Wo befand sich Rethra? Die Lokalisierungsfrage um den sagenhaften Slawentempel


Hausarbeit, 2003

12 Seiten

Anna Kiesbauer (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Rethra als umstrittenes Forschungsthema

3. Geschichte und Funktion Rethras

4. Ausgewählte Aspekte zu den am stärksten vertretenen Lokalisierungen
4.1. Prillwitz/ Südende des Tollensesees
4.2. Feldberg
4.3. Wanska
4.4. Exkurs: Ausgewählte Aspekte zu den Problemen der Forschung
4.5. Gnoien
4.6. Klein Trebbow

5. Zusammenfassung und Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das heutige Bundesland Mecklenburg-Vorpommern mit seinen Nachbarn Niedersachsen und Schleswig Holstein wurde im Laufe der Völkerwanderungen ab dem 6. Jahrhundert von verschiedenen slawischen Stämmen besiedelt. Die beiden großen Volksstämme der Obotriten und der Wilzen mit ihren untergliederten Teilstämmen besiedelten diese Regionen.

Die vorliegende Arbeit widmet sich neben der besonderen Geschichte und Funktion der Slawenburg Rethra insbesondere der Frage nach ihrer Lokalisierung.

2. Rethra als umstrittenes Forschungsthema

Rethra gibt der Forschung bis heute viele Fragen auf. So ist immer noch nicht zufriedenstellend geklärt, wo der Volksstamm der Redarier saß, warum der Chronist Thietmar zum einen von Redariern und zum anderen abgrenzend dazu von Lutizen berichtet. Anzunehmen wäre dabei, dass die Redarier keine Vollslawen, sondern germanischen Ursprungs sind und eventuell Hünen waren? Fraglich bleibt auch, ob sie überhaupt aus Rethra kamen.

In diesem Zusammenhang fiel bereits der Name Thietmar. Er ist einer der großen Chronisten der damaligen Zeit, auf die sich die Rethra-Forschung bis heute stützt. Neben Thietmar von Merseburg (um 1000) sind auch Adam von Bremen und Helmold von Bosau zu erwähnen.

In der vorliegenden Arbeit wird der Aspekt herausgegriffen, wo die Burg Rethra gestanden haben mag. Welche Lokalisierungen befinden sich vor allen anderen in der Diskussion und warum und was spricht dagegen? Dabei soll zunächst die Geschichte und Funktion Rethras kurz umrissen werden, um die Bedeutung dieser Stätte näher verständlich zu machen.

3. Geschichte und Funktion Rethras

Jeder Wendengau umfasst mindestens eine Burg, die als Verwaltungssitz dient oder in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte für die Bevölkerung, welche in nur unbefestigten Dörfern wohnte.

Eine solche Fluchtburg barg meistens das Gauheiligtum, hatte also die Funktion einer Tempelstätte inne.

Im Gau der Redarier, die im Gebiet der heutigen Kreise Neustrelitz und Neubrandenburg saßen, war Rethra die Tempelburg, die im Laufe der Jahre den Vorrang vor allen anderen Kulturstätten erlangte.

Aber Rethra war nicht nur ein heiliger Ort, sondern auch das Zentrum der politischen Führung als „Geist Rethras“. So wurde von dort aus der christlichen Missionierung und Fremdherrschaft erbitterter Widerstand entgegengebracht, und zeitweise sogar das Christentum überlegen bekämpft.

Rethra war auch vermutlich[1] Tagungsort der Volksversammlung. Überdies zeigt sich, dass sich die Führung in Rethra befand, wenn man die „terrae“ betrachtet als die „lokalen Verwaltungsbezirke mit dem Mittelpunkt einer Gauburg“. Denn diese „terrae“ waren höchstwahrscheinlich von „priores“ („slawische Edlinge“[2] ) in Rethra vertreten. Später wurden diese burgbeherrschten Kleinbezirke zu den landesherrlichen Burgbezirken und dienten schließlich als Grundlage für die Vogteien.

Fest steht, dass das Leben im nordostelbischen Raum im 10., 11. und sogar noch bis weit ins 12.Jh. aller Wahrscheinlichkeit nach von einer (germanisch-) slawischen Elite bestimmt wurde und deren Sitz Rethra war.

Unter dem geschichtlichen Aspekt sind die Redarier lange Zeit hindurch die Träger des Widerstandes gegen die vordringenden Germanen gewesen.

Rethra selbst war dabei der Mittel- und Ausgangspunkt aller Aktivitäten.

Am 9.November 1066 wurde der Bischof Johannes, ein zum Christentum übergetretener adeliger Wende, von der fanatischen Priesterschaft in Rethra geschlachtet. Sein Haupt wurde dem Kriegsgott Radegast als Opfergabe gebracht. Während des darauf folgenden Rachefeldzuges, unter Burkhard, dem Bischof von Halberstadt, der diesen im Auftrage des Kaisers Heinrich IV. 1068 unternahm, wurde Rethra dem Erdboden gleichgemacht. Damit war der Einfluss dieser Kultstätte gebrochen.

Doch da Rethra nicht nur „ein Kriegstempel“ der Wenden war, führte es zu seinen Lebzeiten bereits ein Sonderdasein und blieb auch nach seinem Untergang im Volksgedächtnis haften.

[...]


[1] Nach Hannemann, Walter: Eine Stadt voller Rätsel und Geheimnisse. In: Mecklenburg. Heimatzeitschrift für Landsleute und Freunde Mecklenburgs.Bd.37. Schwerin 1995. S.14-15. S.14.

[2] Ebenda, S.10.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Wo befand sich Rethra? Die Lokalisierungsfrage um den sagenhaften Slawentempel
Hochschule
Universität Rostock  (Historisches Institut)
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V93364
ISBN (eBook)
9783638068178
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rethra, Lokalisierungsfrage, Slawentempel
Arbeit zitieren
Anna Kiesbauer (Autor:in), 2003, Wo befand sich Rethra? Die Lokalisierungsfrage um den sagenhaften Slawentempel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93364

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