Günter de Bruyn gehört zu den kritischen Schriftstellern der DDR, aber auch zu denen, die ihre Meinung eher leise äußern. Um seine doppelbändige Autobiographie, die bei-den Werke Zwischenbilanz und 40 Jahre sowie de Bruyns Autobiographientheorie Das erzählte Ich, soll es in dieser Arbeit gehen.
Seine streng katholische Erziehung und die Angewohnheit seiner Eltern, über manche Dinge nicht zu sprechen, d.h. unangenehme Dinge oder Kummer lieber ungesagt zu lassen, trugen vielleicht mit dazu bei, dass de Bruyn– wie er selbst schreibt – eher von innen Widerstand übte, selten auch nach außen hin. Sein Widerstand gegen Nazi-Diktatur und SED-Regime äußert sich deutlich in seinem autobiographischen Werk, in der Öffentlichkeit, außerhalb seiner Werke, wird dies seltener deutlich. Seine politische Einstellung und die Verachtung jeglicher Diktatur und Bevormundung wird eher in kleinen Dingen deutlich, hier dann aber zahlreich: seine literarischen Werke, die zen-siert werden – wenn dies auch damals nicht so bezeichnet wurde –, seine Abneigung gegen Parteiangehörige und –hörige, seine Teilnahme an der Aussortierung antikom-munistischer Bücher, die er, anstatt sie zu entsorgen, heimlich in seinen Privatbesitz überführte. Charakteristisch für de Bruyn ist die Vorliebe für ein Leben in Zurückgezo-genheit und Ruhe, er möchte in Ruhe gelassen werden, betont er mehrmals in seiner Autobiographie, möchte nicht für- noch widersprechen, sondern lediglich in Frieden leben. De Bruyn ist politisch nicht gleichgültig, aber auch nicht ausgesprochen interes-siert: „Ich wollte auf eigne Verantwortung leben und von jeglicher Ordnung, wenn sie schon sein musste, in Ruhe gelassen werden.“ Diese Haltung zieht sich durch de Bruyns Leben und Werk und erschwert ihm das Leben unter den Diktaturen, die ihre Untertanen nach ihren Regeln und Motiven ins Glied bzw. Kollektiv einordnen wollen und dirigieren möchten. So ordnet sich de Bruyn nach außen hin mehr oder weniger unter, bleibt aber innerlich stets kritisch und leistet inneren Widerstand. Doch eben die-ses ambivalente Verhalten beschämt ihn und ist mit ein Grund für seine Suche nach Selbsterkenntnis.
So sind die beiden Bände seiner Autobiographie, Zwischenbilanz und 40 Jahre, ein selbstkritischer, ungeschönter Rückblick auf sein Leben. Skeptisch hinterfragt de Bruyn die Gründe für sein Handeln oder sein Unterlassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Günter de Bruyn - Leben und Werk
- Zur 'Gattung' der Autobiographie
- Ursprünge und Gattungsproblematik
- Das Verhältnis von Dichtung und Wahrheit in der Autobiographie
- De Bruyns Theorie der Autobiographie: Das erzählte Ich
- Günter de Bruyns Autobiographie
- Zwischenbilanz
- Inhalt
- Merkmale einer Autobiographie in Zwischenbilanz
- 40 Jahre. Ein Lebensbericht
- Inhalt
- Zwischenbilanz
- 40 Jahre - Autobiographie oder Memoiren?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem autobiographischen Werk des Schriftstellers Günter de Bruyn, insbesondere mit seinen beiden Autobiographien "Zwischenbilanz" und "40 Jahre". Dabei wird auch seine Theorie der Autobiographie, die er in "Das erzählte Ich" darlegt, analysiert.
- De Bruyns Leben und Werk im Kontext seiner Zeit
- Die Rolle der Autobiographie als literarische Gattung
- Die Problematik von Dichtung und Wahrheit in der Autobiographie
- De Bruyns autobiographische Praxis und seine Selbstreflexion
- Der Memoirencharakter von "40 Jahre" und seine Motivationen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Günter de Bruyn als einen kritischen Schriftsteller der DDR vor, der seine Meinung eher leise äußerte. Sie gibt einen Überblick über die Themen der Arbeit, die sich mit de Bruyns Autobiographie, seiner Theorie der Autobiographie und dem Memoirencharakter seiner Werke befasst.
- Günter de Bruyn - Leben und Werk: Dieses Kapitel beleuchtet die Biografie des Autors, angefangen von seiner Jugend in Berlin während der NS-Zeit bis hin zu seinem Schaffen als freier Schriftsteller in der DDR. Es werden de Bruyns Schwierigkeiten im Umgang mit der Diktatur und seine politische Haltung beleuchtet.
- Zur 'Gattung' der Autobiographie: Dieses Kapitel widmet sich der Geschichte und Definition der Autobiographie als literarische Gattung. Es werden die wichtigsten Merkmale der Autobiographie, die Unterscheidung zwischen Dichtung und Wahrheit und die Diskussion um die Eigenständigkeit der Gattung beleuchtet.
- Günter de Bruyns Autobiographie: Dieses Kapitel befasst sich mit de Bruyns autobiographischem Werk, insbesondere mit den beiden Büchern "Zwischenbilanz" und "40 Jahre". Es werden die Inhalte und Merkmale der beiden Werke sowie die Motivationen de Bruyns für seine Autobiographie untersucht.
- 40 Jahre - Autobiographie oder Memoiren?: Dieses Kapitel diskutiert die Frage, ob "40 Jahre" als Autobiographie oder Memoiren zu klassifizieren ist. Es werden die Unterschiede zwischen beiden Gattungen erläutert und die Merkmale von "40 Jahre" im Hinblick auf diese Unterscheidung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Autobiographie, Memoiren, Günter de Bruyn, DDR, Selbstreflexion, Dichtung und Wahrheit, Lebensbericht, kritischer Schriftsteller, Geschichte, Literatur.
- Quote paper
- Bernadette Bideau (Author), 2008, Theorie der Autobiographie und ihre Umsetzung bei Günter de Bruyn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93372