Marktintegration der Regionalorganisationen in Afrika. Die Auswirkung von Chinas wirtschaftlicher Aktivität

Eine Untersuchung am Beispiel der East African Community (EAC)


Hausarbeit, 2019

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Regionalismus
2.1 Der „neue“ Regionalismus
2.2 Interdependenzen

3. Der situationsstrukturelle Ansatz
3.1 Grundannahmen
3.2 Die vier problematischen Situationstypen
3.3 Sekundäre Einflussfaktoren und externer Einfluss

4. Chinas wirtschaftliche Aktivität in der East African Community
4.1 Die Situation der East African Community (EAC)
4.2 Chinas wirtschaftliche Aktivitäten
4.2.1 Chinas Handel mit der EAC
4.2.2 Chinas Investitionen in die EAC
4.2.3 Chinas Entwicklungshilfe und sonstige Mittel für die EAC
4.3 Beurteilung der chinesischen Aktivitäten

5. Fazit

Quellen

1. Einleitung

Handelsbeziehungen zwischen China und den afrikanischen Staaten bestehen bereits seit den 1950er Jahren. Doch erst seit 2002 bemüht sich China, vor dem Hintergrund seiner „Going Global“-Strategie, um intensive Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit Afrika (Cheung et al. 2012: 201). In Folge dessen ist das Handelsvolumen zwi­schen Afrika und China in den letzten Jahren rapide angestiegen. Während sich Ex­porte und Importe 2002 zu einem Gesamtwert von 12,14 Mrd. US$ beliefen, lag der gesamte Handel 2017 inzwischen bei 149,25 Mrd. US$ und hat sich damit innerhalb von nur fünfzehn Jahren mehr als verzehnfacht (China-Africa Research Initiative 2018). Damit ist China neben der EU und vor den USA einer der wichtigsten Handels­partner Afrikas. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch bei Investitionen in Afrika, insbesondere in Sub-Sahara-Afrika, und bei der Entwicklungshilfe feststellen (Cheung et al. 2012: 202; Dreher et al. 2018).

Knapp ein Jahrzehnt zuvor hat unter anderem das Ende des Kalten Krieges bewirkt, dass sich in den Neunzigerjahren immer mehr Staaten zu einer Vielzahl an regionalen Kooperationen, insbesondere zum Zweck der regionalen ökonomischen Integration, zusammengeschlossen haben. Diese „neue Welle von Regionalismus“ (Mansfield / Milner 1999) fand vor allem in Afrika, aber auch in Südamerika und Asien statt. An­getrieben von dem Ziel, starken wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen, setzten sich die afrikanischen Zusammenschlüsse hohe Ziele, die bisher jedoch nur teilweise erreicht wurden. In manchen Regionalkooperationen ist die Integration insgesamt ins Stocken geraten.

Wie also wirkt sich die chinesische wirtschaftliche Aktivität in Afrika auf die Marktin­tegration der Regionalorganisationen in Afrika aus? Dies wird Gegenstand dieser Ar­beit sein und anhand der Situation in der ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) unter­sucht werden.

Im ersten Teil wird zu klären sein, wie Regionalismus überhaupt zu verstehen ist und was den „neuen Regionalismus“ in Afrika von den bereits gefestigten Regionalkoope­rationen der westlichen Welt wie beispielweise der EU unterscheidet. Daraufhin wird die Bedeutung sowohl von intraregionalen als auch interregionalen Interdependenzen betrachtet und wie sich diese auf regionale Zusammenschlüsse und die Integration in­nerhalb von diesen auswirkt.

Im Anschluss daran soll der situationsstrukturelle Ansatz dargelegt werden. Zuerst wird aufgezeigt, was diesen grundsätzlich ausmacht und ihn von den gängigen Integ­rationstheorien unterscheidet. Die vier zentralen Spielsituationen, die Integration er­leichtern oder erschweren, werden anschließend erläutert, um daraufhin auf die sekun­dären Einflussfaktoren und im Speziellen den externen Einfluss innerhalb dieser Spiele einzugehen.

