Jeder vierte Schüler und jede vierte Schülerin erfüllt nicht die Mindeststandards des Deutschunterrichtes (Deutsches PISA-Konsortium 2001: 103). Etwa 80% der Hauptschulabgänger der Beruflichen Schulen Hamburgs erreichen im Bereich „passives Rechtschreibwissen“ nicht das Niveau der 9. Klasse und nur 75% erfüllen die durchschnittlichen Voraussetzungen für das „Leseverstehen“ (Lehmann/Ivanov/Ulme-Team 2005: 3). Im Gegenzug dazu lässt sich jedoch feststellen, dass die sprachlichen Anforderungen in der Ausbildung, sowie im Alltag gestiegen sind. Durch die immer komplexer werdenden Lebensvorgänge, die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und den technischen Fortschritt steigt die Diskrepanz zwischen dem, was die Schüler können und was von ihnen sprachlich erwartet wird. Nur durch eine fundierte Ausbildung ist die Voraussetzung gegeben, berufliche Kompetenz zu erlangen.
Die wichtigste Instanz zur Wissensvermittlung sind Fachtexte, die der Lehrkörper einerseits im Unterricht einsetzt, andererseits rezipieren Schüler diese, um sich selbständig oder angeleitet fachliches Wissen anzueignen. Gerade für lebenslanges Lernen ist es wichtig, eine solide fachliche Basis zu schaffen, die es dem Lernenden ermöglicht, auf dieses Wissen aufzubauen und sich auch selbständig weiterzubilden. Um aber das Wissen erfolgreich transportieren zu können, müssen Fachtexte besondere Voraussetzungen erfüllen, damit sie der Leser optimal verstehen kann. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, den Begriff „Fachtext“ näher einzugrenzen, Probleme darzustellen, die Berufsschüler mit dieser Textsorte haben und Lösungsansätze dafür aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fachtexte
2.1. Fachsprachen
2.2. Merkmale von Fachtexten
2.3. Beispiel
3. Anforderungen an die Auszubildenden
4. Probleme der Berufsschüler mit Fachtexten
5. Fachsprachendidaktik
5.1. Anforderungen an Fachtexte
5.2. Anforderungen an die Lehrer
5.3. Anforderungen an Ausbildungsstätten
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Jeder vierte Schüler und jede vierte Schülerin erfüllt nicht die Mindeststandards des Deutschunterrichtes (Deutsches PISA-Konsortium 2001: 103). Etwa 80% der Hauptschulabgänger[1] der Beruflichen Schulen Hamburgs erreichen im Bereich „passives Rechtschreibwissen“ nicht das Niveau der 9. Klasse und nur 75% erfüllen die durchschnittlichen Voraussetzungen für das „Leseverstehen“ (Lehmann/Ivanov/Ulme-Team 2005: 3). Im Gegenzug dazu lässt sich jedoch feststellen, dass die sprachlichen Anforderungen in der Ausbildung, sowie im Alltag gestiegen sind. Durch die immer komplexer werdenden Lebensvorgänge, die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und den technischen Fortschritt steigt die Diskrepanz zwischen dem, was die Schüler können und was von ihnen sprachlich erwartet wird. Nur durch eine fundierte Ausbildung ist die Voraussetzung gegeben, berufliche Kompetenz zu erlangen.
Die wichtigste Instanz zur Wissensvermittlung sind Fachtexte, die der Lehr-körper einerseits im Unterricht einsetzt, andererseits rezipieren Schüler diese, um sich selbständig oder angeleitet fachliches Wissen anzueignen. Gerade für lebenslanges Lernen ist es wichtig, eine solide fachliche Basis zu schaffen, die es dem Lernenden ermöglicht, auf dieses Wissen aufzubauen und sich auch selbständig weiterzubilden. Um aber das Wissen erfolgreich transportieren zu können, müssen Fachtexte besondere Voraussetzungen erfüllen, damit sie der Leser optimal verstehen kann. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, den Begriff „Fachtext“ näher einzugrenzen, Probleme darzustellen, die Berufsschüler mit dieser Textsorte haben und Lösungsansätze dafür aufzuzeigen.
