Depression. Ursachen, Diagnostik und Arbeit mit psychisch kranken Menschen


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Historie der Erkrankung
2.2 Medizinische Grundlagen der Erkrankung
2.3 Ursachen der Erkrankung
2.4 Diagnostik der Erkrankung
2.5 Behandlung und Prognose der Erkrankung

3 Aktuelle Daten für Deutschland
3.1 Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse
3.2 DAK-Gesundheitsreport
3.3 Depressionsreport der Bertelsmann-Stiftung

4 Transfer in die eigene Arbeitswelt und Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Abkürzungs- und Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

In der Geschichte gab es für Menschen und das gemeinsame Zusammenleben immer wieder Veränderungen. Besonders schnelle und einschneidende Entwicklungen haben diese Wandlungen provoziert mit starken Auswirkungen auf das individuelle und soziale Leben. In der Historie haben beispielsweise die Industrialisierung, die Urbanisierung und die Technisierung das Leben der Menschen stark verändert. In der jüngeren Geschichte lassen vor allem die Digitalisierung und der erhöhte persönliche Technikgebrauch diese Entwicklung erkennen.

Parallel zu den bestehenden Wissenschaften entwickelte sich auch die „soziale Arbeit“ zu einer sehr vielfältigen und interdisziplinären Profession, welche es ermöglicht mit Menschen frühzeitig in Kontakt zu kommen und Unterstützung anzubieten.

Im Rahmen meiner Hausarbeit für das Modul P 5 „Arbeit mit psychisch kranken Menschen“ möchte ich mich inhaltlich mit der Thematik „Depression“ auseinandersetzen. Neben der Vereinsamung im Lebensalter kann es auch beispielsweise durch die aktuellen Einschnitte von Verordnungen zur Unnahbarkeit oder Vereinsamung durch unterschiedliche Einflüsse und familiären Umstände kommen, welche als Folge zur Erkrankung an „Depression“ führen können.

2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Historie der Erkrankung

Die psychische Erkrankung Depression ist durch eine wechselvolle Geschichte im Rahmen der Diagnostik, Behandlung und Prognose geprägt.

„Wenn Furcht und Kleinmuth lange anhalten, so ist dies ein Anzeichen der Melancholie.“ (Lilienhain & Grimm, 1937, S. 136)

Als Melancholie ist diese psychische Erkrankung wahrscheinlich eine der ältesten beschriebenen Beschwerden der Menschheit. Die wörtliche Übersetzung leitet sich von „Melan“ aus dem Griechischen „schwarz“ und „cholie“ „Galle“ ab. Im deutschsprachigen Raum wurde daher häufig der Begriff der „Schwarzgalligkeit“ verwendet. (Dudenredaktion, 2020, S. 456). Der Begriff der Melancholie beschreibt einen Zustand „von großer Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressivität gekennzeichneter Gemütszustand“ (Dudenredaktion, 2020, S. 456).

In den ersten Beschreibungen dieser Erkrankung wurden vor allem die körperlichen Symptome beachtet. Die Aufzeichnungen aus der Antike sind geprägt von Aussagen zu „Blähungen“, „Krämpfen“ und „Schlaganfall-Ähnlichkeiten“. Die Ärzte dieser Epochen suchten folglich nach somatischen Heilungsmethoden, welche nur geringe Erfolge brachten. (Ansari, 2013, S. 11 ff.)

Die erste Definition der Melancholie verfasste Aretäus als „Mutlosigkeit hinsichtlich einer bestimmten Einbildung, ohne Fieber“. „Als besondere Leistung gilt die Erkenntnis einer Verbindung zwischen der Melancholie und der Manie“ (Ansari, 2013, S. 18). Aretäus unterschied die Typen der Manie in eine erregte Form des Wahnsinns und die Melancholie als dessen gedämpfte (depressive) Form.

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit änderte sich weitestgehend nichts an den Annahmen zur Ursache und möglichen Heilungsmethoden der Erkrankung. Die körperlichen Symptome standen im Vordergrund und erklärten die möglichen Behandlungen mit Salben, Ölen, Tränken und Bädern in Kräutermixturen (Ansari, 2013, S. 30 ff.).

