Die Entstehung der Internationalen Energiebehörde (IEA) und deren Rolle während der Ölkrise


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

12 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


INHALT

I. Einleitung

II. Entstehung und Rolle der IEA während der Ölkrise
1. Die erste Ölkrise 1973-74
2. Gründung und Aufbau der IEA
3. Die politische Zielsetzung der IEA
4. Die zweite Ölkrise 1979-81

III. Zusammenfassung

IV. Anhang

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Seit dem Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts zeichnete sich eine deutliche Verschlechterung der Beziehungen zwischen den Staaten, die über die Ölreserven verfügten, und den westlichen Produktionsgesellschaften ab. Diese Entwicklung gipfelte in der ersten Ölkrise. Einer der auslösenden Faktoren war die Veränderung der Machtstellung zwischen den Ölreserveländern und den Produktionsgesellschaften sowie ihren dazugehörigen Heimatländern. Dies hatte wenig später die Gründung der Organisation der Erdöl exportierenden Länder – der OPEC – zur Folge. Die OPEC (Organisation of Petroleum Exporting Countries) mit den Gründungsmitgliedern Saudi-Arabien und Venezuela hatte vor 1973 keine wirklich wirksame Politik, spielte sich dann aber in den Vordergrund des weltpolitischen Geschehens.[1]

Entscheidend war die solidarische, politische und wirtschaftliche Nutzung der Marktmacht durch eine Gruppe von Produzentenländern gegenüber einer Gruppe westlicher Verbraucherländer. In erster Linie war die Haltung der Ölländer allerdings gegen die USA und einige andere westliche Industrienationen wegen deren Unterstützung Israels gerichtet.[2] Aber die tatsächlichen Auswirkungen dieses Verhaltens beschränkten sich nicht auf einige westliche Länder. Vielmehr kam es zu einem deutlichen und spürbaren Rückgang der auf den Weltmärkten angebotenen Menge an Erdöl sowie zu einem weltweiten Anstieg des Ölpreises. So kam es 1974 – quasi als Gegenreaktion – zum solidarischen Handeln der westlichen Industrieländer mit der Gründung der Internationalen Energiebehörde (IEA: International Energy Agency).

Zunächst wird untersucht, wie es zur ersten Ölkrise kam und welche Auswirkungen diese auf die Weltwirtschaft hatte. Dann werden Gründung und Aufbau sowie die politische Zielsetzung der IEA unter die Lupe genommen. Schließlich fällt das Augenmerk auf die zweite Ölkrise, die zur ersten Bewährungsprobe für die neue Institution wurde.

II. Entstehung und Rolle der IEA während der Ölkrise

1. Die erste Ölkrise 1973-74

Die Gründe für eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Produzenten, Verbraucherländern und Ölgesellschaften waren vielfältig. Erstens hatte sich zwischen den Gesellschaften und den Förderländern ein Interessengegensatz angestaut über die Höhe der Konzessionsabgaben und den Erdölverkaufspreis, aus dem die Abgaben an die Förderländer entrichtet werden sollten. Zweitens kamen wirtschaftliche und politische Gründe hinzu, die in den 70er Jahren nach dem Ende des Kolonialzeitalters die Eigenständigkeit und Souveränität von Rohstoffproduzenten und anderen Entwicklungsländern durch Verstaatlichung und Stärkung des staatlichen Sektors besiegeln sollten. Drittens wurde schließlich das Erdöl aus außenpolitischen Gründen als Werkzeug im Kampf der Araber des Mittleren und Nahen Ostens gegenüber Israel und seinen westlichen Verbündeten benutzt.[3]

Das Ergebnis war der Beginn der ersten Ölkrise im Oktober 1973, ausgelöst durch die Embargomaßnahmen, gerichtet gegen die Unterstützung Israels im Yom-Kippur-Krieg. Preisfestsetzungen und Produktionskürzungen seitens der Förderländer waren die Instrumente. Die OPEC-Produktion wurde von 20,8 Millionen Barrel pro Tag (mbd) auf 15,8 mbd gekürzt, was es erlaubte, die Preise pro Barrel von 2,59 Dollar auf 11,68 Dollar anzuheben. Wortführer waren Saudi-Arabien mit der staatlichen Ölgesellschaft ARAMCO und der Schah von Persien. Die internationale Diskussion wurde vom Schlagwort der Ölwaffe beherrscht. Den arabischen Ländern schlossen sich auch die nicht-arabischen Produzenten Venezuela – Gründungsmitglied der OPEC – sowie Indonesien, Gabun, Nigeria und Ecuador an. Es war nicht zu erkennen, dass die OPEC eine machtvolle, kartellgleiche Organisation geworden war. Es ist umstritten, ob die OPEC ein internationales Kartell ist oder war. Die OPEC hat dies stets unter Hinweis darauf bestritten, dass die Ölförderung und die Vermarktung von Gesellschaften innerhalb und außerhalb der OPEC getätigt werden. Die Frage hat heute keine praktische Bedeutung mehr, weil sich der Ölmarkt zu einem Weltmarkt mit Wettbewerb entwickelt hat. Lediglich als Randbemerkung ist hinzuzufügen, dass die OPEC ihrerseits die IEA als Gegenkartell bezeichnet hat, was schon deshalb unsinnig ist, weil die IEA keine Preis- oder Mengenvereinbarungen trifft. Die Politik der OPEC hätte in jedem Falle nicht durchgesetzt werden können, wenn die Abhängigkeit der Verbraucherländer vom Öl nicht so groß gewesen wäre. 55 Prozent des Primärenergieverbrauchs entfiel in IEA-Ländern auf Erdöl, das zu 60 Prozent aus OPEC-Ländern importiert werden musste. Das Defizit des weltweiten Ölangebots betrug 1973 etwa 9 Prozent.[4]

