Ziel dieser Arbeit ist es, herauszustellen, dass die Herleitung eines ausgezeichneten moralischen Status des Menschen weder aus dem Personenbegriff noch aus dem Begriff der Menschenwürde den metaethischen Anforderungen an moralische Normen genügt.
Der Autor argumentiert, dass die diesbezüglichen objektivistischen Wege und Methoden zirkulär sind bzw. in eine petitio principii führen, wodurch sie dem eigenen Anspruch, zwingende Gründe für ihre normativen Implikationen angeben zu können, nicht genügen. Die wesentlichen Einwände gegen jede objektivistische Normbegründung stellen letztlich auf den Vorwurf ab, dass die Objektivität ihrer ethischen Axiologie selbst nicht gewährleistet und in epistemischer Hinsicht unüberprüfbar ist. Die Kritik sowohl an den noch zu besprechenden Personenkonzeptionen als auch am Prinzip der Menschenwürde weist daher eine grundlegende Analogie auf.
Der Hauptfokus der Arbeit ist auf den Personenbegriff gerichtet. Die spezifischen Einwände, die der Autor gegen jedwede präskriptive Anwendung dieses Begriffs vorbringt, sind ebenso für das Menschenwürde-Argument generalisierbar, sofern es in klassischer Weise an den kantischen Würde-Begriff anschließt bzw. als theologisch imprägniertes Prinzip der Heiligkeit des menschlichen Lebens verstanden wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung: Objektivistische Positionen in der Bioethik
- 2 Der Begriff der Person
- 2.1 „Person“ als bioethischer Grundbegriff
- 2.2 Deskriptive Bedeutungsumfänge des Personenbegriffs
- 2.2.1 Präzisierung der Fragestellung: Die Frage nach der Identität von Personen
- 2.2.2 Die Bedingungen der Personalität
- 3 Die ethische Relevanz des Personenbegriffs
- 3.1 Person Mensch – Lebensrecht: Eine historische Trias
- 3.2 Sind alle Menschen Personen? Äquivalenz- und Nichtäquivalenz-Doktrin
- 3.3 Äquivalenz-Doktrin
- 3.3.1 Potenzialitätsargument
- 3.3.2 Kontinuumsargument
- 3.3.3 Identitätsargument
- 3.3.4 Speziesargument
- 3.3.5 Die Inkonsistenz der Äquivalenz-Doktrin
- 3.4 Nichtäquivalenz-Doktrin
- 3.5 Das Dilemma eines Fähigkeits-basierten Personenbegriffs
- 4 Zur allgemeinen Problematik objektivistisch begründeter Ethiken
- 4.1 Metaphysischer und Empirischer Mensch - Robert Spaemann
- 4.2 Person und Gerechtigkeit – John Rawls
- 4.3 Das Menschenwürde-Argument
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die objektivistischen Positionen in der Bioethik, insbesondere im Bezug auf die Begriffe Person und Menschenwürde. Sie hinterfragt die Herleitung eines ausgezeichneten moralischen Status des Menschen aus diesen Begriffen und analysiert die damit verbundenen ethischen Herausforderungen. Der Fokus liegt auf der Klärung semantischer Unschärfen und der kritischen Auseinandersetzung mit den argumentativen Strategien.
- Der Begriff der Person als bioethischer Grundbegriff und seine deskriptiven Bedeutungsumfänge.
- Die ethische Relevanz des Personenbegriffs im Kontext von Lebensrecht und der Unterscheidung zwischen Person und Mensch.
- Eine kritische Auseinandersetzung mit Äquivalenz- und Nichtäquivalenz-Doktrinen.
- Die Problematik objektivistisch begründeter Ethiken und deren Anwendung auf die Bioethik.
- Analyse der Widersprüchlichkeiten in der Rechtsprechung zu bioethischen Fragen.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Objektivistische Positionen in der Bioethik: Die Einleitung beleuchtet die zentrale Frage nach dem ethisch-rechtlichen Status von Entitäten an den Grenzen des menschlichen Lebens, insbesondere im Kontext von Abtreibung, Euthanasie und Sterbehilfe. Sie kritisiert die emotionale Aufladung der Debatte und plädiert für eine sachliche Analyse moralischer Begriffe und eine rational begründete Methodik. Die Einleitung veranschaulicht die Widersprüchlichkeiten in der deutschen Rechtsprechung anhand des Beispiels des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche (§219a StGB) und der ambivalenten rechtlichen Lage zum Schwangerschaftsabbruch (§218 StGB), die als Kompromisslösung interpretiert wird. Sie führt schließlich die Notwendigkeit einer fundierenden Ethik aus, welche auf den Begriffen der Person und der Menschenwürde basiert.
2 Der Begriff der Person: Dieses Kapitel analysiert den Begriff der "Person" als zentralen bioethischen Grundbegriff. Es untersucht deskriptive Bedeutungsumfänge und präzisiert die Fragestellung nach der Identität von Personen. Ein besonderer Fokus liegt auf den Bedingungen der Personalität und deren ethischer Relevanz. Die verschiedenen Aspekte des Personenbegriffs werden differenziert dargestellt und deren Bedeutung für die weiteren Kapitel begründet.
