Wie wirken Umweltwissen und Umweltbewusstsein auf das Umweltverhalten?


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Einleitung

II Umweltwissen, Umweltbewusstsein, Umweltverhalten
2.1 Wirkungskette
2.2 Diskrepanz zwischen Wissen, Bewusstsein, Verhalten
2.3 Ergebnisse

III Forschungsansätze
3.1 Umweltbildungsforschung
3.2 Umweltbewusstseinsforschung
3.3 Erklärungsansätze des persönlichen Umweltverhaltens
3.3.1 Rational- Choice- Ansatz
3.3.2 Dilemma- Ansatz
3.3.3 Wohlbefindensforschung
3.3.4 Lebensstilforschung
3.4 Ergebnisse

IV Fazit und Ausblick

VI Literaturverzeichnis

VII Abbildungsverzeichnis

I Einleitung

Schon seit einigen Jahrzehnten ist das Thema Umweltschutz nicht mehr aus öffentlichen Diskussionen und dem gesellschaftlichen Bewusstsein weg­zudenken. Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten sind zu alltäglichen Vokabeln geworden und es scheint logisch, dass zwischen diesen Begrifflichkeiten ein enger kausaler Zusammenhang besteht. Dass das nicht so ist, bestätigen zahlreiche empirische Studien.

Diese Arbeit soll einen Überblick geben über verschiedene Studien zum Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten und die Forschungen und Ansätze zur Erklärung des Umweltverhaltens vorstellen. Im zweiten Kapitel wird der Zusammenhang zwischen diesen Begrifflichkeiten anhand einer Wirkungskette dargestellt und anschließend die Diskrepanz aufgeführt. Im dritten Kapitel möchte ich die Methoden und Vorgehensweisen der Umweltbildungs- sowie der Umweltbewusst­seinsforschung aufzeigen und deren Ziele und Probleme thematisieren. In 3.3 werde ich anschließend die verschiedenen Erklärungsansätze des persönlichen Umweltverhaltens umreißen.

Vorrangig in diesem Thema können Udo Kuckartz und Gerhard de Haan genannt werden, die wohl ihren Forschungsschwerpunkt auf dieses Thema gelegt haben und demnach die meiste relevante Literatur für diese Arbeit stellen.

Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar, einen groben Überblick über die Kluft zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten zu vermitteln. Anhand eines Überblicks über die verschiedenen Forschungsansätze soll gezeigt werden, wie vielschichtig die Forschung bereits ist, aber auch inwiefern noch Forschungsbedarf besteht und wo Theoriedefizite aufzuzeigen sind. Darüber hinaus soll eine Übersicht über Erklärungsansätze von persönlichem Umweltverhalten gegeben werden und in welchem Maße diese eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten geben können.

II Umweltwissen, Umweltbewusstsein, Umweltverhalten

2.1 Wirkungskette

Um einen Zusammenhang zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten untersuchen zu können, müssen zunächst die Begrifflichkeiten geklärt werden. So sind diese Begriffe auf dem ersten Blick intuitiv zu erfassen, sie wurden jedoch in der öffentlichen Diskussion so unterschiedlich verwendet, dass eine einführende Erklärung angesichts der heterogenen Verwendung sinnvoll erscheint.

Kuckartz definiert Umweltwissen, und so wird der Begriff auch im Folgenden in dieser Arbeit verwendet, als „Kenntnisse und Informationen, die Individuen über die Umwelt und die Natur, Flora und Fauna, über ökologische Zusammenhänge und Probleme besitzen“ (Kuckartz 1995: 72).

