Vorliegende Seminararbeit analysiert die von Bruno S. Frey in Zusammenarbeit mit Reiner Eichenberger entwickelten „Functional Overlapping Competing Jurisdictions“, so die vier Komponenten der Abkürzung „FOCJ“. Es handelt sich dabei um funktionale, überlappende, konkurrierende Jurisdiktionen, die einen neuen, dynamischen Föderalismus begründen, der sich nicht mehr an historisch entwickelten Grenzen orientiert, sondern diese überwindet. Das FOCJ-Konzept ist ein Vorschlag für eine neuartige Ausgestaltung der Europäischen Union, die undemokratisch und bürgerfern gestaltet ist und aufgrund der fortschreitenden Osterweiterung einigen kritischen Problemen gegenübersteht. Eine Anwendung der FOCJ auf die EU erweist sich dabei als problemorientiert und fortschrittlich. Das Konzept vermag Probleme wie die mangelnde demokratische Beteiligung der Bürger, die Umverteilung oder eine ineffiziente Bereitstellung öffentlicher Güter vor dem Hintergrund fortschreitender Globalisierung wirtschaftlicher Aktivitäten zu lösen. Mittels im Wettbewerb stehender flexibler Rechtsprechungen, die jeweils nur auf eine Aufgabe spezialisiert sind und sich sowohl geographisch als auch funktional überlappen dürfen, können Skaleneffekte besser genutzt, räumliche Externalitäten verhindert, Spezialisierungsgewinne durch Konzentration auf eine Leistung erzielt und somit öffentliche Güter kostengünstiger bereitgestellt werden. Die Einheiten werden durch Bürger „von unten“ gegründet und stärken direkt-demokratische Instrumente wie das Initiativ- und Referendumsrecht. Dadurch ermöglichen sie den EU-Bürgern, die sich gegenwärtig von den EU-Geschehnissen distanzieren, ein gestärktes Mitspracherecht an politischen Entscheidungen. Eine Integration von EU-Beitrittskandidaten kann durch das FOCJ-Konzept schritt- bzw. bereichsweise vollzogen werden und erleichtert so die Integration, die nicht mehr nur noch „all or nothing“ bedeutet. Die Erwartungen an den FOCJ-Ansatz, dass Wettbewerb zwischen den Institutionen die Wohlfahrt fördert, eine flexible Integration ermöglicht und Bürgerbeteiligung sowie intrinsische Motivation stärkt, scheinen sich zumindest theoretisch zu bewahrheiten. Da das Konzept in seiner komplexen Form jedoch unerprobt ist, wirft es noch diverse Fragen auf und gibt Anlass zur Erforschung weiterer Aspekte, bevor der Nutzen einer praktischen Anwendung genauer vorhersagbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Thematik
- 1.1. Europäische Union – Probleme und Herausforderungen
- 1.2. Zielsetzung und Vorgehensweise
- 2. Föderalismus
- 2.1. Beschreibung, Vorzüge und Nachteile
- 2.2. Theorieelemente des Föderalismus
- 3. Functional Overlapping Competing Jurisdictions
- 3.1. Charakteristika
- 3.1.1. Functional
- 3.1.2. Overlapping
- 3.1.3. Competing
- 3.1.4. Jurisdictions
- 3.2. Vor- und Nachteile des Konzepts
- 3.1. Charakteristika
- 4. Anwendung der FOCJ auf die EU
- 5. Voraussetzungen zur Verwirklichung und Auswirkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das von Bruno S. Frey und Reiner Eichenberger entwickelte Konzept der „Functional Overlapping Competing Jurisdictions“ (FOCJ) und seine Anwendung auf die Europäische Union. Die Arbeit analysiert die Eigenschaften, Vor- und Nachteile des Konzepts sowie dessen potenzielle Auswirkungen auf die Bürgerbeteiligung und die Bereitstellung öffentlicher Güter in der globalisierten Welt.
- Analyse des FOCJ-Konzepts als Alternative zu bestehenden Föderalismusstrukturen im Kontext der EU-Osterweiterung
- Bewertung der Vor- und Nachteile des FOCJ-Modells hinsichtlich der Stärkung der Bürgerbeteiligung und der effizienten Bereitstellung öffentlicher Güter
- Untersuchung der Anwendungsmöglichkeiten des FOCJ-Konzepts auf die Europäische Union im Hinblick auf Herausforderungen wie mangelnde demokratische Beteiligung, Umverteilung und die effiziente Bereitstellung öffentlicher Güter
- Bewertung der potenziellen Auswirkungen des FOCJ-Modells auf die Integration neuer EU-Mitgliedsstaaten
- Diskussion der Herausforderungen und Chancen der Umsetzung des FOCJ-Konzepts in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der Europäischen Union und deren Herausforderungen ein. Es werden die Probleme und Schwierigkeiten der EU im Kontext der fortschreitenden Globalisierung und Osterweiterung aufgezeigt.
Kapitel 2 behandelt das Konzept des Föderalismus, seine Vorzüge und Nachteile sowie die zentralen Elemente der Föderalismus-Theorie. Es werden die Stärken und Schwächen traditioneller Föderalismusmodelle im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen der EU beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert das von Bruno S. Frey und Reiner Eichenberger entwickelte Konzept der "Functional Overlapping Competing Jurisdictions" (FOCJ). Es werden die vier Kernkomponenten des Konzepts (Functional, Overlapping, Competing, Jurisdictions) erläutert sowie die Vorteile und Nachteile des FOCJ-Modells diskutiert.
Kapitel 4 befasst sich mit der Anwendung des FOCJ-Konzepts auf die Europäische Union. Es wird untersucht, inwiefern das FOCJ-Modell die bestehenden Probleme der EU lösen und die Integration neuer Mitgliedsstaaten erleichtern kann.
Kapitel 5 betrachtet die Voraussetzungen zur Verwirklichung des FOCJ-Konzepts sowie die potenziellen Auswirkungen einer Implementierung auf die Bürgerbeteiligung und die Bereitstellung öffentlicher Güter.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Föderalismus, Globalisierung, Europäische Union, Osterweiterung, Demokratie, Bürgerbeteiligung, öffentliche Güter, Wettbewerb, Dezentralisierung, Functional Overlapping Competing Jurisdictions (FOCJ), Bruno S. Frey, Reiner Eichenberger.
- Arbeit zitieren
- Julia Hillebrandt (Autor:in), 2005, Ein Vorschlag für einen dynamischen Föderalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94011