In der nachfolgenden Abhandlung wird der Autor nebst der Beschreibung des Heilspiegelaltars vertieft auf die Darstellung der Sibylle von Tibur eingehen. Sie erscheint hier zusammen mit Kaiser Augustus und war bei Gelehrten und Laien im Mittelalter die bekannteste prophetische Seherin. Bei den Bildbeschreibungen wird an der Außenseite, das heißt der Alltagsseite, zuerst die obere und danach die untere Reihe beschrieben, dasselbe Vorgehen gilt auch für die innere Seite, die jeweils an Festtagen geöffnet wurde.
Der Heilsspiegelaltar, das Hauptwerk von Konrad Witz, ist immer noch ein Mysterium. Genau genommen ist alles an im fraglich. Weder kann die ursprüngliche Bestimmung der zwölf Tafeln mit Sicherheit festgestellt werden noch ihre zeitliche Entstehung noch die Zusammensetzung und den Standort des Altars. Sogar die Autorenschaft des Malers Konrad Witz, so einleuchtend und unantastbar sie scheint und heute von Kunstwissenschaftlern kaum noch bezweifelt wird, ist nur auf dem Weg über Kombination von Urkunden und Stilvergleichen erschlossen worden. Aufgrund der vielen fehlenden Tafel überzeugen auch die zahlreichen jüngsten Rekonstruktionsversuche nicht restlos. Gab es den Heilsspiegel Altar überhaupt – oder stammen die Tafeln möglicherweise von einer Folge kleinformatiger Altäre?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ecclesia, Engel Gabriel, Synagoge
- 3. Heiliger Augustinus, Heiliger Bartholomäus
- 4. Antipater/Cäsar, Esther/Ahasver, Saba / Salomon, Abraham/Melchisedek
- 5. Kaiser Augustus/Tiburtinischen Sybille. David/Sibbechai, Benaj, Abisai
- 6. Umgang mit Licht, Textur, Textilien, Metallen, Edelsteinen und Tafelgrössen
- 7. Speculum Humanae Salvationis (SHS)
- 8. Augustus und die Sibylle von Tibur (Ara-coeli) in der Kunst vor 1500
- 9. Die antike Legende der Tiburtinischen Sibylle
- 10. Der Künstler Konrad Witz in Basel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den Heilsspiegelaltar von Konrad Witz, insbesondere die Darstellung der Tiburtinischen Sibylle mit Kaiser Augustus. Die Arbeit analysiert die Ikonographie des Altars, die künstlerischen Techniken Witzes und den Kontext des Werkes im spätmittelalterlichen Oberrhein und der Schweiz. Die Rekonstruktion des Altars nach Brinkmann dient als Grundlage der Analyse.
- Ikonographische Analyse des Heilsspiegelaltars
- Künstlerische Techniken und Stil von Konrad Witz
- Die Bedeutung des Speculum Humanae Salvationis für das Werk
- Die Darstellung der Tiburtinischen Sibylle und Kaiser Augustus in der Kunst
- Der Kontext des Werkes im spätmittelalterlichen Basel
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Seminararbeit befasst sich mit dem rätselhaften Heilsspiegelaltar von Konrad Witz, dessen ursprüngliche Bestimmung, Entstehung und Zusammensetzung ungeklärt sind. Die Autorenschaft Witzes ist zwar weitgehend anerkannt, doch bleiben viele Fragen bezüglich der ursprünglichen Anzahl der Tafeln und der Gesamtkonzeption des Altars offen. Die Arbeit stützt sich auf Brinkmanns Rekonstruktionsvorschlag aus dem Ausstellungskatalog von 2011 und analysiert den Altar im Hinblick auf die Spannung zwischen Innen- und Außenansicht sowie die Bedeutung der sprechenden Begegnungen der dargestellten Figuren.
2. Ecclesia, Engel Gabriel, Synagoge: Dieses Kapitel beschreibt die Außenseite des Altars, bestehend aus drei Einzelfiguren: Ecclesia, dem Verkündigungsengel und der Synagoge. Die Beschreibung konzentriert sich auf die ikonographische Bedeutung der Figuren (Ecclesia als Allegorie des Neuen Bundes, die Synagoge als Allegorie des Alten Bundes, der Engel Gabriel als Verkündiger der Botschaft an Maria) und auf die künstlerischen Mittel, die Witz zur Darstellung verwendet (Farben, Komposition, Licht- und Schatteneffekte). Die beschränkte Farbpalette und die eher ruckartigen Bewegungen der Figuren werden hervorgehoben.