Erst im frühen 18. Jahrhundert suchten Ärzte und Wissenschaftler nach neuen Erklärungsversuchen der Melancholie und Depression. In Deutschland und Schottland wurde die Erkrankung erstmals mit „nervösen Zuständen“ und „geistigen Abnormalitäten“ in Verbindung gebracht. Durch die medizinischen Verfassungen von Cullens wurde der Begriff der Depression geprägt, der später die Bezeichnung Melancholie ablöste. (Ansari, 2013, S. 41)

Vor dem 19. Jahrhundert wurden Menschen mit geistigen Auffälligkeiten nicht behandelt. In der klassischen Medizin gab es keinen Arbeitsbereich, der sich um diese Patientengruppe kümmerte. Im Normalfall hatte sich die Familie zu kümmern oder es erfolgte eine Einweisung in die Narren- oder Tollhäuser. Auch Klöster kümmerten sich um diese Personen. (Ansari, 2013, S. 50) Neben der Verwahrung wurden als Therapiemaßnahmen sedierende Substanzen, wie Opium, verwendet. Zunehmend wurden auch Schocktherapien getestet. Besonders erhöhte Insulingaben und elektrische Stöße sollte die Patienten genesen. Diese Methoden fanden bis in die 1960er Jahre Anwendung.

Ein Umdenken fand erst in den 1970er Jahren statt. Erste Erkenntnisse als multi-kausale Erkrankung wurden von verschiedenen Psychiatern publiziert.

2.2 Medizinische Grundlagen der Erkrankung

Die Einordnung der psychischen Erkrankung einer Depression wird von der Kategorisierung in den Systemen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der American Psychiatric Association (Diagnostic und Statistic Manual of Mental Diseases, DSM) und der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) unterschiedlich eingeordnet. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Bewertung der somatischen Beschwerden. (Dinner, 2019, S. 3)

Die Depression ist in der Klassifikation der ICD-10 in der Gruppe F als „Psychische und Verhaltensstörungen“ eingeordnet. Alle Typen der Erkrankungen können in Unterkategorien spezifiziert werden (siehe Tabelle 1, Anhang). Besonders die Vielzahl der Symptome und Schweregrade lassen eine eindeutige Zuordnung nur schwer zu. Die Verläufe aller Typen kann von leicht, mittelschwer bis schwer verlaufen. Die Entwicklung der Depression kann sich akut oder chronisch manifestieren. (Dinner, 2019, S. 25 f.)

2.3 Ursachen der Erkrankung

Die psychische Erkrankung der Depression wird als multifaktorielles Krankheitsbild eingeschätzt. Die Ursachen sind sehr komplex und durch anlagedingte, erworbene und psychologische Faktoren geprägt (Dinner, 2019, S. 45 ff.).

1. Anlagebedingte Ursachen

- Veränderung der Serotonin-Genetik (Promotor, Polymorphien)

2. Erworbene Ursachen und Lebensumstände

- Infektionen (chronische Erkrankungen)
- Medikamente und Drogen
- Hormone
- Schwangerschaft
- Wechsel der Jahreszeiten

3. Psychologische Einflüsse

- erlernte Hilflosigkeit
- negative Lebenserfahrungen, negative Lebensbewertung
- Stress und Traumata
- mangelnde soziale Unterstützung
- Folgen der elterlichen Depression

Die Auflistung ist nicht vollständig, aber repräsentiert sehr eindrucksvoll die unterschiedlichen Ursachen einer auftretenden Depression in jedem Lebensalter.

2.4 Diagnostik der Erkrankung

Die Diagnostik der psychischen Erkrankungen stellt eine besondere Herausforderung an die Medizin. Die Symptome treten in zeitlichen Abständen und mit unterschiedlichen Ausprägungsgraden für die Betroffenen auf. (Stoppe, Bramesfeld, & Schwartz, 2006, S. 34)

Spezielle Leitlinien der Fachgesellschaften, wie Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Naturheilkunde (DGPPN) haben Leitlinien für eine standardisierte Diagnostik entwickelt.

