Die innenpolitischen Probleme Roms traten in einem eher unbedeutenden Grenzkonflikt der Römer mit Numidien, einem Reich in Nordafrika, wiederholt offen zu Tage. Sallust beschreibt diese Problematik in seinem Werk Bellum Iugurthinum. Das Hauptproblem bildet dabei der bis dato ungeheuerliche Bestechungsskandal der römischen Nobilität durch den numidischen König Jugurtha. Ausgehend vom Charakter dieses Grenzkonfliktes im Süden des römischen Reiches ist die Quellenlage recht unzureichend über Sallust hinaus ist nur wenig Material von Livius und Cicero erhalten geblieben.
Versagte die Nobilität durch Bestechung wirklich und gab sie dadurch das Ansehen der römischen Republik preis oder war es vielmehr nur eine Fehleinschätzung Sallusts? Im weiteren Verlauf soll dieser Frage nachgegangen und die Ereignisse skizziert werden. Insbesondere anhand der Konsule, die in Numidien Krieg führten und den Volktribunen C. Memmius und C. Mamilius Limetanus, die als Volkstribune die Hauptgegner der Optimaten waren, soll untersucht werden, ob Sallusts Aussagen über die Bestechlichkeit und den Verfall der Nobilität zutreffend sind. Eine abschließende und erschöpfende Behandlung der Problemsituation wird im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich sein, vielmehr soll ein Einblick in die damaligen Geschehnisse vermittelt werden. Ausgangspunkt ist dabei der Tod des numidischen Königs Massinissa und die Nachfolgereglung seines Sohnes Micipsa.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Masinissas Nachfolge
3. Jugurtha
4. Der jugurthinische Krieg
4.1 L. Calpurnius Bestia
4.2 Marcus Aemilius Scaurus
4.3. Sp. Postumius Albinus
4.4 Quintus Caecilius Metellus
4.5 C. Marius
5. Kriegstreiberei der Volkstribune
6. Zusammenfassung
7. Literatur
1. Einleitung
Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. stand die römische Gesellschaft vor schwerwiegenden sozialen Veränderungen und Problemen. Infolge der Punischen Kriege und des langwierigen Krieges in Spanien (154-133) war das römische Heer in einer Krise. Es fehlte den Soldaten die Aussicht auf reiche Beute, sowie eine angemessene Entschädigung für ihre Dienste, in Form von Ackerland in der Heimat. Neue Truppen bereitzustellen wurde immer schwieriger. Dieser Entwicklung versuchten die Gracchen Abhilfe zu schaffen. Ti. Gracchus (133 zum Volkstribun gewählt) setzte sich für eine Neuverteilung des Ackerlandes ein. Den höchsten Anteil an Ackerland hatten sich einige wenige Großgrundbesitzer einverleibt, die eine erneute Umverteilung aufs Schärfste ablehnten. Als die angestrebte Agrarreform am kollegialen Veto eines Volkstribuns zu scheitern drohte, setzte Ti. Gracchus auf die Unterstützung in der Volksversammlung. Auf diese Art wurde der Senat umgangen und das Ackergesetz war umsetzbar. Erbost über dieses Vorgehen und über seine Bloßstellung, ließ der Senat Ti. Gracchus erschlagen. Die Agrarreform war gescheitert und in den Folgejahren konnten weitere Gesetzesinitiativen wirksam abgewehrt werden.[1]
Erst die Wahl des jüngeren Bruders von Ti. Gracchus, C. Gracchus, zum Volkstribun, im Jahre 123, ermöglichte ein Wiederaufleben der Reformbemühungen. Seine Ziele gingen allerdings über die seines Bruders hinaus. Er versuchte das Bundesgenossenproblem zu lösen und mit Hilfe der Ritter die Position der Senatoren zu schwächen.[2] Im Senat herrschte fortan eine Spaltung der politischen Führungselite in die sog. Optimaten und die Popularen.[3] Die popularen Anhänger stützten ihr Handeln auf die Volkstribune und die Plebs. Ebenso führten die Ereignisse zu einer schwerwiegenden Entfremdung zwischen der Nobilität und der Plebs.[4]
Die innenpolitischen Probleme traten in einem eher unbedeutenden Grenzkonflikt der Römer mit Numidien, einem Reich in Nordafrika, wiederholt offen zu Tage. Sallust beschreibt diese Problematik in seinem Werk Bellum Iugurthinum. Das Hauptproblem bildet dabei der bis dato ungeheuerliche Bestechungsskandal der römischen Nobilität durch den numidischen König Jugurtha. Ausgehend vom Charakter dieses Grenzkonfliktes im Süden des römischen Reiches ist die Quellenlage recht unzureichend über Sallust hinaus ist nur wenig Material von Livius[5] und Cicero erhalten geblieben.
Versagte die Nobilität durch Bestechung wirklich und gab sie dadurch das Ansehen der römischen Republik preis oder war es vielmehr nur eine Fehleinschätzung Sallusts? Im weiteren Verlauf soll dieser Frage nachgegangen und die Ereignisse skizziert werden. Insbesondere anhand der Konsuln, die in Numidien Krieg führten und den Volktribunen C. Memmius und C. Mamilius Limetanus, die als Volkstribune die Hauptgegner der Optimaten waren, soll untersucht werden, ob Sallusts Aussagen über die Bestechlichkeit und den Verfall der Nobilität zutreffend sind. Eine abschließende und erschöpfende Behandlung der Problemsituation wird im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich sein, vielmehr soll ein Einblick in die damaligen Geschehnisse vermittelt werden. Ausgangspunkt ist dabei der Tod des numidischen Königs Massinissa und die Nachfolgereglung seines Sohnes Micipsa.
