Die vorliegende Arbeit vermittelt einen Überblick über die Anwendungsbereiche von Modellen, die auf einem Agentensystem aufbauen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf der Darstellung der Vielseitigkeit von Agentenmodellen und deren Bedeutung für die Wirtschaftswissenschaften. Es werden konkrete Modelle vorgestellt, um verschiedene Anwendungsmöglichkeiten darzustellen. Mit Hilfe der betrachteten Systeme werden insbesondere die Möglichkeiten und Vorteile der Verwendung von Agentenmodellen aufgezeigt.
Der Begriff des Agenten ist nicht eindeutig definiert. Eine Verwendung findet sich im täglichen Gebrauch wieder, mit der Bedeutung eines "`Beauftragten"'. In den Wirtschaftswissenschaften wird der Begriff im Zusammenhang mit der Principal-Agent-Theorie verwendet, wobei hier der Agent der Unterstellte ist, der Informationen und Charaktereigenschaften zurück hält (vgl. Ickerott, 2007, S. 12f.). Die für diese Arbeit relevante Definition eines Agenten ist auf Wooldridge u. Jennings (1995) zurückzuführen, die charakteristische Verhaltensweisen eines Agenten zusammenfassen. Die vier Hauptmerkmale dabei sind, dass Agenten:
• ohne Einfluss von Außen agieren können (Autonomie),
• über eine Sprache verfügen, mittels derer sie mit anderen Agenten oder mit der Außenwelt kommunizieren können (soziale Fähigkeiten),
• auf Ereignisse und Entwicklungen reagieren können (Reaktionsfähigkeit),
• durch eigene Ziele selbst die Initiative ergreifen können (Proaktivität).
In der Literatur finden sich weitere Eigenschaften von Agenten, wie zum Beispiel rationales Handeln, Intelligenz, die Fähigkeit Schlussfolgerungen zu ziehen und Lernfähigkeit (vgl. Ickerott, 2007, S. 16ff.).
Zunächst werden Grundlagen und die Anfänge der Modellierung auf Agentenebene in den Sozialwissenschaften aufgezeigt (Kapitel 2). Anschließend folgt eine Betrachtung von Agentensystemen in ausgewählten Bereichen der Wirtschaftswissenschaften (Kapitel 3). Bei der Auswahl der Modelle im dritten Kapitel wurden nur solche berücksichtigt, bei denen Austauschbeziehungen innerhalb des Systems, also ohne äußerliche Einwirkungen, bestehen und verändert werden (endogene Interaktionen). Durch die Modellierung von endogenen Interaktionen kann sichergestellt werden, dass neue Verbindungen zwischen den Agenten geknüpft werden und dadurch eine realitätsnähere Abbildung erreicht wird, da Beziehungen schneller erneuert werden (vgl. Vriend, 2006, S. 1049).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen und Anfänge der agentenbasierten Modellierung
- 2.1 Klassifizierung nach Nwana
- 2.2 Das Modell von Schelling
- 2.3 Weitere Entwicklungen in den Sozialwissenschaften
- 3 Anwendungen in den Wirtschaftswissenschaften
- 3.1 Das Gefangenendilemma
- 3.2 Modellierung von Märkten
- 3.2.1 Aktien- und Devisenmärkte
- 3.2.2 Güter- und Dienstleistungsmärkte
- 3.3 Modelle auf Unternehmensebene
- 3.3.1 Supply Chain Management
- 3.3.2 Agentensysteme auf Produktionsebene
- 4 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet einen Überblick über agentenbasierte Modellierung und ihre Anwendung in den Wirtschaftswissenschaften. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Vielseitigkeit von Agentenmodellen und ihren Vorteilen, insbesondere bei der Modellierung endogener Interaktionen. Konkrete Modelle werden vorgestellt, um verschiedene Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
- Agentenbasierte Modellierung und ihre Grundlagen
- Klassifizierung von Agentenmodellen
- Anwendung von Agentenmodellen in den Wirtschaftswissenschaften
- Modellierung endogener Interaktionen
- Beispiele für Agentenmodelle in verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Kontexten
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der agentenbasierten Modellierung ein und beschreibt die Zielsetzung der Arbeit, die darin besteht, die Vielseitigkeit und Bedeutung von Agentenmodellen für die Wirtschaftswissenschaften darzustellen. Es werden verschiedene Definitionen des Begriffs „Agent“ beleuchtet, wobei der Schwerpunkt auf den charakteristischen Eigenschaften von Agenten nach Wooldridge und Jennings (Autonomie, soziale Fähigkeiten, Reaktionsfähigkeit, Proaktivität) liegt. Die Arbeit konzentriert sich auf Modelle mit endogenen Interaktionen, um eine realitätsnähere Abbildung von Beziehungen zu erreichen.
