Einsatz von Derivaten bei mittelständischen Unternehmen. Status quo und Ausblick


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen
2.1 Mittelstand
2.2 Risiko
2.3 Derivat

3 Derivate im Mittelstand
3.1 Status Quo
3.2 Risikomanagement und Treasury im Mittelstand
3.3 Regulierung und Banken als Partner
3.4 Zukünftige Entwicklung

4 Praxisfall

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Risikomanagement

Abbildung 2 Derivatenutzung nach Unternehmensgröße

Abbildung 3 Abgesicherte Risiken

Abbildung 4 Zinsswap

Abbildung 5 Zinscap

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die moderne Welt des Wirtschaftens wird immer mehr von Volatilität (volatility) und Unsicherheit (uncertainty) geprägt. In Verbindung mit Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity) ist das Akronym VUCA längst etabliert. Nur durch die Akzeptanz dieser Merkmale und das Eingehen von Wagnissen wird unternehmerischer Gewinn möglich. Gleichwohl gilt es, eingegangene Risiken aktiv zu managen und flexibel auf erwartete Veränderungen im Unternehmensumfeld zu reagieren.

Dies gilt für alle Unternehmen; unabhängig von Branche, Größe oder Gewinnlage. Folglich ist auch die große Anzahl an Mittelständlern in Deutschland dazu angehalten. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU's) machten im Jahr 2017 rund 99,5 % aller deutschen Unternehmen aus und überwogen damit die omnipräsenten Großkonzerne deutlich (vgl. IfM Bonn: Mittelstand im Überblick 2020). Eben diese Unternehmen sind auch von Marktveränderungen wie beispielsweise der Finanzkrise 2008 getroffen worden. Gegenwärtig zeichnet sich eine neue Herausforderung in der Wirtschaft ab: Die zu Beginn des Jahres 2020 weltweit grassierende Corona-Pandemie. Neben gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Veränderungen sind ungeahnte Preisverfälle an Aktien-, Zins- und Rohstoffmärkten zu beobachten.

Das hat erheblichen Einfluss auf Wirtschaftsunternehmen und Risikomanagement ist gefordert. Absicherung von Liquidität, Zinsen, Währungen und Rohstoffen haben Priorität, um den Betrieb im wahrsten Sinne des Wortes am Laufen zu halten. Der professionelle Umgang damit zählt mitunter zu den Aufgaben der Abteilung Treasury und ist wichtiger denn je.

Durch klassische Ansätze wie Risikoanalyse, Diversifikation und Vorsorge kann ein entscheidender Beitrag zur Unternehmensstabilität geleistet werden. Daneben wird der Risikotransfer durch Instrumente zur Absicherung (sog. Hedging) immer wichtiger. An dieser Stelle können Derivate eine zentrale Position einnehmen. Banken, Versicherungen und Großunternehmen nutzen diese Instrumente seit Jahren, aber der Einsatz erfolgt zunehmend auch im Mittelstand (vgl. Hilse et al. 2010, S. 177).

Aus diesem Grund wird im Folgenden auf die Frage eingegangen: Welchen Stellenwert haben Derivate im Finanz-Risikomanagement von mittelständischen Unternehmen heute und in der Zukunft?

Um diese Frage zu beantworten, wird im Anschluss an die Grundlagen in Bezug auf Mittelstand, den Risikobegriff und Derivate, auf den Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten im Mittelstand detailliert eingegangen. Dabei werden insbesondere der Status Quo und die zukünftige Entwicklung beleuchtet und Einblicke in das Risikomanagement von mittelständischen Unternehmen gegeben. Ehe ein Fazit zu der Fragestellung gezogen wird, veranschaulicht ein Praxisbeispiel die Anwendbarkeit von Derivaten im Mittelstand.

2 Grundlagen

2.1 Mittelstand

„Mittelständische Unternehmen sind der Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft“, schreibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2020). Deutschland ist bekannt für seinen Mittelstand und dieser genießt auch international hohes Ansehen. Um den Stellenwert von Derivaten im Mittelstand beurteilen zu können, muss einleitend ein Blick auf „den deutschen Mittelstand“ geworfen werden.

Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn zählte 2017 3,47 Millionen Unternehmen zu den KMU’s - eben jene 99,5 % aller deutschen Unternehmen. Weiter waren mit rund 17,49 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten fast 60 % aller Arbeitnehmer dort angestellt und über 80 % aller Auszubildenden fanden dort einen Ausbildungsplatz (vgl. IfM Bonn: Mittelstand im Überblick 2020). Allein diese Zahlen verdeutlichen die Wichtigkeit des Wirtschaftszweigs.

Allerdings wird hier schon die Problematik der nicht immer trennscharfen Unterscheidung von Mittelstand und KMU in der Literatur deutlich. Die Angabe von 99,5 % ist aufgrund der Nähe zur Gesamtheit aller Unternehmen nur bedingt aussagekräftig. Dies liegt daran, dass die Klassifizierung als KMU auf Basis rein quantitativer Kriterien wie Zahl der Beschäftigten und Umsatz erfolgt (vgl. IfM Bonn: KMU-Definition des IfM Bonn 2020). Die Maßgabe der EU-Kommission, welche unter anderem für die Vergabe von Fördergeldern von Bedeutung ist, zieht noch andere Kriterien heran1.

Demgegenüber berücksichtigt die Mittelstands-Definition neben quantitativen auch qualitative Merkmale, insbesondere die „Einheit von Eigentum und Leitung“ (IfM Bonn: Mittelstandsdefinition des IfM Bonn 2020).

Die Begriffe Mittelstand und KMU sind demnach streng formal keine Synonyme. Allerdings schätzt das IfM Bonn die zahlenmäßige und volkswirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands auf Grundlage der vorhandenen Daten der KMU’s ab. Die Mehrzahl der KMU’s erfüllt die Kriterien des Mittelstandsbegriffs (vgl. IfM Bonn: Definitionen 2020).

Auf dieser Grundlage und durch die unklare Unterscheidung der vorherrschenden Literatur, wird die Bedeutung von Derivaten im Mittelstand auch unter Zuhilfenahme von Angaben kleiner und mittlerer Unternehmen betrachtet. Zudem dürften Unternehmen unabhängig von ihrer formalen Zuordnung denselben Veränderungen von Marktpreisen ausgesetzt sein und ähnlich darauf reagieren und werden daher im Folgenden gemeinsam betrachtet.

2.2 Risiko

Nicht einkalkulierte Veränderungen von Marktpreisen stellen für ein Unternehmen ein potenzielles Risiko dar. Dies gilt unabhängig von der näheren Spezifikation des Risikos. Für den Fall, dass ein Unternehmen mehr Geld für etwas aufbringen muss als geplant, wird der Unternehmenserfolg (Perfomance) negativ beeinflusst und die Liquidität aufgrund zahlungswirksamer Mehraufwände geschmälert. Demgegenüber steht die Chance, dass sich Preise zugunsten des Unternehmens verändern (vgl. Guserl und Pernsteiner 2015b, S. 425).

Wirtschaftsunternehmen sind diversen Risiken ausgesetzt, die es im Rahmen des Risikomanagements zu erkennen und entgegenzuwirken gilt. Einige Risiken wie z. B. Schäden an der Produktionsstätte lassen sich unkompliziert versichern. Ebenso können beispielsweise Risiken in der IT-Organisation weitgehend eingegrenzt werden und sollen daher nicht weiter berücksichtigt werden. Deutlich schwieriger wird es bei Risiken, die von Entwicklungen auf freien Märkten abhängen. Eine hohe Volatilität macht Marktpreise zum Teil wenig vorhersehbar und erschwert damit die Planbarkeit, Kalkulation und letztlich eine adäquate Vorsorge.

Laut Fischer (2014, S. 122) wird „unter Marktpreisrisiko, auch Marktpreisänderungsrisiko bzw. Marktrisiko [...] das Risiko finanzieller Verluste auf Grund der Änderung von Marktpreisen, etwa von Rohstoffen, verstanden.“ Im Wesentlichen sind neben Rohstoffen noch Zinsen und Währungen vom Marktpreisrisiko betroffen.

