Der Schuleintritt als kritisches Lebensereignis


Hausarbeit, 2018

21 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitu

2. Einschulungskriterien
2.1. Das Kieler Einschulungsverfahren
2.2. Zusammenfassung

3. Der Früher-Einschulen-Tre
3.1. Zu früh eingeschult - Folgen und Auswirkungen auf das Kind
3.2. Schuleintrittskrisen - Schuleintritt als kritisches Lebensereignis
3.3. Zusammenfassung

4. Schulreife aus Sicht der Waldorfpädagog
4.1. Das Geheimnis der Kinderbilder
4.2. Zusammenfassung

5. Fazi

6. Literaturverzeich

1. Einleitung

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!“. Aufgrund dieser weit verbreite­ten Meinung sind viele Eltern bereit, ihre Kinder so früh wie möglich einzuschulen.

Als Reaktion auf die Pisa-Studie war das Bildungsministerium bestrebt, die frühkindli­che Bildung auszubauen, um einem weiteren schlechten Abschneiden im internationalen Vergleich vorzubeugen. So wurde auf der Kultusministerkonferenz im Jahr 2002 das Ziel der frühzeitigen Einschulung verkündet, woraufhin einige Bundesländer den Stich­tag in Bezug auf das Einschulungsalter nach vorne schoben. Fünfjährige in der ersten Klasse sind seitdem keine Seltenheit mehr, sondern zum Teil schon die Regel. Doch dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass Kinder dadurch auch früher, effizienter und schneller lernen.

Als Mutter zweier kleiner Kinder steht auch mir das Thema Einschulung in den nächs­ten Jahren bevor. Meine Kinder sind beide kurz nach dem Stichtag in Schleswig Hols­tein (30.06.) geboren und somit ist die Entscheidung mit welchem Alter sie eingeschult werden sollen, sprich mit knapp sechs Jahren oder erst mit sieben Jahren, für uns als El­tern schwierig. Möchte man seine Kinder doch lange genug Kind sein lassen und sie an­dererseits nicht unterfordern bzw. früh genug fördern, ohne ihnen dabei zu schaden. Eltern sind an einer guten Ausbildung für ihre Kinder interessiert und so vertrauen sie auf die Richtigkeit des vorgegebenen Schuleintrittsalters und des Stichtages, können da­bei aber nicht nach den individuellen Gegebenheiten entscheiden, denn jedes Kind ist anders und hat ganz eigene Fähigkeiten, die es zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt. Nicht selten sind zum Schulbeginn die dafür benötigten Fähigkeiten und Fertigkeiten bei den Kindern noch nicht vorhanden.

In dieser Hausarbeit möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern die Einschulung, be­sonders wenn das Erreichen der Schulfähigkeit dabei unbeachtet bleibt, ein kritisches Lebensereignis für das Kind darstellt.

Mein Ziel ist es, beantworten zu können, ob Standard-Einschulungsverfahren und fest­gelegte Stichtage vertretbar sind oder ob durch die staatlichen Regelungen über das Kind hinweg entschieden und somit der persönliche Entwicklungsstand des Kindes übergangen wird, wodurch möglicherweise schwerwiegende Folgen für das Kind aus ei­ner zu frühen Einschulung hervorgehen können.

Zu Beginn dieser Arbeit werde ich darlegen, an welchen Kriterien Schulfähigkeit fest zu machen ist und mit welchen Methoden diese am Kind festzustellen sind. Am Beispiel des »Kieler Einschulungsverfahren« wird ein in Schleswig-Holstein im Jahr 1986 ent­wickeltes Beobachtungsverfahren erläutert. Davon ausgehend werden die Folgen und Auswirkungen durch zu frühes Einschulen auf die Kinder aufgezeigt und dargestellt wie kritisch das Lebensereignis »Einschulung« für Kinder sein kann. Abschließend wird noch die Sichtweise der Waldorfpädagogik betrachtet, die auf der Grundlage der Men­schenkunde nach Dr. Rudolf Steiner eine deutliche Stellung zum Thema »frühe Ein­schulung« vertritt.

2. Einschulungskriterien

Der Eintritt in die Schule ist ein wichtiger Schritt im Leben eines Kindes. Von nun an muss es sich in einer neuen Sozialisationsinstanz behaupten und aus der vertrauten Um­gebung der Familie lösen. Jedes Bundesland hat seine eigenen Gesetze, die über den Beginn der Schulpflicht entscheiden. Jedoch ist für alle Kinder, die bis zu einem be­stimmten Zeitpunkt des Kalenderjahres sechs Jahre alt werden, der Schulbesuch nach den Sommerferien Pflicht. Dieser Stichtag ist in acht Ländern der 30. Juni eines Jahres, weitere Termine fallen auf den 1. oder 31. August, 30. September oder gar 31. Dezem­ber.

Bevor ein Kind eingeschult wird, werden schulärztliche Untersuchungen durchgeführt, in denen der körperliche Entwicklungsstand der Kinder erfasst, das Seh- und Hörvermö­gen diagnostiziert, der individuelle Entwicklungsstand mit den Schwerpunkten Wahr­nehmung, Motorik, Wissen und Sprache festgestellt, sowie ein möglicher medizinischer und gesundheitspräventiver Förderbedarf ermittelt werden. Nach dieser Schuleingangs­diagnostik durch einen Schularzt wird den Eltern die Schulfähigkeit ihres Kindes in Form der Schuleingangsuntersuchung bescheinigt. In der Regel geschieht dies mit dem 6. Lebensjahr, hierdurch kann es aber auch zu Empfehlungen der frühzeitigen Einschu­lung, sowie zu Zurückstellungen kommen.

