Enterprise Application Integration - EAI

Das Zusammenführen von Insellösungen


Forschungsarbeit, 2003

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. EAI - Eine höhere Stufe der Anwendungsintegration
2.1 Definition und Architektur von EAI
2.2 Nutzen und Motivation für EAI

3. Der EAI-Markt

4. Die Investition in EAI - Entscheidung und Auswahl
4.1 Wirtschaftlichkeit einer EAI-Investition
4.2 Auswahlkriterien bei der Anschaffung eines EAI-Tools
4.2.1 Kriteriengruppen und Ausschlusskriterien
4.2.2 Bewertungsmodelle

5. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: EAI Architektur - Ebenen der Integration

Abb. 2: Anbieter auf dem deutschen EAI-Markt mit Marktanteilen in Prozent

Abb. 3: Anbieter auf dem US-Amerikanischen EAI-Markt mit Marktanteilen in Prozent

Abb. 4: Wichtige Kriterien zur Orientierung beim Auswahl einer EAI-Lösung

Abb. 5: Gewichtungsbaum nach UFAB II zur Bewertung eines Software-Produktes

Abb. 6: Die sieben festgesetzten Kriterien der Scorecard der Giga Information Group

1. Einleitung

Ein IT-Verantwortlicher hat es in der heutigen Zeit wahrlich nicht einfach. Schrumpfende Budgets aufgrund anhaltender Konjunkturschwäche und Kostensenkungsprogramme inner- halb der Firma sind ein Grund hierfür. Verstärkt werden diese Unsicherheiten zudem durch den stetig schneller voranschreitenden Technologiewandel gerade im IT-Bereich. Eine Inves- titionsentscheidung wird einem somit nicht leicht gemacht. Auf der einen Seite stehen die Anbieter, die ihre Produkte und Dienstleistungen als „den Durchbruch“ und „das Unverzicht- bare“ anpreisen, und auf der anderen Seite muss der Unternehmer immer sorgfältiger dar- über entscheiden, was denn nun angebracht ist, sich rentiert und dem Unternehmen wirklich einen Fortschritt bringt. Die Tatsache, dass immer mehr neuartige Software und Ideen auf den Markt kommen heißt dabei nämlich lange nicht, dass diese auch so derartig neu und innovativ sind wie von den Entwicklern angepriesen. Diese müssen bei immer grösserem Wettbewerb immer mehr Phantasie entwickeln um ihre Produkte „neu zu verpacken“ - sie neu erscheinen zu lassen. Heutzutage ist es Gang und Gebe fortlaufend mit neuen „Mode- wörtern“ aufzukreuzen und neue Hypes einzuläuten. Die vorangegangenen Hype-Themen kennt auch jeder IT-Laie: Schlagwörter wie „e-business“, „WAP“, „Online Brokering“ oder auch „Application Service Providing“ geisterten durch die Firmen, durch Hörsäle und durch die Medien. Viele dieser Hype-Themen werden oft marketingmäßig so aufgebauscht, dass man denken könnte völlig neuartige Durchbrüche stehen an. Doch oft entpuppen sich solche Schlagwörter dann als schon da Gewesenes welches einfach eine neue Worthülle bekommt, um neu auszusehen und um sich besser zu verkaufen.

Das aktuellste Schlagwort im IT-Bereich ist wohl das Thema Enterprise Application Integrati- on, kurz EAI. Dabei ist das Thema „Integration“ ja nun schon lange etwas Altbekanntes in- nerhalb der Unternehmen. Somit stellt sich die Frage, ob auch hier wieder mal nur „alter Wein in neue Schläuche“ gepackt wurde, oder ob es sich tatsächlich um eine richtungwei- sende Neuheit handelt.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema EAI und dessen aktuelle Entwicklung. Es wird diese spezielle Idee und Methodik der Softwareintegration vorgestellt, wobei die Architektur des EAI-Prinzips aufgezeigt und der Markt genauer beleuchtet wird. Auch soll der Frage nachgegangen werden, ab wann und wofür sich eine Investition in EAI lohnt und worauf dabei geachtet werden muss.

