In der archaischen und klassischen Zeit herrschte in Griechenland ständig Krieg, und der Frieden dauerte nie lange an. Meist war fruchtbares Land, von dem Griechenland nur sehr wenig besitzt, die Ursache eines Konflikts. Athen etwa versuchte seiner Überbevölkerung Herr zu werden, indem es die fruchtbaren Gebiete außerhalb Attikas eroberte und dort Kolonien gründete.
Welch große Rolle der Krieg in der griechischen Welt spielte, beweist auch das Vorhandensein zweier Kriegsgötter in der griechischen Mythologie: zum einen Ares, die chaotische und brutale Seite des Krieges, wenig geschätzt und nur notgedrungen beachtet; zum anderen Athena, die vernünftige Seite des Krieges, die immer auf einen möglichst guten Ausgang hinarbeitet. Eine eigene Friedensgöttin, Eiréne, haben die Griechen zwar, doch sie hat kaum Durchsetzungsvermögen und ist immer auf die Hilfe anderer Götter angewiesen. Wie gingen die Griechen in der Zeit des Krieges mit dem Besitz der eigenen und der Götter des Feindes um?
Die griechische Religion war eine Alltagsreligion, die eng mit dem gesellschaftlichen Leben auf allen Ebenen verwoben war. Die Kulte waren Angelegenheit der einzelnen sozialen Gruppen wie Familie, Phratrie, Phyle. Gemeinsame Riten und Gottheiten förderten und stärkten die Polisgemeinschaft. Die griechische Religion könnte man deshalb auch eine ‚soziale Religion’ nennen, denn sie sicherte den Zusammenhalt der Gruppen. Mit ihren staatlich kontrollierten Kulten bildete sie somit eine Grundlage für die Identität der Polis. Die Beziehung zu den Göttern bildete somit eine ‚Garantie’ für die Existenz der Stadt. Denn der Polisbürger fühlte sich nur in dem Maße zugehörig wie er auch am staatlichen Glauben teilhatte, und dieser wurde schließlich über die städtischen Heiligtümer und Kulte ausgeübt; die Familien hatten für den Alltagsgebrauch schließlich ihre eigenen Hausgötter und Kulte.
In dieser Arbeit soll es um die Frage gehen, ob die Griechen im Kriegsfall ihre Götter beschützten, etwa indem sie die Heiligtümer bewachten oder evakuierten, oder ob sie eher in diesen Tempeln Zuflucht suchten, um die Götter um Beistand anzuflehen. Dazu muss auch geklärt werden, was die Heiligtümer und Kultbilder den Menschen und auch den Göttern bedeuteten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heiligtümer und Kultbilder
- Das Heiligtum
- Das Kultbild: Die Gottheit selbst?
- Götterschutz oder Schutz der Götter?
- Die Griechen und ihre Götter
- Schutz der Götter oder Schutz der Kultbilder?
- Die Perser und die Zerstörung von Heiligtümern
- Schutzsuche statt Schutz
- Die Götter und ihre Griechen
- Die Griechen und ihre Götter
- Fazit: Wer beschützt wen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Heiligtümern und Kultbildern in der griechischen Religion, insbesondere im Kontext des Krieges. Sie analysiert, ob die Griechen ihre Götter im Kriegsfall beschützten oder in ihren Tempeln Zuflucht suchten, um Schutz zu erbitten. Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Heiligtümern und Kultbildern für die Religion, die Polis und die Götter selbst. Sie beleuchtet die Reaktion der Griechen auf die Zerstörung von Heiligtümern durch die Perser, um ein tieferes Verständnis für die Beziehung der Griechen zu ihren Göttern im Krieg zu gewinnen.
- Die Bedeutung von Heiligtümern und Kultbildern in der griechischen Religion
- Der Schutz von Göttern und Heiligtümern im Kriegsfall
- Die Rolle der Götter im Schutz der Polis
- Die Reaktionen der Griechen auf die Zerstörung von Heiligtümern
- Die Beziehung zwischen den Griechen und ihren Göttern im Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel bietet eine Einführung in die Fragestellung der Arbeit und den historischen Kontext. Es stellt die Rolle des Krieges in der griechischen Welt und die Bedeutung der Religion im gesellschaftlichen Leben dar.
- Heiligtümer und Kultbilder: Dieses Kapitel beleuchtet die Funktion und Bedeutung von Heiligtümern und Kultbildern für die Religion, die Polis und die Götter selbst. Es betrachtet den Aufbau und die Bedeutung der Heiligtümer sowie die Rolle der Kultbilder als Repräsentanten der Götter.
- Götterschutz oder Schutz der Götter?: Das Kapitel analysiert, ob die Griechen im Kriegsfall ihre Götter beschützten, indem sie ihre Heiligtümer bewachten oder evakuierten. Es untersucht die Frage, ob es notwendig war, die Götter oder ihre Heiligtümer zu schützen und betrachtet die Reaktion der Griechen auf die Zerstörung von Heiligtümern durch die Perser.
Schlüsselwörter
Griechische Religion, Krieg, Heiligtümer, Kultbilder, Götterschutz, Schutz der Götter, Perser, Polis, Identität, Kult, Religion und Politik, Evakuierung, Mythos, Mythologie, Mythos und Religion, Heiligtum und Kultstätte.
- Quote paper
- Christine Kruse (Author), 2008, Götterschutz oder Schutz der Götter? - Die Polis und ihre Götter im Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93164