Danach soll im dritten Teil zuerst die Situation der EAC erläutert werden. Infolgedes­sen wird Chinas wirtschaftliches Engagement in der EAC beleuchtet, um dieses ab­schließend auf die Forschungsfrage der Arbeit hin zu beurteilen. Am Ende wird ein Fazit der Untersuchung gezogen.

2. Regionalismus

In Subsahara-Afrika gibt es derzeit sechszehn verschiedene Regionalorganisationen. Von diesen sechszehn werden von der Afrikanischen Union (AU) sieben als regionale Wirtschaftsorganisationen anerkannt (German Institute of Global and Area Studies). Häufig sind Staaten Mitglieder in mehreren dieser Kooperationen, weshalb ein ent­sprechendes Schaubild dessen als „Spaghetti Bowl“ bezeichnet wird.

Was genau Regionalismus ist und was diesen in Afrika vom Regionalismus in der westlichen Welt unterscheidet, gilt es nun zu klären.

2.1 Der „neue Regionalismus“

Oftmals kommt es in der Regionalismusforschung zu begrifflichen Unstimmigkeiten, da nicht scharf genug zwischen den Begriffen Region, insbesondere jedoch Regiona­lisierung und Regionalismus getrennt wird.

Eine Region zeichnet sich nicht nur durch geographische Nähe der sie konstituieren­den Staaten aus. Vielmehr weisen die Staaten auch kulturelle, sprachliche, wirtschaft­liche oder politische Verbindungen auf (Mansfield / Milner 1999: 591).

Von Regionalisierung wird hingegen gesprochen, wenn man sich auf die regionale Konzentration wirtschaftlicher Strömungen bezieht (Mansfield / Milner 1999: 591).

Dagegen herrscht im wissenschaftlichen Diskurs keine Einigkeit darüber, was genau Regionalismus auszeichnet. Manche Forscher sehen ihn als rein wirtschaftlichen Prozess an, andere wiederum charakterisieren ihn als politischen Prozess auf Grund­lage von wirtschaftlicher Zusammenarbeit und Koordination zwischen Staaten (Mans- field/Milner 1999: 591). Hettne definiert Regionalismus als „die von geographischer Nähe geprägte Form des Plurilateralismus“ (Hette 2005: 272, zitiert nach Sbragia 2008: 32). Er beschränkt sich also nicht nur auf die ökonomische Seite von Regiona- lismus, auch wenn diese für die Integration von entscheidender Bedeutung ist.

Da die Analyse der EAC und von China auf staatlich-struktureller Ebene stattfindet, bietet sich die Definition nach Bach an. Demnach kann Regionalismus „als geplante, multilaterale und staatlich gelenkte Kooperation und Integration innerhalb eines geo­graphisch begrenzten Raumes verstanden werden, die im Rahmen von Regionalorga­nisationen organisiert und institutionalisiert wird.“ (Bach 2003: 22, zitiert nach Muntschick 2013: 688) Außerdem deckt diese Definition alle Aspekte des wissen­schaftlichen Diskurses ab, da soziale und wirtschaftliche Verflechtungen, wie auch politische und organisatorische Zusammenarbeit berücksichtigt werden können (Hur- rell 1995: 333).

Der „neue“ Regionalismus bezieht sich insbesondere auf die regionale wirtschaftliche Integration, die seit den Neunzigerjahren in Europa und den Amerikas stattfand. Vor allem aber konzentriert er sich auf Integrationsprojekte außerhalb der westlichen Welt, hierbei speziell auf Afrika. (Robson 1993: 330). Zuvorderst waren Handelsabkommen, bi- und multilateral, für diese verantwortlich. Hierbei gilt es jedoch die großen Unter­schiede im strukturellen Kontext zwischen wirtschaftlicher Integration in der westli­chen Welt und solcher in Afrika zu beachten. In den regionalen Kooperationen Subsa­hara-Afrikas variiert die Staatlichkeit der einzelnen Länder sehr. Außerdem ist die In­tegration in den Regionalorganisationen unterschiedlich weit vorangeschritten (Rob­son 1993: 334).

