Im Zuge des 8. Kinder- und Jugendberichtes von 1990 etablierte sich das lebensweltorientierte Konzept von Hans THIERSCH, das Einzug hielt in das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). In diesem wird Heimerziehung als Erziehungshilfe im Verbund lebensweltorientierter Angebote definiert (THIERSCH: 173). Heimerziehung sei jedoch in die Probleme der geschlossenen Unterbringung verstrickt, da sie immer auch die Funktion einer Sanktionsinstanz inne habe (WOLF:65).
Ziel dieser Arbeit soll es daher sein, zu erörtern, ob eine geschlossene Unterbringung in der Jugendhilfe unter theoretischen und rechtlichen Gesichtspunkten gerechtfertigt sein kann.
Es gilt zu prüfen, ob die Praxis geschlossener Unterbringung den Zielsetzungen der Jugendhilfe entgegenwirkt. Als theoretisches Fundament dieser Arbeit dient das Konzept der lebensweltorientierten Sozialpädagogik nach Hans THIERSCH, da dieses Konzept den Grundgedanken der Jugendhilfe und auch seine Umsetzung im Kinder- und Jugendhilfegesetz stark geprägt hat.
Die These der Arbeit lautet, dass geschlossene Heimerziehung aus sozialpädagogischer Sicht bedenklich ist, da sie den Grundsätzen der (lebensweltorientierten) Jugendhilfe widerspricht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Rechtliche Grundlagen der Heimerziehung
- 2.1. Angebot der Jugendhilfe vs. jugendstrafrechtliche Intervention
- 2.2. Vormundschaftsverfahren
- 2.3. Indikatoren für eine intervenierende Heimerziehung
- 3. Geschlossene Unterbringung vor dem Hintergrund lebensweltorientierter Jugendhilfe
- 3.1. Geschlossene Unterbringung unter Berücksichtigung der Ziele der lebensweltorientierten Jugendhilfe
- 3.2. Die Ziele der Jugendhilfe unter rechtlichen Gesichtspunkten
- 4. Fachdiskurs zur geschlossenen Heimunterbringung
- 4.1. Argumentationen für eine geschlossene Unterbringung
- 4.2. Sozialpädagogische Kritik an der geschlossenen Unterbringung
- 5. Votum
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rechtmäßigkeit und die sozialpädagogische Angemessenheit der geschlossenen Unterbringung in der Jugendhilfe. Dabei wird der Fokus auf die Vereinbarkeit mit den Zielen und Prinzipien der lebensweltorientierten Jugendhilfe gelegt.
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Heimerziehung: Abgrenzung von freiwilliger und intervenierender Unterbringung, Rolle des Jugendrichters und des Vormundschaftsgerichts
- Lebensweltorientierte Jugendhilfe: Die Bedeutung des Konzepts von Hans Thiersch für die Jugendhilfe und seine Relevanz im Hinblick auf die geschlossene Unterbringung
- Argumente für und gegen die geschlossene Unterbringung: Analyse der unterschiedlichen Perspektiven und Standpunkte im fachlichen Diskurs
- Sozialpädagogische Kritik an der geschlossenen Unterbringung: Bewertung der Praxis der geschlossenen Unterbringung im Lichte der Prinzipien der Jugendhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der geschlossenen Unterbringung in der Jugendhilfe und erläutert die aktuelle Debatte. Sie beleuchtet die historischen Entwicklungen und die Bedeutung des lebensweltorientierten Konzepts von Hans Thiersch für die Jugendhilfe.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit den rechtlichen Grundlagen der Heimerziehung. Es differenziert zwischen der freiwilligen Unterbringung als Dienstleistungsangebot der Jugendhilfe und der intervenierenden Unterbringung durch den Jugendrichter. Die verschiedenen Gesetzesgrundlagen und Verfahren, die zur Unterbringung führen können, werden detailliert dargestellt.
Kapitel 3 beleuchtet die geschlossene Unterbringung vor dem Hintergrund der lebensweltorientierten Jugendhilfe. Es wird untersucht, ob die geschlossene Unterbringung mit den Zielen und Prinzipien der lebensweltorientierten Jugendhilfe vereinbar ist.
Kapitel 4 analysiert den fachlichen Diskurs zur geschlossenen Unterbringung. Es werden Argumente für und gegen die geschlossene Unterbringung vorgestellt und kritisch diskutiert.
Schlüsselwörter
Geschlossene Unterbringung, Jugendhilfe, lebensweltorientierte Jugendhilfe, Heimerziehung, Jugendrichter, Vormundschaftsverfahren, Intervention, Rechtliche Grundlagen, Sozialpädagogik, Fachdiskurs, Kritik,
- Arbeit zitieren
- Sandra Schmechel (Autor:in), 2008, Der sozialpädagogische Diskurs zur geschlossenen Unterbringung in der Jugendhilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93662