Die jüdische Gemeinde in Erfurt zu Zeiten des Mittelalters

Die Rolle der mittelalterlichen Mikwe in Erfurt im Vergleich mit den mittelalterlichen Mikwen in Friedberg und Schmalkalden


Essay, 2020

14 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Mittelalterliche Mikwe in Erfurt
Bau & Baugeschichte

Mikwen im Vergleich
Mikwe Friedberg
Mikwe Schmalkaden

Die jüdische Gemeinde in Erfurt

Literaturverzeichnis
Online-Quellenverzeichnis

Essay

Im Rahmen des Seminars: „Die Archäologie der Religion und der Rituale in antiken Städten“

Thema der Hausarbeit

Die jüdische Gemeinde in Erfurt zu Zeiten des Mittelalters: Die Rolle der mittelalterlichen Mikwe in Erfurt im Vergleich mit den mittelalterlichen Mikwen in Friedberg und Schmalkalden.

Mittelalterliche Mikwe in Erfurt

Das Judentum ist eine der 5 großen Weltreligionen und ist die erste Religion, bei der die Menschen nicht mehr an eine ganze Vielzahl an Göttern glaubten, sondern nur noch an einen einzigen Gott, der der Schöpfer der Menschheit und der Welt ist. Das Judentum läutete die Zeit der Schriftreligionen ein und hat sich trotz des kleinen Volks und Stämme in Israel zu einer großen, bedeutenden Religion entwickelt. Sie ist der Ausgangspunkt der Religionen des Christentums und Islams.1

Wie in jeder anderen Religion auch, gibt es im Judentum bestimmte Regeln, Richtlinien und Verhaltensweisen, egal ob orthodoxes, progressives oder konservatives Judentum. An diese Regeln müssen sich die Mitglieder einer jüdischen Gemeinde halten müssen und nach denen Juden ihre Lebensweise und den Alltag strukturieren sollten. Ob die wichtigen Essenregeln, das Verhalten am Schabbat oder die Regeln zu bedeutenden Feiertage wie Bar Mizwa/ Bat Mizwa. Dabei ist insbesondere die regelmäßige Reinigung (im religiösen Sinn) von großer Bedeutung, die nicht ganz so einfach abläuft wie zum Beispiel im Christentum, wo Mitglieder in einem Beichtstuhl eine Beichte ablegen können. Für die rituelle Reinigung befindet sich in jeder jüdischen Gemeinde eine sogenannte Mikwa oder Mikwe, ein rituelles Tauchbad. Diese ist von so großer Bedeutung, dass sie sogar beim Bau Vorrang vor der Errichtung einer Synagoge hat. Denn so steht es bereits im Talmud siehe Megilla 27a und in der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, siehe Igrot Mosche, Choschen Mischpat 1,42 geschrieben.2

Die Mikwe wird heute zwar größtenteils von verheirateten Frauen genutzt, wird jedoch für die rituelle Reinigung auch von Männern aufgesucht. Frauen besuchen die Mikwe, nachdem sie ihre Periode hatten, bevor sie Geschlechtsverkehr haben oder nach der Geburt eines Kindes. „Jede Frau muss nach der Menstruation sieben volle reine Tage abwarten und dann am Abend die Mikwe aufsuchen.“3 Männer dagegen besuchen die Mikwe vor wichtigen Feiertagen oder vor dem Schabbat. Auch wird gerne mal neues Geschirr in der Mikwe gereinigt, bevor es zum Essen genutzt wird.4

Dass das Judentum auch in Deutschland eine lange Geschichte aufzuweisen hat, zeigen viele verschiedene Dokumente und noch existierende Nachweise von vor Hunderten Jahren. Dazu gehören auch verschiedene Mikwen, die mit der Zeit gefunden, ausgegraben und gesichert wurden. Eine besonders gut erhaltene Mikwe in Deutschland, die für viel Aufsehen gesorgt hat, ist die jüdische Mikwe in der Innenstadt Erfurts. Sie stammt aus dem Mittelalter, wobei ihre Entstehung etwa dem 12. Jahrhundert zuzuschreiben ist.5 Sie ist ein bedeutender Nachweis für die Existenz der jüdischen Gemeinde in Erfurt und trägt zur jüdischen Geschichte in Deutschland bei. Daher möchte ich in diesem Essay noch einmal etwas genauer auf den Bau, die Geschichte und Entwicklung der Erfurter Mikwe aus dem Mittelalter eingehen. Zusätzlich vergleiche ich sie mit anderen ausgegrabenen Mikwen in Deutschland, die ebenfalls aus dem Mittelalter stammen und überprüfe, ob sich die Mikwen ähnlich sehen oder jede anders gebaut wurde. Am Ende gehe ich noch einmal genauer auf die jüdische Gemeinde in Erfurt ein, wie die Juden im Mittelalter in Erfurt gelebt und überlebt haben.

