Das ausgewogene Verhältnis von Mitteln, Zielen und bilateraler Kommunikation im
internationalen Staatengefüge lobt Josef Joffe in seinem Artikel: „Von Merkel umgarnt“
in Bezug auf die von Bundeskanzlerin Merkel verfolgte außenpolitische Strategie.
Joffe verbindet in seiner Einschätzung die Elemente, welche ein bislang in der
Wissenschaft weniger behandeltes Thema beeinflussen: Die Kommunikation in der
Sicherheitspolitik westlicher Demokratien.
Immer wieder kommt es bei außenpolitischen Aktivitäten von Staaten und im
internationalen Konfliktmanagement zu Missverständnissen, Krisen und Konflikten,
weil die Kommunikation nicht der Situation angemessen und / oder nicht an den Adressaten abgestimmt erfolgt.
Verstimmungen in den internationalen Beziehungen auf Grund kommunikativer
Schwächen ereignen sich, obwohl persönliche Kommunikation nach wie vor als die höchste ausgebildete und bedeutendste Form kommunikativen Handelns angesehen
wird und bereits Jürgen Habermas immer wieder auf die Funktion als „überindividuelles
Handeln“ hingewiesen hat. Zu klären ist insbesondere die Frage, inwiefern sich westliche Demokratien in der Verwendung und Gestaltung politischer Kommunikation in der Außen- und Sicherheitspolitik unterscheiden. Welche Bedeutung der Kommunikation in der Außen- und Sicherheitspolitik zwischen westlichen Demokratien beigemessen werden kann, soll im Folgenden kurz anhand der aktuellen Entwicklungen in der internationalen Politik aufgezeigt werden.
Die klassischen Staatengefüge, insbesondere die westlichen Demokratien,
sehen sich mit neuen, ungewohnten Herausforderungen konfrontiert: Anstelle traditioneller Akteure in Form von Nationalstaaten treten vermehrt regional übergreifende, national nicht eingrenzbare Gruppierungen, die das internationale Gleichgewicht in unterschiedlichen Bereichen beeinflussen. Konfliktmanagement, Krisenprävention und Konfliktnachbearbeitung bestimmen mehr und mehr den Alltag im internationalen Umfeld.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Zentrale Fragestellung des Forschungsvorhabens
- 2. Ziel der Untersuchung
- II. Theorie - wissenschaftliche Hintergründe und Grundlagen
- 1. Politikwissenschaft - Diskursanalyse im konstruktivistischen Sinne
- 1.1 Demokratie und ihre Ausprägungen: Grundlage des Vergleichs außen- und sicherheitspolitischer Kommunikation
- 1.2 Vergleichende Systemforschung
- 1.2.1 Das Input-Output - Modell
- 1.2.2 Dimensionen des Politischen in der vorliegenden Untersuchung
- 1.2.3 Konzepte der Politischen Kultur: Öffentliche Meinung, Nationale Identität
- 2. Kommunikationswissenschaft
- 2.1 Das Koorientierungsmodell beruhend auf der Lasswell-Formel
- 2.2 Kommunikationssystem und Kommunikationskultur
- 3. Sozialwissenschaft - Internationales Konfliktmanagement
- III. Methodik
- 1. Außenpolitische Kommunikation in der Literatur
- 2. Außen- und sicherheitspolitische Kommunikation und ihre Dimensionen in der vorliegenden Analyse
- 2.1 Machtverhältnisse und Führungsstil
- 2.2 Strategie der Außenpolitik und Politikstil
- 2.3 Kommunikationsstil der Akteure
- 3. Das Untersuchungsmodell außenpolitischer Kommunikation in Sicherheitspolitischen Spannungsfeldern westlicher Demokratien
- IV. Empirie: Anwendung des Untersuchungsmodells auf ausgewählte Sicherheitspolitische Konfliktsituationen in westlichen Demokratien
- 1. Aufbau der empirischen Untersuchung
- 1.1 Fallstudien in der politikwissenschaftlichen Analyse
- 1.2 Auswahl des Datenmaterials
- 1.2.1 Datenmaterial des Konfliktbarometers des Heidelberger Instituts für Konfliktforschung
- 1.2.2 Metastudie des Konfliktbarometers als Basis der Fallstudien
- 2.1 Die Bundesrepublik Deutschland
- 2.1.1 Das Regierungssystem im nationalen Umfeld
- 2.1.2 Die Akteure der Außenpolitik
- 2.1.3 Sicherheitspolitische Traditionen, Werte und Normen - Stellung im internationalen System
- 2.2 Die Vereinigten Staaten von Amerika
- 2.2.1 Das Regierungssystem der Vereinigten Staaten
- 2.2.2 Die Akteure der Außenpolitik
- 2.2.3 Außenpolitische Traditionen, Werte und Normen und die Stellung im internationalen System
