Versicherungsnehmer erwerben Versicherungsschutz, um gegen die finanziellen Folgen eines Versicherungsfalls abgesichert zu sein. Dabei können sie bislang nur auf die Zahlungsfähigkeit der Versicherungsgesellschaft vertrauen, weil sie die Solvenz nicht beobachten.
Doch Versicherer sind nicht vollständig sicher.
Wären Versicherte vollständig über das Ausmaß einer Ruinwahrscheinlichkeit informiert, würden sie diese Information bei ihrer Nachfrage nach Versicherungsschutz berücksichtigen.
Damit eine Solvenzinformation bestehende Asymmetrien der Ausfallbedrohtheit von Versicherungsschutz abbauen kann, ist ihrer Ausgestaltung besondere Beachtung zu schenken. Sowohl der Umfang, die Form, als auch der Übertragungsweg sind dabei von Bedeutung.
Bevor sich diesen Punkten zugewendet wird, scheint allerdings eine aktivierende Ausgestaltung der Risikoinformation notwendig, damit sie vom Adressaten Beachtung findet und so für dessen Entscheidung zur Verfügung stehen kann.
Um die optimale Informationsmenge zu bestimmen, wird sich an den beschränkten Fähigkeiten zur Informationsaufnahme und -verarbeitung privater Versicherungsnehmer orientiert. Dafür werden Erkenntnisse des praktizierenden Marketings, der Psychologie sowie Ergebnisse empirischer Studien angewandt.
Eine Risikoinformation kann grundsätzlich verbal, numerisch oder grafisch formuliert sein. Anhand empirischer Ergebnisse wird die Darstellungsform gewählt, welche sowohl möglichst einheitlich verstanden wird als auch erwünschte Reaktionen der Versicherungsnehmer hervorruft.
Bei der Suche nach geeigneten Übermittlungsmedien der Solvenzinformation werden zunächst die Medien identifiziert, die von der Mehrheit der Versicherten zur Informationsgewinnung herangezogen werden. Hier gilt es auch den unterschiedlichen Fähigkeiten zur Informationssuche Rechnung zu tragen.
Anschließend werden bisherige Offenlegungsvorschläge der Europäischen Kommission bewertet und deren Eignung dahingehend, dem Versicherten ein tatsächliches Bild der wirtschaftlichen Lage seines Versicherers zu ermöglichen.
Mögliche wirtschaftliche Auswirkungen der Offenlegungsanforderungen werden aus Sicht beider Parteien, der Versicherungsgesellschaft und ihrer Kunden, untersucht.
Dabei werden auch die Gefahren der Offenlegung berücksichtigt.
Abschließend werden die erhaltenen Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Notwendigkeit aufsichtsrechtlicher Informationen zur Disziplinierung von Versicherungsunternehmen
- Überblick
- Merkmale des Versicherungsmarktes
- Versicherungsmarkt und Informationen
- Asymmetrische Informationen und Gefahr des Marktversagens
- Symmetrische Information und positive Selektion
- Marktlösungen zur Bewältigung des Marktversagens
- Vorbemerkung
- Screening durch den Versicherungsnehmer
- Signaling durch das Versicherungsunternehmen
- Screening und Signaling durch dritte Markteilnehmer
- Markttransparenz aufgrund staatlicher Lösungsmöglichkeiten
- Vorteil der Versicherungsaufsicht zur Bewältigung des Marktversagens
- Aktuelle Entwicklungen der Versicherungsaufsicht - das Projekt Solvency II
- Ausgestaltung der Solvenzinformationen
- Grundlagen und Beschränkungen der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen
- Vorbemerkungen
- Informations- und Wahrnehmungsbegriff
- Kognitive Prozesse und Beschränkungen der Informationsverarbeitung
- Mengenmäßige Beschränkungen der Informationsverarbeitungskapazität
- Entscheidungsverhalten bei Informationsüberlastung
- Entscheidungsverhalten bei Informationsmangel
