Intermedialität und Sprachwechsel: das Übersetzen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

27 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zu den Begriffen
2.1. Versetzungsformen
2.2. Übersetzung
2.3. Intertextualität
2.4. Intermedialität
2.4.1. Medium aus semiotischer Sicht
2.4.2. Medium aus linguistischer Sicht
2.4.3. Intermedialität

3. Übersetzung und Kommunikation

4. Übersetzung und Intertextualität
4.1. Äquivalenz
4.2. Invarianz

5. Übersetzung und Pragmatik

6. Übersetzung und Intermedialität
6.1. Umsetzung in andere Medien
6.1.1. Inszenierung
6.1.2. Verfilmung
6.1.3. Musik
6.1.4. Bildende Kunst
6.2. Versetzung durch verschiedene Medien
6.2.1. Verlagsbuchhandel
6.1.2.1. Prosa
6.1.2.2. Poetik
6.2.2. Presse
6.2.3. Radio
6.2.4. Computer

7. Zusammenfassung

1. Einleitung

Diese Arbeit untersucht die intertextuelle Beziehungen zwischen dem Original und dem übersetzten Text, die aber in Verbindung mit dem Begriff ‚Medium‘ stehen. Ist der Zieltext eine bloße Reproduktion? Wann kann man von Intertextualität sprechen? Also muss man die Begriffe der Äquivalenz und Invarianz einführen, die Voraussetzungen der Intertextualität sind.

Aber zuerst ist es notwendig einige grundsätzlichen Begriffe zu erklären, um ihre Beziehungen zueinander später verstehen zu können. Dann werden die Kommunikation, die die Basis einer Übersetzung bildet, und ihre Beziehung zu der Pragmatik in Betracht gezogen. Indem man die Medien als materielle Mittel betrachtet, werden die Umsetzung in andere Medien und durch verschiedene Medien differenziert und Beispiele für ein besseres Verständnis eingeführt.

Das verwendete Material wurde zum großen Teil Büchern entnommen, aber eine Recherche im Internet wird den letzten Teil der Arbeit ergänzen.

Die Zitate werden durch das Autor-Jahr-System gekennzeichnet und, wenn man sich auf die vorige Quelle bezieht, wird nur die Seitenzahl angezeigt.

2. Zu den Begriffen

Man fängt mit der Unterscheidung der Versetzungsformen an, die notwendig für das Verständnis der Übersetzung und der Intermedialität sind. Dann werden nicht nur der Begriff der Übersetzung, sondern auch die Begriffe der Intertextualität und des Mediums geliefert, um die Intermedialität zu erläutern.

2.1. Versetzungsformen

Broich deutet die Methode der Übersetzung mit dem Begriff der Versetzung an, indem er zwischen drei Versetzungsformen unterscheidet:

1. Sprachwechsel: die Versetzung eines Textes in eine andere Sprache, die auch die Übertragung historischer Stufen oder Mundarten umfasst.
2. Gattungswechsel: die Versetzung eines Textes in eine andere Gattung.
3. Medienwechsel/Intermedialität: die Versetzung eines Textes in ein anderes Medium.

(Broich 1985: 135-136).

2.2. Übersetzung

- „Transponierung eines (in der Regel) ganzen Textes in ein anderes Zeichensystem beziehungsweise einen anderen Kode“ (Broich 1985: 135).
- „Vorgang (sowie Ergebnis) der Übertragung eines Textes aus einer Ausgangssprache in eine Zielsprache“ (Bußmann 1990: 182).
- „Zielsprachliche Reproduktion einer ausgangsprachlichen Nachricht“ (Nida 1981: 144).

2.3. Intertextualität

Es handelt sich um die Wechselbeziehungen zwischen Texten; jeder Text kann als Reaktion auf vorausgegangene Texte gesehen werden. Nach Kristeva ist „der Begriff der Intertextualität nur auf Relationen zwischen einzelnen Texten, d.h. zwischen parole-Akten, die von demjenigen zwischen System und Aktualisierung zu unterscheiden“ (Pfister 1985: 17). Nach Klöpfer bedeute

„die Intertextualität eine spezifische und engere Form des syntaktischen Bezugs im Ko- und Kontext, sei es nun explizit, wie bei Zitat, Anspielung, Stilisierung oder Parodie, sei es eher implizit, wie bei den vielen eine Vorlage variierenden vearbeitenden oder verbrauchenden Verfahren, die die Literaturgeschichte kennt“ (Pfister 1985: 18).