Bau & Baugeschichte

Während heute die meisten Mikwen beheizte Badeanlagen sind, die sich meist in Synagogen und Schabbat-Häusern befinden, ist der Bau und die Konstruktion der Mikwen damals deutlich unterschiedlicher und weisen andere architektonische Eigenschaften auf. Dies betrifft nicht nur die damals genutzten Materialien und Rohstoffe, sondern auch Eigenschaften wie den Zugang zu Mikwe, der Ort oder das genutzte Wasser für das Becken. Gerade die Art, wie das Becken der Mikwe mit Wasser gefüllt wird und wie dieses transportiert und durch die Rohre verläuft, lässt auf verschiedene Formen von Mikwen-Becken schließen.

Über den Bau der Mikwe im 12. Jahrhundert kann nur grob und anhand der Gesteine und des übrig gebliebenen Gerüstes geschlossen werden. Allerdings beweisen die zurückgelassenen Mauergesteine, dass die Mikwe etwa gegen Ende des 12. Jahrhunderts bis Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut worden sein muss. Daher schließe ich daraus, dass es bereits vor dem 12. Jahrhundert in Erfurt eine jüdische Gemeinde gegeben haben muss, die sich mit Hilfe des rituellen Bades „gereinigt“ hat. Allerdings ist heute nur noch die Südwand der Mikwe erhalten geblieben und kann in der Innenstadt betrachtet werden. Die Mikwe befand sich unterhalb, bzw. im Kellerbereich eines Hauses in der Innenstadt Erfurts zur Zeit des Mittelalters. Dieses Gebäude war etwa 9 Meter lang und im Inneren 3 Meter breit. Die noch heute erhaltene Südwand wurde im Mikwen-Bau im 13. Jahrhundert erweitert bzw. neu gebaut. Diese Bauten aus dem 13. Jahrhundert sind auch heute z.T. noch erhalten. Dabei haben Architekten und Archäologen festgestellt, dass die Mauern der Mikwe eine so hervorragende Qualität haben, was für die Entstehungszeit etwas ganz Besonderes ist. Das Gewölbe der Mikwe, sowie der obere Teil der Wände bestehen aus Kalkstein. Dieser wurde sogar in mehreren Lagen aufeinandergeschichtet. Dadurch sind die Mauern besonders geschützt und stabil. Oberhalb in der Nordwand der Mikwe befindet sich eine kleine Nische. Diese diente als kleines Fenster, die den Raum der Mikwe mit dem Mikwenbecken ausleuchtet. Denn dadurch, dass die Mikwe unterhalb des Hauses im Keller erbaut wurde, war es meist ziemlich dunkel. Fast jede Mikwe hat eine solche Lichtnische, damit die jeweiligen Personen auch sehen, wo sich das Becken befindet.6 Ebenfalls könnte man sich Gedanken machen, wie die Mikwe aufgesucht werden konnte und ob die Kellerräume damals wie heute durch eine breite Treppe erreichbar waren. Die Erfurter Mikwe konnte im Mittelalter über eine kleine, schmale Treppe betreten werden, die in den Raum und zum Mikwenbecken führte. Diese Treppe befand sich im westlichen Bereich, sodass sich links die Lichtnische befand. Sie ist heute zwar nicht mehr erhalten, allerdings sind noch Abdrücke dieser Treppenstufen an der Nordwand zu sehehn, wodurch die originale Treppe zu erahnen ist.7 Dadurch konnten Archäologen und Architekten die Räumlichkeiten und die „Einrichtung“ der Mikwe in Erfurt im Mittelalter in etwa nachempfinden und konstruieren.

