Einfluss der Verhaltensökonomie auf die Umweltökonomie. Welche Chancen und Risiken weist die Verhaltensökonomie auf?


Hausarbeit, 2020

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlage
2.1 Nachhaltigkeit
2.2 Verhaltensökonomie
2.2.1 Modelle der Verhaltensökonomie
2.2.2 Homo Oeconomicus
2.2.3 Homo Reciprocans
2.2.4 Homo Cooperativus
2.3 Prospect Theorie
2.4 Verhaltensökonomische Instrumente
2.5 Umweltpolitik
2.6 Nudge
2.7 Intention Action Gap

3 Probleme der Nachhaltigkeit
3.1 Persönliches Verhalten
3.2 Rohstoff Verbrauch
3.3 Leitbildfunktion
3.4 Länderübergreifende Probleme

4 Chancen & Risiken
4.1 Chancen
4.2 Risiken

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Durch den Zeitungsartikel „Wonach wir im Supermarkt greifen“ (Frerichs, 2019) bin ich auf die Verhaltensökonomie aufmerksam geworden und möchte mich daher mit nachfolgender Forschungsfrage befassen:

„Welche Chancen und Risiken weist die Verhaltensökonomie auf?“

Mit dieser Hausarbeit sollen Einblicke in die Verhaltensökonomik geleistet und daraus resul­tierende Dynamiken im Bereich der Umweltökonomie behandelt werden. Dazu werden theo­retische Grundlagen definiert, zukünftige Probleme und Lösungsansätze der Verhaltens- und Umweltökonomie aufgegriffen und Handlungsempfehlungen aufzeigt, sowie Chancen und Ri­siken der Verhaltensökonomie untersucht. Bisherige durch die Poltik getroffenen Maßnahmen zeigen zu selten Wirkung, daher soll überprüft werden, wie gewährleistet werden kann, dass ausgesprochene Ziele der Umweltökonomik mit verhaltensökonomischen Zielen langfristig erreicht und eingehalten werden.

2 Theoretische Grundlagen

Im Folgenden sollen theoretische Grundbegriffe der Nachhaltigkeit, Verhaltensökonomie, so­wie unterscheide Modelle der Verhaltensökonomie aufgezeigt werden.

2.1 Nachhaltigkeit

Ökologie, Ökonomie und Soziales sind die drei Eckpfeiler, zusammen bilden sie die Nachhaltigkeit. In den letzten 25 Jahren konnten sie stark an Bedeu­tung gewinnen, noch nie war es wich­tiger für nachkommende und beste­hende Generationen Regenerationsfä­higkeit von Ressourcen besser zu be­wahren und zu schützen.

Jährlich wird der Earth Overshoot Day früher erreicht, welcher rechnerisch bestimmt wann alle nachhaltig wachsenden Ressourcen verbraucht wurden. (Fernau, 2017)

Auf nationaler Ebene gibt es mehrere Probleme, welche sich auf umweltpolitischen Agenden befinden. So wird derzeit z.B. versucht nachhaltige Energiequellen mit Hilfe von Kaufprä­mien in Lebensalltage zu implementieren.

Nahrungsmittelproduktionen befinden sich im Umbruch, durch herkömmliche Nahrungsmit­telproduktionen werden viele Ressourcen verbraucht, dies soll durch die Produktion und Ver­wendung pflanzlicher Basisstoffe geändert werden.

Bevölkerungen ziehen vermehrt in Städte und Ballungszentren mehren sich, wodurch urbane Umbrüche unausweichlich sind, dies führt zu neuen Problemen, wie gesundheitlichen Beein­trächtigungen durch Feinstaubbelastungen oder Lärm.

Zusätzlich findet in der Bevölkerung eine Gentrifizierung statt, wodurch besser Verdienende vermehrt Großstädte übernehmen und schlechter Verdienende in Außenbezirke drängen.

Neben lokalen Umweltproblemen bleiben länderübergreifende Probleme, welche die kom­plette Menscheint betreffen. Vorweg der Klimawandel, welcher steigende Meeresspiegel und Temperaturen mit sich bringt.

2.2 Verhaltensökonomie

„Behavioral Economics is the combination of psychology and economics that investigates what happens in markets in which some of the agents display human limitations and compli­cations.” (Sendhil Mullainathan, 2000)

Verhaltensökonomie beschreibt das Zusammenspiel von Individuen und Gruppen, sowie dar­aus resultierendes Verhalten und getroffene Entscheidungen. Hierbei wird das Verhalten von Menschen durch Triebe und Instinkte seit Entstehung der Menschheit maßgeblich beeinflusst.

