In der Mediävistik stand die Betrachtung des Verhältnisses zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Heinrich dem Löwen lange unter dem Einfluss der Vorstellung eines staufisch-welfischen Gegensatzes. Demnach hätten Hohenstaufer und Welfen als jeweils einheitliche Gruppen agiert und dieselben Ziele verfolgt. Da die Theorie des Gegensatzes der beiden Häuser in der mittelalterlichen Forschung so omnipräsent zu sein schien, haben viele Historiker wie beispielsweise Odilo Engels oder Alfred Haverkamp bis in die 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts die Ergebnisse ihrer Quellenarbeit an dieser Theorie ausgerichtet, obwohl die Befunde in den Quellen durchaus auch den gegenteiligen Schluss zugelassen hätten.
Denn wie neuere Untersuchungen zeigen , gab es weder einen staufischen noch einen welfischen Block. Weder Welf VI. und Heinrich der Löwe noch Barbarossa und beispielsweise Pfalzgraf Konrad agierten stets gemeinsam und verfolgten immer die gleichen Ziele. So erkannte schon Bradler 1973, dass Ravensburg „seine Stadtentstehung internen welfischen Spannungen zwischen Welf VI. und Heinrich dem Löwen“ verdankt . Ebenso lässt sich als Gegenbeweis zur Theorie eines staufischen Blockes die Tübinger Fehde in den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts anführen, bei der es um die Vorherrschaft in Schwaben ging und Barbarossa nicht Friedrich IV. von Schwaben unterstützte, sondern sich auf die Seite der süddeutschen Welfen stellte . Wenn man sich also lossagt von der vorgefertigten Theorie des Gegensatzes, was ja nicht heißen muss, dass einzelne Staufer mit einzelnen Welfen keine Probleme hatten, und die Quellen davon befreit untersucht, ergeben sich häufig völlig andere Schlüsse über Handlungsspielräume und Motive der Protagonisten.
Im Folgenden soll ein Gütertausch zwischen Kaiser Friedrich I. und Heinrich dem Löwen betrachtet werden, der durch eine am 1. Januar 1158 in Goslar angefertigte Urkunde überliefert worden ist . Ob deren Inhalt auf einen Konflikt zwischen den beiden Vettern hindeutet oder ob ganz andere Interessen eine Rolle spielten, soll erst nach getaner Quellenarbeit festgestellt werden, damit die Ergebnisse nicht von einer vorher bestehenden Theorie beeinflusst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehungskontext
- Ausgangssituation Barbarossas
- Ausgangssituation des Löwen
- Die rechtlichen Bestimmungen der Urkunde
- Konsequenzen für Kaiser Friedrich I.
- Konsequenzen für Heinrich den Löwen
- Konsequenzen für das Reich
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text untersucht den Gütertausch zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Heinrich dem Löwen, der durch eine Urkunde aus dem Jahr 1158 dokumentiert wird. Ziel ist es, die Hintergründe und Folgen dieses Tauschgeschäfts zu beleuchten und die Handlungsspielräume sowie Motive beider Protagonisten zu analysieren.
- Die politische und rechtliche Situation Barbarossas und Heinrichs des Löwen im Jahr 1158
- Die rechtlichen Bestimmungen der Urkunde und deren Auswirkungen auf Kaiser, Herzog und Reich
- Die Motive des Gütertausches: Konkurrenz, strategische Partnerschaft, andere Interessen?
- Die Folgen des Gütertausches für die Machtstrukturen im Reich
- Der Wandel des Verhältnisses zwischen Staufern und Welfen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die wissenschaftliche Debatte um die Beziehung zwischen Staufern und Welfen im 12. Jahrhundert und führt in die Thematik des Gütertausches ein. Der zweite Abschnitt skizziert die politische Ausgangslage von Barbarossa und Heinrich dem Löwen im Jahr 1158, um ein Verständnis für ihre Handlungsmotive zu schaffen. Die weiteren Abschnitte befassen sich mit den rechtlichen Bestimmungen der Urkunde, den Folgen des Gütertausches für die Protagonisten und für das Reich.
Schlüsselwörter
Gütertausch, Urkunde, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Heinrich der Löwe, Staufer, Welfen, Reich, 12. Jahrhundert, politische Machtstrukturen, Rechtsgeschichte, Motive, Handlungsspielräume, wissenschaftliche Kontroverse.
- Arbeit zitieren
- Toni Börner (Autor:in), 2005, Gütertausch im 12. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93301