Ein Einzelrisiko (risk exposure) beschreibt nach Guserl und Pernsteiner (2015 b, 425 f.) eine „aktuelle, quantitative und/oder qualitative Evaluierung einer konkreten Risikoart (bzw. Risikokategorie) zu einem bestimmten Zeitpunkt.“ Ein Einzelrisiko kann zum Beispiel aus einem konkreten Exportgeschäft mit einem Währungsrisiko resultieren. Die Summe aller Einzelrisiken bildet die Risikogesamtposition (Risiko-Mix) zu einem bestimmten Zeitpunkt. Um Risiko bestimmbarer zu machen, hat sich in der Praxis der Value-at-Risk-Ansatz (VaR) bewährt (vgl. Guserl und Pernsteiner 2015a, S. 467).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Risiko management:

Maßnahmen zur planmäßigen und zielgerechten Analyse, Beeinflussung (Steuerung) und Kontrolle der Risikoposition Im nebenstehenden Schaubild der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) sind die Maßnahmen zur Verringerung der Risikoposition veranschaulicht. Im Folgenden geht es insbesondere um die dritte Maßnahme „Abwälzung und Übertragung“ von Risiken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Risikomanagement (Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) 2009, S. 62)

2.3 Derivat

Der Begriff Derivat (lat.: derivare, ableiten) beschreibt ein abgeleitetes Finanzinstrument. Abgeleitet bedeutet dabei nicht mehr als dass das Produkt von einem Basiswert, dem sog. Underlying, abhängt. Der Preis des Derivats orientiert sich stets an der Referenzgröße.

Derivate können nach verschiedenen Kriterien gegliedert werden, beispielsweise nach dem Erfüllungszeitpunkt, der Art des Basiswerts, dem Ausübungsrecht bzw. der Ausübungspflicht in der Zukunft, dem Handelsplatz oder der Komplexität2. Beim Einsatz eines Derivats wird im Kern eines dieser Ziele verfolgt: Hedging, Spekulation und Arbitrage (vgl. Fischer 2014, S. 120). Von besonderer Bedeutung für die Realwirtschaft ist das Hedging, also die Risikoabsicherung in Form einer „vollständige[n] bzw. teilweise[n] Eliminierung des Marktrisikos einer offenen Position durch entsprechende Gegenpositionen am Terminmarkt.“ (Fischer 2014, S. 120)

Insbesondere das Motiv der Spekulation ist im Rahmen der Finanzkrise 2008 heftig diskutiert worden, bietet allerdings keinerlei Nutzen für die Realwirtschaft und wird daher ebenso wie Arbitrage nicht weiterverfolgt. Ganz im Gegensatz dazu kann ein sinnvoll eingesetztes Derivat mit einer Versicherung verglichen werden und dient dazu, Geschäftsrisiken zu mindern. Der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) schreibt dazu: „Wenn sich Unternehmen über Derivate gegenüber Währungs-, Zins- und Rohstoffpreisrisiken abschirmen, wird dadurch ihre Kreditwürdigkeit erhöht, was die Bankbilanzen verbessert und so die Risiken für die Finanzstabilität verringert.“ (BDI 2020b)

Die Produktpalette kennt im Handel mit Derivaten nahezu keine Grenzen und bietet diverse Ausgestaltungen hinsichtlich Anwendbarkeit, Volumen und Kostenstruktur. Auf einige der für den Mittelstand relevanten Derivate, wie etwa Swaps, Caps oder Forwards wird im nachfolgenden Kapitel und im Praxisbeispiel näher eingegangen.

3 Derivate im Mittelstand

3.1 Status Quo

Derivate zur Risikoabsicherung kommen in fast allen großen Unternehmen zum Einsatz. Diese Unternehmen sind in der globalisierten Welt in immer mehr Ländern mit verschiedenen Währungen aktiv, müssen sich zum Teil mit viel Kapital fremdfinanzieren und allen voran müssen die Industriekonzerne täglich neue Rohstoffe beschaffen. Daraus resultieren die in Kapitel 2.2 angesprochenen Risiken. Aus einer Umfrage des Deutschen Aktieninstituts (DAI) und des Verbands Deutscher Treasurer (VDT) geht hervor, dass 95 % der Großunternehmen mit über 100 Mio. Euro Umsatz Derivate zur Verminderung dieser Risiken nutzen (s. Abb. 2). Bei mittelständischen Unternehmen kommen Derivate in weitaus weniger, aber dennoch in vielen Fällen, zum Einsatz. Fast 45 % der Mittelständler nutzen der Umfrage zur Folge derivative Finanzinstrumente (vgl. Fey 2012, S. 1).