2. EAI - Eine höhere Stufe der Anwendungsintegration

Wie bereits angesprochen ist Integration im Anwendungsbereich nichts Neues. Die Anwendungsintegration bzw. ganzheitliche Lösungen innerhalb der Systemlandschaft eines Unternehmens gehen bereits einige Jahre zurück. So kann die Verschmelzung beispielsweise durch ein (neues) Anwendungssystem (siehe SAP R/3 mit den verschiedenen zusammenhängenden Funktionsmodulen) oder durch die lose Kopplung bestehender und getrennt bleibender Systeme (mit so genannter „Middleware“ oder selbst erstellten „Point-to-Point“ Verbindungen) geschaffen werden. Die Neuheit bei EIA liegt darin, dass die Integration über die Datenebene hinaus geht und zusätzlich auf der Prozessebene stattfindet. Es soll eine standardisierte Integrationsplattform angeboten werden, und dem Insellösungsansatz bisheriger IT-Landschaften endgültig Abhilfe geschaffen werden.1

Wie diese Idee umgesetzt werden soll wird das nächste Kapitel zeigen.

2.1 Definition und Architektur von EAI

Da das Thema EAI noch relativ „jung“ ist, muss eine klare Abgrenzung und Definition erfol- gen, was darunter genau zu verstehen ist. Das Problem ist, dass viele Anbieter oft solch neue Schlagwörter und deren Werbekraft nutzen, um speziell ihre eigene Integrationsproduk- te herauszustellen. Doch oft verkörpern diese nicht den korrekten EAI-Gedanken. Eine in der Literatur gängige Methode, EAI zu klassifizieren, ist die Orientierung anhand des Ebenenmo- dells. Die EAI-Lösung kann man sich dabei als eine prozessorientierte Integrationsplattform (eine Art „Datendrehscheibe“) vorstellen, welche im Wesentlichen aus drei Ebenen besteht:

- Datenebene
- Objektebene
- Prozessebene

In der Datenebene werden die angefallenen Datenobjekte wie Dateien, Messages, Programme etc. von der Datenquelle zur -senke transportiert. Hier muss insbesondere ein sicherer Transport auch bei Systemstörungen ohne jeglichen Datenverlust garantiert sein - es darf kein Datenobjekt verloren gehen.

Die Aufgabe der Objektebene ist es, die in einem bestimmten Format mit einer für die Anwendung spezifischen Semantik vorhandenen Daten in ein anderes, für das Zielsystem notwendiges Format unter Beibehaltung der Semantik zu konvertieren.

Diese Arbeit würde mit den heute bereits vorhandenen üblichen Point-to-Point-Verbindungen für jede Schnittstelle von neuem beginnen. EAI löst diese Problematik durch den Übergang zu vernetzten Hub-and-Spoke-Verbindungen, bei denen die benötigten Datenobjekte wieder verwendet werden können. Dadurch ist ein erhebliches Einsparpotenzial beim zukünftigen Einbinden neuer Anwendungen gegeben.

Die Neuigkeit und das Hauptmerkmal einer EAI-Lösung stellt allerdings die Prozessebene dar. Hier wird die Planungs- und Steuerungslogik der Geschäftsprozesse in der Integrationsplattform abgebildet.2 Somit wird eine teilweise Automatisierung und Überwachung der integrierten Geschäftsprozesse realisiert und die zentrale Kontrolle durchgeführter Kommunikationen innerhalb der EAI-Lösung gewährleistet.3

Zusätzlich sind bei einem EAI-Modell folgende ebenenübergreifende Dienste zu finden:

- Scheduling (zeitliche Prozesssteuerung)
- Monitoring (Anzeige von Statusinformationen)
- Reporting (Sammlung + Aufbereitung techn. / statistischer Daten)
- Load-Balancing (Lastverteilung bei Lastspitzen)

Die folgende Abbildung verdeutlicht den Aufbau der Integrationsebenen des EAI-Modells:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: EAI Architektur - Ebenen der Integration4

2.2 Nutzen und Motivation für EAI

Viele IT-Entscheider stehen heute vor der Frage, ob sie sich pro EAI entscheiden sollen. Doch was macht EAI aus, und welcher Nutzen wird davon erwartet? Im Folgenden wird hierauf eingegangen.

