Johann Gottfried Herder entwickelte in seinen Werken Gedanken, die bis heute in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen präsent sind, ohne dass man sich ihren Ursprünge immer bewusst wäre. Seine Texte nahmen Einfluss auf die Philosophie, die Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaft. Diese hat die Voraussetzung für ihre Entstehung, nämlich die Anerkennung einer Vielfalt verschiedener gleichwertiger Kulturen, zu einem bedeutenden Teil Herder zu verdanken.
Im „Journal meiner Reise im Jahr 1769“ versucht Herder der Reihe nach die Kulturzustände der Länder, an denen er vorbeisegelte oder die er besuchte, zu bestimmen und durch Vergleiche das jeweils Individuelle der verschiedenen Völker herauszustellen. Bei Russland und insbesondere bei Deutschland prüft er über die Analyse des Ist-Zustandes der Kultur hinaus ihre schlummernden kulturellen Möglichkeiten und fragt nach Wegen, wie die Verwirklichung dieser Möglichkeiten zu befördern ist. Erst in der Reflexion auf konkrete unmittelbare Erfahrungen mit diesen Kulturen entwickelt Herder eine eigene Kulturkonzeption. Dieser soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.
Zuerst beschreibe ich das Reisejournal im Allgemeinen und erläutere die Situation vor der Abreise näher, damit sein plötzlicher Aufbruch verständlich wird.
Im Hauptteil der Arbeit beschäftige ich mich mit Herders Analyse bzw. Kritik der spezifischen Kultur von Livland, Russland, Holland, Frankreich und Deutschland. Die entscheidenden Ursachen für die Individualität der einzelnen Kulturen liegen in ihrer Entwicklung. Das Verstehen der Geschichte einer Nation, ihres Klimas, ihrer Bildung und ihres Nationalcharakters spielt eine wichtige Rolle, denn aus dem Ineinanderwirken dieser 4 Faktoren geht die Individualität einer Volkskultur hervor.
Ferner arbeite ich einen Unterschied zwischen Herders eigener deutscher Kultur und der fremden heraus. Dabei ist das Eigen- und Fremdbild von zentraler Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Allgemeines zum Reisejournal
- 3. Situation vor der Reise
- 4. Geschichte des Kulturbegriffs
- 5. Methoden zur Kulturanalyse
- 5.1. Das Sichhineinversetzen
- 5.2. Die Analogie
- 6. Diagnose der europäischen Kulturen
- 6.1. Provinz Livland und Russland
- 6.2. Holland
- 6.3. Frankreich
- 6.4. Deutschland
- 7. Selbst- und Fremdbild
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Herders „Journal meiner Reise im Jahr 1769“ und analysiert seine kulturvergleichende Betrachtung verschiedener europäischer Länder. Ziel ist es, Herders Kulturkonzeption im Kontext seiner Reiseerfahrungen und der geschichtlichen Entwicklung des Kulturbegriffs zu verstehen.
- Herder's Kulturbegriff im 18. Jahrhundert
- Analyse verschiedener Kulturen (Livland, Russland, Holland, Frankreich, Deutschland)
- Herder's Methoden der Kulturanalyse (Sichhineinversetzen, Analogie)
- Vergleich von Selbst- und Fremdbild
- Die Entstehung von Herders Kulturkonzeption im Kontext seiner Reise
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Herders Bedeutung für die Kulturwissenschaften heraus. Sie hebt die zentrale Rolle seines Reisejournals für die Entwicklung seines Kulturbegriffs hervor und kündigt die Struktur der Arbeit an, die sich mit Herders Analyse verschiedener Kulturen auseinandersetzt und seinen eigenen Kulturbegriff im Kontext der Reiseerfahrungen untersucht. Die Arbeit fokussiert auf die Entstehung von Herders Kulturkonzeption durch Reflexion konkreter, unmittelbarer Erfahrungen mit unterschiedlichen Kulturen.
2. Allgemeines zum Reisejournal: Dieses Kapitel beschreibt Herders „Journal meiner Reise im Jahr 1769“ als Reflexions-Tagebuch, das sich nicht auf die Reise selbst konzentriert, sondern auf die Gedanken und Einflüsse, die Herder während seiner Reise hatte. Die Reiseerlebnisse dienen lediglich als Anknüpfungspunkte für Assoziationen und Analogien, die Herders Reflexionen über Kultur und Gesellschaft prägen. Es wird betont, dass die veränderte Lebenssituation der Reise die Voraussetzung für Herders neue Sicht auf Mensch und Welt bildete.
3. Situation vor der Reise: Das Kapitel beschreibt die Situation Herders vor seiner Reise im Jahr 1769. Es schildert seinen beruflichen Aufstieg in Riga als Lehrer und Prediger, seine Erfolge und gleichzeitig die Schwierigkeiten und Konflikte, die er in Bezug auf seine literaturkritischen Schriften und seine gesellschaftlichen Beziehungen erlebte. Diese Krise und ein Identitätskonflikt werden als Motive für seinen plötzlichen Rücktritt von seinen Ämtern und die Reise genannt. Der ursprüngliche Plan einer Bildungsreise veränderte sich aufgrund unvorhergesehener Umstände, was zur Entstehung des Journals führte.