2 Grundlagen und Anfänge der agentenbasierten Modellierung: Dieses Kapitel legt die Grundlagen der agentenbasierten Modellierung dar. Es beginnt mit einer Klassifizierung von Agenten nach Nwana, die verschiedene Agentenklassen anhand von Merkmalen wie Autonomie, sozialen Fähigkeiten und Lernfähigkeit unterscheidet. Anschließend wird das Modell von Schelling vorgestellt, ein frühes Beispiel agentenbasierter Modellierung in den Sozialwissenschaften, das die Segregation von Individuen in einem Wohngebiet simuliert. Das ein- und zweidimensionale Schelling-Modell wird erläutert, wobei der Fokus auf den Mechanismen der Zufriedenheit, des Umzugs und der resultierenden Muster liegt. Die Klassifizierung des Schelling-Modells nach Nwana wird ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Agentenbasierte Modellierung, Agentensysteme, endogene Interaktionen, Wirtschaftswissenschaften, Schelling-Modell, Nwana-Klassifizierung, Modellierung von Märkten, Supply Chain Management, Autonomie, soziale Fähigkeiten, Proaktivität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Agentenbasierte Modellierung in den Wirtschaftswissenschaften
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über agentenbasierte Modellierung und ihre Anwendungen in den Wirtschaftswissenschaften. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Vielseitigkeit von Agentenmodellen und ihren Vorteilen, insbesondere bei der Modellierung endogener Interaktionen.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Grundlagen der agentenbasierten Modellierung, verschiedene Klassifizierungen von Agentenmodellen (z.B. nach Nwana), das Schelling-Modell als frühes Beispiel, und Anwendungen in den Wirtschaftswissenschaften. Konkrete Anwendungsbeispiele umfassen die Modellierung von Märkten (Aktien-, Devisen-, Güter- und Dienstleistungsmärkte), Modelle auf Unternehmensebene (Supply Chain Management, Produktion) und das Gefangenendilemma. Der Schwerpunkt liegt auf Modellen mit endogenen Interaktionen.
Was sind die Zielsetzung und Themenschwerpunkte?
Die Zielsetzung ist es, einen Überblick über agentenbasierte Modellierung und ihre Vielseitigkeit in den Wirtschaftswissenschaften zu geben. Die Themenschwerpunkte umfassen die Grundlagen der agentenbasierten Modellierung, die Klassifizierung von Agentenmodellen, die Anwendung in den Wirtschaftswissenschaften, die Modellierung endogener Interaktionen und konkrete Beispiele für Agentenmodelle in verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Kontexten.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in ihnen?
Das Dokument gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Grundlagen und Anfängen der agentenbasierten Modellierung (inkl. der Nwana-Klassifizierung und dem Schelling-Modell), ein Kapitel zu Anwendungen in den Wirtschaftswissenschaften (mit verschiedenen Beispielen) und einem Fazit/Ausblick. Die Einleitung definiert den Begriff "Agent" und erläutert den Fokus auf endogene Interaktionen. Das Kapitel zu den Grundlagen erklärt die Klassifizierung nach Nwana und detailliert das Schelling-Modell. Das Kapitel zu den Anwendungen in den Wirtschaftswissenschaften präsentiert verschiedene Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Agentenbasierte Modellierung, Agentensysteme, endogene Interaktionen, Wirtschaftswissenschaften, Schelling-Modell, Nwana-Klassifizierung, Modellierung von Märkten, Supply Chain Management, Autonomie, soziale Fähigkeiten, Proaktivität.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument richtet sich an Personen, die sich einen Überblick über agentenbasierte Modellierung und deren Anwendung in den Wirtschaftswissenschaften verschaffen möchten. Es ist insbesondere für akademische Zwecke gedacht, z.B. für die Analyse von Themen in der Wirtschaftswissenschaft.
Was ist das Schelling-Modell?
Das Schelling-Modell ist ein frühes Beispiel für agentenbasierte Modellierung in den Sozialwissenschaften. Es simuliert die Segregation von Individuen in einem Wohngebiet basierend auf den Präferenzen der Individuen und deren Reaktionen auf die Zusammensetzung ihrer Nachbarschaft. Das Dokument beschreibt sowohl das ein- als auch das zweidimensionale Modell und erläutert die Mechanismen der Zufriedenheit, des Umzugs und der resultierenden Muster.
Was bedeutet "endogene Interaktionen"?
Endogene Interaktionen beschreiben Wechselwirkungen zwischen den Agenten innerhalb eines Modells, die aus den Eigenschaften und Verhaltensweisen der Agenten selbst resultieren und nicht extern vorgegeben sind. Dies führt zu einer realitätsnäheren Abbildung von Beziehungen im Vergleich zu Modellen mit ausschließlich exogenen Faktoren.
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- Stefan Strunck (Author), 2008, Agentenbasierte Modellierung von endogenen Interaktionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93380