Die folgenden fünf Kriterien müssen in Betracht gezogen werden, um den Intensitätsgrad der Intertextualität zu bestimmen:

1. Referentialität: ein anderer Text wird thematisiert und nur ein Wort oder eine Struktur wird verwendet oder verweist darauf.
2. Kommunikativität: durch die Intentionalität und die Markierung werden sich der Autor und der Rezipient des intertextuellen Bezuges bewusst.
3. Autoreflexivität: die Voraussetzungen der Intertextualität werden markiert und thematisiert, außerdem werden ihre Leistungen problematisiert.
4. Strukturalität: der Prätext wird syntagmatisch in den Text integriert, deshalb beeinflusst er seine Struktur.
5. Selektivität: die Elemente des Prätextes werden ausgewählt.
6. Dialogizität: der Text steht in semantischer und ideologischer Spannung zum Prätext.

(Pfister 1985: 26-30).

Die Übersetzung besitzt einen höheren Grad der Strukturalität und der Dialogizität, denn der ZS-Text muss strukturell und inhaltlich den AS-Text entsprechen.

2.4. Intermedialität

Eine Klassifikation der Medien kann vorgenommen werden, indem man das Medium aus semiotischer oder aus lingustischer Sicht betrachtet. Dadurch wird erklärt, was man unter Intermedialität versteht.

2.4.1. Medium aus semiotischer Sicht – nach Nöth

- ‚Medium‘ im weiteren Sinn: materielles Mittel
- ‚Medium‘ im tieferen Sinn (semiotische): Zeichen[1]
- ‚Medium‘ im engeren Sinn: technische Kommunikationsmittel.

2.4.2. Medium aus linguistischer Sicht – nach Habscheid

im weiteren Sinn – meist synonym zu Mittel/Mittler gebraucht.

Zwei verschiedene Relationen:

1. X ist Medium/Mittel zu Y (Mittel-Zweck-Relation)
2. X ist Medium/Mittleres zwischen A und B (Vermittlungs-, Medialitätsrelation).

2.4.3. Intermedialität

- „Intertextualität zwischen Texten in verschiedenen Medien“ (Zander 1985: 179).
- „Versetzung eines sprachlich manifestierten Textes in das Zeichensystem eines anderen Mediums und der entsprechende Rückverweis des so konstituierten Posttextes auf den Prätext ist eine der gängigsten Formen eines intertexuellen Bezugs“ (180)

3. Übersetzung und Kommunikation

Da die Übersetzung eine Form der Kommunikation ist, ist es zuerst notwendig zu klären, was man unter Kommunikation im weiteren Sinne versteht, denn nach Kade ist:

„aus kommunikationswissenschaftliche Sicht die Translation ein Spezifikum der menschlichen Kommunikation mit sprachlichen Mitteln, deren Besonderheit die Benutzung zweier Sprachen innerhalb eines Kommunikationsaktes bildet […] Wir verstehen unter Translation im weiteren Sinn jenen in einem zweisprachigen Kommunikationsakt eingabettaten Prozeß, der mit der Aufnahme eines AS-Textes beginnt und mit der Realisierung eines ZS-Textes endet“ (Kade 1986: 3).

Unter AS-Text versteht man den Originaltext, der in einer gegebenen Sprache L1 geschrieben ist, und unter ZS-Text das Translat, das in einer gegebenen Sprache L2 geschrieben ist. Die Sprache wird deshalb als ein Zeichensystem bezeichnet und sie fungiert als Medium, das einen Kodierungwechsel AS - ZS durchführt. Wenn man von Kommunikation spricht, sollen zwei Figuren identifiziert werden: der Sender (S) und der Empfänger (E). Normalerweise verwenden sie einen identischen Kode, um einen Inhalt[2] zu übertragen, der eine bestimmte Intention des Senders und einen bestimmten Effekt auf dem Empfänger enthält. In der zweisprachigen Kommunikation verwenden die Partner einen verschiedenen Kode und benötigen eine Umwandlung eines L1-Textes in einen L2-Text (Translation), um sich zu verstehen. Die Figur des Translators (T) fungiert also sowohl als Empfänger gegenüber S, als auch als Sender gegenüber E. Auch wenn die Transformationstechniken für die meisten Sprachbenutzer intuitiv verständlich sind, muss der Translator einem bestimmten Prozeß folgen:

I. Dekodierung des L1-Textes
II. Kodierungswechsel (Setzung von L1-Zeichen für L2-Zeichen)
III. Realisierung des L2 –Textes (Umstrukturierung).

