In dieser Arbeit soll die Entwicklung der Gemeinwesenarbeit im Kontext Sozialer Arbeit dargestellt werden. Des Weiteren soll über ihre Bedeutung als „dritte Methode“, hin zur Perspektive der Sozialraumorientierung als erweiterter Ansatz gemeinwesenbetonter Arbeit informiert werden.
Dabei soll ein Eindruck davon vermittelt werden, welche Ziele die Gemeinwesenarbeit verfolgt, wie sich diese verändert haben bzw. in welchem Kontext sich diese verändern. Als Beispiel integrativer Handlungsansätze, um soziale Problemlagen z.B. schon präventiv zu vermeiden, oder eigenmächtig zu bewältigen, wird das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ skizziert und anhand des Sanierungsprogramms des Quartiersmanagements der Stadt Hannover für den Stadtteil Mühlenberg Methoden der Bürger*innenbeteiligung exemplarisch ausgeführt. Das Quartiersmanagement nimmt dabei die institutionelle Rolle ein, die integrativen Handlungsansätze langfristig umzusetzen und sich überflüssig zu machen. Dies soll über eine Aktivierung von Bewohner*innen der Quartiere gelingen.
Die Gemeinwesenarbeit hat in der Bundesrepublik Deutschland noch keine lange Geschichte durchlaufen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit der Settlement-Bewegung in Großbritannien der erste Schritt in Richtung gemeinwesenorientierter Arbeit im Kontext der Sozialarbeit getan wurde. Wenig später bereitete Jane Addams mit der Errichtung des „Hull House“ in Chicago, USA den Weg für eine Verknüpfung von Sozialer Arbeit und politischem Engagement.
In Deutschland folgten erst in den 1920ern solche Nachbarschaftshäuser. In den 1930ern hatten diese unter den Nationalsozialisten wieder zunehmend eine notlindernde statt politischer Funktion. Erst mit den Studentenbewegungen in den 1960er Jahren wurde die Gemeinwesenarbeit als Teil Sozialer Arbeit zunehmend politisch und setzte sich außerdem als „dritte Methode“, neben Einzelfall- und Gruppenarbeit in der Sozialen Arbeit durch. Zwanzig Jahre später, in den 80er Jahren entwickelte sich die Gemeinwesenarbeit hin zur „stadtteilbezogenen Arbeit“, wobei ein neuer Schwerpunkt auf der Hinwendung zu pragmatischen Handlungsmöglichkeiten lag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heranführung an eine Definition von Gemeinwesenarbeit.
- Historische Entwicklung der GWA und der Community Organization.
- Von der GWA zur Sozialraumorientierung
- Sozialraumorientierung als Perspektive Sozialer Arbeit
- Quartiersmanagement und „,Soziale Stadt”
- Das Programm „Soziale Stadt“ als Beispiel für die Arbeit des Quartiersmanagements
- Quartiersmanagement als intermediäre Instanz
- Bürger*innenbeteiligung und -aktivierung: Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung
- Vergleich der Methoden Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert die Entwicklung der Gemeinwesenarbeit (GWA) im Kontext der Sozialen Arbeit und befasst sich mit ihrer Bedeutung als „dritte Methode". Im Zentrum steht die Perspektive der Sozialraumorientierung, die als erweiterter Ansatz gemeinwesenbetonter Arbeit betrachtet wird. Der Text beleuchtet die Ziele der GWA und die Veränderungen, die sie durchlaufen hat, sowie die Umstände, unter denen diese Veränderungen stattfanden.
- Entwicklung der Gemeinwesenarbeit von den 1960er Jahren bis zur Sozialraumorientierung
- Das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ als Beispiel für integrative Handlungsansätze
- Die Rolle des Quartiersmanagements in der GWA
- Die Bedeutung der Bürger*innenbeteiligung und -aktivierung
- Der Vergleich der Methoden Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema Gemeinwesenarbeit ein und erläutert ihre Bedeutung als „dritte Methode" der Sozialen Arbeit. Sie hebt die systematische, übergeordnete Betrachtung der Lebensbedingungen von Menschen in territorialen Einheiten und die Aktivierung von Bürger*innen für ihre Interessen hervor. Darüber hinaus werden die Ziele der Arbeit skizziert und ein Überblick über die behandelten Themenbereiche gegeben.