Zinsrisiken bei der Finanzierung und Währungsrisiken bei Exportgeschäften werden im Mittelstand am häufigsten abgesichert. Währungsrisiken können auch bei einer Produktion im Ausland oder bei importierten Produkten entstehen, wenn sich Einkaufs- oder Herstellungspreise aufgrund von Wechselkursschwankungen verändern. Dieses Risiko wird jedoch, wie aus Abb. 3 hervorgeht, weniger häufig mit Derivaten abgesichert, während bei Rohstoffrisiken in mittelständischen Unternehmen nur selten Derivate zum Einsatz kommen (vgl. Fey 2012, S. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Derivatenutzung nach Unternehmensgröße (Fey 2012, S. 1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Abgesicherte Risiken (Fey 2012, S. 2)

Die häufige Absicherung gegen Zins- und Währungsrisiken deutet auf eine erhöhte Bedeutsamkeit dieser beiden Risikoarten hin. Zinsrisiken hängen beispielsweise mit der Finanzierung über Bankkredite zusammen. Im Mittelstand spielen insbesondere Förderkredite eine entscheidende Rolle, da mit Hilfe dieser Kredite ca. 25 % der Investitionen finanziert werden. Mittelständler wählen häufig eine Zinsbindung über die gesamte Laufzeit, welche sie wiederum gerne an die Laufzeiten einer Investition anpassen. 2018 hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die maximale Zinsbindung von 20 Jahre Derivate im Mittelstand auf zehn Jahre verkürzt. Somit entsteht nach Ende der Zinsbindungsphase ein Zinsänderungsrisiko. Gegen dieses Risiko sichern sich einige geförderte Unternehmen ab, um eine bessere Planung und Kalkulation zu ermöglichen (vgl. Schöning und Dietz 2019, S. 252).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Zinsswap (Schöning und Dietz 2019, S. 255)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Zinscap (Schöning und Dietz 2019, S. 256)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das gängigste Derivat zur Absicherung von Zinsrisiken ist der Zinsswap. Der Markt für Zinsswaps ist leicht zugänglich und somit auch für den Mittelstand relevant (vgl. Fischer 2014, S. 122). Ein Zinsswap ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien, die sich auf den Tausch von zukünftigen Zinszahlungen einigen. Während der Käufer bei einem sog. Payer Swap einen festen Swapsatz an den Verkäufer zahlt, erhält er von diesem einen variablen Zinssatz zurück. Der Käufer zahlt somit nur noch einen festen Zinssatz und hat den variablen Zins, der von der Entwicklung des Zinsniveaus abhängig ist, an den Verkäufer übertragen (s. Abb. 4). Ein weiteres Instrument zur Zinsabsicherung ist der Zinscap. Bei diesem Derivat wird, wie in Abb. 5 dargestellt, eine Prämie gezahlt, um sich eine Zinsobergrenze zu sichern. Wird diese Zinsobergrenze überschritten, erhält der Käufer eine Ausgleichszahlung vom Verkäufer, welche die Differenz zwischen dem tatsächlichen Zins und der Zinsobergrenze ausgleicht (vgl. Schöning und Dietz 2019, 255 f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ausgleichszahlung, wenn 3-M-Euribor

Das Ausmaß der Währungsrisiken hängt mit dem globalisierten Handel und insbesondere mit der deutschen Exportwirtschaft zusammen. Der Mittelstand ist laut dem BDI für etwa 20 % der Exporte in Deutschland verantwortlich. Viele Mittelständler exportieren allerdings auch in den EU-Binnenmarkt (vgl. BDI 2020a). Während bei diesen Exporten keine Wechselkursrisiken entstehen, spielen sie bei Verträgen mit Kunden außerhalb der Eurozone eine wesentliche Rolle. Bei einem stärker werdenden Euro würden Unternehmen zum Beispiel nur noch weniger Fremdwährung für ihre Verkäufe im Ausland erhalten.