3. Heiliger Augustinus, Heiliger Bartholomäus: Das Kapitel analysiert die erhaltenen Tafeln der unteren Reihe der Außenseite des Altars, die den heiligen Augustinus und den heiligen Bartholomäus darstellen. Die Beschreibung konzentriert sich auf die Darstellung der Heiligen in ihren jeweiligen Kontexten (Augustinus als Gelehrter, Bartholomäus als Märtyrer), ihre Kleidung und Attribute, sowie die künstlerische Gestaltung der Räume und der dargestellten Umgebungen.
4. Antipater/Cäsar, Esther/Ahasver, Saba / Salomon, Abraham/Melchisedek: Dieses Kapitel befasst sich mit der oberen Reihe der Innenseite des Altars, die vier Szenen aus dem Alten Testament und der antiken Geschichte zeigt. Die beschriebenen Szenen – Antipater vor Cäsar, Esther vor Ahasver, die Königin von Saba vor Salomon und Abraham vor Melchisedek – werden als typologische Präfigurationen christlicher Ereignisse interpretiert. Die Analyse konzentriert sich auf die ikonographische Bedeutung der Szenen und auf die künstlerische Gestaltung, insbesondere die Interaktion zwischen den Figuren und die Verwendung von kostbaren Stoffen und Goldgrund.
5. Kaiser Augustus/Tiburtinischen Sybille. David/Sibbechai, Benaj, Abisai: Der Fokus liegt auf der unteren Reihe der Innenseite, bestehend aus Szenen mit Kaiser Augustus und der Tiburtinischen Sibylle sowie David und seinen Kriegern. Die Darstellung von Augustus und der Sibylle wird im Kontext der Legende von der Verkündigung der Geburt Christi durch die Sibylle interpretiert. Die Analyse umfasst sowohl ikonographische als auch stilistische Aspekte, inklusive der Diskussion um eine fehlende Tafel und den Vergleich mit anderen Darstellungen des Themas. Die Szene mit David und seinen Kriegern wird in Bezug auf die ikonographische Tradition und die Darstellung der Rüstungen analysiert.
6. Umgang mit Licht, Textur, Textilien, Metallen, Edelsteinen und Tafelgrössen: Dieses Kapitel befasst sich mit den technischen und stilistischen Aspekten des Heilsspiegelaltars. Es werden Witzes Fähigkeiten im Umgang mit Licht, Schatten und der Darstellung von verschiedenen Materialien (Textilien, Metalle, Edelsteine) analysiert. Die unterschiedlichen Größen der Tafeln werden im Kontext der Komposition und der Dramaturgie des Altars besprochen. Die Bedeutung des Speculum Humanae Salvationis als Quelle für das ikonographische Programm wird ebenfalls thematisiert.
7. Speculum Humanae Salvationis (SHS): Dieses Kapitel stellt das Speculum Humanae Salvationis als wichtige Quelle für das ikonographische Programm des Heilsspiegelaltars vor. Es wird die Geschichte, der Inhalt und die Verbreitung des SHS erläutert und dessen Einfluss auf die Kunst des späten Mittelalters dargestellt.
8. Augustus und die Sibylle von Tibur (Ara-coeli) in der Kunst vor 1500: Dieses Kapitel betrachtet die Darstellung von Kaiser Augustus und der Tiburtinischen Sibylle in der Kunst vor 1500, insbesondere im Kontext der Legende von der Ara-coeli. Es werden verschiedene Beispiele aus der Kunst des späten Mittelalters und der frühen Renaissance genannt, um die Entwicklung und Verbreitung des Motivs zu belegen.
9. Die antike Legende der Tiburtinischen Sibylle: Das Kapitel behandelt die antike Legende der Tiburtinischen Sibylle und deren Rezeption im Mittelalter. Es wird die historische und mythologische Figur der Sibylle von Tibur im Kontext anderer Sibyllen erläutert. Die Darstellung der Sibylle im Kontext der Begegnung mit Kaiser Augustus wird diskutiert.