Da die Mikwe auch im Mittelalter eher in der Stadtmitte und dem Zentrum von Erfurt gebaut wurde und sich dort auch Jahrhunderte danach noch befand, stellt sich zunächst die Frage, woher das Wasser für das Mikwenbecken wohl gekommen ist. Allerdings befindet sich glücklicherweise die Gera auch schon im Mittelalter in Erfurt und fließt direkt durch das Stadtinnere. Die Mikwe und das Haus darüber liegen in unmittelbarer Nähe direkt am Fluss, wodurch die Gera der perfekte „Lieferant“ für das Becken war. So konnten die Gera und das Grundwasser von ganz alleine in das Becken hinein und wieder abfließen. Das Becken befand sich etwa am Gebäudeende und erstreckte sich im 13. Jahrhundert über die komplette Breite des Raumes. Dabei befindet sich das Becken der Mikwe etwa auf der Höhe des Grundwassers und wird so automatisch mit dem Wasser der Gera und des Grundwassers versorgt.8 Das hat den Vorteil, dass keine komplizierten Wasser- und Rohr-Systeme entwickelt und genutzt werden müssen und zusätzlich wurde eine ganz wichtige Regel beachtet! Denn laut dem 3. Buch Moose (enthalten in der Tora) darf das Mikwenbecken nur mit „lebendigem“ Wasser bzw. fließenden Wasser befüllt werden. Das heißt, das Wasser muss zum Beispiel aus einem Fluss stammen, und darf nicht aus einem stehenden Gewässer wie einem See kommen.9 Also war der Standort der Mikwe ideal in Erfurt. Zudem erfüllte das Mikwenbecken zusätzlich die Regel des Talmud10, da es ein Fassungsvermögen von etwa 40 Sea hat, was in etwa 250-800 Liter entspricht.

Bei den Ausgrabungen und der Sicherung der Mikwe stellte man fest, dass sich ein seltener und ziemlich ungewöhnlicher Wechsel im Mauerwerk befand. Denn im Beckenbereich auf der Höhe des Grundwassers befinden sich große Sandsteinquader, die auch hier wieder in mehreren Lagen aufeinander gebaut worden sind. Diese Sandsteinquader befinden sich in keinem anderen Erfurter Keller, die noch aus dieser Zeit erhalten geblieben sind. Man vermutet daher, diese Sandsteinquader stammen aus einem vorherigen Bau und wurden einfach übernommen und für das Becken genutzt.11

Da sich die Mikwe auf Höhe eines Kellers und das Mikwenbecken auf der Höhe des Grundwassers befindet, würde ich sagen, bei der Erfurter Mikwe handelt es sich um eine Kellermikwe, deren Becken mit Wasser aus der Gera gespeist wurde. Es gibt Schriftquellen, die bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts reichen und die belegen, dass die jüdische Gemeinde in Erfurt für das Grundstück und das Mikwenbecken Abgaben zahlen mussten. Diese erfolgten u.a. an den Bischof und später dann an die Stadt Erfurt selbst. Ebenfalls liegen Steuerlisten aus dem Mittelalter vor, die zeigen, dass sich die Mikwe tatsächlich inmitten des Stadtinneren befand und die Umgebung ziemlich dicht besiedelt war. Es lebten im jüdischen Quartier nachweislich Juden und Christen Tür an Tür.12

Im 14. Jahrhundert, genauer gesagt 1349, fand im mittelalterlichen Erfurt ein grausames Pogrom statt, welches nicht nur Spuren an der jüdischen Gemeinde hinterließ, sondern auch am Gebäude, in dem sich die Mikwe befand. Wie viele andere Gebäude aus dem jüdischen Quartiert im 14. Jahrhundert, ist auch das Mikwen-Gebäude massiv beschädigt worden. Dies erkannten Archäologen und Architekten an der heute noch bestehenden Nordwand der Mikwe. Dort befindet sich eine deutliche Fuge, die auf eine Reparatur oder einen Wiederaufbau schließen lässt. Nach dem Pogrom wurde 1354 eine neue jüdische Gemeinde gegründet, was Dokumente belegen, die das jüdische Ritualbad wieder nutzten und als Mikwe einsetzten.13

Während der Ausgrabungen entdeckte man an den bereits wieder genutzten Sandsteinquadern eine kleine Plastik. Hierbei ist ein Kopf eines jungen Mannes zu erkennen, der eine Lilienkrone trägt und keinen Bart besitzt. Aufgrund der Eigenschaften und der Arbeit lässt sie sich in die Romanik des 12. Jahrhunderts einordnen. Allerdings ist der Kopf des Mannes verkehrt herum eingemauert und ist unter etwas Mörtel leicht versteckt. Historiker sind sich jedoch unklar darüber, was genau die Plastik bedeuten könnte.14

Im 15. Jahrhundert veranlasst die Judenvertreibung deutschlandweit das Zurücklassen und die Funktionsänderung der Mikwe und des Beckens. Sie wurde in einen Keller umgewandelt und dafür das Wasserbecken verfüllt. Beim Stadtbrand 1472 wurde das dazugehörige und darüber befindende Haus zerstört. Daraufhin wurde die Nord- und die Westwand abgebrochen und eine neue Zwischenwand gebaut, damit der übrig gebliebene Raum weiterhin als Keller genutzt werden konnte. Demnach war der Raum deutlich kleiner und enger. Der neue Zugang zu diesem umgewandelten Mikwenbecken befindet sich in der Ostwand. Über die Westhälfte der ehemaligen Mikwe wurde der Friedhof der Benediktikirche ausgeweitet, wobei das Haus der Mikwe bis in die 1940er Jahre stand. Anschließend entstand eine Grünfläche, bis der Schutzbau 2011 durchgeführt wurde.15

