Kommunikation und Farbe


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Farben?
1.1Einleitung
1.2.Farben und Physik:
1.3.Schematische Darstellung der Entstehung von Farbreizen:
1.4.Betrachtungsweisen der Farben:
1.5.Zeichenlehre und natürliche Farben

2. Farbe: Wahrnehmung im Alltag
2.1.Natur Tradition und Konvention
2.2.Kontext und Psychologie

3.Kommunikation durch Farbe
3.1.Zeichenlehre und Kommunikation
3.2.Farben, Kreativität und die Problematik der Werbung

4.Farbentest
4.1.Farbwirkungen nach Eva Heller
4.2.Idee und Konzept der Untersuchung
4.3.Methodik und Durchführung
4.4.Auswertung

5.Interpretation

Literaturverzeichnis:

1. Farben?

1.1 Einleitung

Farben sind in unserem Leben so allgegenwärtig, dass sie häufig gar nicht bewusst wahrgenommen werden. Oft realisieren wir erst auffällige oder ungewohnte Farben. Als Sinnesempfindung lösen Farben Gefühle aus und Menschen reagieren, wenn auch zum Teil unbewusst, auf bestimmte Farben. So friert man trotz gleicher Raumtemperatur häufiger in blau gestrichenen Räumen, als in solchen die in Rottönen gehalten sind. Obwohl alles irgendwie farbig ist, sind Farben schwer fassbar, aus was sie bestehen, wie sie wirken, warum wir sie wahrnehmen und welche Konsistenz sie haben, wird anhand der Physik, der Physiologie, der Chemie oder der Psychologie erklärt. Jeder Mensch hat ein individuelles Farbempfinden, andere Lieblingsfarben und doch haben einige Farben für alle Menschen eine ähnliche Bedeutung. Begriffe wie z.B. Liebe sind spontan rot, andere wie Ehrgeiz haben keine feste Farbe, jeder färbt sie nach seinem eigenen Erleben und Empfinden ein. Bedeutungen werden durch Kultur, Tradition und Konventionen geprägt. Farben werden zu Symbolen, mit denen kommuniziert wird und die innerhalb einer Gesellschaft zu festen Zeichen werden, welche Aussenstehende zuerst lernen müssen, um sie verstehen zu können. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Farbtest durchgeführt. Das Ziel war es, den Gegensatz zwischen kulturell erlernten und individuell zugeschriebenen Bedeutungen aufzuzeigen. Dazu haben wurden feste und variable Begriffe bestimmt und Personen verschiedener Altersgruppen und Geschlechts dazu befragt. Die am häufigsten genannten Farben werden am Schluss kurz vorgestellt.

1.2. Farben und Physik:

Isaac Newton entdeckte 1672 das Spektrum des Lichts. Mit einem Glasprisma teilte er weisses Licht und erkannte dessen farbige Bestandteile. Er erklärte Farben als eine messbare physikalische Grösse, welche durch Energiestrahlen entstehen, die auf einen beliebigen Gegenstand fallen (vgl. Küppers 1976, 13). Die Materie verschluckt einen Teil der auftreffenden Lichtstrahlen und reflektiert den Rest. Das reflektierte Restlicht erzeugt im menschlichen Auge den Farbreiz. Je nach molekularer Beschaffenheit der Oberfläche werden bestimmte Wellenlängen des Lichts absorbiert und andere nicht. Die Farbe eines Gegenstandes hängt also von der Struktur seiner Oberfläche ab. So kommt es, dass eine grüne Tomate, deren Hautzellen durch die Sonne verändert werden, rot wird, wenn sie reift.

1.3. Schematische Darstellung der Entstehung von Farbreizen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Legende:

I: Wird physikalisch erklärt.

II: Wird physiologisch erklärt.

III: Wird psychologisch erklärt.

Abbildung nach Küppers (Quelle: Küppers, 1985, 10)

Farbe ist also keine Materie sondern eine Empfindung der Sinne. Das Farbensehen ist ein komplexer Vorgang, der durch die drei Bereiche Physik, Physiologie und Psychologie erklärt wird. Am Beispiel der Tomate: Ihr rot wird zuerst durch die Wellenlänge des einfallenden und des reflektierten Lichts bestimmt (Physik). Die Wellen werden durch lichtempfindliche Nervenzellen visuell aufgenommen (Physiologie) und schliesslich durch den Verstand sinnvoll erkannt und gedeutet. (Psychologie). Daneben wirken noch eine Reihe weiterer Faktoren wie z.B. Kultur, Erfahrung, Tradition und die Persönlichkeit auf unsere Farbempfindung ein (vgl. Knuf 1989, 19).

1.4. Betrachtungsweisen der Farben:

Wir erleben diese Welt farbig. Die Farben sind allgegenwärtig und durchdringen alles, was visuell aufgenommen wird. Es gibt farbiges Licht, farbiges Papier, flüssige Farben, transparente Farben, Farben können sich weich oder hart anfühlen, heiss oder kalt. Die Aufzählung könnte schier unendlich weitergehen, schlicht alles was wir sehen, auch wenn wir es nicht primär farbig erleben, zeichnet sich doch durch eine bestimmte Koloration aus. Es gibt dementsprechend viele verschiedene Arten Farben zu begreifen. Weil sie auch in der Welt allgegenwärtig sind, kommen Farben in fast allen wissenschaftlichen Disziplinen vor. In der Philosophie als das Allgemeine umfassend, als chemisches, biologisches oder physikalisches Phänomen, als Eigenschaft oder Kategorie. Die Deutungsansätze werden aus ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten erfasst. Die Wahrnehmung und Verarbeitung der Farben im Alltag hängt jedoch stark vom jeweiligen Umfeld, dem Hintergrund und der Arbeit ab. So ist es für einen Physiker naheliegend, das Phänomen Farbe als spektrale Strahlungsverteilung, die Farbreize und so Sinnesempfindungen auslösen, zu erklären. Der Künstler wird Farben ästhetisch als Gestaltungsmittel erleben, während dem der Psychologe in ihnen einen Ausdruck des Seelenlebens und der Persönlichkeit sieht. Es gibt also kein exklusives Muster, nach dem Farben ganz erfasst und eingeordnet werden können. Vielmehr hat jeder Mensch seinen persönlichen Zugang zur Farbigkeit der Welt, auch wenn durch Kultur und Sozialisation bestimmte Konventionen eingehalten werden, ist Farbe zuerst eine individuelle Sinnesempfindung (vgl. Mehnert 1974, 15-16).