Eine Definition für Umweltbewusstsein[1] zu geben ist insofern schwierig, als dass dieser Begriff vorwiegend aus der öffentlichen Diskussion stammt und in seiner Entstehung keinen wissenschaftlichen Hintergrund aufzeigen kann (vgl. Homburg 1998: 50). Oftmals wird der Begriff als „Einstellung und/oder Werthaltung“ um­schrieben (Dierkes 1988: 13) und Diekmann/Preisendörfer definieren Umweltbewusstsein als die „Einsicht in die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen durch diesen selbst, verbunden mit der Bereitschaft zur Abhilfe“ (Diekmann 2001: 102). Kuckartz umschreibt Umweltbewusstsein als „mentale Repräsentationen der in nahezu allen gesellschaftlichen Teilbereichen beobachtbaren Kommunikation über Umweltprobleme“ (Kuckartz 1995: 72). Von Maloney/Ward wird der Begriff in vier Teilbereiche untergliedert. Das ‚actual commitment’, also das tatsächliche Handeln in Hinblick auf den Schutz der Umwelt, wird unterschieden von dem ‚verbal commitment’, also dem verbal geäußerten Bestreben sich für den Schutz der Umwelt einzusetzen. Dem gegenüber steht der Affekt (‚affect’), worunter die Gefühle und Gemütsbewegungen gefasst werden und das Umweltwissen (‚knowledge’), das bereits definierte Spezialwissen in Bezug auf Umweltfragen.[2] (vgl. Homburg 1998: 49)

Beim Umweltverhalten handelt es sich um „menschliche Verhaltensweisen“ (Kuckartz 1995: 71) im Bezug auf die natürliche Umwelt. Man unterteilt das Umweltverhalten in zwei relevante Bereiche. Erstens kann sich Umweltverhalten auf die Umwelt als Ressource handeln oder zweitens kann sich Umweltverhalten auch auf die Umwelt beziehen, wenn es problematisch in Hinblick auf Emissionen, Müll etc. wird. (vgl. ebd.: 71) Darüber hinaus ist das Umweltverhalten heterogen. Individuen, die sich in bestimmten Situationen umweltgerecht verhalten, beispielsweise akribisch den Müll trennen, können sich in anderen Situationen, wie z.B. beim Autofahren, überhaupt nicht umweltgerecht verhalten. (Vgl. Kuckartz 1998: 47) Meist gehen mit ökologischen auch ökonomische Erwägungen im Haushalt einher (vgl. Diekmann 2001: 109). Um umweltgerechtes Verhalten überhaupt bestimmen zu können, müsse man allerdings zunächst klären, welches Verhalten in welchem Ausmaß überhaupt umweltrelevant sei und welche Verhaltensalternative bei einem bestimmten Verhalten umweltgerecht sei (vgl. ebd.: 105).

Intuitiv einleuchtend und auch oftmals als Faktum dargestellt, wird davon ausgegangen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umweltverhalten gibt.[3]

Demnach bewirkt das Umweltwissen eine positive Umwelteinstellung, die Umwelteinstellung wirkt auf das Umweltverhalten, und das Umweltwissen kann auch ohne Umweg über das Bewusstsein auf das Umweltverhalten einwirken (vgl. Kuckartz 1998:43). Das Wissen um eine problematische Situation (sei es Tschernobyl, das Ozonloch oder der Klimawandel) erzeugt also ein Umweltbewusstsein, das wiederum auf das Verhalten wirkt. So erscheint es doch sinnvoll, dass Menschen, die wissen, wie wichtig Umweltschutz ist und demnach ein Umweltbewusstsein besitzen, sich umweltgerecht verhalten (vgl. de Haan 1998: 13). Es stellt sich die Frage nach der Richtigkeit dieser Annahme und ob sich diese Wirkungskette auch in einem gesellschaftlichen Kontext belegen lässt.