Mittels EAI können Daten und Geschäftsprozesse auf der Basis netzwerkbasierter Applikationen oder Datenquellen unternehmensweit und auch unternehmensübergreifend genutzt werden. Durch die Einführung eines EAI-Tools kann eine flexible Infrastruktur aufgebaut werden, die es ermöglicht, sämtliche bestehende Systeme einer Unternehmung auf Workflow-Ebene zu verknüpfen und zukünftige Änderungen der Geschäftsprozesse bzw. Schnittstellen sowie Einbindung neuer Systeme einfacher, schneller und günstiger durchzuführen. Dabei setzt EAI vor allem mit zwei Hebeln an:

- Durch die Bildung von wieder verwendbaren Komponenten aus Anwendungen und Informationsobjekten können die Geschäftsprozesse in einer EAI-Lösung modular zusammengestellt und damit auch schnell verändert werden.

- Durch die Einführung einer Integrationsplattform kann die Anzahl und Komple- xität der Schnittstellen zwischen den einzelnen Anwendungssystemen deutlich verringert werden.

Ein großer Nutzen beim Einsatz von EAI-Tools erwartet man im Bereich der Geschäftspro- zessanpassung und der Geschäftsprozessoptimierung. In einem EAI-Tool ist die Modellie- rung der Geschäftslogik getrennt von der Programmierung der Schnittstellen zu den am Pro- zess beteiligten Systemen. Somit können die Schnittstellen und die Geschäftslogik separat bearbeitet werden, wodurch sich der Aufwand für Veränderungen erheblich reduziert. Dies ermöglicht jederzeit die softwareseitige optimale Unterstützung der Geschäftsprozesse.5

Dieser Nutzen stellt ein Hauptargument dar, wenn es darum geht eine EAI-Einführung aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunken zu betrachten. Eine entscheidende Rolle spielt da- bei die Anzahl der Schnittstellen und vor allem die Anzahl der zukünftig zu erwartenden Schnittstellen. Hierzu wird im späteren Verlauf dieser Arbeit noch genauer Stellung genom- men. Zusammenfassend können folgende Ziele mit der Einführung von EAI genannt werden:

- Optimierung der GP-Performance (Time-to-Market)
- Integration heterogener Systemwelten
- Automatisierung und Dynamisierung von Geschäftsprozessen
- Vermeidung von redundanten Daten und Funktionalitäten
- Minimierung der Systemkomplexität
- Vereinfachung der Wartung und Administration
- Zentralisierung der Kontrolle durchgeführter Zugriffe
- Vermeidung von Offline-Schnittstellen6

Mit den dargestellten Erwartungen an EAI-Lösungen verbinden sich für die Entwicklung solcher Systeme vielfältige organisatorische, technologische und technische Herausforderungen. Hierzu ist es interessant den EAI-Markt genauer unter die Lupe zu nehmen, was im nächsten Kapitel erfolgen wird.

3. Der EAI-Markt

Der Markt der EAI-Anbieter hat sich bisher von Beginn an als sehr dynamisch gezeigt. Deshalb lohnt es sich, die Struktur und aktuelle Entwicklungen genauer aufzuzeigen. Hieraus können Trends und weitere Potentiale für die Zukunft abgeleitet werden.