10. Der Künstler Konrad Witz in Basel: Das Kapitel beschreibt Leben und Werk des Künstlers Konrad Witz in Basel. Es beleuchtet seine Wiederentdeckung durch Daniel Burckhardt und skizziert seine Rolle im spätmittelalterlichen Basel.
Schlüsselwörter
Konrad Witz, Heilsspiegelaltar, Tiburtinische Sibylle, Kaiser Augustus, Speculum Humanae Salvationis, Typologie, Spätmittelalter, Oberrhein, Basel, Ikonographie, Maltechnik.
Häufig gestellte Fragen zum Heilsspiegelaltar von Konrad Witz
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert den Heilsspiegelaltar von Konrad Witz, insbesondere die Darstellung der Tiburtinischen Sibylle mit Kaiser Augustus. Die Arbeit untersucht die Ikonographie des Altars, die künstlerischen Techniken Witzes und den Kontext des Werkes im spätmittelalterlichen Oberrhein und der Schweiz. Die Rekonstruktion des Altars nach Brinkmann dient als Grundlage der Analyse.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter die ikonographische Analyse des Heilsspiegelaltars, die künstlerischen Techniken und der Stil von Konrad Witz, die Bedeutung des Speculum Humanae Salvationis für das Werk, die Darstellung der Tiburtinischen Sibylle und Kaiser Augustus in der Kunst, sowie der Kontext des Werkes im spätmittelalterlichen Basel. Zusätzlich werden die antike Legende der Tiburtinischen Sibylle und das Leben und Werk Konrad Witzes behandelt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in zehn Kapitel. Kapitel 1 ist eine Einleitung. Kapitel 2-5 analysieren die einzelnen Tafeln des Altars, sowohl die Außenseiten (Ecclesia, Engel Gabriel, Synagoge; Augustinus, Bartholomäus) als auch die Innenseiten (Alttestamentliche Szenen; Augustus/Sibylle; David/Krieger). Kapitel 6 befasst sich mit den künstlerischen Techniken Witzes (Licht, Textur, Materialien). Kapitel 7 erläutert die Bedeutung des Speculum Humanae Salvationis. Kapitel 8 untersucht die Darstellung von Augustus und der Sibylle in der Kunst vor 1500. Kapitel 9 beschreibt die antike Legende der Tiburtinischen Sibylle. Kapitel 10 widmet sich dem Künstler Konrad Witz und seiner Bedeutung für Basel.
Welche Bedeutung hat das Speculum Humanae Salvationis für die Interpretation des Heilsspiegelaltars?
Das Speculum Humanae Salvationis (SHS) dient als wichtige Quelle für das ikonographische Programm des Heilsspiegelaltars. Seine Geschichte, sein Inhalt und seine Verbreitung werden erläutert, um dessen Einfluss auf die Kunst des späten Mittelalters und insbesondere auf Witzes Werk zu verdeutlichen.
Wie wird die Darstellung der Tiburtinischen Sibylle und Kaiser Augustus interpretiert?
Die Darstellung von Augustus und der Sibylle wird im Kontext der Legende von der Verkündigung der Geburt Christi durch die Sibylle interpretiert. Die Analyse umfasst sowohl ikonographische als auch stilistische Aspekte und vergleicht die Darstellung mit anderen Werken.
Welche Rolle spielt Konrad Witz im Kontext des spätmittelalterlichen Basel?
Das letzte Kapitel beleuchtet das Leben und Werk des Künstlers Konrad Witz in Basel, seine Wiederentdeckung durch Daniel Burckhardt und seine Rolle im spätmittelalterlichen Basel.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Seminararbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Konrad Witz, Heilsspiegelaltar, Tiburtinische Sibylle, Kaiser Augustus, Speculum Humanae Salvationis, Typologie, Spätmittelalter, Oberrhein, Basel, Ikonographie, Maltechnik.
Wie wird die Rekonstruktion des Heilsspiegelaltars in der Arbeit berücksichtigt?
Die Arbeit stützt sich auf Brinkmanns Rekonstruktionsvorschlag aus dem Ausstellungskatalog von 2011 und analysiert den Altar im Hinblick auf die Spannung zwischen Innen- und Außenansicht sowie die Bedeutung der sprechenden Begegnungen der dargestellten Figuren.
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- Markus Stricker (Autor:in), 2020, Der Heilsspiegelaltar von Konrad Witz um 1400–1446, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/936397