Angesichts leerer öffentlicher Kassen und dem drohenden Kollaps der sozialen Sicherungssysteme ist das Problem der hohen Arbeitslosigkeit zur mit Abstand wichtigsten wirtschafts- und sozialpolitischen Frage avanciert. Als eines der Hauptdefizite des deutschen Arbeitsmarktes im Vergleich zu Staaten wie Großbritannien oder den USA, die es in den 80er und 90er Jahren schafften, ihre Erwerbslosenquoten signifikant zu senken, gelten die verkrusteten Strukturen der Arbeitsbeziehungen. Die permanent wiederkehrenden Forderungen seitens Arbeitgebervertreter und Unternehmensverbänden nach „Flexibilisierung der Arbeitsmärkte“ und „Lockerung des Kündigungsschutzes“ belegen dies. Dies sei der entscheidende Schlüssel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, wodurch sich insbesondere für Problemgruppen wie Langzeitarbeitslose, ältere Personen und Geringqualifizierte neue Beschäftigungs- bzw. Einstiegsmöglichkeiten im ersten Arbeitsmarkt bieten würden. Als ein wichtiges Instrument zur Flexibilisierung der Arbeitsmärkte aber auch zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt von schwer vermittelbaren Problemgruppen gilt die Beschäftigungsform Zeitarbeit. Dieser Ansatzpunkt wurde von der Politik mit dem öffentlich kontrovers diskutierten Hartz-Konzept im Rahmen der Agenda 2010 aufgegriffen. Eines der Kernkonzepte ist hierbei die Einrichtung von PersonalServiceAgenturen (PSA), deren wesentliche Aufgabe darin besteht, Menschen durch vermittlungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung wieder zu Arbeit zu verhelfen. Neu ist dieser arbeitsmarktpolitische Ansatz jedoch nicht. Seit den 1990er Jahren gibt es eine Reihe von Zeitarbeitsprojekten mit ähnlicher Intention, wie unter anderem die START Zeitarbeit NRW GmbH in Nordrhein-Westfalen. Nach einem allgemeinen Überblick über den Struktur und Verbreitung von Zeitarbeit in Deutschland sollen in dieser Arbeit zwei Konzepte vermittlungsorientierter Arbeitsnehmerüberlassung komprimiert vorgestellt werden. Zum einen die so genannten PersonalServiceAgenturen (PSA), die ab 2003 im Zuge der Hartz-Reformen flächendeckend eingeführt worden sind, zum anderen der START-Ansatz aus Nordrhein-Westfalen, der in den 1990er Jahren erstmals das Konzept der vermittlungsorientierten Zeitarbeit aufgriff. Besonderes Gewicht liegt dabei auf der Frage, inwieweit das ehrgeizige Ziel der Reintegration von Problemgruppen in den Arbeitsmarkt realisiert werden konnte. Um die Darstellung übersichtlich zu halten, wird in dieser Arbeit ausschließlich Datenmaterial verwendet, das sich auf die Situation in Gesamtdeutschland bezieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Struktur des Zeitarbeitssektors in Deutschland
- PersonalServiceAgenturen
- Neue Zumutbarkeitsregeln
- Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG)
- Aufbau und Arbeitsweise von Personal ServiceAgenturen
- Entlohnung in PSA-Beschäftigungsverhältnissen
- Sozioökonomische Merkmale von PSA-Beschäftigten
- Ergebnisse der Vermittlung durch PSA
- Die START Zeitarbeit NRW GmbH - Pionier der vermittlungsorientierten Zeitarbeit
- Charakteristika des START-Ansatzes
- Sozioökonomische Merkmale der START-Beschäftigten & Vermittlung
- Sozialverträgliche Mindeststandards
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Konzept der vermittlungsorientierten Zeitarbeit in Deutschland, mit besonderem Fokus auf die Rolle von Personal ServiceAgenturen (PSA) und dem START-Ansatz der START Zeitarbeit NRW GmbH. Ziel ist es, die Reintegration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt durch diese Ansätze zu untersuchen und die Effektivität der beiden Modelle zu beleuchten.
- Struktur und Entwicklung des Zeitarbeitssektors in Deutschland
- Die Rolle von Personal ServiceAgenturen (PSA) im Kontext der Hartz-Reformen
- Der START-Ansatz als alternatives Modell der vermittlungsorientierten Zeitarbeit
- Sozioökonomische Merkmale der Beschäftigten in PSA- und START-Arbeitsverhältnissen
- Vermittlungsquoten und die Wirksamkeit der Reintegration von Arbeitslosen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel führt in die Thematik der Zeitarbeit als Instrument zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und zur Reintegration von Arbeitslosen ein. Es beleuchtet den Hintergrund der Hartz-Reformen und die Rolle von PSA in diesem Kontext.
Kapitel 2: Struktur des Zeitarbeitssektors in Deutschland
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Verbreitung und Struktur des Zeitarbeitssektors in Deutschland, analysiert den Anteil der Zeitarbeit an der Gesamtbeschäftigung und betrachtet die Branchen und Unternehmen, die Zeitarbeit nutzen.
Kapitel 3: PersonalServiceAgenturen
Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung, Zielsetzung und Arbeitsweise von Personal ServiceAgenturen im Rahmen der Hartz-Reformen. Es untersucht die neuen Zumutbarkeitsregeln und die Rolle der Zeitarbeit in der Vermittlung von Arbeitslosen.
Kapitel 4: Die START Zeitarbeit NRW GmbH - Pionier der vermittlungsorientierten Zeitarbeit
Dieses Kapitel stellt den START-Ansatz der START Zeitarbeit NRW GmbH vor und analysiert dessen Charakteristika, die sozioökonomischen Merkmale der Beschäftigten und die Wirksamkeit der Vermittlung.
Schlüsselwörter
Zeitarbeit, Personal ServiceAgenturen (PSA), Hartz-Reformen, Arbeitnehmerüberlassung, Vermittlung, Reintegration, Arbeitslosigkeit, START-Ansatz, sozialverträgliche Mindeststandards, Sozioökonomische Merkmale.
- Quote paper
- Dominik Heck (Author), 2006, Vermittlungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93584