Waldorf- und Freinetpädagogik. Wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo lassen sich Unterschiede finden?


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,3

Darwin Drude (Autor:in)


Leseprobe


1 Einleitung

Rudolf Steiner und Celéstin Freinet, zwei Namen, die sich immer wieder finden, wenn man sich mit Pädagogik beschäftigt. Sie veränderten die Pädagogik Anfang des 20. Jahrhunderts, vor allem im Kontext Schule und setzten geradezu eine Reformation in Gang.

Diese Hausarbeit soll sowohl Rudolf Steiner als den Begründer der „Anthroposophie“ und der Waldorfpädagogik, als auch Célestin Freinet, den Begründer des „Tâttonement experimental“ und der Freinetpädagogik in den Fokus stellen. Sie soll nur in ihre didaktischen Grundsätze einführen, da die Hausarbeit sonst zu umfangreich werden würde. Um die Gedankengänge beider zu verstehen ist es wichtig sich kurz mit ihrer Biografie auseinanderzusetzen. Danach wird die Pädagogik beider erläutert und in einem nächsten Schritt verglichen und Gemeinsamkeiten, sowie Unterschiede aufgezeigt. Zum Schluss wird ein Fazit gezogen.

Literarisch wird hauptsächlich „Freinets pädagogische Theorie des Lernens und des Lehrens“ von Renate Kock und „Die Waldorfpädagogik – Eine Einführung in die Pädagogik Rudolf Steiners“ von Johannes Kiersch benutzt. Selbstverständlich wird auch noch andere Literatur hinzugezogen.

2 Biografie Rudolf Steiner

Rudolf Josef Lorenz Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec, dem damaligen Österreich-Ungarn, dem heutigen Kroatien geboren. Er hatte einen weiteren Bruder und eine weitere Schwester. Schon früh entwickelte Steiner ein Interesse an Naturwissenschaften, explizit eine Begeisterung für Geometrie. Er besucht die Ober-Realschule in Wiener Neustadt und schafft seine „Matura“1 „mit Auszeichnung“.2 3 Außerdem beschäftigte er sich schon früh mit dem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ von Immanuel Kant.4

Von 1879 bis 1883 studierte er an der Technischen Hochschule in Wien Realschullehramt in den Fächern Mathematik, Physik, Botanik, Zoologie, Chemie und Literatur, Geschichte und Philosophie.5 Von dort aus ging er nach Deutschland und promovierte zwischen 1891 und 1892 zum Dr. phil. an der Uni Rostock. 1893 schrieb er dann sein Hauptwerk „Die Philosophie der Freiheit. Im Laufe seines Lebens traf Steiner mehrere bedeutende Persönlichkeiten wie u.a. Friedrich Nietzsche, Stefan Zweig oder Käthe Kollwitz. 1899 heiratete Rudolf Steiner Anna Eunike, welche 1911 verstarb. 1904 erschien das zentrale anthroposophische Werk Steiners „Theosophie. Einführung in die Welterkenntnis und Menschenbestimmung“. 1914 heiratete Steiner seine zweite Ehefrau Marie von Sievers. 1919 wird in Stuttgart die erste Waldorfschule unter dem Vorsitz der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik eröffnet. Die Leitung hatte erst Emil Molt, dann aber Rudolf Steiner inne. Steiner hält noch weitere Vorträge in ganz Deutschland und verfasst weitere Schriften, bis er am 30. März 1925 in Dornach in der Schweiz stirbt.6

3 Biografie Célestin Freinet

Célestin Freinet wird am 15. Oktober 1896 in einem kleinen Dorf in der Provençe geboren. Es ist wichtig zu erwähnen, dass er seine Schulzeit als Qual empfand, da so die späteren pädagogischen Gedanken Freinets besser nachempfunden werden können. 1915 erleidet Freinet nach seinem Kriegsdienst eine schwere Lungenverletzung, die ihn zum „[…] überzeugten Pazifisten“7 machte. 1920 besetzt Freinet eine Lehrstelle in Bar-sur-Loup, wo auch die „Freinet-Pädagogik“ entstanden sein soll. 1923 erfindet Freinet die „Praxis des freien Textes“ und wendet sie das erste Mal bei den Kindern in seiner Schule an. 1924 gründen mehrere PädagogInnen um Freinet die sogenannte „Coopérative de l’Enseignement Laïc“, die die spätere französische Lehrerbewegung der „Ecole Moderne“ einläutet. Freinet agiert seit 1923 außerdem im Bereich des Schuldruckes und entwickelt 1926 sein eigenes Modell jener. Ebenfalls 1926 heiratet er seine Frau Elise und tritt der Französischen Kommunistischen Partei bei. „Freinet war Kommunist und hat sich doch immer mit den Kommunisten in den Haaren gelegen“.8 Freinet und seine Frau Elise wechseln beide an eine Schule in St. Paul den Vence und 1935 eröffnen beide eine Privatschule im selben Ort, welches für pädagogische Forschung genutzt wird.9 Der Fokus der Schule soll auf „[…] die praktische, sinnvolle, schöpferische und das Kind entfaltende Arbeit“10 liegen. 1940 schreibt Freinet mehrere Aufsätze in einem Internierungslager und gründet die „Résistance“, eine Widerstandsbewegung. Freinet veröffentlicht Mitte der 1940er Jahre sein Buch „L’Ecole Moderne Française“, welches seine Pädagogik auf den Punkt bringt. Am 8. Oktober 1966 stirbt Freinet in Vence, Frankreich.11

