Die Diskussion um die Macht der Banken in den frühen 90er Jahren zeigt, das Banken ein besonders großes Einflusspotential auf andere Unternehmen haben. Schlagwörter wie ,,Deutschland AG" bebildern die Macht und die zentrale Rolle der Banken in Deutschland. Das Einflusspotential der Banken geht dabei hauptsächlich auf die Verflechtung mit anderen Banken und Nichtbanken, in Form von Beteiligungen, Depotstimmrechten, Investmentfonds und Aufsichtsratsmandaten zurück. Durch Bankenfusionen kommt es zu einer weiteren Konzentration von Einflusspotential, die Verflechtungen bewirken dabei eine Konzentration im Banken- und Nichtbankenbereich. Bankenfusionen unterscheiden sich damit von Fusionen in anderen Wirtschaftssektoren.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Kriterien der Fusionskontrollverordnung (FKVO) zur Messung von Marktmacht darzustellen. Zuerst werde ich die traditionellen, das heißt die von der Branche unabhängigen Kriterien vorstellen. Anschließend werde ich auf die Bedeutung zusätzlicher bankenspezifische Kriterien eingehen. Diese zusätzlichen Kriterien sollen das angesprochene besondere Einflusspotential von Banken berücksichtigen. Da von der Europäischen Kommission bisher noch kein Zusammenschlussvorhaben untersagt wurde,1 untersuche ich auch, ob die Kommission bankenspezifische Kriterien bei der Beurteilung der Zusammenschlussvorhaben einbezieht.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Anwendung der FKVO
- Aufgreifkriterien
- Marktbeherrschende Stellung
- Kriterien zur Messung von Marktmacht
- Traditionelle Kriterien der FKVO
- Marktanteil
- Marktzutrittsschranken und potentieller Wettbewerb
- Finanzkraft
- Bankspezifische Kriterien der FKVO
- Beteiligungen
- Depotstimmrechte
- Investmentfonds
- Aufsichtsratsmandate und Kumulation der Einflussfaktoren
- Zugang zu Absatzmärkten
- Traditionelle Kriterien der FKVO
- Relevanter Markt im Bankensektor
- Sachlich relevanter Markt
- Räumlich relevanter Markt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob die traditionellen Kriterien der Fusionskontrollverordnung (FKVO) zur Messung von Marktmacht im Bankensektor ausreichend sind, um das besondere Einflusspotential von Banken zu berücksichtigen.
- Die traditionellen Kriterien der FKVO zur Messung von Marktmacht
- Die Relevanz bankenspezifischer Kriterien im Zusammenhang mit Bankenfusionen
- Die Beurteilung von Zusammenschlussvorhaben durch die Europäische Kommission im Hinblick auf die bankenspezifischen Kriterien
- Die Anwendung der FKVO auf Bankenfusionen
- Der relevante Markt im Bankensektor
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel stellt die Problemstellung der Arbeit vor und beleuchtet das besondere Einflusspotential von Banken auf andere Unternehmen, insbesondere durch Verflechtungen in Form von Beteiligungen, Depotstimmrechten, Investmentfonds und Aufsichtsratsmandaten.
- Das zweite Kapitel beschreibt die Anwendung der FKVO auf Zusammenschlüsse und erklärt die Aufgreifkriterien, die zur Beurteilung der gemeinschaftsweiten Bedeutung eines Zusammenschlusses herangezogen werden. Es werden auch die Schwellenwerte und die Kriterien der Mehrfachnotifizierung erläutert, die zur Feststellung der gemeinschaftsweiten Bedeutung von Bankenfusionen relevant sind.
- Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Kriterien zur Messung von Marktmacht. Hier werden sowohl die traditionellen Kriterien der FKVO, wie Marktanteil, Marktzutrittsschranken und Finanzkraft, als auch die bankenspezifischen Kriterien, wie Beteiligungen, Depotstimmrechte, Investmentfonds, Aufsichtsratsmandate und Zugang zu Absatzmärkten, vorgestellt.
- Das vierte Kapitel definiert den relevanten Markt im Bankensektor. Es werden dabei sowohl der sachlich relevante Markt als auch der räumlich relevante Markt betrachtet.
Schlüsselwörter
Bankenfusionen, Fusionskontrollverordnung (FKVO), Marktmacht, Marktanteil, Marktzutrittsschranken, Finanzkraft, Beteiligungen, Depotstimmrechte, Investmentfonds, Aufsichtsratsmandate, Zugang zu Absatzmärkten, relevanter Markt, gemeinschaftsweite Bedeutung.
- Quote paper
- Diego Atienza (Author), 2002, Bankenfusionen: Genügen die 'traditionellen' Kriterien zur Messung von Marktmacht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9300