Selbstverwirklichung, Angst, Neugierde, Hass und Freude, um nur einige der Gefühle und Emotionen zu nennen, steuern Handlungen, bestimmen Verhalten, sowie Entscheidungen. (Hell, 2019, pp. 44-45)

Erstmals größere Bekanntheit erlangte die Verhaltensökonomik ab dem Jahre 1969, durch Da­niel Kahneman und Maos Tversky, welche ihre Forschung auf das Gebiet der Verhaltensöko­nomik verlegten. (Barry C. Field, 2017, p. 2)

2.2.1 Modelle der Verhaltensökonomi

2.2.2 Homo Oeconomicus

Der Begriff Homo Oeconomicus definiert das Modell ausschließlich wissenschaftlich denken­der Menschen und beschreibt das Individuum als rational und egoistisch.

Es wird vorausgesetzt, dass unbegrenzt viele Gehirnströme zur Verarbeitung der unterschied­lichsten Informationen zur Verfügung stehen.

Durch unendliche Kapazitäten entscheidet sich der Homo Oeconomicus stets richtig und ver­ursacht keine systematischen Fehler. Präferenzen verändern sich nicht und bleiben im Laufe der Jahre gleich. (Deutsche Bank Research, 2010)

Im Vergleich zu anderen Modellen der Verhaltensökonomie strebt der Homo Oeconomicus nach Nutzenmaximierung aus Konsumentensicht oder nach Gewinnmaximierung aus Produ­zentensicht.

Das Modell gilt inzwischen als nicht mehr zeitgerecht, da die meisten Menschen nicht dem Leitbild des zuvor dargestellten Modells entsprechen und handeln. Es gibt z.B. keine Erklä­rung warum Menschen Trinkgeld geben oder Spenden, ohne dafür Gegenleistungen zu erwar­ten oder einzufordern. (Lisa V. Bruttel, 2014) (Lindner, 2017)

2.2.3 Homo Reciprocans

Der Homo Reciprocans entstammt der Verhaltensökonomie, allerdings wird das geschaffene Bild des Menschen deutlich anders beschrieben, als beim Homo Oeconomicus. Der Homo Reciprocans sieht nicht vor, sich große Vorteile gegenüber anderen Menschen zu verschaffen. Das Modell sieht vor, dass positives Verhalten belohnt und negatives Verhalten bestraft wird. (Frey, 2016, p. 36 f.)

2.2.4 Homo Cooperativus

Das Modell beschreibt ausschließlich eigennutzenmaximierende und zweckrational denkende Individuen, welche Entscheidungen davon abhängig machen, ob der eigene Nutzen steigt. (Rogall, 2008, p. 54)

2.3 Prospect Theorie

Die Prospect Theorie wurde 1979 von den Psychologen Daniel Kahnemann und Amos Tverski erschaffen. Sie beschreibt Prozesse der Entscheidungsfindung, unter der Berücksichti­gung, dass Entscheidungen und Verhalten oftmals durch kognitive Verzerrungen reglemen­tiert werden. Bis dahin wurde angenommen, dass Menschen Entscheidungen dahingehend treffen, welcher maximale Nutzen bei minimalem Ertrag erwirtschaftet werden kann. (Martin Kesternich, 2017, p. 404)

2.4 Verhaltensökonomische Instrumente

Verhaltensökonomische Instrumente lassen sich in vier Bereiche unterteilen, die Instrumente wurden am Konzept des Homo Oeconomicus entwickelt. Dies bedeutet wiederum, dass unter Umständen, handelnde Personen bei Nutzung der Instrumente überfordert sind, da die Anfor­derungen der Handlungen oftmals zu hoch sind.

1. Interaktionsbezogene Instrumente schließen kooperative Instrumente der Umwelt ein. Sie beziehen sich auf die soziale Einbettung des Menschen. Die zu erwünschten Hand­lungen können z.B. soziale Normen sein, diese sollen durch konkrete Handlungsan­weisungen gewünschtes Verhalten der Konsumenten ansprechen.

Während der Bestellung von Essen soll vermieden werden, dass Menschen zu viel Es­sen ordern, welches danach achtlos weggeworfen wird. Mit Hilfe eingeblendeter Bot­schaften über täglich weggeworfenes Essen können Konsumenten zur Vernunft und Regulierung gebracht werden.

