Die Arbeit konkretisiert Motive und Indizien zur Idealisierung von Tapferkeits- und Feigheitsunterstellungen anhand gerichtlicher Dokumente im Fall des US-amerikanischen Deserteurs Eddie Slovik. Dieser war ab August 1944 Teil einer Ersatztruppe amerikanischer Einheiten für die kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Alliierten und dem Deutschen Reich.
Während eines Beschusses in Elbeuf nahe Paris verlor Slovik den Anschluss an seine Truppe und verblieb über sechs Wochen in kanadischer Obhut. Kurz nach seiner Rückkehr ins US-amerikanische Lager desertierte Slovik erneut, woraufhin er der US-amerikanischen Militärjustiz überstellt wurde, welche ihn zum Tode durch ein Erschießungskommando verurteilte.
Neben 48 weiteren verurteilten Deserteuren, die schließlich begnadigt wurden, war Eddie Slovik der erste Soldat seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg, der wegen des Vorwurfs der Desertion durch gerichtlichen Befehl hingerichtet wurde. Besondere Aufmerksamkeit gilt an dieser Stelle den Verschriftlichungen zur Urteilsüberprüfung, verfasst von Mitgliedern des Untersuchungsausschusses, die eine erste interne Rezeption nicht nur zur Legitimierung des Urteilsspruchs, sondern auch zur sozialen Bewertung Sloviks zulassen. Zudem ermöglicht ein von Slovik verfasstes Geständnis, Intentionen der Fahnenflucht zu rekonstruieren und Zuschreibungen von Feigheit sowie deren Wirkung aus subjektiver Perspektive zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tapferkeits- und Feigheitsideale im gesellschaftlichen Kontext
- Prinzipien der Tapferkeit als Tugend
- Soziale Konnotation von Feigheit als Laster
- „The shame of being known as a coward“ - Reziprozität von Feigheit und Tapferkeit
- US-Gesellschaft und Militär im Zweiten Weltkrieg: Konfliktfeld Eddie Sloviks
- Die Notwendigkeit und Bedingung des Befehls
- US-amerikanischer Militärkultur
- Stigmatisierung Sloviks - Soldatische Zuschreibungen im Schatten des good war
- „To avoid hazardous duty“ - Diskrepanz von Konformität und Individualisierung
- Symbolischer Patriotismus: zivile Loyalität vs. militärische Feigheit
- Soziale Zuschreibungen des Deserteurs
- Court-Martial und Untersuchungsausschuss
- Bewusste Befehlsverweigerung als Vorwurf der Feigheit
- Das Geständnis Sloviks im Zwiespalt von Tapferkeits- und Feigheitskonnotationen
- „And I'll run away again“ - Provokation und Desertion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Deutungsmuster von Tapferkeits- und Feigheitsidealen in den USA am Beispiel des Deserteurs Eddie Slovik. Ziel ist es, die sozialen und gesellschaftlichen Kontexte zu beleuchten, die zu Sloviks Verurteilung führten, und die zugrundeliegenden Idealisierungen von Tapferkeit und Feigheit zu analysieren. Die Arbeit nutzt gerichtliche Dokumente und Sloviks eigenes Geständnis, um die subjektive und gesellschaftliche Perspektive zu rekonstruieren.
- Soziologisch-anthropologische Betrachtung von Tapferkeits- und Feigheitsidealen
- US-amerikanische Militärkultur im Zweiten Weltkrieg und ihre Auswirkungen auf Individuen
- Stigmatisierung und soziale Zuschreibungen im Kontext von Desertion
- Der Court-Martial und die Untersuchung des Falles Slovik
- Die Relevanz von „good war“-Narrative und nationalem Patriotismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Fall Eddie Sloviks vor, einen US-amerikanischen Deserteur im Zweiten Weltkrieg, der hingerichtet wurde. Sie skizziert die Forschungsfrage, welche die Arbeit zu beantworten sucht: Wie wurden Tapferkeits- und Feigheitsideale in der amerikanischen Gesellschaft und im Militär während des Zweiten Weltkriegs konstruiert, und wie spiegeln sich diese im Fall Sloviks wider? Die Einleitung betont die Bedeutung der gerichtlichen Dokumente und Sloviks Geständnisses als Quellen, um die subjektive und gesellschaftliche Perspektive zu verstehen.
Tapferkeits- und Feigheitsideale im gesellschaftlichen Kontext: Dieses Kapitel analysiert soziologisch-anthropologisch die gesellschaftlichen Konzeptionen von Tapferkeit und Feigheit, basierend auf dem Werk von Friedrich Pohlmann. Es untersucht die Prinzipien der Tapferkeit als Tugend und die soziale Konnotation von Feigheit als Laster, wobei die wechselseitige Beziehung zwischen beiden hervorgehoben wird. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der moralischen und sozialen Normen, die im weiteren Verlauf der Arbeit im Kontext von Sloviks Fall untersucht werden.