Mit Hilfe verschiedener Einschulungskriterien in Bereichen wie Körperwahrnehmung, Geschicklichkeit und Sozialverhalten, lässt sich feststellen, ob ein Kind schulfähig ist oder den Anforderungen der Schule noch nicht gewachsen sein könnte und somit zu­rückgestelltwird. Im Folgenden ist eine Liste zusammengestellt, die einige der Kriterien aufzeigt:

Tabelle 1: Einschulungskriterien auf Seiten des Kindes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusätzlich zur Schuleingangsdiagnostik gibt es auch diverse Beobachtungsverfahren, wie das Kieler Einschulungsverfahren, mit dessen Hilfe der Entwicklungsstand des Kin­des festgestellt werden kann.

2.1. Das Kieler Einschulungsverfahren

Das Kieler Einschulungsverfahren wurde 1986 von S. Fröse, R. Mölders und W. Wall­rodt entwickelt und zählt zu den Verfahren, die derzeit am ehesten den heutigen Er­kenntnissen über Schulfähigkeit entsprechen.

„Über die kognitiven Dimensionen der traditionellen Schulreifetests (Glie­derungsfähigkeit, Formerfassung, Hand-Auge-Koordination, feinmotori­sches Geschick, Mengenauffassung) hinaus versucht es, auch Sprache, Ge­dächtnis, Leistungsmotivation, Ansprechbarkeit eines Kindes in der Gruppe, Kontaktfähigkeit und zwei schulrelevante Dimensionen der emotionalen Be­findlichkeit (Leistungsangst und soziale Angst) zu erfassen.“ (KÜRZER/ GRASS, 2000, S.123)

Neu an diesem Verfahren ist, dass die pädagogische und psychologische Kompetenz mit einbezogen wird und die Lehrer somit die Möglichkeit haben, vielfältige Informationen zu sammeln, die sie dann unter Berücksichtigung der familiären und schulischen Situati­on zu einem eigenen Urteil über die Schulfähigkeit des Kindes führen sollen. Theoreti­scher Hintergrund des Verfahrens ist der »ökopsychologische« Ansatz nach Nickel, der Schulfähigkeit als »interventionistisches« Konstrukt betrachtet (vgl. KNÖRZER/ GRASS, 2000).

Demnach ist das Erreichen der für die Schule erforderlichen Lernvoraussetzungen ab­hängig von den Anregungen, die das Kind aus seiner soziokulturellen Umwelt in der es lebt, bekommt.

Das Unterrichtsspiel wird von zwei Grundschullehrern durchgeführt, wovon der unter­richtende Lehrer der zukünftige Klassenlehrer sein sollte. Ein Lehrer führt die Beobach­tungen durch, teilweise sind auch noch weitere Erzieherinnen anwesend. Das Spiel ist für eine Gruppe von maximal sechs Kindern gedacht. Inhaltlich gliedert sich das Unter­richtsspiel in sieben Einheiten und dauert ca. 80 Minuten. Inhalte dieses Spiels sind un­ter anderem ein gemeinsames Gruppenspiel, malen, Formen und Linien zeichnen, Zah­len und Mengen, freies Erzählen, Bildergeschichte und Bewegungsspiele. Bei all diesen Tätigkeiten werden die Kinder auf Verhalten, Emotionalität, Sprache, Fein- und Grob­motorik hin beobachtet.

Auf der Grundlage der Beobachtungsdaten aus dem Unterrichtsspiel und der Einschät­zung der Erzieherin aus dem Kindergartenalltag wird dann eine differenzierte Aussage über die Stärken und Schwächen des Kindes möglich und eine Entscheidung zur Schul­fähigkeit des Kindes kann getroffen werden. Es tauchen in diesem Unterrichtsspiel eine Reihe von Aufgaben auf, die von den klassischen Schulreifetests bereits bekannt sind. Hier sind die Aufgaben allerdings in der Gruppe zu bearbeiten und werden in spieleri­scher Form angeboten (vgl. KNÖRZER/GRASS, 2000).

Kritisch im Kieler Einschulungsverfahren zu sehen ist unter anderem, dass die Fähigkei­ten in der mündlichen Sprache - als Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb - nicht beachtet werden. Des Weiteren wird nicht berücksichtigt, ob die Kinder die Schrift als solche schon wahrnehmen (Symbolverständnis aufweisen) können und ob sie Kennt­nisse von Begriffen, wie z. B. den Zahlen, Buchstaben, oder dem Wort an sich besitzen. Auch konkrete Fördervorschläge gehen aus dem Verfahren nicht hervor.

2.2. Zusammenfassung

Jedes Bundesland hat seine eigenen Gesetze zu welchem Stichtag die Schulpflicht be­ginnt. Durch Schuleingangsdiagnostiken wird der Entwicklungsstand eines Kindes fest­gestellt und von diesem Ergebnis ausgehend auf vorhandene oder nicht vorhandene Schulreife geschlossen. Es gibt sogenannte Einschulungskriterien, anhand derer sich er­mitteln lässt, ob ein Kind befähigt ist, die Schule zu besuchen.

Auch mit Hilfe von Beobachtungsverfahren, wie das Kieler Einschulungsverfahren, kann die Schulfähigkeit beim Kind festgestellt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der Schuleintritt als kritisches Lebensereignis
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale
Note
2,3
Jahr
2018
Seiten
21
Katalognummer
V934935
ISBN (eBook)
9783346262349
ISBN (Buch)
9783346262356
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schuleintritt, lebensereignis
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Der Schuleintritt als kritisches Lebensereignis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/934935

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