2.2 Diskrepanz zwischen Wissen, Bewusstsein, Verhalten

Der These „Je umweltbewusster jemand ist, desto umweltgerechter verhält er sich auch“ kann nicht zugestimmt werden. In Hinblick auf die Umwelt­be­wus­st­­seinsforschung, auf die in Kapitel III näher eingegangen werden soll, kann kein Zusammenhang zwischen Wissen, Bewusstsein und Verhalten festgestellt werden (vgl. Kuckartz 1995: 80). So ist ein hohes Umweltwissen nicht Voraussetzung für ein hohes Umweltbewusstsein (vgl. Diekmann 2001: 100). Verschiedene Studien belegen, dass die Zusammenhänge sehr schwach ausgeprägt sind und empirisch ist sogar festzustellen, dass manche Umwelt­verhaltens­weisen sogar negativ korrelieren (Kuckartz 1998: 47). Eine Umfrage der INFAS von 1984 ergab, dass 48% der Befragten sagten, sie würden sich „im Laufe des nächsten Jahres ein neues Auto kaufen“ und auch wenn sie die „gesamten Mehrkosten selbst tragen müssten“ (Spada 1990: 626) nicht auf einen Katalysator verzichten würden. Der tatsächliche Umsatz von Katalysatorfahrzeugen lag im Folgejahr allerdings weit darunter. (vgl. ebd.: 625f) Dieses Ergebnis scheint nicht nachvollziehbar vor dem Hintergrund, dass diese Studien auch ergaben, dass das Umweltbewusstsein immens gestiegen sei. So zeigen Statistiken, dass Konsumenten bspw. beim Kauf auf umweltfreundliche Produkte und ihre Verpackungsart achten. Auch achtet man auf Umweltfreundlichkeit, gekennzeichnet durch Gütesiegel wie den „blauen Engel“ oder auf biologische Abbaubarkeit von Reinigungsmitteln. (vgl. Kuckartz 1995: 80) Zusätzlich kann man feststellen, dass das Umweltbewusstsein sich als soziale Norm[4] in unserer Gesellschaft durchgesetzt hat. So behaupten doch mehr als 80% der Bevölkerung von sich, Altglas, Altpapier und Textilien der Wiederverwertung zu zuführen (vgl. Kuckartz 1995: 78). So zeigt sich in einigen Äußerungen der Studie zum Umweltbewusstsein und Alltagshandeln von Poferl/Schilling/Brand, dass das Umweltbewusstsein als Norm internalisiert wurde, allerdings diese Internalisierung brüchig sei, was deutlich in der immer wiederkehrenden Formel vom „schlechten“ und „guten“ Gewissen […] zum Ausdruck käme (vgl. Poferl 1997: 117). Dieses gestiegene Umweltbewusstsein steht allerdings im krassen Gegensatz zu den Zahlen, die über das tatsächliche Umweltverhalten erhoben wurden. Ansteigende Abfallmengen, ansteigender Kraftstoffverbrauch, ansteigender Flugtourismus und ein Ansteigen des motorisierten Individualverkehrs zeugen eigentlich nicht von einem ansteigenden Umweltbewusstsein. (vgl. ebd.: 80)

[...]


[1] In der Psychologie wird das Umweltbewusstsein anders gedacht. Demnach wird dem Umweltbewusstsein auch das Umweltwissen, Umwelterleben und –betroffenheit, umweltbezogene Wertorientierung und umweltrelevante Verhaltensintentionen und Verhaltensweisen zugeordnet. (vgl. Spada 1990: 623)

[2] Darüber hinaus gibt es noch weitere, modifizierte Modelle, auf die hier nur verwiesen sein soll: Homburg/Matthies 1998: S. 50f.

[3] Siehe dazu Abb. 1 im Abbildungsverzeichnis

[4] „Von einer Norm wird im Sinne einer Richtschnur oder einer Verhaltensvorschrift gesprochen. Insbesondere geht es darum, dass die in einer Gesellschaft existierenden Wertvorstellungen auf vorgeschriebenen Wegen erreicht werden sollen.“ (Wiswede 1985: 35)

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Details

Titel
Wie wirken Umweltwissen und Umweltbewusstsein auf das Umweltverhalten?
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V93043
ISBN (eBook)
9783638068512
ISBN (Buch)
9783640109180
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umweltwissen, Umweltbewusstsein, Umweltverhalten
Arbeit zitieren
Anna Caroline Paeßens (Autor:in), 2008, Wie wirken Umweltwissen und Umweltbewusstsein auf das Umweltverhalten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93043

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