- 2.3 Russland - defekte Demokratie als Sonderfall einer westlichen Demokratie
- 2.3.2 Die Akteure der Außenpolitik
- 3. Fallstudienanalyse
- 3.1 Begründete Auswahl und Charakterisierung der Fälle
- 3.2 Crucial Cases - Deutschland
- 3.2.1 Die Beteiligung der deutschen Bundeswehr im Rahmen des NATO-Einsatzes im Kosovo
- 3.2.2 Der Einsatz der deutschen Bundeswehr im Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Afghanistan
- 3.3 Crucial Cases - Vereinigte Staaten von Amerika
- 3.3.1 Die Intervention der USA auf Haiti
- 3.3.2 Die Entscheidung des Einmarsches in den Irak - Operation Iraqi Freedom
- 3.4 Crucial Cases - Russland
- 3.4.1 Die Entscheidung der militärischen Intervention in Tschetschenien
- 3.4.2 Frozen Conflict: Georgien
- V. Abschließende Bewertung der Fallstudien
- 1. Beeinflussende Faktoren auf die Gestaltung und Verwendung außenpolitischer Kommunikation im internationalen Konfliktmanagement westlicher Demokratien
- 2. Gegenüberstellung der untersuchten Staaten: Deutschland, USA, Russland
- 2.1 Deutschland: Kommunikation eines neuen sicherheitspolitischen Selbstbewusstseins
- 2.2 USA: Zielorientierte und wertegeleitete Kommunikation
- 2.3 Russland: Kommunikation zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung
- 3. Vergleichende Darstellung des Outputs
- 4. Beurteilung der Rolle internationaler Organisationen innerhalb Sicherheitspolitischer Kommunikation - Forum oder Hemmnis?
- 4.1 Beurteilung der Rolle internationaler Organisationen und regionaler Bündnisse in den einzelnen Fällen
- 4.2 Interkultureller Vergleich der Rolle internationaler Organisationen
- 4.3 Rollenmodelle internationaler Organisationen und regionaler Bündnisse
- 5. Ergebnis und Ausblick
- Die Rolle der Kommunikation in der Gestaltung von Machtverhältnissen und Führungsstilen in der internationalen Politik
- Die Bedeutung unterschiedlicher Strategien der Außenpolitik und Politikstile für die Kommunikation
- Die Einflussfaktoren auf den Kommunikationsstil der Akteure in internationalen Konflikten
- Die Rolle internationaler Organisationen und regionaler Bündnisse im Kontext von Konfliktmanagement und Kommunikation
- Der Vergleich der außenpolitischen Kommunikation verschiedener westlicher Demokratien anhand von Fallstudien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertationsschrift zielt darauf ab, die außenpolitische Kommunikation westlicher Demokratien in sicherheitspolitischen Spannungsfeldern seit dem Ende des Kalten Krieges vergleichend zu analysieren. Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, wie sich die Kommunikation der Akteure in unterschiedlichen Konfliktsituationen gestaltet und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des internationalen Konfliktmanagements und betrachtet die Kommunikation von Akteuren innerhalb dieses Kontextes.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit und das Ziel der Untersuchung vor. Kapitel II behandelt die theoretischen Grundlagen, die für die Analyse relevant sind, einschließlich der Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Sozialwissenschaft. Das dritte Kapitel widmet sich der Methodik der Untersuchung und beschreibt das Untersuchungsmodell. In Kapitel IV werden empirische Daten anhand von Fallstudien aus Deutschland, den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland analysiert. Die Analyse der Fallstudien erfolgt unter Berücksichtigung der in den vorherigen Kapiteln entwickelten theoretischen Konzepte. Die Abschließende Bewertung der Fallstudien in Kapitel V befasst sich mit den Ergebnissen der Untersuchung und den daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Außenpolitische Kommunikation, Konfliktmanagement, Sicherheitspolitik, Westliche Demokratien, Fallstudien, Vergleichende Analyse, Kommunikationsstil, Machtverhältnisse, Führungsstil, Internationale Organisationen, Konfliktbarometer, Datenanalyse, Diskursanalyse, Koorientierungsmodell, Öffentliche Meinung, Nationale Identität.
- Arbeit zitieren
- Dr. Maria Dorn (Autor:in), 2007, Außenpolitische Kommunikation und Konfliktmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93109