Hieraus ergeben sich Hauptsymptome, Zusatzsymptome und somatische Syndrome. Diese sind beispielhaft in Tabelle 2 (siehe Anhang) zusammengefasst (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2015). Die Schwere der Erkrankung kann an der Anzahl der festgestellten Symptome eingeschätzt werden.

Für eine spezifische Diagnose werden nach der Symptomfeststellung verschiedene Skalen und Einschätzungshilfen angewendet. Diese Hilfsmittel werden von Ärzten der psychosomatischen Medizin oder Psychotherapie und psychologischen Therapeuten eingesetzt und ausgewertet. Zur Verfügung stehen hierbei:

- Hamilton-Depressionsskala
- Selbstbeurteilungsverfahren
- Fremdbeurteilungsverfahren für Angehörige
- Beck-Depressionsinventar
- Inventar depressiver Symptome als Fremd- und Selbstbeurteilungsbogen.

Diese Beurteilungen können im Rahmen von Screening, zur Diagnose oder auch als Verlaufskontrolle der Erkrankung eingesetzt werden. (Dinner, 2019, S. 75)

Als Problematik der Diagnostik stellt sich immer wieder die Überdeckung der Depression durch eine andere Erkrankung heraus. Für eine Differentialdiagnose müssen andere Erkrankungen und Störungen auch ausgeschlossen werden. Dies sind andere psychische Erkrankungen (bipolare Störungen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Anpassungsstörungen), somatische Erkrankungen (Schilddrüsenerkrankungen, Anämien, Vitamin B12-Mangel) oder Abhängigkeitszustände durch psychotrope Substanzen. (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2015)

2.5 Behandlung und Prognose der Erkrankung

Die Behandlung einer Depression kann für die Mehrheit der Patienten erfolgreich verlaufen. Die Fachgesellschaften befürworten hierbei Psychotherapien und/oder eine medikamentöse Behandlung. Je nach Schweregrad und Verlauf können diese therapeutischen Ansätze in ambulanter oder stationärer Weise ablaufen. Besonders bei Suizid-Gefahr ist die stationäre Therapie anzuwenden.

- Psychotherapie

Verschiedene Möglichkeiten der psychologischen Begleitung der Betroffenen stehen hier den Experten zur Verfügung. Alle Optionen können in Einzelsitzungen oder in Gruppentherapie erfolgen. Die Möglichkeiten der Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie oder die analytische Therapie können angewendet werden. Ergänzend können gestaltungstherapeutische Ansätze abgewogen werden. Zunehmend in den letzten Jahren haben sich Online-Therapieprogramme etabliert.

- Medikamentöse Therapie

Die eingesetzten Pharmaka werden unter der Gruppe der Antidepressiva zusammengefasst. Für eine optimale Wirkung ist die Therapietreue (Complaince) der Patienten von entscheidender Bedeutung. Zur Auswahl stehen derzeit Medikamente als selektive Wiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva, Ketamine und Monoaminooxidase-Hemmer. Für die Patienten ist ebenso eine Kombinationstherapie möglich.

- weitere Therapien

Als weitere Therapien lassen sich Elektrokonvulsionstherapie, Lichttherapie oder Wachtherapie anwenden. Ebenso kann der Einsatz von Sport- und Bewegungsangeboten den Genesungsprozess begünstigen. Auch eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten zeigt positive Effekte.

Die individuelle Kombination für jeden Betroffenen und die aktuelle Anpassung der Therapie an die Lebensumstände begünstigen einen positiven Genesungsprozess. (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2015)

Prognostisch klingen besonders depressive Episoden im Laufe des Lebens ab, auch unabhängig von Behandlung und Therapie. Die mittlere Dauer einer Episode wird mit 23 Wochen angegeben. Ein gleichzeitiges Auftreten von Persönlichkeitsstörungen verschlechtern die Prognose einer Heilung. Besonders die Suizidgefahr steigt bei dieser neuen Kombination der psychischen Erkrankung. Ein erhöhtes Gesundheitsrisiko stellen aber auch ungesunde Lebensumstände (Rauchen, Alkohol) und die Langzeit­Nebenwirkungen der Medikamente dar. (Stoppe, Bramesfeld, & Schwartz, 2006, S. 54)

3 Aktuelle Daten für Deutschland

In verschiedenen Studien und Reporten untersuchen Fachgesellschaften und andere Akteure des Gesundheitswesens die aktuellen Daten der psychischen Erkrankungen in Deutschland. Ziel ist es, Tendenzen und Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Gesundheitssystem abschätzen zu können.

