Der Rückgang des Frauenanteils insgesamt im Deutschen Bundestag entfachte unlängst die gesellschaftliche Debatte über die Notwendigkeit einer Präsenz von Frauen für die adäquate Vertretung der Interessen ebenjener. Anschließend daran geht diese Arbeit der Frage nach, ob der quantitative Zuwachs von weiblichen Abgeordneten auch eine qualitative Wirkung auf die Repräsentation von Frauen entfaltet.
Ausgehend von Pitkins Repräsentationskonzept wird zunächst ein Überblick über die normativen Grundlagen und Erwartungen an eine deskriptive, also quantitativ gleichwertige Repräsentation der Geschlechter zusammengestellt. Daraus leitet der Text die These ab, dass die Forderung nach deskriptiver Repräsentation immer auch auf eine substanzielle Repräsentation von Frauen abzielt.
Die Problemstellungen, welche sich aus dieser Erwartungshaltung ergeben, werden anhand bisheriger Forschung ebenso erarbeitet, wie die Bedingungen, unter denen die deskriptive Repräsentation eine substanzielle hervorbringen kann. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich zunächst mit verschiedenen Indikatoren, entlang derer die substanzielle Repräsentation von Frauen gemessen werden kann, und untersucht selbige darauffolgend am Beispiel der Bundestagsdebatten zu den Paragraphen §218 zum Schwangerschaftsabbruch und §219a zur Werbung für einen Schwangerschaftsabbruch.
Nach einer abschließenden Diskussion über den Zusammenhang von Quantität und Qualität der Frauenrepräsentation bietet die vorliegende Arbeit einen Ausblick auf etwaige zukünftige Entwicklungen bezüglich der Gleichstellung der Geschlechter im Politikbetrieb.
Seit nunmehr 13 Jahren steht mit Angela Merkel eine Frau an der Regierungsspitze der Bundesrepublik. Gleichzeitig ist nach der Bundestagswahl 2017 der Anteil der weiblichen Abgeordneten im Deutschen Bundestag mit 30,9% auf den Stand von zuletzt 1998 zurückgefallen. Wie steht es also um die Gleichstellung der Geschlechter im deutschen Politikbetrieb?
Äußert sie sich bereits in der rein quantitativ gleichen Abgeordnetenzahl von Frauen und Männern oder ist die Forderung nach der Gleichstellung der Geschlechter auch mit einem qualitativ-inhaltlichen Moment verbunden? Braucht es weibliche Abgeordnete, um die Interessen der weiblichen Bevölkerung zu vertreten oder kann nicht ein männlicher Abgeordneter dieser Aufgabe ebenso gut gerecht werden? Gibt es ein spezifisches Interesse, das sich allein entlang der Kategorie des Geschlechts formuliert?
Inhaltsverzeichnis
- Gleichstellung der Geschlechter? Die Frauenquoten im Deutschen Bundestag…
- Qualität durch Quantität? Zum Zusammenhang von deskriptiver und substanzieller Repräsentation von Frauen im Deutschen Bundestag
- Theorie der Frauenrepräsentation
- Erwartungshaltung der deskriptiven Repräsentationsvorstellung
- Problemstellung der erwarteten substanziellen Repräsentation
- Bedingungen für einen Zusammenhang von deskriptiver und substanzieller Repräsentation
- Von Frauen für Frauen?
- Indikatoren für eine substanzielle Repräsentation von Frauen
- Die Debatte der Paragraphen 218 und 219a: Ausdruck für die substanzielle Repräsentation von Frauen?
- Qualität durch Quantität? Zur Rechtfertigung einer Frauenquote
- Auf dem Weg zur Parität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen quantitativer und qualitativer Repräsentation von Frauen im Deutschen Bundestag. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob ein erhöhter Frauenanteil im Parlament auch zu einer substanzielleren Repräsentation der Interessen von Frauen führt.
- Analyse der deskriptiven und substanziellen Repräsentation von Frauen im Kontext des Deutschen Bundestages
- Beurteilung der Erwartungen an eine deskriptive Repräsentation und deren Bedeutung für eine substanzielle Repräsentation
- Untersuchung von Indikatoren für eine substanzielle Repräsentation von Frauen anhand der Bundestagsdebatten zu den Paragraphen 218 und 219a
- Diskussion der Rolle von Frauenquoten für die Gleichstellung der Geschlechter im Politikbetrieb
- Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter im Politikbetrieb
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Debatte um Frauenquoten im Deutschen Bundestag und stellt den Rückgang des Frauenanteils im Parlament nach der Bundestagswahl 2017 dar. Dabei wird die Frage nach der Gleichstellung der Geschlechter im deutschen Politikbetrieb und die Verbindung zwischen quantitativer und qualitativer Vertretung von Frauen aufgeworfen.
Im zweiten Kapitel wird das Repräsentationskonzept von Hanna F. Pitkin vorgestellt, insbesondere die Unterscheidung zwischen deskriptiver und substanzieller Repräsentation. Der Fokus liegt dabei auf der Erwartungshaltung an eine deskriptive Repräsentation und den Problemen, die sich daraus für die substantielle Repräsentation ergeben. Weiterhin werden Bedingungen erörtert, unter denen die deskriptive Repräsentation eine substanzielle hervorbringen kann.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Indikatoren für eine substanzielle Repräsentation von Frauen und untersucht diese anhand der Bundestagsdebatten zu den Paragraphen 218 und 219a zum Schwangerschaftsabbruch. Abschließend werden der Zusammenhang zwischen Quantität und Qualität der Frauenrepräsentation diskutiert und ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen gegeben.
Schlüsselwörter
Deskriptive Repräsentation, substantielle Repräsentation, Frauenquote, Geschlechtergleichstellung, Politikbetrieb, Interessenvertretung, Bundestagsdebatte, Paragraph 218, Paragraph 219a, Schwangerschaftsabbruch.
- Quote paper
- Selina Winkler (Author), 2018, Gleichstellung im Bundestag. Zum Zusammenhang von deskriptiver und substanzieller Repräsentation von Frauen im Deutschen Bundestag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/926147