Ich finde es tatsächlich extrem interessant und spannend, dass so große und viele Teile der Mikwe aus dem Mittelalter noch erhalten sind und heute betrachtet und besucht werden können. Zudem lassen sich dadurch Rückschlüsse ziehen und Informationen sammeln, die die Architektur im Mittelalter und die jüdische Gemeinde in Erfurt betreffen. Kein Wunder also, dass die Mikwe zum „Unesco-Weltkulturerbe“ hinzugefügt worden ist.

Mikwen im Vergleich

Mikwe Friedberg

Neben der Burg Friedberg, dem Adolfsturm und der gotischen Stadtkirche befindet sich ebenfalls in Friedberg in der Wetterau zwischen Burg und Wetterau-Museum die größte erhaltene mittelalterliche Mikwe in Europa. Diese Monumentalmikwe befindet sich in der Judengasse 20 und kann mit nur wenigen anderen Anlagen zum Beispiel in Speyer, Köln oder Offenburg verglichen werden.16

Die Mikwe aus dem Mittelalter in Friedberg befindet sich in etwa 25 Metern Tiefe und ist wohl die eindrucksvollste Mikwe in ganz Europa. Eine Inschrift offenbart das Entstehungsjahr der Mikwe. So wurde sie 1260 von einer Stiftung von „Sischak Kublenz“ gebaut, welcher auch unter dem Namen Isaak von bzw. aus Koblenz bekannt war. Erste schriftliche Erwähnung fand die Mikwe 1350, als Ulrich III. von Hanau, ein Vertreter des Königs, jüdisches Eigentum nach der Judenverfolgung an die Stadt Friedberg verkaufte. Die jüdische Gemeinde stand unter dem Schutz der Burg Friedberg. Auch zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Mikwe nicht zerstört, was daran lag, dass ein Geschichtslehrer behauptete, ein deutscher Baumeister habe die Mikwe erbaut. Und zwar der Baumeister, der ebenfalls die Stadtkirche Friedberg bauen ließ. Denn es gab eindeutige Ähnlichkeiten in bestimmten Elementen der Kirche, wie im Bereich der Säulen und in den Kämpferprofilen, die dieses Argument untermauerten. Der Zugang zur Mikwe erfolgte über einen Innenhof, der die Nummer 20 hatte. Dabei ist die Mikwe von außen nicht zu erkennen. Nur die Abdeckung des Lichtschachts weist auf sie hin. Bevor es in die Mikwe zum Mikwenbecken geht, mussten Juden zunächst durch einen Vorraum. Dabei sind Archäologen, Architekten und Historiker extrem beeindruckt von den Bauten der Mikwe und was im 13. Jahrhundert ohne Bagger und andere moderne, elektrische Hilfsmittel alles möglich war. So mussten die Handwerker 1260 ca. 25 Meter tief graben, um an das Grundwasser zu kommen. Auch wenn das Becken der Mikwe mit dem Grundwasser gefüllt worden ist, handelt es sich nicht um eine Grundwasser-, sondern Monumentalmikwe. Denn die Mikwe befindet sich in einem separat stehenden Gebäude und ist deutlich größer, als andere Mikwen, die sich zum Beispiel im Keller befinden.17

Dabei waren die 25 Meter Tiefe zur Mikwe notwendig, da sie sich auf einem Berg befand. Juden mussten also 72 Stufen eine Treppe hinunterlaufen, um in dem Ritualbad eintauchen zu können. Das Wasser hatte durch das Grundwasser etwa eine Temperatur zwischen 7-10 Grad Celsius. Dafür wurde der Schacht durch Basalt getrieben, wo anschließend die Mikwe mit einem Durchmesser von 5,5 Meter ausgemauert wurde. Nachdem sich die Juden in Hessen emanzipiert haben, überließen sie das Ritualbad den Gemeindedienern. Im Jahr 1808-1875 wurde die Mikwe von einem Metzger als Kühlraum verwendet. Nachdem allerdings klar wurde, welch historisches und kulturelles Heiligtum diese Mikwe war, wurde sie von den Juden als Kulturdenkmal zurückgekauft. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie renoviert, nachdem eingedrungenes Wasser den Bau gefährdet hatte.18

