Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Kurze Einführung in den Themenbereich
2 Relative Armut an Schulen
2.1 Kinder- und Jugendarmut
2.2 Sozialer Ausschluss – Einführung
2.2.1 Begrifflichkeit der sozialen Ausschließung
2.2.2 Soziale Ausschließung und Armut
3 Folgen der sozialen Ausschließung für Kinder und Jugendliche
3.1 Materielle Dimension
3.2 Bildungsdimension
3.3 Gesundheit
3.4 Wohn- und Lebensraum
3.5 Kriminalisierung
4 Folgen der sozialen Ausschließung an Schulen
4.1 Medienaktivitäten in Schulen
4.2 Cybermobbing
4.3 Diagnose, Intervention und Prävention an Schulen
4.4 Interventionsmöglichkeiten
4.4.1 Der „No Blame Approach“ Ansatz
4.5 Prävention
5 Fazit
6 Literaturliste
1 Einleitung
In der folgenden Hausarbeit wird die Thematik des sozialen Ausschlusses im Kontext Schule begutachtet. Ebenso wird sich mit der Frage: „Inwieweit führt der mangelnde Zugang zu materiellen Gütern, bei Kindern und Jugendlichen, zur sozialen Ausschließung und Ausgrenzung an Schulen?“ beschäftigt.
1.1 Kurze Einführung in den Themenbereich
Soziale Ausschließung und Ausgrenzung ist ebenso schwer auseinander zu halten, wie Armut, Armutsgefährdung und Unterversorgung. Speziell Kindern und Jugendlichen fällt es schwerer, aus dem bereits vorhandenen sozialen Umfeld, einen Ausbruch zu gelingen. Die Problematik hierbei ist jedoch nicht, dass es eine Selbstverschuldung der Betroffen ist, so wie die neoliberale Weltansicht vorgibt, sondern eine Abwärtsspirale, die sich an mangelndem Zugang von sozialer Teilhabe, Möglichkeiten, Chancen und schulischen Misserfolgen bedient.
Die daraus resultierende Ausschließung muss hier als Begrifflichkeit aufgeschlüsselt werden, um einen Zusammenhang zwischen Armut, sozialer Ausschließung und Ausgrenzung herzustellen. Ebenso werde ich mich mit der Frage beschäftigen: „Welche Folgen hat die soziale Ausschließung für Kinder und Jugendliche?“. Hierfür wird die Kinder- und Jugendarmut und die soziale Ausschließung in mehrere Dimensionen aufgeteilt und erläutert.
2 Relative Armut an Schulen
„Unter relativer Armut versteht man eine Unterversorgung an materiellen und immateriellen Gütern und eine Beschränkung der Lebenschancen, und zwar im Vergleich zum Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft. Wer relativ arm ist, hat deutlich weniger als die meisten anderen.“ (vgl. http://www.armut.de/definition-von-armut_relative-armut.php)
Armut, Armutsrisiko und Unterversorgung können unterschiedlich Definiert und verstanden werden. Unterscheidungen werden in den dazugehörigen Konzeptionen deutlich. Während Armut meint, dass eine Person nicht über ausreichende Güter verfügt, um an einem sozialen Leben teilhaben zu können. Und eine Armutsgefährdung davon spricht, dass eine Person nur einen gewissen Prozentsatz des Durchschnittseinkommens verdient. Jedoch ist die Charakterisierung der Gefährdung sehr grob dargestellt und richtet sich nach einer pauschalisierten Rechnung. Die Sozialpolitik kritisiert den Ansatz der relativen Armut, da eine Person mit weniger als 60% des Durchschnittseinkommens, aufgrund der Preise, nicht innerhalb einer Metropolregion wie Frankfurt, am sozialen Leben teilhaben kann. Dies bezieht sich auch auf materielle Güter wie Handys, Computer etc. Soziologen sagen deshalb, dass ein mindestens 70% des Durchschnittseinkommens nötig sind, um nicht von einem sozialen Ausschluss, aufgrund von Armut/Armutsgefährdung, betroffen zu sein. (Vgl. Kubon-Gilke Gisela 2011, S. 482)
Eines der größten Kritikpunkte der Armutsmessung ist die Undurchlässigkeit, die sich durch das nicht Erkennen von Abständen der Armutsschwelle ergibt. Die Armutsberichte der BRD zeigen zwar wie viele von der Armut betroffen sind, aber nicht wie groß der Abstand zur Armutsgefährdung ist.