4 Didaktische Grundsätze der Waldorfpädagogik

„Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen will“12 beschreibt Rudolf Steiner seine Lehre der Anthroposophie. Um sich mit den didaktischen Grundsätzen der Waldorfpädagogik auseinanderzusetzen, muss man sich zuerst mit der Anthroposophie auseinandersetzen, auf welche die Waldorfpädagogik aufbaut. Anthroposophie kommt aus dem griechischen von „ἄνθρωπος“13 und σοφία14 und bedeutet „Die Weisheit des Menschen“. Rudolf Steiner entwickelte die Anthroposophie als Antwort auf Kants Erkenntnisbegriff und seiner dualistischen Weltsicht und stellte sich der Frage, ob der Mensch in seinem Denken und Handeln frei ist. Er sehe die „Grenzen der Erkenntnis“ nicht als „Barriere“, sondern als „Quellort“ des geistigen Forschens.15

Die Waldorfpädagogik, explizit jene in der Schule, welche auf die eben erläuterte Anthroposophie aufbaut, vertritt soziale Gerechtigkeit und urteilt nicht zwischen sozialer Herkunft oder Begabung. Man kann nicht Sitzenbleiben, es gibt künstlerisch-handwerklichen, wissenschaftlichen, sowie bildhaften Unterricht. Außerdem sind die Waldorfschulen durch die Selbstverwaltung, als Freie Schulen, in der Lage sich selbst durch Lehrer und Eltern zu organisieren. Wichtig ist auch, dass in der Waldorfpädagogik versucht wird „die religiösen Werte, wie Dankbarkeit, Vertrauen, Ehrfurcht, und Staunen […]“ zu vermitteln.16

Rudolf Steiner ist es bei seiner Pädagogik wichtig, dass es kein einheitliches System gibt, sondern, dass immer wieder ein neuer pädagogischer Ansatz auf eine neue Zielgruppe, eine neue Klasse, explizit auf deren Lebensverhältnisse angewandt werden kann.17

[...]


1 Das österreichische Abitur

2 Frielingsdorfer, V.: Geschichte der Waldorfpädagogik: Von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart. Weinheim; Basel; Beltz 2019, S.25.

3 Ullrich, H.: Waldorfpädagogik. Eine kritische Einführung. Weinheim; Beltz 2015. S. 92.

4 Seitz, M., Hallwachs, U.: Montessori oder Waldorf? – Ein Orientierungsbuch für Eltern und Pädagogen, München 1996. S. 103.

5 https://www.goetheanum.org/anthroposophie/rudolf-steiner. (Abgerufen am 01.09.2020 um 13:00)

6 Ebd.

7 https://freinet-kooperative.de/grundlagen/einfuehrung/biographie-celestin-freinet/. (Abgerufen am 09.09.2020 um 10:37)

8 Hellmich, A.: Montessori-, Freinet-, Waldorfpädagogik: Konzeption und aktuelle Praxis. Weinheim; Beltz 2007, S.45 f.

9 https://freinet-kooperative.de/grundlagen/einfuehrung/biographie-celestin-freinet/. (Abgerufen am 03.09.2020 um 12:28)

10 Ebd.

11 Ebd.

12 Steiner, R.: Anthroposophische Leitsätze. Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1998. S.14.

13 ἄνθρωπος= Mensch. Gemoll, W.: Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch. Durchgesehen und erweitert von Karl Vretska. Mit einer Einführung in die Sprachgeschichte von Heinz Kronasser. München u.a. 1965. S. 71.

14 Σοφία= Weisheit. Gemoll, W.: Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch. Durchgesehen und erweitert von Karl Vretska. Mit einer Einführung in die Sprachgeschichte von Heinz Kronasser. München u.a. 1965. S. 682.

15 Wiehl, A.: Studienbuch Waldorf-Schulpädagogik. UTB GmbH; Klinkhardt 2019. S.103 ff.

16 Ullrich, H.: Waldorfpädagogik. Eine kritische Einführung. Weinheim; Beltz 2015. S. 15-17.

17 Kiersch, J.: Die Waldorfpädagogik. Eine Einführung in die Pädagogik Rudolf Steiners. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1997. S. 17 f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Waldorf- und Freinetpädagogik. Wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo lassen sich Unterschiede finden?
Hochschule
Universität zu Köln  (Humanwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Unterrichtsmethoden in der Sek. 1
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V934659
ISBN (eBook)
9783346256096
ISBN (Buch)
9783346256102
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Freinet, Waldorf, Pädagogik
Arbeit zitieren
Darwin Drude (Autor:in), 2020, Waldorf- und Freinetpädagogik. Wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo lassen sich Unterschiede finden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/934659

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