3 Die ethische Relevanz des Personenbegriffs: Das Kapitel erörtert die ethische Bedeutung des Personenbegriffs, insbesondere in Bezug auf das Lebensrecht. Es vergleicht die Äquivalenz- und Nichtäquivalenz-Doktrin und analysiert deren Argumente (Potenzialitätsargument, Kontinuumsargument, Identitätsargument, Speziesargument). Die Inkonsistenzen der Äquivalenz-Doktrin werden aufgezeigt und das Dilemma eines Fähigkeits-basierten Personenbegriffs diskutiert. Die Kapitel verknüpfen historische und aktuelle Debatten um den moralischen Status des Menschen mit der Frage nach den Bedingungen der Personalität. Dieser Abschnitt legt die Grundlage für die spätere Kritik an objektivistischen Ethiken.
4 Zur allgemeinen Problematik objektivistisch begründeter Ethiken: Dieses Kapitel widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit objektivistisch begründeten Ethiken. Es analysiert die Positionen von Robert Spaemann (metaphysischer und empirischer Mensch) und John Rawls (Person und Gerechtigkeit) und diskutiert das Menschenwürde-Argument. Die unterschiedlichen Herangehensweisen werden im Detail dargestellt und im Hinblick auf ihre Stärken und Schwächen analysiert. Der Abschnitt dient der systematischen Einordnung der vorherigen Kapitel und der Vorbereitung der Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Objektivistische Bioethik, Person, Menschenwürde, Lebensrecht, Äquivalenz-Doktrin, Nichtäquivalenz-Doktrin, moralischer Status, Embryonenschutz, Abtreibung, Euthanasie, Rechtsethik, metaethische Anforderungen, Robert Spaemann, John Rawls.
Häufig gestellte Fragen zu: Objektivistische Positionen in der Bioethik
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht objektivistische Positionen in der Bioethik, insbesondere im Bezug auf die Begriffe "Person" und "Menschenwürde". Sie analysiert die Herleitung eines ausgezeichneten moralischen Status des Menschen aus diesen Begriffen und die damit verbundenen ethischen Herausforderungen. Der Fokus liegt auf der Klärung semantischer Unschärfen und der kritischen Auseinandersetzung mit den argumentativen Strategien. Die Arbeit beleuchtet die Widersprüchlichkeiten in der deutschen Rechtsprechung zu bioethischen Fragen anhand von Beispielen wie dem Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche (§219a StGB) und der ambivalenten rechtlichen Lage zum Schwangerschaftsabbruch (§218 StGB).
Welche zentralen Begriffe werden behandelt?
Die zentralen Begriffe sind "objektivistische Bioethik", "Person", "Menschenwürde", "Lebensrecht", "Äquivalenz-Doktrin", "Nichtäquivalenz-Doktrin", "moralischer Status", sowie die philosophischen Positionen von Robert Spaemann und John Rawls. Die Arbeit untersucht verschiedene Bedeutungsumfänge des Begriffs "Person" und analysiert dessen ethische Relevanz im Kontext von Lebensrecht und der Unterscheidung zwischen Person und Mensch.
Welche Argumentationslinien werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Argumente der Äquivalenz- und Nichtäquivalenz-Doktrin, einschließlich des Potenzialitätsarguments, des Kontinuumsarguments, des Identitätsarguments und des Speziesarguments. Sie untersucht die Inkonsistenzen der Äquivalenz-Doktrin und das Dilemma eines Fähigkeits-basierten Personenbegriffs. Weiterhin werden objektivistisch begründete Ethiken kritisch beleuchtet, indem die Positionen von Robert Spaemann (metaphysischer und empirischer Mensch) und John Rawls (Person und Gerechtigkeit) sowie das Menschenwürde-Argument analysiert werden.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) beleuchtet die Problematik des ethisch-rechtlichen Status von Entitäten an den Grenzen des menschlichen Lebens und plädiert für eine sachliche Analyse moralischer Begriffe. Kapitel 2 (Der Begriff der Person) analysiert den Begriff "Person" als zentralen bioethischen Grundbegriff und dessen Bedeutungsumfänge. Kapitel 3 (Die ethische Relevanz des Personenbegriffs) erörtert die ethische Bedeutung des Personenbegriffs im Bezug auf das Lebensrecht und vergleicht Äquivalenz- und Nichtäquivalenz-Doktrin. Kapitel 4 (Zur allgemeinen Problematik objektivistisch begründeter Ethiken) widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit objektivistisch begründeten Ethiken anhand der Positionen von Spaemann und Rawls. Kapitel 5 (Zusammenfassung) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die konkreten Schlussfolgerungen der Arbeit werden im Kapitel "Zusammenfassung" präsentiert und sind im vorliegenden Auszug nicht explizit aufgeführt. Jedoch lässt sich aus der Beschreibung der einzelnen Kapitel ableiten, dass die Arbeit eine kritische Auseinandersetzung mit den objektivistischen Positionen in der Bioethik anstrebt und mögliche Inkonsistenzen und Probleme dieser Positionen aufzeigt.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum gedacht, das sich mit bioethischen Fragestellungen, insbesondere mit objektivistischen Positionen und den Begriffen Person und Menschenwürde, auseinandersetzt. Sie ist relevant für Studierende der Philosophie, Ethik, Theologie, Jura und der Medizin.
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- Robert Gehrke (Author), 2018, Objektivistische Positionen in der Bioethik. Personalität, Menschenwürde und moralischer Status, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/937426