2.1 Kinder- und Jugendarmut
Kinder- und Jugendarmut gab es schon immer und sind kein Phänomen der heutigen Zeit. Die AWO-ISS Studie setzt sich mit dem kindbezogenen Armutskonzept auseinander, das spezifische Rahmenbedingungen, Handlungsmöglichkeiten und altersspezifische Entwicklung berücksichtigen soll. Es werden Grundbedingungen eines mehrdimensionalen Armutsbegriffes genannt, in denen es heißt, dass die Armutsdefinition vom jungen Menschen ausgehen muss, da die individuellen Lebensverhältnisse und subjektiven Wahrnehmungen zu berücksichtigen sind. Gleichzeitig muss der Zusammenhang zur Gesamtsituation gezogen werden, da die Lebenslage von Kindern und Jugendlichen stark vom Elternhaus abhängig ist, die reine Einkommensdefinition kann nicht auf die Lebenswelt der jungen Menschen bezogen werden, daher müssen andere Dimensionen der Armut in Betracht gezogen werden, die die Teilhabechancen der betroffenen verbessern können.
Nachdem diese Grundbedingungen genannt wurden, wurde eine Einschätzung von vier Lebenslagendimensionen erstellt. Diese orientieren sich an der materiellen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Lage junger Menschen. Die Dimensionen wurden als Indikator für drei Lebenslagetypen genutzt, welche als „Wohlergehen“, „Benachteiligung“, und „Multiple Deprivation“ benannt werden.
- Mit „Wohlergehen“ ist gemeint, dass keine Auffälligkeiten, die das Wohlergehen des jungen Menschen gefährden könnten und demnach von einer positiven Zukunftsentwicklung auszugehen ist.
- Der Begriff „Benachteiligung“ definiert Auffälligkeiten in ein oder zwei Dimensionen, die als Benachteiligung der weiteren Entwicklung des jungen Menschen betrachtet werden kann.
- Die „Multiple Deprivation“ tritt ein, wenn in mindestens drei der vier Dimensionen eine Auffälligkeit vorzufinden ist. Kindern und Jugendlichen die von der multiplen Deprivation betroffen sind, fehlen notwendige Ressourcen, die eine positive Entwicklung wahrscheinlich machen.
Das Armutskonzept der AWO verweise auf ein Lebenslagenkonzept, damit Kinder und Jugendliche schon früh die Entwicklungsmöglichkeiten, Sozialisationsbedingungen, Teilhabe und Perspektiven besser zu erfassen und zu unterscheiden. Diese Definition grenzt sich von den allgemeinen Armutsdefinitionen, die auch auf Erwachsene bezogen sind, ab.
2.2 Sozialer Ausschluss – Einführung
Die UNESCO Konferenz 1964 führte zur heutigen Begrifflichkeit der sozialen Ausschließung, die anhand der starken Armut und der daraus resultierende Kultur verfestigt wurde. Deutschland hielt sich mit der Auseinandersetzung Armut und der sozialen Ausschließung zurück. (vgl. Steiner Heinz 2000, S. 7-8) Das Thema der Ausschließung wurde wohl aufgrund der Flexibilität des Armutsbegriffes, Anfang der 90er Jahre populär. Roland Anhorn geht davon aus, dass der Begriff „Ausschließung“ eine Zielvorstellung der Gesellschaft ist, da „Armut“ als Begrifflichkeit bereits negativer ´behaftet sei. (vgl. Anhorn, Roland 2005, S. 23)
2.2.1 Begrifflichkeit der sozialen Ausschließung
Soziale Ausschließung als Begriff genießt den gleichen Status wie die Armut: Sie hat keine einheitliche, allgemeingültige Definition. Im Vergleich jedoch, beschreibt soziale Ausschließung keinen Zustand, sondern einen Prozess, der Ausgegrenzte und Ausgrenzende miteinbezieht. Es geht Personen, die einzeln oder in Gruppen, von gesellschaftlichen Ressourcen, Gütern und Produkten ausgeschlossen sind oder werden. (vgl. Steinert Heinz 2000, S. 15) Steinert geht ebenfalls davon aus, dass es sich hierbei um einen gesellschaftlichen Konflikt handelt, der die Aneignung hervorgebrachter Güter einbezieht. Im Allgemeinen kann Ausschluss durch Krankheit, Behinderung, Sprache, Herkunft etc. hervorgerufen werden. Der Prozess soziale Ausschließung, lässt Abstufungen zu, welche sich in extremster Form durch Eliminierung einer ausgeschlossenen Person deutlich wird. Der Abstufung gegenüber steht der Ausschluss von Teilhabe in Zentralbereichen, wie bezahlter Arbeit, Eigentum, Privatsphäre, wissen, Mobilität und vielem mehr. (vgl. Steinert Heinz 2000, S. 15) Oft gehen ebenfalls Stigmatisierungen mit der sozialen Ausschließung einher, die wiederum zur Ausgrenzung führt.