2. Vorschreibende Instrumente sind Richtlinien, welche durch Staaten oder Regierungen erlassen werden. Sie geben wenig Spielräume, da keine freie Entscheidung getroffen werden kann. Dieses Instrument macht sehr unmissverständlich klar, welche Handlun­gen erlaubt und welche verboten sind.

Aufgrund der Corona-Krise hat die Bundesregierung eine Maskenpflicht angeordnet, dieser Pflicht ist Folge zu tragen; sollten Menschen gegen die Pflicht verstoßen, kann es zu Strafzahlungen kommen.

3. Anreizorientiere Instrumente stellen den Nutzen für Konsumenten in den Vordergrund und klären die Frage, welchen Nutzen Kunden haben, wenn sie sich an Handlungs­empfehlungen halten.

Mit Hilfe des Instruments werden Vorteile in den Vordergrund gerückt, Kunden haben den Anreiz somit direkt vor Augen und assoziieren Belohnungen bei Einhaltung der Regel, andersherum wird negatives Verhalten nicht belohnt.

Dies bedeutet, dass Verbraucher anhand von Beispielen aufgeführt bekommen, wie viel Wasser in Kommunen gespart werden kann, sobald tägliche Blumengießzeiten um fünf Minuten reduziert wird.

4. Kognitionsbezogene Instrumente sind alle Aspekte, welche mit Wissensaufbau und Entscheidungen verbunden sind. Sie bereiten Informationen auf und fördern Wahrneh­mungen dieser.

In der Praxis werden Kunden z.B. angehalten insgesamt unter 3000 kwh Strom zu ver­brauchen, erreichen sie das Ziel werden sie mit einer Gutschrift entlohnt. (Prof. Dr. Frank Beckenbach, Berlin, p. 26 f.)

2.5 Umweltpolitik

Umweltpolitische Maßnahmen erhalten größer werdende Bedeutungen für alle Länder. Die meisten haben inzwischen verinnerlicht, dass Umdenken in der Umweltpolitik stattfinden und Ressourcen schonender behandelt werden müssen. So gibt es derzeit mehrere Programme, welche durch verschiedene Vereinigungen vorangetrieben werden. (Mullainathan, 2010) Durch verschiedene Maßnahmen wird versucht mit Ressourcen schonender umzugehen und Bewusstsein für Verbraucher zu schaffen. Durch das im Jahre 2015 beschlossene Paris Agree­ment mit 184 Parteien wurden nachfolgende Ziele festgehalten:

1. Temperaturanstieg der Erde muss auf ein Maximum begrenzt werden: Die Erde darf sich jährlich nicht mehr als 2 Grad erwärmen, empfohlen ist eine maximale Erwär­mung von 1,5 Grad.
2. Treibhausgase müssen reduziert werden: Bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts muss ein Gleichgewicht zwischen Ausstoß und Aufnahme von CO2 erreicht werden.
3. Ärmere Länder müssen unterstützt werden: Reichere Länder verpflichten sich dazu, ärmeren Ländern finanziell zu helfen.

Die Ziele sollen erreicht werden, indem teilnehmende Länder verpflichtende Berichte zu ihren CO2 Ausstoßen vorlegen müssen, die ärmeren Länder von den reicheren Ländern zwischen 2020-2025 jährlich 100 Milliarden Dollar bereitgestellt bekommen und die Klimaziele alle fünf Jahre erneut verschärft und höhergesteckt werden. (United Nations, 2015)

2.6 Nudge

Durch Nudging sollen Konsumenten in gewisse Richtungen gelenkt werden, es soll versucht werden, Verhaltensmuster auf subtile Art zu beeinflussen. Verhaltensänderungen sollen von Akteuren aller­dings nicht aktiv wahrgenommen werden und müssen daher vor­sichtig erfolgen.

Täglich werden wir in bestimmten Lebensbereichen darauf hinge­wiesen unser Verhalten anzupassen. Beispielsweise sind Männerur­inale, mit kleinen Abbildungen von Fliegen ausgestattet, diese Flie­gen sollen dazu führen, dass Männer nicht neben das Urinal urinie- Abbildung 2 - M mit Fliege (Wikipedia 2020) ren, sondern versuchen die Fliege zu treffen. Durch Einführung dieses Nudge konnte die Sauberkeit bei Männerurinalen nachweißlich gesteigert werden. (Thaler, 2009)

Neben Fliegen in Urinalen hat es sich ebenfalls bestätigt, bei Buffets Süßwaren erst gegen Ende zu platzieren und zuvor Obst anzurichten. Dadurch greifen Buffetteilnehmer erst zu ge­sunden Lebensmitteln und gelangen zum Ende bei den Süßigkeiten an, nachdem der Teller voll und der Hunger gestillt sind.

