufgreifen oder aber dem Thema einen symbolischen Stellenwert zur Übermittlung universeller Werte und Bedeutungen zusprechen. Auf Hexenprozesse wird immer wieder als Sinnbild für brutale Ungerechtigkeit oder gefährlichen Aberglauben verwiesen, als Parabel für gegenwärtige soziale und gesellschaftliche Mißstände oder für die immer wieder hervorbrechende schlechte und niederträchtige Seite der menschlichen Natur. Behandelt werden Spielfilme aus dem gesamten Zeitraum des 20. Jahrhunderts, um die Vielfalt der Erscheinungsformen historischer Hexen im Film abzudecken.
Trotz der beharrlichen filmischen Präsenz von Hexen aller Art fehlt bis jetzt jede zusammenhängende Darstellung. Selbst zu Teilbereichen der Thematik ist einschlägige Literatur nur schwer bis gar nicht zu finden. Die wenigen Aufsätze und Artikel, wie etwa Rolf Giesens Beitrag zu dem Sammelband Hexenwelten, geben indessen nur eine unzureichende Informationsquelle ab. Zudem macht die Interdisziplinarität des Themas seine Erschließung zu einem recht komplexen Unterfangen. Aufgrund dieser prekären Lage ist es beinahe unumgänglich, bei einer ersten Annäherung größtenteils deskriptiv vorzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Variationen des Hexenthemas im Historienfilm
- 1.1 Historische Stereotypen
- 2. Die Hexen, ihre Verfolger und deren Motive im Historienfilm
- 3. Die Guten und die Bösen - Gesellschaftskritik oder kathartische Projektion?
- 4. Historische Verizität – Zum Umgang mit historischen Quellen im Film
- 5. Schluß
- 6. Filmographie
- 7. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Hexen in historischen Filmen des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, die verschiedenen filmischen Interpretationen des Themas zu analysieren und deren Umgang mit historischen Quellen zu beleuchten. Die Arbeit beleuchtet die Vielfalt der filmischen Umsetzung und die unterschiedlichen Intentionen der Filmemacher.
- Typologisierung von Hexendarstellungen im Film
- Analyse der Figuren der Hexen und ihrer Verfolger
- Bewertung der Figuren in narrativer und symbolischer Hinsicht
- Der Umgang mit historischen Quellen in der filmischen Darstellung
- Die Rolle von Hexenprozessen als Metapher für gesellschaftliche Missstände
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der filmischen Darstellung von Hexen in der Frühen Neuzeit ein und begründet die Notwendigkeit einer zusammenhängenden Analyse angesichts der bisherigen Forschungslücke. Sie skizziert die Vielfalt der filmischen Interpretationen – von seriösen Aufarbeitungen bis hin zu spekulativen, brutalen Darstellungen – und beschreibt den Aufbau der Arbeit in vier Kapitel, die eine typologische Einordnung, eine deskriptive Erfassung der Figuren und Motive, eine Bewertung der Figuren und schließlich den Umgang mit historischen Quellen im Film umfassen.
1. Variationen des Hexenthemas im Historienfilm: Dieses Kapitel unterteilt die filmischen Darstellungen von Hexen in drei Haupttypen: allgemeine oder stereotype Darstellungen, Historienfilme basierend auf authentischem Material (inkl. Jeanne d'Arc-Filme), und spekulative "Hexenjägerfilme" mit Fokus auf Gewalt und Brutalität. Es wird die Komplexität der filmischen Interpretationen und die verschiedenen Intentionen hinter den Darstellungen hervorgehoben, die von seriöser Aufarbeitung bis hin zu spekulativen und oft frauenfeindlichen Fantasien reichen.
1.1 Historische Stereotypen: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf exemplarische Filme, beginnend mit Benjamin Christensens "Häxan" (1919-21). Die Analyse beleuchtet die Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm, den dreiteiligen Aufbau und den Umgang des Films mit dem Thema Aberglaube und Hexenverfolgung. Der Abschnitt vergleicht anschließend die verschiedenen Verfilmungen von Victor Hugos "Der Glöckner von Notre-Dame", insbesondere die amerikanische und französische Version, und analysiert deren unterschiedliche Interpretationen des Aberglaubens und dessen Folgen, sowie die Darstellung der Zigeunerin Esmeralda als Opfer von Unrecht und Aberglaube.
Schlüsselwörter
Hexen, Frühe Neuzeit, Historienfilm, Hexenprozesse, Aberglaube, Gesellschaftskritik, historische Verizität, Filmanalyse, Genre, Stereotypen, Jeanne d'Arc, Folter, Symbolismus, Victor Hugo, Der Glöckner von Notre-Dame.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument "Variationen des Hexenthemas im Historienfilm"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Hexen in historischen Filmen des 20. Jahrhunderts. Sie untersucht verschiedene filmische Interpretationen des Themas und deren Umgang mit historischen Quellen.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Typologisierung von Hexendarstellungen, die Analyse der Figuren der Hexen und ihrer Verfolger, die Bewertung der Figuren in narrativer und symbolischer Hinsicht, den Umgang mit historischen Quellen in der filmischen Darstellung und die Rolle von Hexenprozessen als Metapher für gesellschaftliche Missstände.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Variationen des Hexenthemas im Historienfilm (inkl. Unterkapitel zu historischen Stereotypen), Die Hexen, ihre Verfolger und deren Motive im Historienfilm, Die Guten und die Bösen - Gesellschaftskritik oder kathartische Projektion?, Historische Verizität – Zum Umgang mit historischen Quellen im Film, Schluss, Filmographie und Literatur.
Wie werden die filmischen Darstellungen von Hexen typologisiert?
Die Arbeit unterteilt die filmischen Darstellungen von Hexen in drei Haupttypen: allgemeine oder stereotype Darstellungen, Historienfilme basierend auf authentischem Material (inkl. Jeanne d'Arc-Filme) und spekulative "Hexenjägerfilme" mit Fokus auf Gewalt und Brutalität.
Welche Filme werden exemplarisch analysiert?
Exemplarisch werden unter anderem Benjamin Christensens "Häxan" (1919-21) und verschiedene Verfilmungen von Victor Hugos "Der Glöckner von Notre-Dame" analysiert.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die verschiedenen filmischen Interpretationen des Hexenthemas zu analysieren und deren Umgang mit historischen Quellen zu beleuchten. Es soll die Vielfalt der filmischen Umsetzung und die unterschiedlichen Intentionen der Filmemacher aufgezeigt werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Hexen, Frühe Neuzeit, Historienfilm, Hexenprozesse, Aberglaube, Gesellschaftskritik, historische Verizität, Filmanalyse, Genre, Stereotypen, Jeanne d'Arc, Folter, Symbolismus, Victor Hugo, Der Glöckner von Notre-Dame.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Einleitung begründet die Notwendigkeit einer zusammenhängenden Analyse angesichts einer bisherigen Forschungslücke bezüglich der filmischen Darstellung von Hexen in der Frühen Neuzeit.
Wie wird mit historischen Quellen im Film umgegangen?
Ein Kapitel der Arbeit widmet sich explizit dem Umgang mit historischen Quellen in der filmischen Darstellung von Hexen und deren Prozessen. Die Arbeit untersucht die Bandbreite von seriösen Aufarbeitungen bis hin zu spekulativen und oft frauenfeindlichen Fantasien.
- Quote paper
- Anna Purath (Author), 2002, Hexen der Frühen Neuzeit im Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9233