2. Fachtexte
2.1. Fachsprachen
Fachtexte basieren auf Fachsprachen, die in der beruflichen Welt eingesetzt werden. Je spezialisierter ein Berufszweig ist, desto stärker ist er auf die Fachsprache angewiesen, denn nur mit Hilfe exakter Ausdrücke lassen sich berufliche Vorgänge präzise beschreiben. Die Fachsprache vermittelt primär anwendungsbezogene Vorgänge. Nach Hoffmann sind Fachsprachen die „Gesamtheit der sprachlichen Mittel, die in einem fachlich begrenzbaren Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung zwischen den in diesem Bereich tätigen Menschen (und die Popularisierung der fach-lichen Inhalte sowie den Kontakt zu bestimmten Nicht- Fachleuten) zu gewähr-leisten“ (Hoffmann 1985: 53). Die Fachsprache ist jedoch nicht von der Gemeinsprache abgelöst, sondern baut auf ihr auf und reduziert die Mehrdeutigkeit der Gemeinsprache auf eine Eindeutigkeit (Savigny 1975: 320). Dargestellt in einem Kreis- Modell mit drei ineinander liegenden Kreisen, stellt der innerste Kreis die Gemeinsprache dar, der mittlere Kreis enthält die Termini, deren Bedeutung auch von Nicht- Fachleuten erschlossen werden können und der äußere Kreis beinhaltet Fachwörter, die vom Laien nicht verstanden werden (Arntz/Picht 1991: 19). Ein weiteres Modell beschreibt die Sprache anhand unterschiedlicher Ebenen. Entlang einer vertikalen Achse können die verschie-denen Sprachebenen von der Gemeinsprache bis zur Fachsprache eingeteilt werden, die horizontale Ebene gibt die zahlreichen Berufsfelder vor, wie Technik, Wirtschaft, Recht usw. Diese lassen sich noch weiter untergliedern in die Bereiche, in denen sich jeweils eine eigene Fachsprache entwickelt hat wie z.B. in der Kosmetik- Industrie (Arntz/Picht 1991: 17). Dabei sind die verschiedenen Ebenen der Sprache nicht strikt zu trennen, sondern fließen vielmehr ineinander über; die horizontale Ebene ist ebenfalls kein geschlossenes System, sondern gewinnt mit der Entwicklung der Technik auch neue Fachsprachen hinzu, die in dieses System aufgenommen werden.
2.2. Merkmale von Fachtexten
Neben den genutzten Fachsprachen kennzeichnen Fachtexte weitere Merkmale, die sie dadurch von der Gemeinsprache abgrenzen. Rehse veröffentlichte hierzu eine Auflistung von Merkmalen, die im Folgenden wiedergegeben wird:
„Zusammengesetzte Wörter
Wortartenwechsel
Nominalisierungen
Funktionsverbfügungen
Präpositionalkonstruktionen
unpersönlicher Stil
präziser Ausdruck
keine Redundanz
Attributiv-Konstruktionen
Proformen
Passiv
Ersatzformen des Passivs
Hypotaxen
Satzfragmente
Häufige Genitiv-Verwendung
Abkürzungen
Schemata, Grafiken
strenger, fachwissenschaftlicher Aufbau von Texten
Komprimiertheit
Unterschiede je nach Fachsystematik
Unterschiede zwischen gesprochener und Schriftsprache“ (Rehse: 1995)
Diese Merkmale, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sowie die spezifische Fachsprache zeigen, dass diese Textsorte im Spannungsfeld von Fach- und Gemeinsprache steht. Sie „erfordert [n] im Gegensatz zu narrativen Texten nicht nur Weltwissen, sondern auch spezielles inhaltliches Vorwissen“ (Köster 2004: 94f.). Gerade die Polysemie zwischen der Fach- und Alltagssprache lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Sprache an sich und kann Missverständnisse erzeugen. Die Sätze sind unübersichtlicher gestaltet als in der Gemeinsprache, sie enthalten Hypotaxen und verlangen mehr Aufmerksamkeit beim Lesen. Besonders Berufsschüler, die laut PISA Studie mit der Sprache Schwierigkeiten haben, sind nicht in der Lage Texte richtig zu rezipieren und somit das vermittelte Wissen aufzunehmen.
2.3. Beispiel
Anhand eines Schultextes für Kosmetiker/innen, der in den Beruflichen Schulen im 2. Ausbildungsjahr[2] durchgenommen wird, lassen sich einige der genannten Merkmale aufzeigen, die Fachtexte kennzeichnen (Abb. 1 und 2). Der Text behandelt das Thema „Filtersubstanzen in Sonnenschutzmitteln“ und baut auf ein vorhandenes Wissen auf, welches in den vorhergehenden Kapiteln besprochen wird. Fehlendes Wissen kann also dazu führen, dass das Thema nicht richtig entschlüsselt werden kann. Auch auf Satzebene besteht die Gefahr, dass Zusammenhänge nicht verstanden werden. Wenn Begriffe nicht bekannt sind, kann es im Rückschluss wieder zu Verstehensschwierigkeiten auf höheren Textebenen kommen. Somit ergeben sich gewisse Anforderungen, deren ein Schüler mächtig sein muss, um Texte zu verstehen und Inhalte gekonnt zu nutzen.
[...]
[1] Im Folgenden sind die Begriffe Hauptschulabgänger, (Berufs-) Schüler, Lehrer, Leser, Rezipient und Gymnasiast als Oberbegriff für weibliche und männliche Personen anzusehen.
[2] http://www.bbs1-kl.de/index.php?id=1538
- Arbeit zitieren
- Nicole Neubauer (Autor:in), 2007, Rezeption von Fachtexten an Berufsbildenden Schulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94117
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