Die beliebteste und einfachste Methode zur Eliminierung des Kursrisikos ist das Fakturieren in eigener Währung. Dafür ist jedoch eine gewisse Markt- und Verhandlungsmacht nötig (vgl. Ertl 2000, S. 432). Wird die Rechnung in Euro geschrieben, muss der Kunde den Euro-Betrag zahlen, unabhängig vom Wechselkurs. In diesem Fall trägt der Kunde das Kursrisiko. Wird jedoch in einer Fremdwährung, beispielsweise in US-Dollar gezahlt, werden zum Beispiel Währungs-Forwards (Devisentermingeschäfte) zur Absicherung des Risikos verwendet. Dabei wird ein Volumen, ein Devisenkurs zum Fälligkeitstag (Terminkurs) und ein Fälligkeitszeitpunkt des Geschäfts festgelegt. Am Fälligkeitstag muss das Volumen der Fremdwährung zum vereinbarten Wechselkurs von den Parteien geliefert beziehungsweise abgenommen werden. Ein Unternehmen kann sich damit einen Wechselkurs für die Zukunft sichern, wenn es im Falle der Forderungen in US-Dollar mit einem stärker werdenden Euro rechnet. Die Gegenpartei rechnet mit einem fallenden Euro und übernimmt das Kursrisiko. Diese Position können zum Beispiel Spekulanten einnehmen (vgl. Beike und Barckow 2002, 95 f.).

Die angesprochenen Produkte wie Zinsswaps oder Währungs-Forwards machen den Großteil der von Unternehmen verwendeten Derivate aus. Die Befragung des DAI und VBT ergab, dass bei 86 % der Derivate nutzenden Unternehmen diese deterministischen Geschäfte für über die Hälfte des Volumens verantwortlich sind. Nur knapp 3 % geben an, dass diese Art von Derivaten bei der Absicherung keine Rolle spielen (vgl. Fey 2012, S. 2)

Die Unternehmen müssen häufig sehr individuelle Geschäfte absichern, welche sich in der Laufzeit, im Volumen oder in sonstigen Vertragskonditionen unterscheiden. Für diese Geschäfte werden in der Regel speziell von Banken zugeschnittene Derivate verwendet, sog. OTC-Derivate (außerbörsliche Derivate). Börsengehandelte Derivate kommen dagegen nur sehr selten zum Einsatz (vgl. Fey 2012, S. 2). Solche speziell zugeschnittenen Produkte gibt es heute nicht mehr nur für große Unternehmen, sondern auch Mittelständlern können Banken mit Hilfe modernerer Technologie individuelle Derivate anbieten (vgl. Drescher 2007).

3.2 Risikomanagement und Treasury im Mittelstand

Für das finanzielle Risikomanagement eines Unternehmens ist in erster Linie das Treasury verantwortlich. Vorrangig handelt es sich dabei um bereits beschriebene Risiken aus Zahlungsströmen, Währungen oder Finanzierungen. Innerhalb des Risikomanagements ist das Treasury vor allem für das Liquiditätsmanagement und das Hedging verantwortlich (vgl. Dentz 2017). Darunter fällt insbesondere auch das Absichern mittels Derivaten.

Außerhalb von Großkonzernen übernimmt häufig der Geschäftsführer, das Controlling oder ein Buchhalter die Aufgaben. In den Großkonzernen gibt es für diese Aufgaben hingegen ein eigenes Treasury. Eine solche Abteilung bringt Spezialwissen in ein Unternehmen ein (vgl. Paulus 2017). Dadurch kann auch der Einsatz von Derivaten in einem Unternehmen durch ein Treasury eingeführt beziehungsweise ausgebaut werden.

Mit der verbesserten Transparenz und Risikosteuerung, die Derivate mitbringen, erhöhen sie auch die systemischen und personellen Anforderung und die damit verbundenen Kosten eines Unternehmens im Bereich Treasury (vgl. Leicher 2016, S. 299).

[...]


1 Für weitere Informationen s. EU-Empfehlung 2003/361

2 Für weitere Unterscheidungskriterien von Derivaten s. Hilse et al. 2010, S. 179.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Einsatz von Derivaten bei mittelständischen Unternehmen. Status quo und Ausblick
Hochschule
Hochschule Bremen
Note
1,0
Autoren
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V924387
ISBN (eBook)
9783346281814
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Derivate, Risiken, Währungsrisiken, Hedging, Mittelstand, Derivat, Treasury, Risikomanagement, Swap, Marktpreisrisiken, Zinsrisiko, Finanzmärkte
Arbeit zitieren
Tom Kastendiek (Autor:in)Benedikt Limberg (Autor:in), 2020, Einsatz von Derivaten bei mittelständischen Unternehmen. Status quo und Ausblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/924387

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