In Zeiten der Globalisierung, Digitalisierung und des Brexits stehen deutsche Unternehmer vor großen Herausforderungen. Nicht zuletzt durch den Brexit, also dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union am 1. Februar 2020, wird der Wettbewerb der Rechtsformen neu entfacht. Bisher ist noch unklar, ob und welche Vereinbarungen die EU mit Großbritannien in der Übergangszeit bis zum 31. Dezember 2020 treffen wird. Daher besteht die Gefahr, dass die Rechtsform einer in Großbritannien registrierten Kapitalgesellschaft in Deutschland nicht mehr anerkannt wird und folglich die Haftungsbeschränkung einer Limited Company (Ltd.) oder Public Limited Company (PLC) nicht mehr gegeben ist.
Das hat weitreichende Folgen für die Gesellschafter, aber auch für die Kunden und Lieferanten des Unternehmens. Die Unsicherheit über die Konsequenzen des Brexits führt dazu, dass sich viele betroffene Unternehmer mit alternativen Standorten für ihre Gesellschaft und möglichen Umstrukturierungen beschäftigen.
Im Zuge der Globalisierung wachsen weltweite Absatz- und Beschaffungsmärkte immer mehr zusammen. Aufgrund dessen erfolgt die unternehmerische Tätigkeit heute verstärkt transnational. Zum Beispiel werden Waren im Ausland hergestellt, von dort bezogen oder ins Ausland verkauft. Dafür unterhalten viele Unternehmen Zweigniederlassungen oder Tochtergesellschaften im Ausland und sind damit ein Teil von global agierenden Konzernen. Aber auch im Kleinen kann ein Auslandsbezug dadurch bestehen, dass ein deutscher Unternehmer beabsichtigt, sich für seine Geschäftstätigkeit einer ausländischen Gesellschaftsform zu bedienen.
Des Weiteren ist es u. a. durch die weltweite Vernetzung nicht mehr zwingend notwendig, seine Geschäftsführung (Verwaltungssitz) am Ort der wirtschaftlichen Aktivität auszuüben. Durch den Einsatz von moderner Informations- und Telekommunikationstechnik kann die Lenkung der Geschäfte praktisch von jedem Ort der Welt aus erfolgen. Kurz gesagt: Die Tätigkeit vieler Gesellschaften ist nicht auf das Gebiet eines Staates begrenzt. Zudem haben viele Gesellschaften auch ausländische Gesellschafter.
Gesellschaften unterliegen in der heutigen Zeit häufigen Veränderungsprozessen. Das führt dazu, dass sie ihre Struktur anpassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unter anderem durch die Verlegung des Gesellschaftssitzes kann dies erreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- C. Einführung
- D. Allgemeines zum internationalen Gesellschaftsrecht
- I. Das Gesellschaftsstatut
- II. Anknüpfungstheorien
- 1. Sitztheorie
- 2. Gründungstheorie
- III. Anknüpfungsprobleme
- E. Anknüpfung nach schweizerischem Recht
- I. Anknüpfungsgegenstand
- II. Anknüpfungsmethode
- III. Anknüpfungsmerkmal
- IV. Umfang des Gesellschaftsstatuts
- V. Sonderanknüpfungen
- 1. Immigration gem. Art. 161 Abs. 1 IPRG
- 2. Immigration gem. Art. 161 Abs. 2 IPRG
- F. Verlegung des Gesellschaftssitzes
- I. Grundlagen
- II. Wegzug aus Deutschland
- 1. Isolierte Verlegung des Satzungssitzes
- 2. Verlegung des Satzungs- und Verwaltungssitzes
- 3. Isolierte Verlegung des Verwaltungssitzes
- a. Situation vor dem MoMiG
- b. Änderungen durch das MoMiG
- III. Grenzen der Sitzverlegung
- IV. Zuzug in die Schweiz
- 1. Verlegung des Verwaltungssitzes
- 2. Begründung einer Zweigniederlassung
- a. Begriff der Zweigniederlassung
- b. Umfang des schweizerischen Rechts
- 3. Rechtsfolgen einer schweizerischen Zweigniederlassung
- a. Eintragungspflicht
- b. Firmierungsvorschrift
- c. Buchführungsvorschriften
- d. Partei- und Prozessfähigkeit
- e. Vertretungsmacht
- f. Haftung
- g. Gerichtsstand
- h. Steuerrecht
- i. Schutzrechte
- G. Chancen der Sitzverlegung
- I. Vorteile des schweizerischen Steuerrechts
- II. Politische und wirtschaftliche Stabilität
- III. Sonstige Standortvorteile der Schweiz
- H. Risiken der Sitzverlegung
- I. Allgemeine Risiken und Nachteile
- II. Wegzugsbesteuerung in Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Verlegung des Gesellschaftssitzes einer deutschen Kapitalgesellschaft in die Schweiz. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen und die damit verbundenen Chancen und Risiken.
- Internationales Gesellschaftsrecht und Anknüpfungstheorien
- Rechtliche Voraussetzungen für die Sitzverlegung in die Schweiz
- Steuerrechtliche Folgen der Sitzverlegung
- Standortvorteile und Risiken der Schweiz als Sitzland
- Praktische Auswirkungen der Sitzverlegung auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Sitzverlegung von Kapitalgesellschaften beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die allgemeinen Grundlagen des internationalen Gesellschaftsrechts erläutert. Das dritte Kapitel behandelt die Anknüpfung nach schweizerischem Recht. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Verlegung des Gesellschaftssitzes, wobei die rechtlichen Voraussetzungen und Folgen für den Wegzug aus Deutschland und den Zuzug in die Schweiz im Vordergrund stehen. Das fünfte Kapitel widmet sich den Chancen der Sitzverlegung, insbesondere den Vorteilen des schweizerischen Steuerrechts und der politischen und wirtschaftlichen Stabilität des Landes. Im sechsten Kapitel werden die Risiken der Sitzverlegung diskutiert, darunter die Wegzugsbesteuerung in Deutschland und andere Nachteile.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Verlegung des Gesellschaftssitzes, Internationales Gesellschaftsrecht, Anknüpfungstheorien, Schweiz, Steuerrecht, Standortvorteile, Risiken.
- Arbeit zitieren
- Christina Goldmann (Autor:in), 2020, Verlegung des Gesellschaftssitzes in die Schweiz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/932834