Nudges dürfen den Konsumenten nicht verwirren und müssen daher leicht verständlich sein, wenn ein Nudge zum Überlegen anregt und Entscheidungen getroffen werden müssen, hat er seine Wirkung verfehlt.

Nudges dürfen nicht in persönliche Entscheidungsfreiheiten der Konsumenten eingreifen, mit­hilfe von Nudges dürfen beispielsweise keine Leistungen erschlichen werden. (Welt - Philip Nagel, 2017)

2.7 Intention Action Gap

Intentions-Verhaltens-Lücke bezeichnet in der Verhaltensforschung ein Phänomen, welches Auftritt, wenn Menschen sich an anderen Gruppen oder Individuen orientieren und versuchen ihr Verhalten zu kopieren. Sie versuchen gute Absichten auszuführen, in Wirklichkeit bezwe­cken ihre Handlungen das Gegenteil und landen somit in der Intention Action Gap.

Angewandt bedeutet dies, Menschen kriegen vorgelebt, dass z.B. beim Kauf von Gemüse auf Plastik verzichtet werden sollte; beim nächsten Kaufen versuchen sie dies zu berücksichtigen. Im Endeffekt können sie aber ihre Gewohnheiten nicht umgehen und kaufen wieder Gemüse in Plastik und landen somit in der Intention Action Gap, da es zuvor in ihren Verhaltensmus­tern implementiert wurde. (United Nations Enviroment, 2017, p. 10 f.)

3 Probleme der Nachhaltigkeit

Nachdem zuvor bereits theoretische Aspekte der Verhaltensökonomie erlernt wurden, sollen nachfolgend die damit entstehenden Probleme identifiziert werden.

3.1 Persönliches Verhalten

Persönliches Verhalten von Individuen und Gruppen bestimmen Handlungen, Entscheidungen werden aus Gewohnheit getroffen. Oftmals sind Handlungen stark verinnerlicht, wodurch wir diese kaum hinterfragen und uns keine Gedanken um ihre Auswirkungen machen. Durch ge­wohnte Verhaltensweisen lassen sich schlechte oder gute Folgen des Handelns schwer fest­stellen. Forschungen belegen, dass ca. 40% unserer täglichen Abläufe festen Routinen ent­sprechen, welche wir über Jahre verinnerlicht haben.

Umfragen zeigen, dass viele Menschen bereit wären ihr Verhalten zu ändern, dies aber in den wenigsten Fällen schaffen. 72% der Befragten wären bereit biologisch bessere Lebensmittel zu kaufen, aber nur 17% der 72% halten sich beim Einkaufen daran. (United Nations Enviroment, 2017, p. 10) Persönlich gutes Verhalten ist nicht sofort nachvollziehbar, da gute Effekte sich nicht festhal­ten und kategorisieren lassen. Oftmals hinterfragen Konsumenten, ob es wirklich Auswirkungen hat, Bio Äpfel anstatt der herkömmlichen Äpfel zu kaufen, da sich auf den ersten Blick keine direkten Vorteile aus bio­logisch angebauten Produkten ergeben.

Daher ist es schwierig nachhaltige Entscheidungen im Sinne der Umwelt zu treffen. Oftmals wird diese Entscheidung bereits durch den Preis egalisiert, da die nicht nachhaltige Variante weitaus kostengünstiger ist.

Neben unserem eigenen Verhalten, welches durch Gewohnheiten bestimmt wird, haben Mit­glieder unserer sozialen Gruppe hohen Einfluss darauf. Studien zeigen, wenn das soziale Um­feld nachhaltig lebt, passen sich andere automatisch an und wollen ähnliches Verhalten kopie­ren. (United Nations Enviroment, 2017)

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Einfluss der Verhaltensökonomie auf die Umweltökonomie. Welche Chancen und Risiken weist die Verhaltensökonomie auf?
Hochschule
Universität Hamburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V924877
ISBN (eBook)
9783346292063
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, verhaltensökonomie, umweltökonomie, welche, chancen, risiken
Arbeit zitieren
Sebastian Moussa (Autor:in), 2020, Einfluss der Verhaltensökonomie auf die Umweltökonomie. Welche Chancen und Risiken weist die Verhaltensökonomie auf?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/924877

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