Der intraregionale Handel ist nur schwach ausgeprägt und die Abhängigkeit von ext­raregionalem Handel dementsprechend groß. Hinzu kommt, dass Haushaltseinkom­men und Entwicklungsniveau innerhalb der Regionalkooperationen sich teils stark un­terscheiden (Robson 1993: 334).

Daher profitieren die beteiligten Staaten auch nicht gleichmäßig von den Mitglied­schaften. Wirtschaftliches Wachstum konzentriert sich vor allem in Wachstumszen­tren, also in Ländern die ökonomisch weiterentwickelt sind als ihre Kooperations­partner (Axline 1977: 86). Dies ist von entscheidender Bedeutung für die Integration innerhalb der regionalen Zusammenschlüsse, da so die Verteilung von Vorteilen und Nachteilen innerhalb eines Zusammenschlusses die Ungleichgewichte zwischen den Mitgliedstaaten ausweitet, was wiederum die Interdependenzen verstärkt (Axline 1977: 86ff.)

2.2 Interdependenzen

Die fortschreitende wirtschaftliche Verflechtung zwischen einzelnen Staaten in Folge der Globalisierung veranlasst also Entwicklungsländer dazu, ihren Stand im internati­onalen Wettbewerb zu verbessern, indem man sich einer regionalen Organisation an­schließt. Denn so wird es für Investoren attraktiver, in einem Land tätig zu werden und der Zugriff auf Entwicklungshilfe wird erleichtert (Krapohl/Fink 2009: 1)

Je entwickelter und spezialisierter die Volkswirtschaften der Mitgliedsländer sind, desto stärker profitieren sie dabei von intraregionalem Handel. Umgekehrt bleibt der intraregionale Handel auf niedrigem Niveau, wenn die Volkswirtschaften weniger ent­wickelt sind (Krapohl/Fink 2009: 8). Denn die Gruppe der sogenannten „least develo­ped countries“ (LDC) ist stark abhängig vom Export natürlicher Ressourcen in stärker entwickelte Länder. Die Industriestaaten ihrerseits sind für konstantes Wachstum auf immer größere Mengen an natürlichen Ressourcen angewiesen.

Eine wechselseitige Abhängigkeit, beziehungsweise Interdependenz ist dabei so zu verstehen: Je größer der Effekt eines Ereignisses in einem Teil eines Systems auf alle anderen Teile desselben Systems ist, desto größer ist die Interdependenz innerhalb des Systems (Young 1969: 726). Umso größer das Verhältnis der Interdependenzen der Organisationseinheiten des weltweiten Systems zu den Interdependenzen innerhalb dieser Einheiten sind, desto größer ist der Anteil der Ressourcen einer Einheit, der für externe Angelegenheiten aufgewendet wird (Young 1969: 741). Demnach ist der rela­tive Grad der Abhängigkeit von entscheidender Bedeutung für die Ressourcenalloka­tion in der Welt (Young 1969: 741).

Als Konsequenz dessen wird die wirtschaftliche Abhängigkeit der LDC von den In­dustriestaaten zunehmend wichtiger für eine erfolgreiche Integration innerhalb der Re­gionalkooperationen Subsahara-Afrikas. Denn der intraregionale Handel, also die in­traregionale Interdependenz, ist derart schwach, dass ein erfolgreiches Gelingen der Integration mehrheitlich vom extraregionalen Handel, sowie extraregionalen Investi­tionen und Entwicklungshilfe, also von der interregionalen Interdependenz abhängt (Krapohl/Fink 2009: 9, 20ff.). Dies wird sich auch am Beispiel der EAC bestätigen.

3. Der situationsstrukturelle Ansatz

Als direkte Folge der Interdependenzen zwischen Staaten, die die Struktur des inter­nationalen Systems prägen, entstehen unterschiedlich problematische Situationen. Diese sind dem situationsstrukturellen Ansatz zufolge zentral für die Erklärung der Entstehung regionaler Kooperation und den Erfolg der Integration (Muntschick 2013: 689).