4. Geschichte des Kulturbegriffs: Dieses Kapitel verfolgt die geschichtliche Entwicklung des Begriffs "Kultur", beginnend mit dem lateinischen Wort "cultura" und seiner metaphorischen Verwendung bei Cicero. Es zeigt die Entwicklung vom agrarischen und religiösen Verständnis des Begriffs im Mittelalter hin zum humanistischen und aufklärerischen Verständnis, das dem Menschen mehr Eigenverantwortung für seine Kultur zuschreibt. Der Einfluss von Pufendorf und die soziale Komponente des Kulturbegriffs werden erläutert.
5. Methoden zur Kulturanalyse: Dieses Kapitel beschreibt die Methoden, die Herder in seinem Reisejournal zur Kulturanalyse verwendet. Es hebt zwei wichtige Verfahren hervor: das Sichhineinversetzen in andere Kulturen und die Verwendung von Analogien zum Verständnis kultureller Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Diese Methoden sind grundlegend für Herders kulturvergleichende Analyse.
6. Diagnose der europäischen Kulturen: In diesem Kapitel analysiert Herder die Kulturen Livlands, Russlands, Hollands, Frankreichs und Deutschlands. Er untersucht die individuellen Merkmale dieser Kulturen und betrachtet die Geschichte, das Klima, das Bildungssystem und den Nationalcharakter als Einflussfaktoren. Seine Analyse umfasst die kulturellen Gegebenheiten und Potenziale der jeweiligen Länder.
7. Selbst- und Fremdbild: Dieses Kapitel beleuchtet den Vergleich zwischen Herders eigenem Selbstverständnis seiner deutschen Kultur und seinem Bild der fremden Kulturen, die er auf seiner Reise kennenlernte. Der Vergleich von Selbst- und Fremdbild ist zentral für das Verständnis von Herders Kulturkonzeption und seiner Positionierung im Kontext der verschiedenen Kulturen.
Schlüsselwörter
Herder, Reisejournal, Kulturbegriff, Kulturanalyse, Europa, Livland, Russland, Holland, Frankreich, Deutschland, Selbst- und Fremdbild, Vergleichende Kulturwissenschaft, Sichhineinversetzen, Analogie, 18. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zu Herders Reisejournal (1769)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Johann Gottfried Herders „Journal meiner Reise im Jahr 1769“ und untersucht seine kulturvergleichende Betrachtung verschiedener europäischer Länder. Der Fokus liegt auf Herders Kulturkonzeption im Kontext seiner Reiseerfahrungen und der geschichtlichen Entwicklung des Kulturbegriffs.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Herders Kulturbegriff im 18. Jahrhundert, die Analyse verschiedener Kulturen (Livland, Russland, Holland, Frankreich, Deutschland), Herders Methoden der Kulturanalyse (Sichhineinversetzen, Analogie), den Vergleich von Selbst- und Fremdbild und die Entstehung von Herders Kulturkonzeption im Kontext seiner Reise.
Welche Kapitel umfasst das Reisejournal?
Das Inhaltsverzeichnis beinhaltet: Einleitung, Allgemeines zum Reisejournal, Situation vor der Reise, Geschichte des Kulturbegriffs, Methoden zur Kulturanalyse, Diagnose der europäischen Kulturen (mit Unterkapiteln zu Livland/Russland, Holland, Frankreich und Deutschland) und Selbst- und Fremdbild.
Wie beschreibt die Arbeit Herders Reisejournal?
Das Journal wird als Reflexions-Tagebuch beschrieben, das Herders Gedanken und Einflüsse während der Reise dokumentiert. Reiseerlebnisse dienen als Anknüpfungspunkte für Assoziationen und Analogien zu Herders Reflexionen über Kultur und Gesellschaft. Die veränderte Lebenssituation der Reise wird als Voraussetzung für Herders neue Sicht auf Mensch und Welt betrachtet.
Welche Methoden der Kulturanalyse verwendet Herder?
Herder verwendet das Sichhineinversetzen in andere Kulturen und die Verwendung von Analogien, um kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu verstehen. Diese Methoden sind grundlegend für seine kulturvergleichende Analyse.
Welche Kulturen werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Kulturen Livlands, Russlands, Hollands, Frankreichs und Deutschlands. Herder untersucht individuelle Merkmale dieser Kulturen und betrachtet Geschichte, Klima, Bildungssystem und Nationalcharakter als Einflussfaktoren.
Wie wird das Selbst- und Fremdbild Herders behandelt?
Das Kapitel "Selbst- und Fremdbild" beleuchtet den Vergleich zwischen Herders eigenem Selbstverständnis seiner deutschen Kultur und seinem Bild der fremden Kulturen. Dieser Vergleich ist zentral für das Verständnis von Herders Kulturkonzeption und seiner Positionierung im Kontext der verschiedenen Kulturen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Herder, Reisejournal, Kulturbegriff, Kulturanalyse, Europa, Livland, Russland, Holland, Frankreich, Deutschland, Selbst- und Fremdbild, Vergleichende Kulturwissenschaft, Sichhineinversetzen, Analogie, 18. Jahrhundert.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Herders Kulturkonzeption im Kontext seiner Reiseerfahrungen und der geschichtlichen Entwicklung des Kulturbegriffs zu verstehen. Sie fokussiert auf die Entstehung von Herders Kulturkonzeption durch Reflexion konkreter, unmittelbarer Erfahrungen mit unterschiedlichen Kulturen.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Für jedes Kapitel (Einleitung bis Selbst- und Fremdbild) wird eine detaillierte Zusammenfassung gegeben, die den Inhalt und die Kernaussagen jedes Kapitels beschreibt.
- Quote paper
- Julia Trefzer (Author), 2006, Herders „Journal meiner Reise im Jahr 1769“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92756