Innerhalb der sozialen Ausschließung gibt es eine vertikale Dimension. Die „Innen-“ und „Außen-“ Dimension. Das „Innen“, beschreibt die Ordnung, Integration und die Homogenität der Gesellschaft, währen das „Außen“ als Unordnung, Desintragration und Bedrohung empfunden wird und auch als solches für die Inneren definiert wird. (vgl. Anhorn Roland 2005, s. 23-24)
Wie bereits erwähnt geht es bei der sozialen Ausschließung um einen Konflikt, der ebenso als dynamischer Prozess einer Mehrdimensionalität verstanden werden soll. Der mangelnde Zugang zur Teilhabe und Ressourcen kann wiederrum geändert werden. Die Mehrdimensionalität der sozialen Ausschließung ist also keine Konstante, sondern ein sich kontinuierlich, stetig verändernder Prozess. (vgl. Steiner Heinz 2000, S. 197)
2.2.2 Soziale Ausschließung und Armut
Wie in der Arbeit bereits erklärt, ist soziale Ausschließung und Armut zwar nicht das gleiche, auch wenn es in der gesellschaftspolitischen Debatte zunehmend angenommen wird, so sind beide Begrifflichkeiten doch schwer eindeutig abzugrenzen. Gleichzeitig können die beiden Begriffe nicht gleichgesetzt werden, da Armut bzw. das beziehen von Sozialhilfe nicht gleich zur sozialen Ausschließung führt und nicht zwingend eine mehrfache Unterversorgung von sozialer Teilhabe bedeutet. Dennoch ist Armut einer der primären Faktoren die zur, mehr oder weniger starken Ausschließung führt, ebenso umgekehrt (z.B. Ausschließung vom Arbeitsmarkt).
Wer keine Arbeit hat bzw. ausgeschlossen von diesem Markt ist, verliert materielle Freiheiten und zunehmend dessen Konsum, folglich ist der Verlust von sozialen Kontakten und der Teilhabe am sozialen Leben wachsend eingeschränkt. Speziell für junge Menschen haben verschiedene Facetten, die ich bereits im Punkt 3.1 Erwähnt habe, weiterführend wird nun auf die Folgenden Armutsdimensionen der Kinder und heranwachsende eingegangen. Dies geschieht mit dem Wissen, dass Kinder und Jugendliche trotz Armut auch unbeschadet aufwachsen können.
3 Folgen der sozialen Ausschließung für Kinder und Jugendliche
Als ausgeschlossen definiert zu werden bringt viele Folgen mit sich, die sich mit vier Dimensionen kategorisieren und erklären lassen. Für Heranwachsende bedeutet dies in bestimmten Systemen Beschränkungen der gesellschaftlichen Teilhabe zu erfahren und zu erleben. Jedoch ist die ausschlaggebende Frag: Wo und wie wird die soziale Ausschließung konkret? Im Folgenden werden die Dimensionen der Ausschließung durch Armut erläutert.