„Anbieter sucht Kunde“ - so kann die derzeitige Situation auf dem Markt für EAI-Lösungen kurz und prägnant ausgedrückt werden. Aufgrund der allgemein schlechten Konjunkturlage und der deshalb abgespeckten und fest verschnürten IT-Budgets sind IT-Verantwortliche oft blockiert in ihrem Tatendrang. Das bekommt natürlich eine neue, noch relativ innovative Technologie, wie es EAI nun mal ist, am stärksten zu spüren. Studien zufolge können Anbie- ter und Dienstleister langfristig jedoch mit guten Geschäften rechnen, denn der Bedarf nach standardisierter Integration heterogener DV-Landschaften ist bedeutend groß. Ein weiterer Vorteil der für EAI spricht ist dabei auch das Kostensenkungspotential welches durch den Einsatz von EAI herbeigeführt werden kann. Doch zum Thema „rentieren“ bzw. „Return on Invest“ wird erst später Stellung genommen.7

Zunächst soll kurz auf die Anbietersituation im EAI-Markt eingegangen werden. Es ist festzustellen, dass sich Anbieter unterschiedlichsten Ursprungs auf diesem Feld zu betätigen versuchen. Speziell neu gegründete Softwareschmieden die ihr Geschäft voll und ganz auf EAI ausgerichtet haben (als Beispiel können hier Tibco, Seebeyond oder Mercator genannt werden) treffen auf „Herausforderer“, die schon länger im Integrations-Bereich tätig sind und nun auch etwas vom Kuchen der neuen EAI-Schiene abhaben wollen. Zu nennen sind hier z.B. so genannte „Middleware-Giganten“ wie Bea Systems, iPlanet oder IBM.

Eine weitere Rolle im EAI-Markt spielt SAP. Hierbei jedoch nur indirekt, da das Walldorfer Unternehmen selbst keine dedizierte EAI-Lösung, welche einer strengen EAI-Definition ge- recht werden würde, anbietet. Jedoch stellt das SAP R/3 System an sich eine mehr oder we- niger integrierte Lösung dar. Und gerade dieses R/3 System beeinflusst den deutschen EAI- Markt deutlich: Die starke Präsenz von SAP R/3 in Deutschland hat zur Folge dass der Integ- rationsbedarf hierzulande eigentlich recht gering ausfällt. Dies erklärt auch warum der EAI- Markt in Deutschland noch recht bescheiden ausfällt und im internationalen Vergleich hinter- herhinkt.

[...]


1 Vgl. Information Management & Consulting 17; „Nahaufnahme vom EAI-Markt“, o. V., S. 98

2 Vgl. HMD 225, Juni 2002, Dangelmaier/Pape/Lessing/Rüther, „Klassifikation von EAI-Systemen“, S. 62f

3 Vgl. HMD 225, Juni 2002, Schmietendorf/Dimitrov/Lezius/Dumke, „EAI-Reifegrad, Architektur und Vorgehensweisen“, S. 75

4 Vgl. HMD 225, Juni 2002, Dangelmaier/Pape/Lessing/Rüther, „Klassifikation von EAI-Systemen“, S. 62

5 Vgl. CRM-Systeme, Buhl/Christ/Dangelmaier/Pape/Rüther, „Systementscheidung EAI“, S. 231

6 Vgl. HMD 225, Juni 2002, Schmietendorf/Dimitrov/Lezius/Dumke, „EAI-Reifegrad, Architektur und Vorgehensweisen“, S. 72f

7 Vgl. Keller, W.; Enterprise Application Integration, 2002, S. 11f

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Enterprise Application Integration - EAI
Untertitel
Das Zusammenführen von Insellösungen
Hochschule
Hochschule Pforzheim  (Hochschule Pforzheim)
Veranstaltung
Business Application Systems
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V93393
ISBN (eBook)
9783638068291
ISBN (Buch)
9783638955669
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Enterprise, Application, Integration, Business, Systems, BWL, Rendite, Erfolg, Beratung, SEO
Arbeit zitieren
M.Sc. Thomas Bossert (Autor:in), 2003, Enterprise Application Integration - EAI, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93393

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