1.5. Zeichenlehre und natürliche Farben

Informationstheoretisch sind Farben Zeichen oder auch Signale. Es gibt verschiedene Arten von Zeichen: Diejenigen, die ohne Kommunikationsabsicht ausgesandt werden, sind eigentlich Naturereignisse. Sie sind Indikatoren für bestimmte Tatsachen, z.B. zeigt uns dunkelblaues Wasser in einem See Tiefe an, während das Wasser an seichten Stellen eine helle Farbe aufweist oder transparent ist (vgl. Eco 1977, 18). Symbole hingegen stehen immer für etwas und dienen der Darstellung oder Beschreibung einer Informationseinheit oder Operation. Sie stellen etwas anderes sinnbildlich dar (vgl. Duden, Das Fremdwörterbuch 1997). Symbole sind, im Gegensatz zu mathematischen Zeichen, die unabhängig vom Kontext immer dasselbe bedeuten, unbestimmte Zeichen. Sie beruhen auf Anspielung und lassen sich je nach Zusammenhang unterschiedlich deuten. Die Deutung eines Symbols ist sowohl vom Sender, vom Empfänger, als auch vom Kontext abhängig (vgl. Eco 1977, 18; 53).

Die Farben, welche uns als Naturereignisse umgeben, prägen das Farberleben und die Assoziationen am nachhaltigsten. Das Rot des Feuers oder der Chilischote stehen für Hitze, Schärfe und Aggressivität. Grün im Frühling hingegen für Leben, Hoffnung und wachsen. Diese zuerst natürlichen Erfahrungen werden ausgeweitet und auf andere Bereiche des (Er) Lebens übertragen. Farben werden so zu Zeichen und Symbolen im sozialen Zusammenleben und im täglichen Erleben. Die brennende Leidenschaft der Liebe wird so rot wie die Chilischote. Ersterfahrungen aus der natürlichen Umgebung prägen das Farbverständnis, so lassen sich auch kulturelle Unterschiede bei Farbassoziationen teilweise mit den Farben der lokalen Natur und Umgebung nachvollziehen (vgl. Riedel 1990, 7-8).

Farbsymbolik kann aber durchaus auch abstrakt geschehen und Begriffe oder Phänomene beschreiben, die real gar keine Farbe und auch keinen Bezug dazu haben. Ein Beispiel ist die Revolution in orange der Ukraine (November 2005) oder auch eine grüne Ampel, die freie Fahrt signalisiert. Die Symbolik ist häufig kulturell erlernt und drückt sich in Sprache und Verhalten aus (vgl. Heller 1989, 14).

2. Farbe: Wahrnehmung im Alltag

2.1. Natur Tradition und Konvention

Ideen, Eindrücke und Reaktionen auf Farben entstehen oft spontan und gehen auf Erlebnisse in unserer Lebensumwelt zurück. Das Erleben der Farben in der Natur prägt unsere Empfindungen, unsere Sprache und somit auch unsere Kultur. Im Alltag und im sozialen Umgang wird das ursprüngliche Farberleben zu einer abstrakten Symbolbeziehung, die nicht mehr auf natürlichen Phänomenen basiert sondern auf Konventionen. Ein Beispiel ist der Ausdruck „schwarzfahren“, wo schwarz die Bedeutung von ungesetzlich angenommen hat. Was ursprünglich durchaus einen konkreten Bezug zur Realität hatte, aus dem Bild schwarz (bei Nacht; illegal) über die Grenze gehen, wurde mehr und mehr abstrahiert und erhält über die Konvention einen festen Platz im Vokabular. Um Konventionen herauszubilden und so zu festigen, dass Symbole im Rahmen einer Kommunikation einheitlich gesendet und decodiert werden, benötigt es ein Mindestmass an Konformität. Es sind also einerseits natürliche Phänomene, die unsere Kultur und unser Farbverständnis prägen, andererseits spielen erlernte Bedeutungen und Konventionen eine grosse Rolle (vgl. Knuf 1989, 14).

Konventionen entstehen aus der Vergangenheit eines Volkes. Verinnerlichte und von Generation zu Generation weitergereichte Erfahrungen bringen Traditionen hervor, welche dann Kultur und Konvention prägen. Die Erklärung, weshalb Grün die Farbe des Gemüses auch mit Gift assoziiert wird, liegt darin, dass grüne Malerfarben früher Arsen enthielten. Diese Erfahrung blieb in der Gesellschaft erhalten und prägt die Assoziation zu Giftgrün bis heute (vgl. Heller 1989,15).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Kommunikation und Farbe
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V93062
ISBN (eBook)
9783638071413
ISBN (Buch)
9783640898299
Dateigröße
628 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Farbe
Arbeit zitieren
Corinne Leuenberger (Autor:in), 2005, Kommunikation und Farbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93062

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