Im Gegensatz zu den systemischen Integrationstheorien des Neorealismus (Hurrell 1995: 339ff.) und den auf (unterschiedlich geartete) Interdependenz fokussierten The­orien des Neofunktionalismus, Institutionalismus und Konstruktivismus (Hurrell 1995: 348ff.) nimmt der situationsstrukturelle Ansatz eine Art von Zwischenstellung ein. Während die klassischen Theorien die Analysen der EU und ihren Vorgängerorgani­sationen dominiert haben, eignen sie sich nur bedingt für die Untersuchung des neuen Regionalismus (Hurrell 1995: 357). Welche Aspekte den situationsstrukturellen An­satz ausmachen und weshalb er sich besser für die Untersuchung der Fragestellung eignet, ist Gegenstand des nächsten Abschnitts.

3.1 Grundannahmen

„Der situationsstrukturelle Ansatz beruht auf dem einfachen Gedanken, dass sich reale Situationen der internationalen Politik anhand einer spieltheoretischen Matrix model­lieren lassen.“ (Zürn 1992: 137) Ein „Spiel“ besteht aus mindestens zwei Akteuren, von denen jeder eine begrenzte Anzahl an Verhaltensalternativen hat. Die Beteiligten verfügen dabei über „transitive“ Präferenzordnungen hinsichtlich der möglichen Er­gebnisse des Spiels. Die Kombination der Präferenzordnungen konstituiert die Aus­zahlungsmatrix (Zürn 1992: 137).

Dieser Ansatz untersucht demnach die Verhaltensweisen der Akteure, die ihnen im Falle eines sogenannten Konflikts zur Verfügung stehen (Zürn 1992: 138f). Ein Kon­flikt ist eine „Situation, in der zwei oder mehrere Akteure unvereinbare Ziele anstreben oder aber unterschiedliche Mittel wählen wollen, um ein gemeinsames Ziel zu errei­chen.“ (Zürn 1992: 139). Er ist demzufolge von einer unvereinbaren Positionsdifferenz der Konfliktparteien geprägt.

Aber wie kommt es dennoch zur Entstehung internationaler Institutionen? Dies ist die abhängige Variable, die erklärt werden soll. Kooperation sei zwar auch ohne Instituti­onen möglich, dafür bedarf es jedoch eines Ausmaßes an Rationalität der Akteure, welches in der Weltpolitik nicht vorzufinden ist (Zürn 1993: 66). Für Zürn sind Insti­tutionen sowohl „formale Organisationen als auch stabile Verhaltensmuster“, wobei der Schwerpunkt auf letzterem liegt (Zürn 1992: 140). Sie sind seiner Meinung nach zentral für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung in den internationalen Bezie­hungen (Zürn 1993: 67, Zürn 1992: 157).

Die unabhängige Variable, die das Zustandekommen von Regionalkooperationen er­klärt, ist hierbei die problematische Situation, die schon vor der Entstehung der Insti­tution existent war und die weiteren Integrationsbemühungen innerhalb der Koopera­tion bestimmt (Muntschick 2012: 6, Zürn 1993: 67-68). „Situation“ meint hier, in An­lehnung an die Spieltheorie, eine Struktur von nicht kooperativen 2x2-Spielen mit min­destens einem Pareto-optimalen Interaktionsergebnis, welches ungleich dem Nash- Gleichgewicht ist (Zürn 1992: 154). Das Pareto-Optimum ist hier qualifiziert zu ver­stehen, das heißt, dass politische Akteure eher an gerechten Lösungen interessiert sind (Zürn 1992: 155f). Zürn unterscheidet vier problematische Situationen.

3.2 Die vier problematischen Situationstypen

Die vier problematischen Situationstypen sind von einer unterschiedlichen Anzahl und Verteilung an Nash-Gleichgewichten1 und Pareto-Optima2 gekennzeichnet (Zürn 1992: 163ff.) Alle Spiele haben jedoch gemein, dass die Beteiligten zweckrational agieren (Zürn 1992: 165).