3.1 Depressions-Atlas der Techniker Krankenkasse

Im Auftrag der Techniker Krankenkasse wurden Daten von ca. 4,11 Millionen Erwerbstätigen im Zeitraum von 2000 bis 2013 generiert und ausgewertet. Dieser Report fokussierte zum einen die Anzahl und Gründe der Arbeitsausfälle und besonders gefährdete Berufsgruppen. Aus der Analyse ergaben sich folgende Kernaspekte:

- „Diese verhältnismäßig große Bedeutung von Depressionen für das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen resultierte maßgeblich aus der ausgesprochen hohen durchschnittlichen Dauer der einzelnen Krankschreibungsfälle (den AUTagen pro Fall).“ (Grobe & Steinmann, 2015, S. 6)
- Frauen waren häufiger von psychischen Erkrankungen, besonders Depressionen, betroffen. Die Tendenz einer steigenden Fallzahl traf auf beide Geschlechter zu. Es war im Betrachtungszeitraum „ein Anstieg der Fehlzeiten aufgrund von Depressionen um 75 Prozent festzustellen.“ (Grobe & Steinmann, 2015, S. 8)
- „Von den zehn Berufsgruppen, die am häufigsten von Depressionen betroffen waren, gehören sieben dem Berufsbereich „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“ an. Besonders häufig vertreten ist darunter die Berufshauptgruppe „Medizinische Gesundheitsberufe“.“ (Grobe & Steinmann, 2015, S. 14)
- „Rund 6 Prozent der Erwerbspersonen erhielten innerhalb des Jahres 2013 mindestens eine Antidepressiva-Verordnung, [...]. Die Zahl der verordneten Tagesdosen [...] hat sich damit nahezu verdreifacht.“ (Grobe & Steinmann, 2015, S. 35)

Die große Datenmenge zeigt sehr deutlich die steigende Bedeutung der psychischen Erkrankungen für die Gesellschaft. Besonders die Tendenz der Arzneiverordnungen zeigt auch eine wirtschaftliche Relevanz.

3.2 DAK-Gesundheitsreport

Der Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten- Krankenkasse wird jährliche veröffentlicht. Im Überblick sind dort Daten zum aktuellen Krankheitsgeschehen generiert und ausgewertet. Ausgewertet wurden die knapp 2,5 Mio. Mitglieder der DAK- Gesundheit, die sich zu 54 Prozent aus Frauen und zu 46 Prozent aus Männern zusammensetzen. Für den Report 2019 ergaben sich folgende Kernaspekte (Marschall, Hildebrandt, & Nolting, 2019):

- „Psychische Erkrankungen lagen mit einem Anteil von rund 15,2 Prozent hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Krankenstand an dritter Stelle. [...] Die Fallhäufigkeit blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert (jeweils 7,0 Fälle pro 100 Versichertenjahre).“
- Die Fallzahlen und Ausfalltage bleiben im Vergleich zum Vorjahr auf einem konstanten Niveau. Die meisten Ausfalltage werden durch Depressionen begründet. Frauen verzeichnen mehr Ausfalltage als Männer.

Nachdem aktuellen Report lagen die psychischen Erkrankungen an dritter Stelle der häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Die steigende Tendenz der letzten Jahre blieb auf einem hohen Niveau stehen. (Marschall, Hildebrandt, & Nolting, 2019)

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Depression. Ursachen, Diagnostik und Arbeit mit psychisch kranken Menschen
Hochschule
Fachhochschule Potsdam
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V936177
ISBN (eBook)
9783346263131
ISBN (Buch)
9783346263148
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Depression, Soziale Arbeit, Praxis
Arbeit zitieren
Sven Graupner (Autor:in), 2020, Depression. Ursachen, Diagnostik und Arbeit mit psychisch kranken Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/936177

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