3.1 Materielle Dimension
Aus ökonomischer Sicht wird eine soziale Ausschließung besonders sichtbar, die ökonomische Armut, wird ebenso als Einkommensarmut bezeichnet. Eine Knappheit des finanziellen bedeutet nicht nur Beschränkungen der Freizeitgestaltung und Bildung für Kinder und Jugendliche, sondern ist auch eine Unterstützung die der sozialen Ausschließung entgegen kommt und die Perspektiven eins Individuums minimiert. Die Ausstattung materieller Güter ist in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, für die Teilhabe der gesellschaftlichen Standards, von grundsätzlicher Bedeutung. (vgl. Kilb Rainer 1998, S. 26)
Gerade in der heutigen Gesellschaft, hat der Mangel an materiellem Gut für junge Menschen eine besondere Stellung. Aufgrund der Prioritäten, die in der Schule gesetzt werden, haben teure Klamotten, Smartphones und andere Digitale Medien eine wichtige Stellung. Das nicht mithalten können in diesem Umfeld, führt oft zu beschränkten Möglichkeiten innerhalb der sozialen Gruppen und führt dazu, als Außenseiter deklariert zu werden. Das Schema Innen-Außen wird in Schulsituationen durch „cool“ und „uncool“ deutlich. Die „Uncoolen“ besitzen kein Gut das ähnlichen Wert wie das der „coolen“ hat und werden demnach ausgeschlossen. Für die ungefestigte Persönlichkeitsentwicklung eines Heranwachsenden kann der neidvolle Vergleich des materiellen Wohlstandes eine ernstzunehmende psychosoziale Belastung sein, die zu Irritation des Individuums führt.
Die materielle Dimension befasst sich demnach nicht nur mit Mangel an Essen, Zahlung an Essensgeld in der Schule oder sonstigen Zuzahlungen für Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen, sondern beeinflusst ebenso das subjektive Wohlbefinden der betroffenen. Materielle Beeinträchtigungen führen, Studien zu folge, zu weniger Zufriedenheit. Dies liegt zum einen am Einkommen, Konsummöglichkeiten und der Wohnsituation etc. und zum anderen nicht nur an der momentanen sozialen Gefühlslage, sondern insbesondere an der Skepsis für zukünftige Lebenschancen der Heranwachsenden. (vgl. Gaiser Wolfgang, Gille Martine, Rijke de Johan 2013, S. 166).
Der Mangel führt zur einer allmählichen Abstufung der Ausschließung. Demnach erfahren Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten sich in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zugehörig zu fühlen. Die ökonomischen Defizite erleben Kinder bereits im Grundschulalter, wenn zum Beispiel die Teilnahme an Kindertagesaktivitäten, aufgrund von materieller Unterversorgung nicht möglich ist. Eine Ausgrenzung an der sozialen, altersspezifischen Teilhabe ist die Folge. In der Pubertierenden Phase ihres Lebens wird die Ausgrenzung anhand der Möglichkeiten des Konsums, Mangel an teuren Klamotten und schlechterem Schulmaterial festgemacht. Schlussendlich kann hierzu gesagt werden, dass es oft ein Lebensprozess einer markanten Ausschließung ist.
3.2 Bildungsdimension
Bildung ist ein lebenslanger Prozess der nicht nur den Erwerb des Wissens, sondern auch die Aneignung von Fähigkeiten und Kompetenzen umfasst. Das aktuelle Schulsystem ist geprägt von einer hierarchischen Struktur, in der allen Lernenden die gleichen Bildungschancen versprochen werden. Diese Behauptung ist uns allen bekannt, doch ist sie nicht selbstverständlich. Aufgrund des sozialen Status und Einkommens der Eltern, sind direkte Einflussfaktoren für einen Bildungserfolg sichtbar. Es wird hier von Bildungsarmen und Bildungsreichen Familienverhältnissen gesprochen. Dazu muss gesagt werden, dass hier mehr als nur die Schulbildung in den Blick genommen wird, auch kulturelle Angebote und ein höheres Bildungsniveau des sozialen Umfeldes sind hier auschlaggebende Faktoren. Bei Bildungsarmut minimieren sich Möglichkeiten auf einen Bildungserfolg, der eine strukturelle Ausschließung zur Folge hat und belegt, dass es keine Garantie für eine Chancengleichheit im Bereich der Bildung gibt. Abschlusszeugnisse und Zertifikate belegen diese Ungleichheit, die in Deutschland seit Jahren beobachtet werden können, dass der soziale Status der Eltern, sowie deren eigene Bildung und Einkommen mit den Bildungsaussichten der Heranwachsenden im Zusammenhand stehen.
Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familienhaushalten machen nicht so oft das Abitur, wie die aus wohlhabenderen Familien. Definitiv spielen auch andere Aspekte eine Rolle, wie Krankheit, Migrationshintergrund etc., die das Aufsteigen der Bildungschancen erschweren, dennoch spielt Armut in diesem Zusammenhang eine größere Rolle. (vgl. Gerull Susanne 2011, S.178-179)
Das aktuelle Bildungssystem schließt also jüngere Menschen aus ärmeren Verhältnissen vom großen Bildungsreichtum, den Deutschland zu bieten hat, aus.
3.3 Gesundheit
Die Begrifflichkeit der sozialen Ausschließung wirft auch den Gedanken an die Gesundheit der betroffenen. Studien belegen, dass oft ein Zusammenhang zwischen sozialer Ausschließung und Krankheit einhergeht. Wobei es nicht nur um die Häufigkeit, sondern auch um den generellen psychischen und physischen Zustand, der Lebenserwartungen und Sterblichkeit geht. Die Paradoxie ist, dass Arm krank macht, sowie Krank Arm macht. (vgl. Gerull Susanne 2011, S.104)
Insbesondere sind Kinder und Jugendliche davon betroffen, wobei die Ursachen mehrere Faktoren besitzen und sich aber auch durch Ausschließung begründen lassen. Ein zentraler Faktor hierfür ist die schlechte Ernährung die vom Elternhaus, aber auch vom sozialen Umfeld vorgelebt wird. Dies hängt mit der Einschränkung von Teilhabe an Bildung, das Fehlen eines finanziellen Spielraumes und der daraus resultierende Ausschluss vom Konsumverhalten zusammen. Obst, Gemüse und Vollkornbrot nehmen mit dem Niveau der sozialen Schicht kontinuierlich ab, selbiges ist auch im Trinkverhalten beobachtbar. Ebenso sind Heranwachsende von der allgemeinen Ärztlichen Versorgung ausgeschlossen, dies liegt nicht nur an ökonomischen Aspekten, sondern auch an mangelnder Bildung und Aufklärung, wenn es beispielsweise um Impfungen geht. Auch in der Ernährung spielt der Schultyp eine Rolle. Die Unterschiede zwischen den Impfstatistiken der einzelnen Schultypen sind erheblich. Gymnasialschüler sind deutlich öfter geimpft als die Haupt- und Realschüler. (vgl. Mielck Andreas 2011, S. 244-248)
Zudem kommt noch, dass Betroffene in ihrer Freizeitgestaltung ebenso ausgeschlossen sind, beispielsweise sind sie weniger in Sportvereinen, stattdessen bewegen sie sich mehr in ihrem sozialen Umfeld, in dem Alkohol, Nikotin und Drogen konsumiert werden. (vgl. Mielck Andreas 2001, S. 245-246). Ebenso hat auch der Wohnraum eine entscheidende Rolle auf, es ist eine belastende Situation der Armut welche sich auf die Gesundheit junger Menschen auswirkt. Es wird also deutlich, dass Armutsbedingte Ausschließung auch Folgen auf den Gesundheitszustand Heranwachsender hat. Im Umkehrschluss hat diese schlechtere Gesundheit ebenso Einfluss auf die Perspektiven und zukünftige Entwicklung eines Individuums. Die geringere Leistungsfähigkeit und psychische Belastung, sind ebenso Defizite, die zur sozialen Ausschließung führen können.
