Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag Deutschland in Trümmern und Millionen von Vertriebenen und Flüchtlingen waren auf der Suche nach Unterkunft. Deshalb bestand die schwierige Aufgabe darin, neben einer Auseinandersetzung mit der soeben erlebten Vergangenheit auch die Zukunft zu bewältigen. Dies geschah aufgrund der Aufteilung Deutschlands in alliierte Besatzungszonen auf unterschiedliche Weise. Während in den Zonen der westlichen Alliierten ein demokratischer Staat mit marktwirtschaftlichen Strukturen errichtet werden sollte, gestalteten die Sowjets in ihrer Besatzungszone einen sozialistischen Staat mit planwirtschaftlichen Strukturen.
Im Bauwesen war die Beseitigung der Wohnungsnot die herausragende Aufgabe der Nachkriegszeit in beiden Teilen Deutschlands. Hierzu wurde anfänglich auch an die Erfahrungen des sozialen Wohnungsbaus der 1920er und 1930er Jahre angeknüpft.
Doch nach der Konstatierung der beiden deutschen Staaten 1949 sahen sich sowohl die Bundesrepublik als auch die Deutsche Demokratische Republik mit dem Problem konfrontiert, vom Krieg zerstörte Städte wieder aufzubauen und gleichzeitig neue Staaten zu festigen und zu repräsentieren.
Ich möchte für diese Arbeit die Annahme voraussetzen, dass sich politische Ideologien auch in der Stadtplanung widerspiegeln. Um diese These zu überprüfen, werde ich die sozialgeschichtliche Entwicklung und ihr Einfluss auf die Leitbilder der Stadtplanung erarbeiten.
Hierzu soll versucht werden, mögliche gesellschaftliche Gründe für Entscheidungen im Städtebau auszuarbeiten. Dies gilt insbesondere für die Entscheidungsgrundlagen zum Bau von Großwohnsiedlungen.
Im ersten Teil der Arbeit werde ich den genannten sozialgeschichtlichen Abriss darstellen. Im zweiten Abschnitt möchte ich den Vergleich auf Großwohnsiedlung spezifizieren.. Es soll die Frage untersucht werden, ob es Differenzen zwischen den ostdeutschen Plattensiedlungen und der westdeutschen Großwohnsiedlung gibt. Ist die sogenannte „Platte“ wirklich ein ostdeutsches Phänomen oder gab es nicht auch auf dem Gebiet der Bundesrepublik Großwohnsiedlungen mit ähnlicher sozialer Problematik? Inwiefern unterscheiden sie sich?
Um einen besseren Vergleich zu ermöglichen, werde ich noch zwei deutsche Großwohnsiedlungen in ihren soziologischen Aspekten direkt vergleichen: die Gropiusstadt in Berlin-Neukölln und Halle-Neustadt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Sozialgeschichtliche Voraussetzungen & die Entstehung von Leitbildern der Stadtplanung
- 1. Die Phase des Wiederaufbaus 1945 - 1960
- 1.1. Bundesrepublik Deutschland
- 1.2. Deutsche Demokratische Republik
- 2. Wachstum und Verdichtung 1960 – 1975
- 2.1. Bundesrepublik Deutschland
- 2.2. Deutsche Demokratische Republik
- 3. Zeiten des Wandels 1975 bis 1989
- 3.1. Bundesrepublik Deutschland
- 3.2. Deutsche Demokratische Republik
- 1. Die Phase des Wiederaufbaus 1945 - 1960
- II. Die Groẞwohnsiedlung zweier deutscher Staaten¸
- 1. Die Groẞwohnsiedlung der BRD
- 2. Die ostdeutsche,,Platte“
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Stadtplanung in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik im Zeitraum von 1949 bis 1989, mit besonderem Fokus auf den Bau von Großwohnsiedlungen. Sie zielt darauf ab, den Einfluss politischer Ideologien auf die Gestaltung des Stadtraums aufzuzeigen und mögliche gesellschaftliche Gründe für die Entscheidungsgrundlagen zum Bau von Großwohnsiedlungen zu erforschen.
- Die Herausforderungen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und die Wohnungsnot
- Die unterschiedlichen städtebaulichen Leitbilder in West- und Ostdeutschland
- Der Einfluss von politischen Ideologien auf die Stadtplanung
- Die Entwicklung und Besonderheiten von Großwohnsiedlungen in der BRD und der DDR
- Ein Vergleich zwischen ostdeutschen „Plattensiedlungen“ und westdeutschen Großwohnsiedlungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in die Thematik und erläutert die Forschungsfrage und die Methodik.
Das erste Kapitel beleuchtet die sozialgeschichtlichen Voraussetzungen und die Entstehung der Leitbilder der Stadtplanung im Zeitraum von 1945 bis 1989. Es werden die jeweiligen Herausforderungen des Wiederaufbaus, die politische und wirtschaftliche Situation sowie die Entwicklung der städtebaulichen Konzepte in beiden deutschen Staaten dargestellt.
Das zweite Kapitel fokussiert auf den Vergleich von Großwohnsiedlungen in der BRD und der DDR. Es analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den ostdeutschen „Plattensiedlungen“ und den westdeutschen Großwohnsiedlungen, insbesondere hinsichtlich ihrer Entstehung, Struktur und sozialen Problematik.
Die Zusammenfassung fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Stadtplanung, Großwohnsiedlung, Plattensiedlung, Wiederaufbau, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Sozialer Wohnungsbau, Politische Ideologie, Geschichte, Architektur, Soziologie, Vergleich, Sozialgeschichte
- Arbeit zitieren
- Katrin Spott (Autor:in), 2006, Städteplanung und Großwohnsiedlungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93345