2. Masinissas Nachfolge
Unter Masinissa nahm das Territorium Numidiens an Ausmaß und Reichtum zu. Es reichte von der Grenze Mauretaniens bis an Kyrene.[6] Nach dem Tode Masinissas (149/48 v. Chr.) wurde, entgegen seinem letzten Willen, das Reich unter seinen drei Söhnen Micipsa, Gulussa und Mastanabal aufgeteilt. Micipsa war der einzige der drei, der überlebte und von da an allein herrschte. Entgegen seinem Vater vernachlässigte er allerdings die Regierungsgeschäfte und da seine zwei Söhne Hiempsal und Adherbal noch zu jung waren, gelang es seinem Neffen und Sohn Mastanabals, Jugurtha, mit Erfolg in die Geschicke des Landes einzugreifen. Die Tüchtigkeit Jugurthas wurde im Jahre 120 v.Chr. belohnt. Micipsa adoptierte ihn durch römischen Einfluß.[7] Jugurtha, Hiempsal und Adherbal sollten nach dem Tode Micipsas gemeinsam die Herrschaft ausüben.[8]
3. Jugurtha
Als Micipsa 118 v. Chr. starb, kam es zu Problemen bei der Nachfolge. Die geistigen Fähigkeiten der drei Söhne waren so unterschiedlich, dass die Herrschaft nicht gemeinsam ausgeübt werden konnte.[9] Auch eine Reichsteilung war nicht möglich. Jugurtha sah seine Chance gekommen und ließ zuerst Hiempsal ermorden.[10] Ein Bürgerkrieg begann als nun ebenfalls das Leben Adherbals in Gefahr schien.
Jugurtha war seinem Gegner Adherbal in vielerlei Hinsicht überlegen. Militärisch konnte er auf seine Erfahrungen aus der Schlacht vor Numantia in Spanien (137), wo er unter Scipio Afrikanus diente, zurückgreifen.[11] Gleichfalls ermöglichte ihm seine damalige Position wichtige Kontakte zu führenden Männern Roms zu knüpfen.[12] Er versuchte damit vorteilhafte Absprachen über die numidische Thronfolge zu erreichen.[13] Jugurtha selbst galt als „hochbegabt, bildungsfähig, politisch geschult, verschlagen“[14] und kampfeslustig.
Adherbal gelang die Flucht nach Rom. Dort bat er um Hilfe gegen das Vorgehen Jugurthas. Der aber entsandte gleichfalls Vertreter nach Rom. Ausgestattet mit üppigen Bestechungsgeldern, gelang es der Gesandtschaft Jugurthas die römischen Entscheidungsträger gegen Adherbal aufzubringen. Der Senat schickte eine Kommission aus zehn Männern, unter Führung L. Opimius, nach Numidien.[15] Zu L. Opimius besaß Jugurtha gute Beziehungen und so wurde das Reich 117 oder 116 v. Chr. geteilt, den Westen, mit weitaus günstigeren Bedingungen, erhielt Jugurtha.[16] Der östliche, unfruchtbarere Teil mit der Hauptstadt Cirta wurde der Herrschaft Adherbal anvertraut.[17]
[...]
[1] Vgl. Bleicken, Jochen: Geschichte der römischen Republik. 3. Auflage, München 1988, S. 64f.
[2] Vgl. ebenda S. 66.
[3] Vgl. Gehrke, Hans-Joachim: Kleine Geschichte der Antike. München 1999, S. 166f. Vgl. auch Heuss, Alfred: Römische Geschichte. 8. Auflage, Paderborn u.a. 2001, S. 156f und S. 631.
[4] Vgl. Burckhardt, Leonhard Alexander: Politische Strategien der Optimaten in der späten römischen Republik. Stuttgart 1988, S. 39.
[5] Vgl. Hackel, Ursula: Senat und Magistratur in Rom von der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. bis zur Diktatur Sullas. Kallmünz 1982, S. 139.
[6] Vgl. Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Von der Abschaffung des römischen Königtums bis zur Einigung Italiens, Buch 2, 5. Auflage, München 1993, S. 148.
[7] Vgl. Ritter, Hans Werner: Rom und Numidien. Untersuchungen zur rechtlichen Stellung abhängiger Könige, Lüneburg 1987, S. 87.
[8] Vgl. Sall. Iug. 10,3.
[9] Vgl. Bengston, Hermann: Römische Geschichte. Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr. , 6. Auflage, München 1988, S. 140.
[10] Vgl. Sall. Iug. 12,5.
[11] Vgl. Bengston, Hermann: Römische Geschichte. Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr. , 6. Auflage, München 1988, S. 140.
[12] Vgl. Sall. Iug. 8,1.
[13] Vgl. Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Von der Abschaffung des römischen Königtums bis zur Einigung Italiens, Buch 2, 5. Auflage, München 1993, S. 150.
[14] Kornemann, Ernst: Römische Geschichte. Bd.1, 4. Auflage, Stuttgart 1960, S. 406.
[15] Vgl. Ritter, Hans Werner: Rom und Numidien. Untersuchungen zur rechtlichen Stellung abhängiger Könige, Lüneburg 1987, S. 90f.
[16] Vgl. Bengston, Hermann: Römische Geschichte. Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr. , 6. Auflage, München 1988, S. 140.
[17] Vgl. Dieter, Horst; Günther, Rigobert: Römische Geschichte bis 476. 3. Auflage, Berlin 1990, S. 127.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Jens Weis (Autor:in), 2002, Der jugurthinische Krieg. Versagen der römischen Nobilität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93505
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