"Kinder sollen erfahren: Lernen macht Spaß! Mit unseren Zensuren verhindern wir bei vielen diese Erfahrung. Sie lehren Kinder etwas anderes, nämlich: Man lernt, damit man gute Zensuren kriegt" (Sennlaub, 1995, S. 63).
Gerhard Sennlaubs Ausspruch repräsentiert eine aktuell diskutierte Problematik und den Meinungsstreit, an dem sich Politik, Öffentlichkeit und Schulwesen beteiligen. Die festzustellenden Argumentationslinien gehen in zwei Richtungen: Auf der einen Seite werden pädagogische Auffassungen auf der Basis eines Verständnisses von Schule als dem Lebens-, Lern-, Leistungs- und Förderort für alle Kinder vertreten. Die andere Seite hingegen vertritt, dass die Schule nach wie vor als ein selektierender Ort gesehen wird, in der Kinder auf die raue Wirklichkeit vorbereitet werden müssen. Außer Leistungserbringung und Produkt- bzw. Ergebnisorientierung zählt wenig und Leistung wird meist unter Druck hervorgebracht bzw. gehemmt. Schule solle leistungsfähig sein im internationalen und europäischen Vergleich, sie solle Lernende zur Leistungsfähigkeit erziehen. `Notenfreie Kuschelecken` und `Spaß-Schulen` hingegen stellten eine Gefahr für die Leistungsbereitschaft dar und gehörten abgeschafft, so heißt es vermehrt in aktuellen bildungspolitischen Diskussionen. Die Leistung und deren zur Zahl reduzierter Ausdruck – die Note – sollen wieder größere Bedeutung bekommen, so wird öffentlich gefordert. (vgl. Beutel & Vollstädt, 2005, S. 7)
Die Richtung, die mit der vorliegenden Arbeit gegangen werden soll, zeigt in die pädagogische und schülerzentrierte. Schülerzentriert meint in dieser Arbeit vorrangig, dass bei der Planung und Gestaltung von Unterricht Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt aller Entscheidungen gerückt werden, dass es das Ziel des Unterrichts ist, für Schüler bedeutsames Lernen und Leisten zu ermöglichen. Dies ist nur realisierbar in einem partnerschaftlichen Konzept von Unterricht, das die Lernenden in ihren Bedürfnissen ernst nimmt. Absicht dieser Arbeit ist es, den Leistungsbegriff, wie er in der Schule zu finden ist, aus pädagogischer Perspektive zu betrachten und auch die Leistungsbeurteilung diesem Verständnis anzupassen.
Inhaltsverzeichnis
- Teil I:
- Wissenschaftlicher Diskurs zur Leistung in der Grundschule
- Zum Begriff der Leistung
- Gesellschaftliches Leistungsprinzip
- Der schulische Leistungsbegriff
- Das pädagogische Leistungsverständnis
- Leistungsbeurteilung in der Grundschule
- Anforderungen an die Qualität schulischer Leistungsbeurteilung
- Bezugsnormierung
- Die Problematik der Leistungsbeurteilung
- Rechtsgrundlagen und Bestimmungen - insbesondere im Land Bremen
- Alternative Formen der Leistungsbeurteilung
- Notenfreie Beurteilungskonzepte – pro und contra
- Ausgewählte Alternativen zum Notenzeugnis
- Der Lernentwicklungsbericht (LEB)
- Das Portfoliokonzept
- Teil II: Fallanalyse
- Anlage und Durchführung der Untersuchung
- Schulkonzept der ausgewählten Bremer Grundschule
- Fragestellung
- Zur Forschungsmethode: Qualitative Forschung, das Leitfadeninterview
- Durchführung der Untersuchung
- Auswahl der Interviewpartner/innen
- Durchführung der Interviews
- Ergebnisse
- Auswertung der Interviews
- Beschreibung der Blickwinkel
- Das Interview mit der Lehrkraft
- Das Interview mit den Eltern
- Das Interview mit den Schülerinnen
- Vergleich und Analyse der Blickwinkel
- Konsequenzen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Leistungsbeurteilung im schülerzentrierten Unterricht. Sie untersucht alternative Formen der Leistungsbeurteilung als Gegenentwurf zur traditionellen Notengebung in der Grundschule. Das zentrale Ziel ist es, die Problematik der Notengebung im Kontext eines pädagogischen Leistungsverständnisses zu beleuchten und alternative Beurteilungsformen im Hinblick auf ihre praktische Umsetzbarkeit und ihre Auswirkungen auf Kinder, Eltern und Lehrer zu analysieren.
- Das pädagogische Leistungsverständnis im Kontext von schülerzentriertem Unterricht
- Kritik an der Notengebung und ihre Auswirkungen auf die Lernmotivation und -freude von Kindern
- Alternative Beurteilungsformen wie Lernentwicklungsberichte und Portfolios
- Praxisbezogene Fallanalyse: Anwendung alternativer Beurteilungsformen in einer Bremer Grundschule
- Beurteilung der Wirksamkeit und Akzeptanz alternativer Beurteilungsformen aus unterschiedlichen Perspektiven (Lehrer, Eltern, Schüler)
Zusammenfassung der Kapitel
Teil I: Wissenschaftlicher Diskurs zur Leistung in der Grundschule
Dieser Teil der Arbeit beleuchtet den wissenschaftlichen Diskurs zum Thema Leistung in der Grundschule. Er analysiert verschiedene Leistungsbegriffe und stellt das pädagogische Leistungsverständnis im Zentrum des schülerzentrierten Unterrichts dar. Darüber hinaus werden die Anforderungen an eine qualitative Leistungsbeurteilung sowie die Problematik der Notengebung im Kontext von Rechtsgrundlagen und Bestimmungen im Land Bremen betrachtet.
Teil II: Fallanalyse
Dieser Teil widmet sich der Analyse einer konkreten Bremer Grundschule, die alternative Beurteilungsformen anstatt Noten einsetzt. Er beschreibt die Anlage und Durchführung der Untersuchung, einschließlich des Schulkonzepts, der Fragestellung und der gewählten Forschungsmethode. Die Ergebnisse der Interviews mit Lehrkräften, Eltern und Schülern werden präsentiert und im Hinblick auf die Wirksamkeit und Akzeptanz der alternativen Beurteilungsformen analysiert.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Leistungsbeurteilung, schülerzentrierter Unterricht, Notengebung, alternative Beurteilungsformen, Lernentwicklungsbericht, Portfoliokonzept, Grundschule, pädagogisches Leistungsverständnis, Fallanalyse, qualitative Forschung, Interview.
- Arbeit zitieren
- Katharina Nowack (Autor:in), 2007, Leistungsbeurteilung im schülerzentrierten Unterricht , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92735