Die zweisprachige Kommunikation stützt sich auf die folgenden Größen:

1. Sprachliche Zeichensysteme als Kode: die Zeichensystem stützen sich auf Konventionen, deshalb besitzen sie Stabilität.
2. Objektive Wirklichkeit: das Abbild[3] der Wirklichkeit wird subjektiv betrachtet, also haben subjektive und soziale Faktoren einen sehr starken Einfluss.
3. Kommunikationspartner als Zeichenbenutzter: da die Zeichen eine pragmatische Bedeutung haben, muss die Translation auch eine semiotische Bedeutung übertragen.[4]

Wenn eine Übersetzung durch mehrere Sprache erfolgt, spricht man von multilingualer Translation. Sie wird mit Hilfe einer Mittlersprache durchgeführt, und zwar wie folgt:

L M ist also Zielsprache auf die AS und Ausgangsprache auf die ZS. Die Mittlersprache darf zwischen Einheiten der natürlichen Sprachen und denen der Mittlersprache in der Richtung LM LN niemals Neutralisation und in der Richtung LN LM niemals Diversifikation erzeugen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Übersetzung und Intertextualität

Wenn der Übersetzer einen Text in ein anderes Zeichensystem übertragen muss, nimmt er daran Änderungen vor, die notwendig sind (obligatorische Änderungen) und die eine Reproduktion des Prätextes darstellen. Sie hängen von dem Zusammenhang zwischen den Zeichensystemen des Textes und des Prätextes ab und sie verändern die Bedeutung des Prätextes kaum. Da die Übersetzung ein auktorialer Akt ist, nimmt der Autor aber normalerweise auch fakultative Änderungen vor, die von seiner Intention abhängig sind und die einen innovativen Text ins Leben rufen (Broich 1985 : 136). Diese Art von Text ist ein Forschungsobjekt der Intertextualität und nur in diesem Fall können wir von Intertextualität sprechen. Nur wenn „die Übertragung nicht nur unter dem Gesetzt der Wiederholung, sondern auch der Abänderung des Wiederholten“ steht, können wir behaupten, dass „Übersetzung eine denkbar althergebrachte und zugleich höchst spezifische Art des Bezugs auf Fremdtexte, eine exemplarische, im konkreten Textvergleich optimal analysierbare Ausprägung von Intertextualität“ ist (Koppenfels 1985: 138). Außerdem soll man sich nicht nur mit dem Sprachsystem, sondern auch mit dem Einzeltext beschäftigen, der zwischen national- und individualsprachliche Eigenheit, langue und parole[5] unterscheidet. Deshalb könnte man sagen, dass der Einzeltext eine „sprach-bewusste Selektion und Konkretisierung der langue“ ist (143).

4.1. Äquivalenz

Da Änderungen für die Translation im Kontext von Intertextualität eine zentrale Rolle spielen, ist der Begriff der Äquivalenz entscheidend. In weiterem Sinn kann sie nur erreicht werden, wenn die Intention des Senders und der Effekt des Empfängers übereinstimmen (Informative Äquivalenz). Manchmal kann aber der Inhalt, der vom Sender vermittelt wird, einen Effekt auf den Empfänger ausüben, der nicht mit seiner Intention übereinstimmt, sondern der aus individuellen Assoziationen oder geographisch lokalisierten Informationen besteht.

Unter Äquivalenzrelation versteht man also die Relation zwischen ZS-Text und AS-Text. Wenn die Bindung an den AS-Text nur eine Wort-für-Wort Übersetzung wäre, könnte sie unverständlich werden. Aber man muss auch vermeiden, die Bindung nur von der Seite des Empfängers aus zu betrachten, denn sie könnte sich zu sehr von dem Original entfernen. Jeder Übersetzer entscheidet selbst, wie er semantisch, stilistisch und ästhetisch einen Text vermittelt, deshalb wird oft von dem Übersetzer als kreativ gesprochen und wir können sagen, dass die Äquivalenz potentiell ist (sie steht in Zusammenhang mit der Fähigkeit des Autors). Seine Entscheidungen sind intuitiv, denn es geht nicht um Normen, sondern der Übersetzer entscheidet nach dem, was er für adäquet hält. Zwischen den Bedeutungen zweier Sprachen existiert keine direkte Verbindung, sondern der Übersetzer fungiert als Medium für ihre Übertragung. Man muss auch anmerken, dass die Bedeutungen nicht zum mitgeteilen Inhalt des Textes gehören, sondern Instrumente zur Mitteilung des Textes sind.