3.4 Wohn- und Lebensraum
Das Leben in niedrigschwelligen Wohnverhältnissen führt zur einer zusätzlichen Benachteiligung und Exklusion, bezüglich einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder eine gehobenere Bildungsstätte zu besuchen, was wiederum in einer zukünftigen Einkommensarmut endet. Die Einschließung in verwahrloste Wohnviertel wird durch diese Faktoren verstärkt. Vor allem für Heranwachsende ist die begrenzte Möglichkeit ein Einengen ihrer Entwicklung. Der Lebensraum ist für Kinder und Jugendliche eine wichtige Rolle in ihrer Entwicklung. Die Gegebenheiten einer niedrigschwelligen Unterkunft ist ebenso eine aus Armut resultierende Ausschließung, wie das nicht vorhanden sein von Rückzugsorten und beengte Spielmöglichkeiten. Es kommt zu Einschränkungen im Lebensbereich des sich noch in der Entwicklung befindenden Individuums. (Vgl. Breitfuss Andreas, Dangschat Jens 2001, S. 123)
Ebenso lässt sich eine Entwicklung der räumlichen Abgrenzungen Beobachten. Verschiedene soziale Schichten, speziell sozial schwächere Schichten, werden in Übergangszonen oder an die Stadtränder gebracht, Die Folgen sind soziale Brennpunkte, aufgrund der privilegierten Stadtteile mit mehr sozialen Möglichkeit und der räumlichen Polarisierung und Segregation in den sozialen Brennpunkten. Vgl. Anhorn Roland 2005, S. 34-36)
Positive Aspekte zu diesen Wohnsituationen, seien dass dadurch ein Schutzraum gegen Stigmatisierung und Möglichkeiten des gegenseitigen Unterstützens geschaffen wird. Allerdings überwiegen die negativen Auswirkungen für Heranwachsende deutlich. Beginnend mit den Wohnverhältnissen, kommt es ebenso zur schlechten Luft, Lärm und führt ebenfalls zur äußerlichen Stigmatisierung. Die Stigmatisierung von außen vermindert die Chancen von Zugangsmöglichkeiten zu Bildungsstätten, sozialen- und sportlichen Angeboten.
Gesellschaftliche Strukturen werden von der Begrifflichkeit des Lebensraumes konkretisiert. Sozial ausgeschlossene Kinder und Jugendliche leben in einem Umfeld, welches von Armut, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit geprägt ist. Ebenso kommen Erziehungsdefizite und Aggressionen zum Vorschein, welche oft mit schulischen Misserfolgen und Kriminalität einher gehen.
All diese Faktoren führen zur einer Angstbildung vor Armut und behindert die Entwicklung des Individuums. Kinder und Jugendliche in einer derartigen Situation fällt es schwer, die vererbten Verhältnisse und Strukturen, einer ausgeschlossenen materiellen Gesellschaft zu verlassen. (vgl. Herkommer Sebastian 2005, S. 67-69)
3.5 Kriminalisierung
Die Kriminalisierung befasst sich mit der staatlich gewollten Ausschließung, insbesondere, wird hier ein Augenmerk auf die stetig, zwar langsame, Steigung des Strafgesetzbuches in Betracht zieht. (vgl. Stehr Johannes 2005, S. 273)
Die Kriminalisierung ist ein komplexer Prozess, der auf soziale Konflikte und problematische Situation hinweist. (vgl. Stehr, Johannes 2005, S. 274) Die Kategorisierung führt zur einer Aufteilung von Menschen in Täter und Opfer, Schuldige und Unschuldige. Die Frage die hier gestellt werden muss, richtet sich nach dem Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Kategorisierung der beiden Gruppen. Bewiesenermaßen werden sozial benachteiligte Menschen schneller Verdächtigt bzw. angeklagt. Dies führt zur einer Erhöhung von Verurteilungen und Einsperrungen in dieser sozialen Schicht. Der Kreis schließt sich durch die negative Stigmatisierung der Kriminalität und der daraus resultierenden sozialen Ausschließung.
Die Armutsproblematik bei Kindern und Jugendlichen zeigt, dass die meisten Kriminalitätsformen Diebstahl, Körperverletzung oder Drogenmissbrauch sind. Diese Delikte sind oftmals Hilfestellungen, der Heranwachsenden, einer Problemverarbeitung, die gerade bei Betroffenen ohne Berufsausbildung zu beobachten ist. Sobald diese Probleme erkannt werden, ist es oft schon das Ende eines Prozesses, aus schwierigen Familienverhältnissen, die geprägt von schulischen Misserfolgen und fehlendem Abschluss sind. Aufgrund dieser sozialen Ausschließung folgt für Heranwachsende ein Einfinden in Problemgruppen, die von der Gesellschaft legitimiert werden. (Bettinger/Anhorn 2005, S. 369)
Phänomene, wie soziale Konflikte, die als soziale Probleme definiert werden, werden als Abweichung von Normen erklärt. Arme und Arbeitslose werden ebenfalls als Abweichung der Norm definiert, die ebenso auch als erste Verdächtige oder angeklagte befunden werden. Soziale Ausschließung gewinnt an mehr Bedeutung, wenn von einer generellen Jugendarmut gesprochen wird, die al Synonym für ein zielabweichendes soziales Verhalten definiert wird. (Vgl. Stehr Johannes 2005, S. 277)
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