In nahezu allen Ländern in Europa sind in den vergangenen Jahren Reformschritte in der Rentenpolitik eingeleitet worden – wobei sich die Reformrichtung von früheren Wohlfahrts-Expansionen spätestens seit Anfang der 90er-Jahre auf Reduktionen, Einschnitte, Einsparungen gedreht hat. Auch Frankreich ist hiervon betroffen, dessen Länderbeispiel im Mittelpunkt dieser Arbeit steht.
Grundsätzlich gibt es mehrere Optionen im Bereich von Rentenreformen: Ein Umstellen der Finanzierungsbasis vom Umlageverfahren hin zu mehr Kapitalisierung; eine Erhöhung des Renteneintrittsalters; Änderungen an der Rentenformel und schließlich Änderungen im Indexierungsmechanismus, wobei die Pfadabhängigkeit von Rentensystemen bewirkt, dass mit zunehmender Dauer die Anzahl der Optionen beschränkt werden.
Welche Optionen im französischen Rentenreformprozess seit den frühen 90er-Jahren bis zum heutigen Zeitpunkt verfügbar waren und wie die jeweiligen Reformen konkret gestaltet wurden, soll in dieser Arbeit dargestellt und analysiert werden.
Dabei wird über die Gründe für eine Reformnotwendigkeit aufgeklärt: Warum wurden Reformen geplant bzw. durchgeführt?
Darüber hinaus soll die policy-Dimension berücksichtigt werden: Welche konkreten Reformschritte sind geplant bzw. durchgeführt worden?
Des Weiteren wird auch die politics-Dimension herausgestellt: Wie sind die einzelnen Reformvorhaben konkret umgesetzt worden?
Der Fokus dieser Arbeit liegt dabei auf letzterer Frage, mithin der politics-Dimension: Ziel ist die Herausarbeitung einer Erklärung für den konkreten Verlauf des Rentenreformprozesses in Frankreich – was ist der Grund dafür, dass einige Reformpläne durch die Regierung umgesetzt werden konnten, andere wiederum scheiterten?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Struktur des Rentenversicherungssystems in Frankreich
- Alterssicherung für die Angestellten und Führungskräfte in der Privatwirtschaft (régime général und retraites complémentaires)
- Alterssicherung für die Beschäftigten des öffentlichen Sektors (régimes spéciaux)
- Der Reformprozess des französischen Rentenversicherungssystems seit 1990
- Reformnotwendigkeit
- Die Balladur-Reform 1993
- Der Juppé-Plan 1995
- Die Jahre 1995-2003
- Die Raffarin-Reform 2003
- Analyse des Reformprozesses unter dem Gesichtspunkt der politics-Dimension
- Konsens-Erfordernis
- ,Blame avoidance'
- Erweitertes Vetospieler-Konzept
- Policy-style
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Rentenreformprozess in Frankreich seit 1990. Sie untersucht die Gründe für die Reformnotwendigkeit, analysiert die konkreten Reformpläne und ergründet, wie diese im politischen Prozess umgesetzt wurden. Im Mittelpunkt steht dabei die politics-Dimension, die beleuchtet, welche Faktoren den Verlauf des Reformprozesses beeinflusst haben.
- Die Notwendigkeit von Rentenreformen in Frankreich aufgrund demographischer Entwicklungen und finanzieller Herausforderungen
- Die verschiedenen Reformpläne der französischen Regierung seit 1990, die verschiedene Ansätze zur Anpassung des Rentensystems beinhalten
- Die Rolle von Politik und Interessengruppen im Reformprozess, insbesondere die Bedeutung von Gewerkschaften und staatlichen Akteuren
- Die Analyse des Reformprozesses anhand von politikwissenschaftlichen Theorien, wie z.B. dem Vetospieler-Konzept und dem Konzept des ,Blame avoidance'
- Die Herausforderungen, die sich aus dem Spannungsverhältnis zwischen Reformbedarf und politischer Machbarkeit ergeben
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel stellt die Struktur des französischen Rentenversicherungssystems dar, wobei die Alterssicherung für Angestellte und Führungskräfte in der Privatwirtschaft sowie die Versorgungssysteme für Beschäftigte des öffentlichen Sektors im Detail erläutert werden. Die folgenden Kapitel analysieren den Reformprozess in Frankreich seit 1990. Dazu gehören eine Darstellung der Reformnotwendigkeit, die Beschreibung der einzelnen Reformpläne und die Untersuchung des konkreten Verlaufs der Umsetzung der Reform. Besonderes Augenmerk wird auf die politics-Dimension gelegt. Kapitel vier untersucht die Faktoren, die den Verlauf des Reformprozesses beeinflusst haben. Dazu werden Theorien wie das Konsens-Erfordernis, ,Blame avoidance' und das erweiterte Vetospieler-Konzept herangezogen.
Schlüsselwörter
Rentenreform, Frankreich, Alterssicherung, Politikprozess, Vetospieler, Gewerkschaften, ,Blame avoidance', Reformnotwendigkeit, Politik-Dimension, policy-Dimension, Regime-Forschung, Bismarck-Modell, umlagefinanzierte Pflichtversicherung.
- Quote paper
- Fabian Kühne (Author), 2006, Der Rentenreformprozess in Frankreich seit 1990, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92775