Wenn der Translator sich mit dem Umkodierungsprozeß (Enkodierung) beschäfigt, muss er auf die Strukturen der einzelnen Empfängersprachen achten. Er muss sowohl eine formale Dimension, als auch eine funktionale oder dynamische Dimension berücksichtigen, wobei die Rolle des Empfängers entscheidend ist. Eine Übersetzung wird nämlich als erfolgreich betrachtet, wenn sie den gewünschten Effekt beim Empfänger erzielt. Durch die Enkodierung versucht der Übersetzer die Bedeutungen der Zielsprache zu finden, die das Gleiche bezeichnen können (nomasiologische Phase, Coseriu 1981: 24-47).

Im engeren Sinn, unterscheidet man inhaltliche, textuelle, stilistische, expressive, formale, dynamische, funktionelle, kommunikative, pragmatische, effektive Äquivalenz. Da es in der Praxis nicht möglich ist, Inhalt, Stil oder Wirkung zu isolieren, kann man nur von Approximationen sprechen. In Bezug auf die Qualität der Beziehung, können fünf Kriterien bestimmt werden:

1. Denotative Äquivalenz, die in Verbindung mit dem außersprachlichen Sachverhalt steht.

Hier spricht die Lexik (Wörter und Syntagmen einer Sprache) eine zentrale Rolle, denn die Sprache muss produktiv sein, um den kommunikativen Inhalt zu vermitteln.

2. Konnotative Äquivalenz , d.h. die Art der Verbalisierung, die sich durch die Auswahl zwischen unterschiedlichen Synonymen verwirklicht.
3. Textnormative Aquivalenz , d.h. die Text- und Sprachnormen, die typisch für eine bestimmte Art von Text sind. Deshalb wird der Textaufbau auch von den Normen beeinflusst.
4. Pragmatische Äquivalenz , die mit dem Empfänger, an den der Text gerichtet ist, verbunden wird. Die Bedingungen der bestimmten Empfängergruppen werden analysiert, um die Verfahren der pragmatischen Äquivalenz festzustellen.
5. Formal-ästhetische Äquivalenz , d.h. ästhetische Eigenschaften des AS-Textes. Analogien der Gestaltung werden gesucht, deshalb Reim, Versformen, Rhythmus, besondere stilistische Ausdrucksformen in Syntax und Lexik, Sprachspiel, Metaphorik werden analysiert (Koller 1992: 216).

In Verbindung mit der denotativen Äquival

[...]


[1] Das Zeichen liegt zugrunde der Kommunikation, denn es ermöglicht die Übertragung einer Information. Es ist etwas, was für etwas anderes steht, und es wird gebraucht, dieses etwas anderes zu übertragen.

[2] Informationsgehalt: der kommunikative Wert einer sprachlichen Außerung.

[3] Abstraktion der Sprachbenutzer von der Prozeßheften in objektiven Zusammenhängen der Realität

[4] die Beziehungen zu der Wirklichkeit sind nicht natürlich, sondern an Konventionen gebunden (arbiträr). Deshalb hat man mit drei Entitäten zu tun, die das sogenannte semiotische Dreieck bilden, wo man Bedeutung (einzelsprachlich gegeben Inhalt), Signifikant (Bezeichnung) und Referent findet. Die Bezeichnung bezieht sich auf die außersprachliche ‚Sache‘ und ist nur über sprachliche Bedeutung erreichbar. Die Beziehung zwischen Signifikant und Bedeutung und zwischen Zeichen und Referent ist arbuträr, denn sie sind durch keinen natürlichen Grund verbunden, sondern sie sind arbiträr assoziiert.

[5] Das oppositive Paar langue und parole (Ferdinand de Saussure) kann auch als Opposition zwischen System und Gebrauch (Louis Hjelmslev, Eugenio Coseriu) bezeichnet werden. Unter langue versteht man die Gesamtheit der materiellen Kenntnisse, d.h. die internalisierten Regeln des sprachlichen Kodes. Unter parole versteht man den individuellen sprachlichen Akt, d.h. die konkrete Realisierung einer mündlichen Nachricht auf einer bestimmten Sprache.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Intermedialität und Sprachwechsel: das Übersetzen
Hochschule
Universität Leipzig  (FB Germanistik)
Veranstaltung
HS: Intertextualität / Intermedialität
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V9241
ISBN (eBook)
9783638160001
Dateigröße
717 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Intermedialität, Sprachwechsel, Intertextualität, Intermedialität
Arbeit zitieren
Paola Bertolino (Autor:in), 2002, Intermedialität und Sprachwechsel: das Übersetzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9241

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