Die erste problematische Situation stellt das Koordinationsspiel ohne Verteilungskon­flikt dar. Hier liegen innerhalb des 2x2-Spiels zwei Nash-Gleichgewichte vor, von de­nen aber nur eines Pareto-optimal ist. Demnach kann es auch nur eine zufriedenstel­lende Lösung geben, die gleichzeitig beide Akteure zufriedenstellt. (Zürn 1992: 163). Hierbei existiert keinerlei Konflikt, die einzige Schwierigkeit stellen Kommunikati­onsprobleme dar. Auch die Frage der Machtverteilung ist bedeutungslos, da beide die­selbe Lösung präferieren (Zürn 1992: 174-184).

Koordinationsspiele mit Verteilungskonflikt, die zweite problematische Situation, zeichnen sich ebenfalls durch zwei Nash-Gleichgewichte aus. Allerdings sind beide Pareto-optimal, wobei das eine Gleichgewicht einen Akteur (A) besser stellt als den anderen Akteur (B) und das zweite Gleichgewicht B besser stellt als A (Zürn 1992: 163) . Die Wahrscheinlichkeit eines unkooperativen Interaktionsergebnisses ist damit höher. Die Ressourcenverteilung ist hier mitentscheidend dafür, welches der Nash- Gleichgewichte gewählt wird (Zürn 1992: 184-197).

Wenn Koordinationsspiele vorliegen, kann davon ausgegangen werden, dass die Bil­dung einer Regionalkooperation - relativ schnell - erfolgt (Zürn 1993: 69, Muntschick 2013: 689.

Bei der dritten problematischen Situation, dem sogenannten Dilemmaspiel, existiert nur noch ein Nash-Gleichgewicht. Dieses stimmt aber nicht mit dem Pareto-Optimum überein, welches alle Akteure besser stellt als das Nash-Gleichgewicht (Zürn 1992: 164) . Es herrscht also ein Zielkonflikt zwischen der Verfolgung des individuell-ratio­nalen Verhaltens(=Nash-Gleichgewicht) und der Erreichung eines gewünschten Er- gebnisses(=Pareto-Optimum). Das Verhalten der anderen Parteien ist demzufolge wichtig für die Entscheidungsfindung. Die Verteilung der Machtressourcen ist eben­falls bedeutsam (Zürn 1992: 198-209). Da starke Anreize gegeben sind, sich unkoope­rativ zu verhalten, spielen exogene Faktoren eine entscheidende Rolle, weil Koopera­tion hier nur gelingen kann, wenn förderliche Zusatzbedingungen gegeben sind (Zürn 1993: 69).

Ein Rambospiel ist die vierte und gleichzeitig problematischste Situation hinsichtlich einer eventuellen Kooperation. Auch hier liegen nur ein Nash-Gleichgewicht und ein Pareto-Optimum vor, die nicht zusammenfallen. In diesem Fall stellt das Pareto-Opti­mum jedoch nur einen Akteur besser als das Nash-Gleichgewicht (Zürn 1992: 164). Das Zustandekommen von Kooperation scheint nahezu unmöglich, da die allseitige Kooperation hier kein Nash-Gleichgewicht darstellt (Muntschick 2013: 689, Zürn 1993: 69). Daher ist die Bedeutung sekundärer Einflussfaktoren bei Rambospielen am höchsten (Zürn 1992: 209ff.).

Insgesamt lässt sich festhalten, dass mit steigender Schwierigkeit der problematischen Situation Kooperation unwahrscheinlicher wird. Gleichzeitig steigt die Bedeutung se­kundärer Einflussfaktoren, da die Anreize innerhalb der Kooperation schwächer wer­den. Welche sekundären Einflussfaktoren es gibt und welche Bedeutung dem externen Einfluss zukommt, wird nun thematisiert.