Heranführung an eine Definition von Gemeinwesenarbeit
Dieses Kapitel beleuchtet die Schwierigkeit, eine allgemeingültige Definition von Gemeinwesenarbeit zu finden. Anhand der Entwicklung des Begriffs wird die Veränderung der GWA als Teilbereich der Sozialen Arbeit in Deutschland aufgezeigt. Es wird die spezifische Geschichtsschreibung im deutschsprachigen Raum als identitätsstiftendes Element hervorgehoben.
Historische Entwicklung der GWA und der Community Organization
Der Abschnitt beschreibt die historischen Wurzeln der GWA und die Community Organization. Er geht auf die Settlement-Bewegung in Großbritannien und Jane Addams' "Hull House" in Chicago ein, die die Verbindung von Sozialer Arbeit und politischem Engagement vorantrieben. Die Entwicklung der Nachbarschaftshäuser in Deutschland in den 1920er Jahren und ihre Rolle unter den Nationalsozialisten werden ebenfalls beleuchtet. Schließlich wird die Politisierung der GWA als Teil der Sozialen Arbeit in den 1960er Jahren und ihre Etablierung als „dritte Methode" neben Einzelfall- und Gruppenarbeit beschrieben.
Von der GWA zur Sozialraumorientierung
Dieser Abschnitt behandelt den Wandel der GWA hin zur „stadtteilbezogenen Arbeit" in den 1980er Jahren. Er stellt die Hinwendung zu pragmatischen Handlungsmöglichkeiten in den Vordergrund, die sich an den Lebenswelten und der Verbesserung der zugrundeliegenden Bedingungen orientieren. Die Bedeutung von Begriffen wie „Sozialraumorientierung", „sozial benachteiligte Stadtteile" und das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt" im Kontext der GWA wird hervorgehoben.
Sozialraumorientierung als Perspektive Sozialer Arbeit
Hier wird die Sozialraumorientierung als Perspektive der Sozialen Arbeit näher beleuchtet. Der Text verdeutlicht, wie die GWA als Grundkonzept und -einstellung die Einzelfall- bzw. Gruppenarbeit immer auch im Hinblick auf das gesamte System betrachtet, welches Lebenswelten prägt. Es wird der Bezug zu Bourdieus „Gegenfeuer" hergestellt und die Aufgabe von Sozialarbeitenden nicht nur in der Unterstützung von Individuen oder Gruppen, sondern auch in der nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen erläutert.
Quartiersmanagement und „Soziale Stadt"
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt" als Beispiel für integrative Handlungsansätze zur Prävention und Bewältigung sozialer Problemlagen. Das Sanierungsprogramm des Quartiersmanagements der Stadt Hannover für den Stadtteil Mühlenberg wird als exemplarisches Beispiel vorgestellt.
Das Programm „Soziale Stadt“ als Beispiel für die Arbeit des Quartiersmanagements
Der Text beschreibt das Programm „Soziale Stadt" und seine Funktion als Beispiel für die Arbeit des Quartiersmanagements. Es wird auf die institutionelle Rolle des Quartiersmanagements eingegangen, die darin besteht, integrative Handlungsansätze langfristig umzusetzen und sich überflüssig zu machen.
Quartiersmanagement als intermediäre Instanz
Dieser Abschnitt beleuchtet das Quartiersmanagement als intermediäre Instanz zwischen Bevölkerungsgruppen und dem Träger, in dessen „Auftrag" die GWA stattfinden soll.
Bürger*innenbeteiligung und -aktivierung: Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung
Der Text stellt die Methoden Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung als Mittel der Bürger*innenbeteiligung und -aktivierung vor.
Vergleich der Methoden Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung
Dieser Abschnitt bietet einen Vergleich der Methoden Stadtteilbegehung und aktivierende Befragung und hebt ihre jeweiligen Vor- und Nachteile hervor.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieses Textes sind Gemeinwesenarbeit, Sozialraumorientierung, Bürger*innenbeteiligung, Quartiersmanagement, „Soziale Stadt", Stadtteilbegehung, aktivierende Befragung und integrative Handlungsansätze. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Gemeinwesenarbeit als „dritte Methode" der Sozialen Arbeit und ihrer Bedeutung für die Verbesserung der Lebensbedingungen in sozialen Räumen.
- Quote paper
- Britta Hofmann (Author), 2019, Gemeinwesenarbeit im Kontext Sozialer Arbeit. Eine Annäherung an Begriffe und Leitlinien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/941486