Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Weltanschauung, Perzeption und Ideologie
2.1 Weltanschauung
2.2 Perzeption
2.3 Ideologie
3 Analyseebenen und theoretische Annahmen
3.1 Analyseebenen
3.2 Theorien
3.2.1 Rationale Akteure
3.2.2 operatives Umfeld
4 „Der Homo Psychologicus als Entscheidungsträger“
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Weltanschauung und Ideologie für das außenpolitische Handeln individueller Akteure. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Weltanschauung, die subjektive Wahrnehmung (Perzeption) der Welt, sowie eine bestimmte Ideologie das Rollenverständnis des Entscheidungsträgers als Einzelperson prägen und einen Einfluss auf deren Handlungen ausüben.
Um dies zu untersuchen, muss zunächst geklärt werden, was unter Perzeption und Ideologie zu verstehen ist.
Danach werden die verschiedenen, das außenpolitische Handeln erklärenden, Analyseebenen und theoretischen Annahmen kurz vorgestellt, um die individuellen und sozialpsychologischen Elemente im außenpolitischen Entscheidungsprozess[1] einordnen zu können. Danach wird die eigentliche Prämisse behandelt. Die Bedeutung von Weltanschauung und Ideologie in der Entscheidungsfindung eines individuellen Akteurs.
Das abschließende Fazit fasst die Hauptaussagen zusammen und führt die verschiedenen Stränge zu einem Gesamtbild zusammen.
Bevor nun die einzelnen Punkte diskutiert werden, bedarf es einer Erörterung verschiedener Grundbegriffe, um in der thematischen Auseinandersetzung die Verständlichkeit sicherzustellen. Den elementaren Begriffen Perzeption und Ideologie ist das zweite Kapitel gewidmet. Voneinander abzugrenzen sind die Begriffe Außenpolitik, außenpolitischer Entscheidungsprozess, Internationale Politik und Internationale Beziehungen.
“Der Begriff der Außenpolitik bezieht sich auf die auf die internationale Umgebung gerichteten, seine Grenze nach außen überschreitenden Handlungen eines Akteurs.”[2]
Meistens wird mit einer Analyse der Außenpolitik auch eine Betrachtung des außenpolitischen Entscheidungsprozesses durchgeführt. Bei diesem Prozess werden die Bedingungen, unter welchen die grenzüberschreitenden Handlungen der Außenpolitik entstehen, untersucht.[3]
Abzugrenzen ist der Begriff Außenpolitik von dem Begriff der Internationalen Politik. Hierbei handelt sich um die “Interaktionsprozesse, die zwischen zwei oder mehr Akteuren in der internationalen Umgebung stattfinden.”[4]
Weitergefasst muss der Begriff der Internationalen Beziehungen werden, da er sich “auf alle grenzüberschreitenden Aktionen und Interaktionen, die zwischen den je unterschiedlichen definierbaren internationalen Akteuren … stattfinden können.”[5]
Kurz gesagt, ist die Außenpoltik eine Teilmenge der Internationalen Politik, die wiederum eine Teilmenge der internationalen Beziehungen bildet.[6]
Der zu untersuchende Bereich von Perzeption und Ideologie ist also in der Teilmenge der Teilmenge der Gesamtmenge – in der Außenpolitik angesiedelt.
2 Weltanschauung, Perzeption und Ideologie
2.1 Weltanschauung
Sämtliche Menschen verfügen, bewusst oder unbewusst über ein Daseins- bzw. Weltverständnis. Dieses subjektive Verständnis beinhaltet „die aus vielen Teilelementen geformte Gesamtheit der Wissensinhalte, Sichtweisen, Wertungen und Bewertungsverfahren , durch die sich jeder Mensch selbst, seine unmittelbare Umwelt und die darüber hinausgehenden Existenzbedingungen seiner weiteren zwischenmenschlichen und materiellen Umwelt versteht.“[7] Ohne ein solches Weltverständnis ist eine Daseinsorientierung und eine immer wiederkehrende Motivierung und Koordinierung menschlicher Aktions- und Reaktionsweisen nicht möglich.