Die Verknappung des Erdöls und die Preissprünge führten zu unvorhersehbaren wirtschaftlichen und finanziellen Verwerfungen mit dem Ergebnis von Rückgängen des Wirtschaftswachstums, Finanztransfers in die OPEC-Länder und gewaltigen Verschuldungen der Entwicklungsländer. Die Größenordnung der Finanztransfers in die OPEC-Länder führte zum sog. Recycling der Ölgelder. Das heißt, die Ölländer und/oder ihre Finanzinstitutionen liehen einen Teil ihrer Einnahmen zu Marktzinsen aus, im wesentlichen an die OECD-Länder (OECD: Organisation for Economic Cooperation and Development), die sie dann, meinst gekoppelt an Exporte, an zahlreiche Entwicklungsländer weiterleiteten. Dies war eine der Ursachen für die vielen Umschuldungen. Beim internationalen Währungsfond wurden neue Konten für Kreditvergaben an durch Ölpreiserhöhungen geschwächte Länder eröffnet. Die oben angesprochene Verwundbarkeit des Westens und die neue geopolitische Bedeutung der Ölförderländer mit den Auswirkungen auf den Markt führten zu Ungewissheiten über weitere Verknappungen und Preisschübe nach oben. Es gab Reaktionen an den Wechselkursmärkten, was zu Treffen der westlichen Finanzminister führte, die u.a. die Forderung erhoben, keinen Wettlauf bei Auf- und Abwertungen vorzunehmen („no beggar my neighbour policy“). Es gab auch eine Vereinbarung der OECD-Handelsminister in dem sog. trade pledge, der eine Aufhebung der Handelsbeschränkungen zum Ziel hatte. Der Grund dieser verschiedenen Krisen lag im Energiesektor und der mangelnden Ölversorgung. Die Gründung der IEA stand kurz bevor.[5]

2. Gründung und Aufbau der IEA

Auf dem Ölmarkt herrschte Panik vor. Furcht und Ungewissheit über weitere Verknappungen machten sich breit und weitere Preissteigerungen folgten. Man kann diese Situation als weltweite Aufregung bezeichnen. Stimmen wurden laut, die nach einer Verteilung der gekürzten Ölmenge in den westlichen Industrieländern riefen. Aber nur die Ölgesellschaften verfügten über eine entsprechende Logistik, um dies zu bewerkstelligen. In den USA wurde der gegenteilige Ruf laut, dass die amerikanischen Ölgesellschaften, die nach wie vor ARAMCO-Partner waren, die US-Raffineriegesellschaften vorab versorgen sollten. Diesem Druck haben sie jedoch nicht nachgegeben, wie das Beispiel Deutschlands zeigt, dass mit Öl durch die Töchter der US-Gesellschaften versorgt wurde.[6]

[...]


[1] Daniel Yergin: Der Preis, Frankfurt a. Main 1991, S. 224.

[2] Helga Steeg: Energieversorgungssicherheit im Wandel, Bochum 1999, S. 20.

[3] Steeg, a.a.O., S. 21f.

[4] Scott, a.a.O., Vol. 1, S. 28; Yergin, a.a.O., S. 737fff.; Horwich u.a.: Oil Price Shocks, Market Response and Contingency, Planning 1984, S. 190ff.; James E. Atkins: The Oil Crisis: This Time the Wolf is Here, Foreign Affairs, April 1973; Walter J. Levy: Oil Power, Foreign Affairs, July 1971; Jahangir Amuzegar (ehemaliger iranischer Minister): The Oil Story: Facts, Fiction and Fair Play, Foreign Affairs, July 1973.

[5] Steeg, a.a.O., S. 22f.

[6] Steeg, a.a.O., S. 24.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Entstehung der Internationalen Energiebehörde (IEA) und deren Rolle während der Ölkrise
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Geschichte der Ölkrise
Note
3,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V92705
ISBN (eBook)
9783640192373
ISBN (Buch)
9783640871469
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entstehung, Internationalen, Energiebehörde, Rolle, Geschichte
Arbeit zitieren
Piotr Grochocki (Autor:in), 2007, Die Entstehung der Internationalen Energiebehörde (IEA) und deren Rolle während der Ölkrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92705

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