Das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas stellt eine völlig neu entwickelte Zukunftsethik dar, die sich mit der Bedrohung durch die menschliche Machtentfaltung auseinandersetzt. Dabei geht er auf den Wandel des menschlichen Handels und die Möglichkeit der Vernichtung der Erde durch den Menschen ein. Hans Jonas sieht daraus das Erfordernis eines vollkommen neuen Begriffs der Verantwortung. Er vertritt hierbei den moralischen Realismus, der wiederum in Naturalismus und Intuitionismus unterschieden wird. Der Naturalismus nimmt an, dass moralische Erkenntnisse und Tatsachen jeweils nach empirischen Erkenntnissen beziehungsweise natürlichen Tatsachen gedeutet werden können.
Der Intuitionismus geht hingegen davon aus, dass moralische Einsichten ihren Ursprung in einer nicht-empirischen, „intuitiven“ Erkenntnis haben. Diese beiden Unterscheidungen will Hans Jonas in seiner Ethik verbinden. Das Werk wird heute als Leitziel zur Sicherung des Überlebens der Menschheit verstanden. In Debatten aus dem technikpolitischen Bereich ist die „Heuristik der Furcht“, also der höhere Stellenwert von schlechten gegenüber guten Prognosen, allgegenwärtig. Mit diesem Gedanken formuliert Hans Jonas den kategorischen Imperativ von Immanuel Kant in einen ökologischen Imperativ um. Laut ihm solle so gehandelt werden, dass die Wirkungen einer Handlung mit der Permanenz echten Lebens auf Erden verträglich sind. Der Begriff Verantwortung bezieht ihm zufolge somit auch die außermenschliche Natur mit ein, also die Erde als Ganzes. Außerdem ist ein entscheidender Unterschied des Imperativs von Kant und Jonas, dass das Moralprinzip von Kant in allen Situationen Orientierung bieten soll.
Der Imperativ von Jonas hingegen beschränkt sich nur auf bestimmte Handlungssituationen, da nicht jede Handlung die Überlebenschancen der Menschheit beeinflusst. Er sieht den von ihm formulierten Imperativ jedoch nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung des Kantischen Imperativs. Durch den weltweit technologischen Fortschritt ergibt sich für Jonas die Frage nach einer möglichen Utopie. Dieses utopische Ideal wird für ihn in zwei Aspekte unterschieden, in seinen positiven Inhalt und seine negativen Folie. Der technologische Fortschritt brachte auch die Künstliche Intelligenz mit sich. Ein Thema, das in den letzten Jahren an immer größerer Bedeutung gewinnt und besonders in Verbindung mit dem Begriff der Verantwortung ethisch beleuchtet werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Positiver Inhalt des utopischen Ideals
- Negative Folie des utopischen Ideals
- Beurteilung von Künstlicher Intelligenz durch Hans Jonas
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit Hans Jonas' Prinzip Verantwortung und dessen Relevanz für die Beurteilung von Künstlicher Intelligenz. Sie analysiert die utopische Dimension des technologischen Fortschritts, die sowohl positive Aspekte wie auch negative Folgen beinhaltet.
- Hans Jonas' Prinzip Verantwortung als Zukunftsethik
- Das utopische Ideal und seine beiden Facetten
- Die Rolle der Muße in einer automatisierten Gesellschaft
- Die ethischen Implikationen von Künstlicher Intelligenz
- Die Bedeutung des ökologischen Imperativs
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas ein, eine Zukunftsethik, die sich mit den Gefahren der menschlichen Machtentfaltung auseinandersetzt. Jonas betont die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Verantwortung angesichts des technologischen Fortschritts und der Möglichkeit der Selbstzerstörung der Menschheit.
Positiver Inhalt des utopischen Ideals
Dieses Kapitel analysiert den positiven Inhalt des utopischen Ideals, das sich mit der Befreiung von Zwangsarbeit und der Entstehung einer Gesellschaft der Muße beschäftigt. Es beleuchtet die Gedanken von Karl Marx und Ernst Bloch, die die Muße als Voraussetzung für Freiheit und Selbstverwirklichung betrachten.
Negative Folie des utopischen Ideals
Dieses Kapitel befasst sich mit den negativen Folgen des utopischen Ideals, die sich aus der potenziellen Ausgrenzung und Entfremdung des Menschen in einer automatisierten Gesellschaft ergeben können. Es diskutiert das Problem der Sinnfindung in einer Welt, in der die Arbeit an Bedeutung verliert.
Schlüsselwörter
Prinzip Verantwortung, Hans Jonas, Zukunftsethik, Künstliche Intelligenz, Utopie, Muße, Arbeit, Freiheit, ökologischer Imperativ, technologischer Fortschritt, ethische Implikationen, Selbstzerstörung, moralische Verantwortung, menschliche Machtentfaltung.
- Arbeit zitieren
- Jessica Herfel (Autor:in), 2019, Das utopische Ideal und die Beurteilung von Künstlicher Intelligenz durch Hans Jonas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/941429