Dabei verläuft die Wahrnehmung, die das sozio-politische Verhalten bezüglich des politisch-historischen Geschehens beeinflussen, im wesentlichen in drei Bereichen vonstatten:
„1. die Wahrnehmung von Daseinslage ihrer Gegenwart,
die rückblickende Deutung geschichtlicher Entwicklungen, aus denen u.a. die Entstehung der Gegenwart kausal erklärt wird, und
die prognostische Vision denkbarer Formen politischer Weiterentwicklung in der unmittelbaren oder fernen Zukunft.“[8]
Der Begriff Weltverständnis zielt auf die unmittelbaren und wirklichen Vorstellungsinhalte, die jeder von sich, seiner unmittelbaren Umwelt und von der Welt hat. Dieses Weltverständnis des Menschen übt in Bezug auf menschliches Verhalten eine dynamische und auch zentrale Steuerungsfunktion aus. Dynamisch ist die Funktion, weil sie zum einen Verhaltensweisen bestimmt und zum anderen die Ergebnisse derselben verarbeiten und als neue Lebenserfahrung speichern kann. Für den Bereich der Außenpolitik sind vor allem historische und sozio-politische Kenntnisse und Bewertungsformen von Bedeutung. Das in diesen Strukturen angehäufte Wissen liefert mittels Analogiebildung wichtige Anhaltspunkte zur Entscheidungsfindung.[9]
2.2 Perzeption
Ein wirklichkeitsbezogenes Verhalten ist durch Wahrnehmung (Perzeption) der Wirklichkeit bedingt. Diese Perzeptionen entstehen, „wenn von außen kommende Eindrücke oder Informationen vom Erkenntnissystem eines Menschen erfaßt werden.“[10] Zu unterscheiden sind unreflektierte Perzeptionen und reflektierte bzw. bewusste Perzeptionen. Die unreflektierten (unbewussten) Perzeptionen entsprechen einem ersten Eindruck. Dieser Vorgang geschieht in sekundenschnelle und ordnet die eingegangenen Informationen entsprechend dem eigenen Weltverständnis (s.o.) ein. Die bewussten Perzeptionen sind ein Ergebnis rationaler Informationsverarbeitung, die genau wie bei den unreflektierten Perzeptionen nach der eigenen Weltanschauung sortiert werden.[11] Wahrnehmung ist ein selektiver Prozess, bei dem Signale aus der Umwelt auf Grund von bereits gespeicherten Informationen gedeutet werden. Darüber hinaus werden die Informationen herausgefiltert, die in der jeweiligen Situation dem Individuum wichtig erscheinen.[12]
Bei einer Verankerung der reflektierten Perzeptionen zu längerfristigen und einstellungsprägenden Erkenntniselementen , so spricht man von Vorstellungsbildern („images“) von bewusst wahrgenommenen Teilaspekten der Wirklichkeit.“[13] Ein Image setzt sich aus drei Kategorien zusammen. Erstens , „aus den Werten, Zielen, Kriterien usw., die das Individuum seinen Entscheidungen zugrunde legt; (2) aus den Überzeugungen, die die möglichen Konsequenzen der alternativen Verhaltensweisen beschreiben; (3) aus den möglichen Verhaltensweisen, die Alternativen eines Entscheidungsproblems sein können.“[14]
[...]
[1] Vgl., Haftendorn, Helga: Zur Theorie außenpolitischer Entscheidungsprozesse, in: PVS, Sonderheft 21/1990., S.413.
[2] Meyers, Reinhard: Weltpolitik in Grundbegriffen, Band 1 Ein lehr- und ideengeschichtlicher Grundriss, Düsseldorf 1979, S.201.
[3] Vgl., ebd.
[4] Vgl., ebd., S.202.
[5] Vgl., ebd., S.206.
[6] Vgl., ebd.
[7] Kindermann, Gottfried-Karl: Weltverständnis und Ideologie als Faktoren Auswärtiger Politik, in: Kindermann, Gottfried-Karl (Hrsg.), Grundelemte der Weltpolitik, München 1986, S.145.
[8] Ebd., S.145.
[9] Vgl., Ebd., S.146f.
[10] Ebd., S.147.
[11] Vgl., Ebd., S. 147.
[12] Vgl., Kirsch, Werner: Entscheidungsprozesse, Band 1: Verhaltenswissenschaftliche Ansätze der Enthscheidungstheorie, Wiesbaden 1970, S.81.
[13] Kindermann, Gottfried-Karl: Weltverständnis und Ideologie als Faktoren Auswärtiger Politik, in: Kindermann, Gottfried-Karl (Hrsg.), Grundelemte der Weltpolitik, München 1986, S.148.
Vgl. auch Boulding, Kenneth E.: The Image, Ann Arbor 1956.
[14] Kirsch, Werner: Entscheidungsprozesse, Band 1: Verhaltenswissenschaftliche Ansätze der Enthscheidungstheorie, Wiesbaden 1970, S.78.