US-Gesellschaft und Militär im Zweiten Weltkrieg: Konfliktfeld Eddie Sloviks: Dieses Kapitel untersucht die US-amerikanische Gesellschaft und ihr Militär während des Zweiten Weltkriegs als den Kontext, in dem Sloviks Desertion stattfand. Es analysiert die Notwendigkeit und Bedingung von Befehlen im Militär, die US-amerikanische Militärkultur und die Stigmatisierung Sloviks als Feigling. Die Diskrepanz zwischen Konformität und Individualisierung wird ebenso thematisiert wie der Einfluss von symbolischem Patriotismus und die sozialen Zuschreibungen an den Deserteur. Das Kapitel beleuchtet die komplexen Faktoren, die zu Sloviks Handlung und seiner anschließenden Verurteilung beitrugen.
Court-Martial und Untersuchungsausschuss: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Court-Martial und dem anschließenden Untersuchungsausschuss. Es analysiert Sloviks bewusste Befehlsverweigerung als Vorwurf der Feigheit und untersucht sein Geständnis im Kontext der widersprüchlichen Konnotationen von Tapferkeit und Feigheit. Der Kapitel untersucht außerdem Sloviks Provokation und wiederholte Desertion. Die Analyse der Gerichtsdokumente und des Untersuchungsausschusses ermöglicht ein tiefes Verständnis der juristischen und politischen Aspekte von Sloviks Verurteilung.
Schlüsselwörter
Eddie Slovik, Desertion, Tapferkeit, Feigheit, US-Militär, Zweiter Weltkrieg, Court-Martial, Soziale Stigmatisierung, Moral, Werte, Nationaler Patriotismus, Symbolischer Patriotismus, Good War, Militärkultur, Soziologie, Anthropologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Tapferkeits- und Feigheitsideale am Beispiel Eddie Sloviks
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Konzepte von Tapferkeit und Feigheit in der amerikanischen Gesellschaft und im Militär während des Zweiten Weltkriegs, anhand des Falles des Deserteurs Eddie Slovik. Sie untersucht die sozialen und gesellschaftlichen Kontexte, die zu seiner Verurteilung führten und analysiert die zugrundeliegenden Idealisierungen von Tapferkeit und Feigheit.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf gerichtliche Dokumente und Eddie Sloviks eigenes Geständnis, um sowohl die subjektive als auch die gesellschaftliche Perspektive zu rekonstruieren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt soziologisch-anthropologische Aspekte von Tapferkeits- und Feigheitsidealen, die US-amerikanische Militärkultur im Zweiten Weltkrieg, die Stigmatisierung und sozialen Zuschreibungen im Kontext von Desertion, den Court-Martial und den Untersuchungsausschuss zu Sloviks Fall sowie die Rolle von "Good War"-Narrativen und nationalem Patriotismus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zur Analyse von Tapferkeits- und Feigheitsidealen im gesellschaftlichen Kontext, zur US-Gesellschaft und dem Militär im Zweiten Weltkrieg als Kontext von Sloviks Desertion, zum Court-Martial und Untersuchungsausschuss sowie ein Fazit. Sie beinhaltet auch ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter.
Welche Forschungsfrage wird beantwortet?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Wie wurden Tapferkeits- und Feigheitsideale in der amerikanischen Gesellschaft und im Militär während des Zweiten Weltkriegs konstruiert, und wie spiegeln sich diese im Fall Sloviks wider?
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine soziologisch-anthropologische Perspektive, um die Konzepte von Tapferkeit und Feigheit zu analysieren. Sie analysiert gerichtliche Dokumente und Sloviks Geständnis, um ein umfassendes Verständnis des Falles zu gewinnen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind im bereitgestellten Textfragment nicht explizit zusammengefasst und müssten aus der vollständigen Arbeit entnommen werden.) Die Arbeit zielt darauf ab, die komplexen sozialen und gesellschaftlichen Faktoren aufzuzeigen, die zu Sloviks Verurteilung beitrugen und das Verständnis von Tapferkeits- und Feigheitsidealen im Kontext des Zweiten Weltkriegs zu vertiefen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Eddie Slovik, Desertion, Tapferkeit, Feigheit, US-Militär, Zweiter Weltkrieg, Court-Martial, Soziale Stigmatisierung, Moral, Werte, Nationaler Patriotismus, Symbolischer Patriotismus, Good War, Militärkultur, Soziologie, Anthropologie.
- Citation du texte
- Annika Van der Hoek (Auteur), 2020, Tapferkeits- und Feigheitsideale in den USA. Der Fall Eddie Slovik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/937571