"Ist es denn eine Oper?" […] "Ein Kindermärchen?" […] "Am Ende ist es ein ordentliches Familiengemälde, […]" "Ein Revolutionsstück, so viel ich begreife." […] "Aber wie kann man denn solch Zeug spielen?" Der Verfasser des Theaterstücks 'Der gestiefelte Kater' ist der Aufklärer, Romantiker und Realist Ludwig Tieck. Das Stück besitzt den Nebentitel ‚Ein Kindermärchen in drei Akten‘, und ist damit der Bezeichnung zufolge ein Märchen. Das Theaterstück entstand zur Zeit der Frühromantik, erstmals veröffentlicht wurde es 1797, eine zweite Fassung wurde 1911 herausgegeben. Ursprünglich von einem Märchen stammend, handelt es von einem wie ein Mensch denkenden und sprechenden Kater, welcher durch eine List dem Müllerssohn Gottlieb auf den Thron verhilft. Durch einige Änderungen und Erweiterungen hat Tieck dem Märchen ein neues ironisches, gar satirisches Gesicht verliehen. Da der Autor Tieck sich seiner Zeit und seinen Werken zufolge unterschiedlichen Epochen zuordnen lässt und diese sich auch überschneiden, stellt sich nun die Frage, von welcher Strömung und Denkweise 'Der gestiefelte Kater' am stärksten durchzogen ist, und was ihn als ein Stück der Romantik oder der Aufklärung auszeichnet. Viele unterschiedliche, sich teilweise widersprechende Züge sind in dem Stück aufzufinden. Mit vielen Begriffen lässt sich 'Der gestiefelte Kater' beschreiben, es handelt sich dabei, wie bereits erwähnt, um ein abgewandeltes Märchen, ein Theaterstück, eine Komödie, eventuell auch um eine Satire, ein Revolutionsstück? Für jede dieser Annahmen lassen sich Thesen finden. Interessant ist, welche Forderungen Tieck selbst an Literatur, insbesondere an Komödien stellte, und ob er diese in seinem eigenen Werk befolgt hat. Dabei soll sein Aufsatz 'Über Shakespeare‘s Behandlung des Wunderbaren' aus den Schriften von 1789 bis 1794 zu Hilfe gezogen werden. Hierin hat Tieck Maximen aufgestellt, welche eine wirklich gute Komödie oder Tragödie aufzuweisen hat, um ihren Zuschauern glaubhaft das Wunderbare zu vermitteln. Tieck zufolge beherrschte nur Shakespeare diese Kunst und zeichnete sich dadurch als Genie aus. Das ‚Wunderbare‘ wird hier im romantischen Sinn verstanden, es handelt sich dabei um Übernatürliches, Unerklärliches, Verzaubertes, auch Erschreckendes und Geisterhaftes. Erstaunlich ist, wie Tieck von seinen eigens aufgestellten Thesen über das Wunderbare abweicht, wie er mit ihnen spielt...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Shakespeares Behandlung des Wunderbaren – Thesen
- 3. Der gestiefelte Kater
- 3.1 Der Kater Hinze
- 3.2 Das Wunderbare im Gestiefelten Kater
- 3.3 Inwiefern ist Tiecks Stück Satire?
- 3.4 Illusionsdurchbrechung
- 4. Tieck als Anti-Illusionist? - Ausblick
- 5. Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Ludwig Tiecks Theaterstück „Der gestiefelte Kater“ und untersucht, inwiefern es sich als ein Werk der Romantik oder der Aufklärung einordnen lässt. Insbesondere soll die Rolle des Wunderbaren im Stück, die Figur des sprechenden Katers und die angewandte Ironie analysiert werden. Dabei wird Tiecks Aufsatz „Über Shakespeare's Behandlung des Wunderbaren“ herangezogen, um seine Thesen zur Darstellung des Wunderbaren in der Literatur auf das eigene Werk anzuwenden.
- Einordnung von Tiecks „Der gestiefelte Kater“ in die literarische Epoche der Romantik und der Aufklärung
- Analyse der Rolle des Wunderbaren im Stück
- Untersuchung der Figur des sprechenden Katers
- Analyse der Ironie als Stilmittel im Stück
- Beziehung zwischen Tiecks Thesen zur Darstellung des Wunderbaren und seiner eigenen Umsetzung in „Der gestiefelte Kater“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die leitende Fragestellung nach der Einordnung von Tiecks „Der gestiefelte Kater“ in verschiedene literarische Strömungen vor. Kapitel 2 analysiert Tiecks Thesen zur Darstellung des Wunderbaren in der Literatur, wie sie in seinem Aufsatz „Über Shakespeare's Behandlung des Wunderbaren“ formuliert wurden. Diese Thesen dienen als Grundlage für die Analyse von Tiecks eigenem Werk im dritten Kapitel. Kapitel 3 befasst sich mit „Der gestiefelte Kater“ selbst und untersucht die Rolle des Wunderbaren im Stück, die Figur des sprechenden Katers und die angewandte Ironie. Außerdem wird untersucht, inwiefern Tieck in seinem Stück die Illusion durchbricht.
Schlüsselwörter
Ludwig Tieck, „Der gestiefelte Kater“, Wunderbares, Romantik, Aufklärung, Ironie, Illusionsdurchbrechung, Shakespeare, „Über Shakespeare's Behandlung des Wunderbaren“
- Arbeit zitieren
- Viktoria Groepper (Autor:in), 2008, Ludwig Tieck als Anti-Illusionist?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93778