Das Grundwasser steht bis zu 5 Meter tief, schwankt allerdings. Das positive an der Nutzung von Grundwasser für die Mikwe war, dass es sich selbst reinigt. Bei der Erfurt Mikwe, die das Wasser der Gera für das Becken nutzte, war es zum Teil nicht immer ganz so sauber und hygienisch. Besonders zur Zeit des Mittelalters waren Flüsse immer ziemlich verschmutzt. Daher bekommt die rituelle Reinigung eine völlig neue Bedeutung, denn von einer körperlichen Reinigung kann in der Erfurter Mikwe nicht die Rede gewesen sein! Die Treppe hinunter zur Mikwe in Friedberg wurde von Halbbögen überspannt und die Decken von imposanten Säulen und spitzbogigen Nischen getragen und untermauert. Das verdeutlicht noch einmal das handwerkliche Geschick der Baumeister im Mittelalter.19

Wenn man sich nun die Mikwe Friedberg und Erfurter Mikwe ansieht wird klar, dass beide relativ unterschiedlich aussahen und es keine genauen Vorgaben gab, was das Mauerwerk und die genutzten Materialien von Mikwen betraf. So ist die Mikwe in Friedberg deutlich imposanter gegliedert und verziert und sehr viel größer als die Erfurter Mikwe. Das kann natürlich auch daran liegen, dass von der Erfurter Mikwe nicht viel übrig ist, allerdings erkennt man deutlich, dass hier keine verzierten Säulen und Nischen eingebaut worden sind. Ich nehme an in der Erfuter Innenstadt war einfach nicht viel Platz, damit die jüdische Gemeinde eine große Mikwe bauen konnte. Denn diese befinden sich meist in direkter Nähe zur Synagoge und im Wohnviertel, in dem die Juden lebten. Ebenfalls ist die Wasserquelle für das Mikwenbecken anders, da die eine Mikwe vor allem den Fluss und dessen Wasser nutzte, während die andere Mikwe ausschließlich Grundwasser verwendete. Auch der Weg zum Becken verläuft auf eine andere Weise, denn die Mikwe Friedberg liegt deutlich tiefer und muss durch eine große Treppe, die wie eine Wendeltreppe gebaut ist, erreicht werden. Die Erfurter Mikwe und ihr Becken ist bereits durch ein paar Treppenstufen erreicht.

[...]


1 Delvaux de Fenffe, Gregor, https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/judentum/index.html, „Das Judentum“

2 Radbil, Avraham, https://www.juedische-allgemeine.de/religion/nicht-nur-sauber-sondern-rein/, Jüdische Allgemeine, „Warum ein Tauchbad für Gemeinden genauso wichtig ist wie für Familien

3 https://www.inforel.ch/i20e043, inforel. „Mikwe, das Ritualbad“

4 https://www.inforel.ch/i20e043, „Mikwe, das Ritualbad“

5 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Jüdische Geschichte und Gegenwart in Erfurt, „Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe“

6 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Anfänge“

7 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Anfänge“

8 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Anfänge“

9 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Mikwe im jüdischen Quartier

10 Vgl. Babylonischer Talmus, Traktat Eruvin 4b, Traktat Pessachim 109b, Mischna Mikvaot

11 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Anfänge“

12 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Mikwe im jüdischen Quartier“

13 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Die Anfänge“

14 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Romanische Plastik“

15 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/geschichte/index.html, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Die Baugeschichte der mittelalterlichen Mikwe, „Nachnutzung“

16 https://www.ich-geh-wandern.de/mikwe-friedberg, GPS Wanderatlas, „Mikwe (Friedberg)“

17 https://www.ich-geh-wandern.de/mikwe-friedberg, GPS Wanderatlas, „Mikwe (Friedberg)“

18 https://www.ich-geh-wandern.de/mikwe-friedberg, „Mikwe (Friedberg)“

19 https://www.ich-geh-wandern.de/mikwe-friedberg, „Mikwe (Friedberg)“

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die jüdische Gemeinde in Erfurt zu Zeiten des Mittelalters
Untertitel
Die Rolle der mittelalterlichen Mikwe in Erfurt im Vergleich mit den mittelalterlichen Mikwen in Friedberg und Schmalkalden
Hochschule
Universität Erfurt
Note
2,5
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V931167
ISBN (eBook)
9783346299970
ISBN (Buch)
9783346299987
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gemeinde, erfurt, zeiten, mittelalters, rolle, mikwe, vergleich, mikwen, friedberg, schmalkalden
Arbeit zitieren
Emma-Sophie Scharf (Autor:in), 2020, Die jüdische Gemeinde in Erfurt zu Zeiten des Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/931167

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