„Ich glaube [...] die heilige katholische Kirche, ....“ – dieser Satz des Credos war es, den ich bis vor kurzem ganz bewusst im Gottesdienst nicht mitbekannte. Für mich war die katholische Kirche nicht heilig, nicht nach machtpolitischen Auseinandersetzungen und Kreuzzügen im Mittelalter, nicht nach einem schweigenden Papst im Nationalsozialismus und nicht nach Kindesmissbrauch durch Priester in unserer heutigen Zeit. Diese Vergehen sind schlimm und niemals würde ein Christ solche Taten für heilig erklären. Allerdings hatte ich bei meinem bewussten Auslassen der genannten Passage des Glaubensbekenntnisses immer nur die Kirche als Institution im Hinterkopf, die als solche natürlich nicht primär heilig ist. Setzt man sich mit dem katholischen Kirchenverständnis aber intensiver auseinander, so wird schnell bewusst, dass Kirche wesentlich mehr ist als ihre nach außen sichtbare organisatorische Struktur, die mit Menschen verknüpft ist und damit auch sündhaft sein kann.
Um dieses Mehr an Kirche soll es in dieser Arbeit gehen. Sie will aufzeigen, in welchen Grunddimensionen katholische Kirche gedacht werden kann und wie wir als Katholiken unsere Kirche verstehen. Diese Abhandlung will der Frage nachgehen, was die Kirche aus welchen Gründen für uns ist und was sie warum gerade nicht ist.
Bei der genaueren Beschäftigung mit diesem Thema wird klar, dass die katholische Ekklesiologie ein komplexes Feld darstellt. Die Komplexität ergibt sich, weil Kirche eben nicht nur unter der Perspektive der Institution betrachtet werden kann und darf: Sie besitzt eine mystisch-geistige Dimension. Und gerade diese drückt sich wiederum in verschiedenen Aspekten aus. Wenn man allein das Neue Testament auf die Bilder hin untersucht, die es für die Kirche findet, trifft man auf eine große Anzahl. Diese Bilder sind im Laufe der Geschichte von vielen Theologen wiederum gedeutet und ausgefaltet worden, so dass man sich, will man heute dem katholischen Kirchenverständnis auf die Spur kommen, inmitten eines großen und komplexen Wissensfeldes wiederfindet.
Weil die katholische Ekklesiologie so vielschichtig ist, bedarf eine Seminararbeit, die sich mit ihr beschäftigen will, notwendig einer sehr großen Einschränkung. Eine Abhandlung wie diese kann nicht mehr als ein Überblick sein – und auch dies nur in sehr begrenzter Form. Diese Arbeit will also einen Einblick in die wichtigsten Grundzüge des katholischen Kirchenverständnisses geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A Überblick zum katholischen Kirchenverständnis in der Zeit bis zum II. Vatikanischen Konzil
- 1 Die Ursprünge: Erscheinungsweisen der Kirche im Neuen Testament und in der alten Kirche
- 2 Der grundsätzliche Wandel des Kirchenverständnisses im Mittelalter
- B Grundzüge katholischer Ekklesiologie nach dem II.Vatikanischen Konzil
- 1 Grundsätzliches zum Wesen der Kirche
- 2 Der sakramentale Charakter der Kirche
- 2.1 Die Kirche als Stiftung Christi
- 2.2 Die Kirche als Sakrament Christi
- 2.3 Die Kirche als Sakrament des Geistes
- 2.4 Die Kirche als Sakrament des Heils
- 2.4.1 Das Schon und Noch-nicht des Reich Gottes in der Kirche
- 2.4.2 Sendung zum Heil als Aufgabe der Kirche
- 2.5 Kirche als Mysterium
- 3 Kirche als Communio
- 3.1 Mystische“ Communio.
- 3.1.1 Kirche als Leib Christi
- 3.1.2 Kirche als Teilhabe an der trinitarischen Gemeinschaft
- 3.1.3 Kirche als Volk Gottes
- 3.2 Das Wesen der Kirche als gesellschaftliche Größe
- 3.2.1 Die charismatische Struktur der Kirche
- 3.2.2 Die amtliche Struktur der Kirche
- 3.2.3 Das Verhältnis von charismatischer und amtlicher Struktur
- 3.3 Die Untrennbarkeit von mystischer und konkret erfahrbarer Gemeinschaft
- 3.1 Mystische“ Communio.
- 4 Wie wir Kirche glauben: Notae ecclesiae
- 4.1 Einheit
- 4.1.1 Einheit der Liebe
- 4.1.2 Einheit in Vielfalt
- 4.2 Heiligkeit
- 4.3 Katholizität
- 4.4 Apostolizität
- 4.1 Einheit
- Versuch einer Kritik
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Grundzüge des katholischen Kirchenverständnisses zu beleuchten und aufzuzeigen, in welchen Dimensionen katholische Kirche gedacht werden kann. Die Analyse fokussiert auf das Verständnis der Kirche als Institution und als mystisch-geistige Größe, wobei die unterschiedlichen Perspektiven und Aspekte dieses Verständnisses beleuchtet werden.
- Die Entwicklung des Kirchenverständnisses von den Ursprüngen bis zum II. Vatikanischen Konzil
- Der sakramentale Charakter der Kirche
- Die Kirche als Communio
- Die Notae ecclesiae (Einheit, Heiligkeit, Katholizität, Apostolizität)
- Die Verbindung von mystischer und konkret erfahrbarer Gemeinschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation dar und verdeutlicht, warum es notwendig ist, über die bloße Institution hinaus ein tieferes Verständnis von Kirche zu entwickeln. Der erste Teil der Arbeit skizziert die historische Entwicklung des Kirchenverständnisses vom Neuen Testament bis zum Mittelalter, wobei die verschiedenen Erscheinungsformen der Kirche im Neuen Testament und die grundlegenden Veränderungen im Mittelalter hervorgehoben werden. Der zweite Teil, der sich mit dem katholischen Kirchenverständnis nach dem II. Vatikanischen Konzil beschäftigt, legt den Fokus auf die drei Hauptperspektiven der Kirche: den sakramentalen Charakter, die Communio und die Notae ecclesiae. Die einzelnen Kapitel untersuchen verschiedene Facetten dieser Aspekte, wie z. B. die Kirche als Stiftung Christi, die Kirche als Leib Christi und die Einheit der Liebe innerhalb der Kirche.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der katholischen Ekklesiologie, darunter die Kirche als Institution und als mystische Größe, der sakramentale Charakter der Kirche, die Communio, die Notae ecclesiae, die Einheit der Liebe, die Einheit in Vielfalt, die charismatische und amtliche Struktur der Kirche, und die historische Entwicklung des Kirchenverständnisses.
- Quote paper
- Monika Ringleb (Author), 2007, „Cum autem Ecclesia sit in Christo veluti sacramentum...“ – Grundzüge der katholischen Ekklesiologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92982