3.3 Sekundäre Einflussfaktoren und externer Einfluss

Die sekundären Einflussfaktoren oder auch „Kontextvariablen“ (Zürn 1993: 70) sind also vor allem bei Dilemma- und Rambospielen von Bedeutung und können sowohl negativ als auch positiv wirken. Falls sie positiv genug sind, können sie Dilemma­spiele, in außergewöhnlich starken Fällen auch Rambospiele, hin zu Kooperations­spielen wandeln (Muntschick 2012: 6).

Explizit genannt werden von Zürn fünf verschiedene Kontextvariablen. So spielen die Anzahl der Akteure, die Machtverteilung zwischen den Beteiligten, bereits vorhan­dene Regime/Regelungsprinzipien in benachbarten Problemfeldern, der sogenannte „Schatten der Zukunft“ (Zürn 1993: 71) und die relative, anstelle von absoluter, Nut­zenerhöhung eine Rolle (Zürn 1993:70f, Zürn 1992: 168f).

Der wichtigste Faktor ist dabei jedoch die Machtverteilung. Macht ist hier im Sinne von „Kontrolle über Interaktionsergebnisse und Ereignisse“ zu verstehen und nicht direkt über Ressourcen. Somit resultiert eine stark asymmetrische Machtverteilung in asymmetrischen Einflusschancen der jeweiligen Akteure. (Zürn 1992: 170). Dabei kann eine asymmetrische Machtverteilung in Dilemmaspielen positiv wirken, wohin­gegen sie negativ auf Rambospiele wirkt (Zürn 1993: 70). Dieses Verständnis von Macht umfasst auch externe Einflüsse. Denn ein Staat, der über starke Interdependen­zen zu extraregionalen Akteuren verfügt, ist auch nicht zwingend auf einen Koopera­tionserfolg angewiesen (Muntschick 2013: 690).

Dadurch eignet sich der situationsstrukturelle Ansatz speziell für die Untersuchung von Regionalismus in Entwicklungsländern, die oftmals „eine starke asymmetrische extra-regionale Interdependenz zu mächtigen globalen Akteuren“ aufweisen (Muntschick 2013: 690). Außerdem zählt die Vernachlässigung des externen Einflus­ses zu den „Schwachstellen der bestehenden Integrationstheorie“ (Zimmerling 1991: 9).

Zimmerling definiert Einfluss als „Bedingungsfaktoren, die vom Handeln beziehungs­weise Verhalten anderer Akteure ausgehen“ (Zimmerling 1991: 55) und externen Ein­fluss als solchen, „der von externen Akteuren ausgeht“ (Zimmerling 1991: 55). Extern wiederum sind Akteure, die der betroffenen Region nicht angehören oder nicht aktiv im Integrationsprozess involviert sind (Zimmerling 1991: 55). Da Integration Prozes­scharakter besitzt, wirkt sich externer Einfluss auf die Integrationsentscheidung, die Integrationskonzeption und die Integrationspraxis aus (Zimmerling 1991: 220ff.).

[...]


1 Wenn jeder Akteur, unter Beachtung der Strategie des anderen, eine individuell-rationale Handlungs­weise verfolgt (=dominante Strategie), entsteht ein Nash-Gleichgewicht.

2 Ein Pareto-Optimum liegt vor keiner der Akteure in Situation A schlechter gestellt wird als in Situation B und mindestens ein Akteur in A besser gestellt wird als in B.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Marktintegration der Regionalorganisationen in Afrika. Die Auswirkung von Chinas wirtschaftlicher Aktivität
Untertitel
Eine Untersuchung am Beispiel der East African Community (EAC)
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Regionale Kooperation in Afrika
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
26
Katalognummer
V925933
ISBN (eBook)
9783346260284
ISBN (Buch)
9783346260291
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationale Beziehungen, IB, Regionalkooperationen, Regionale Integration, EAC, Situationstruktureller Ansatz, China, China in Afrika, East African Community, Afrika, Integration, Ostafrika, China und Afrika
Arbeit zitieren
Florian Ruppert (Autor:in), 2019, Marktintegration der Regionalorganisationen in Afrika. Die Auswirkung von Chinas wirtschaftlicher Aktivität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/925933

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