- Wirkungen des Involvements auf die Informationsverarbeitung
- Aufmerksamkeitsaktivierung
- Umfang der Solvenzinformation
- Vorbemerkungen
- Informationsmenge einer aggregierten Solvenzinformation
- Informationsmenge einer detaillierten Solvenzinformation
- Darstellungsform der Solvenzinformation
- Vorbemerkung
- Qualitative Darstellung
- Empirische Ergebnisse zur Vagheit verbaler Wahrscheinlichkeitsbegriffe
- Übertragbarkeit auf Solvenzinformationen
- Quantitative Darstellung
- Empirische Untersuchungen zur Präzision numerischer Wahrscheinlichkeiten
- Übertragbarkeit auf Solvenzinformationen
- Grafische Darstellung
- Empirische Untersuchungen zur Eignung abstrakt bildlicher Information
- Übertragbarkeit auf Solvenzinformationen
- Zwischenergebnis
- Übermittlungswege der Solvenzinformation
- Vorbemerkungen
- Empirische Ergebnisse unpersönlicher Informationsquellen
- Empirische Ergebnisse persönlicher Informationsquellen
- Übertragbarkeit auf die Solvenzkommunikation
- Bewertung bisheriger Vorschläge der Europäischen Kommission zur Offenlegung von Solvenzinformationen
- Anlass, Zweck und Ziele des Gesetzesentwurfes
- Zusammenfassung des Art. 50
- Kritische Bewertung
- Zwischenergebnis
- Abschließende Vorschläge
- Ökonomische Auswirkungen der Offenlegungsanforderungen
- Konsequenzen für Versicherungsnehmer
- Konsequenzen für Versicherer
- Gefahren der Offenlegung
- Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der theoretischen Herleitung einer wünschenswerten Ausgestaltung von Solvenzinformationen aus der Sicht privater Versicherungsnehmer. Ziel ist es, die Informationsbedürfnisse der Versicherungsnehmer hinsichtlich der Solvenz von Versicherungsunternehmen zu analysieren und auf dieser Grundlage konkrete Gestaltungsempfehlungen für die Offenlegung von Solvenzinformationen zu entwickeln.
- Informationsbedürfnisse privater Versicherungsnehmer
- Kognitive Prozesse und Informationsverarbeitung
- Gestaltungsempfehlungen für Solvenzinformationen
- Ökonomische Auswirkungen der Solvenzoffenlegung
- Bewertung des Gesetzesentwurfs zur Offenlegung von Solvenzinformationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Themenbereich der Solvenzinformationen für private Versicherungsnehmer vor und erläutert die Relevanz der Thematik. Kapitel 2 analysiert die Notwendigkeit aufsichtsrechtlicher Informationen zur Disziplinierung von Versicherungsunternehmen. Dabei werden die Merkmale des Versicherungsmarktes, insbesondere das Problem asymmetrischer Informationen, sowie die Möglichkeiten zur Bewältigung des Marktversagens durch Markt- und staatliche Lösungsmöglichkeiten behandelt. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Ausgestaltung der Solvenzinformationen und analysiert die Grundlagen und Beschränkungen der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Die Kapitel 3.1 bis 3.5 erörtern verschiedene Aspekte der Informationsgestaltung, wie die Aufmerksamkeitsaktivierung, den Umfang der Solvenzinformation, die Darstellungsform und die Übermittlungswege.
Schlüsselwörter
Solvenzinformationen, Versicherungsnehmer, Informationsverarbeitung, Informationsüberlastung, Informationsmangel, Transparenz, Marktversagen, Solvency II, Aufsichtsrecht, Gestaltungsempfehlungen, Ökonomische Auswirkungen.
- Arbeit zitieren
- Marc Abrahamowicz (Autor:in), 2007, Theoretische Herleitung einer wünschenswerten Ausgestaltung von Solvenzinformationen aus Sicht privater Versicherungsnehmer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93534