Warum gibt es diese kurze Erläuterung zu Machiavellis Principe? Viele gute Gründe ließen sich hierfür anführen. Man könnte ohne Verlegenheit sagen, dass Machiavelli die Politik von der Ethik emanzipiert hat, indem er in seinen Schriften nicht danach fragte, wie ein Herrscher ins Himmelreich kommt, sondern wie er seine Macht und vor allem die Ordnung in seinem Staat erhält. Man könnte sagen, dass Machiavelli, auch wenn er natürlich ein Kind seiner Zeit ist, Umstände und Eigentümlichkeiten der Politik beschreibt, die sich auch heute noch im Wesentlichen wieder finden lassen. Viele weitere Gründe ließen sich darlegen, aber darum geht es hier nicht.
Ein Hinweis sei allerdings gestattet: Dies ist kein Ratgeber à la „Machiavelli für …“, in dem schmerzhaft verkürzt Thesen des Florentiners hingestellt werden, um einer Klientel vermeintlich machiavellistische Verhaltensweisen zu präsentieren, die sie zu Macht und Reichtum führen sollen. Ratgeber dieser Art sind mir, mit Verlaub gesagt, ein Graus. Sie verstümmeln Machiavelli und nutzen den Klang seines Namens, um Veröffentlichungen zu bewerben, die besser unveröffentlicht geblieben wären.
In dieser kurzen Erläuterung zu Machiavelli berühmtester (und berüchtigtster) Schrift, dem Principe, soll es schlicht und einfach darum gehen, dem Leser einen eigenen und vor allem direkten Zugang zum Principe und zu Niccolò Machiavellis Denken zu eröffnen. Natürlich sollen sich die Leser an Machiavelli reiben, sich ihre Gedanken machen, wenn er augenscheinlich allein Machterhalt und die funktionierende Ordnung als Richtwerte der Politik nennt. Im besten Fall wird auf diese Weise ein Leser angeregt, einen Blick in die Discorsi zu werfen, Machiavellis Hauptwerk, in dem er in einem weitaus bequemeren Rahmen schildert, was für ihn das Wesen der Welt, der Menschen und von Macht und Politik ist.
Ich hoffe, dass es gelungen ist, in dieser kurz gehaltenen Bearbeitung des Principe etwas vom „puren“ Machiavelli zu transportieren, auf das die Leser auf sein Werk neugierig werden.
Niccolò Machiavelli beschrieb so treffend: „Dieses Werk habe ich weder mit rhetorischen Floskeln geschmückt und ausgestattet, noch mit hochtrabenden und feierlichen Worten oder irgendeinem anderen äußerlichen Blendwerk und Zierat, mit denen viele ihr Thema aufzuputzen pflegen; denn ich wollte, daß ihm nichts anderes zur Ehre gereiche, als durch die Mannigfaltigkeit des Inhalts und die Bedeutung des Gegenstandes zu gefallen.“
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort: Warum eine Bearbeitung des Principe?
- Widmung: Niccolò Machiavelli an den erlauchten Lorenzo de' Medici
- I Von den Arten der Fürstenherrschaft und den Arten, sie zu erwerben...
- II Von der ererbten Fürstenherrschaft ....
- III Von der gemischten Fürstenherrschaft..
- IV Warum das Reich des Darius, das Alexander erobert hatte, sich nach dem Tod Alexanders nicht gegen seine Nachfolger erhob.
- V Wie man Städte und Fürstentümer regieren muß, die, bevor sie erobert wurden, unter eigenen Gesetzen lebten.
- VI Von neuen Fürstenherrschaften, die man mit eigenen Waffen und durch Tüchtigkeit erwirbt ..
- VII Von neuen Fürstenherrschaften, die man mit fremden Waffen und durch Glück erwirbt
- VIII Von denjenigen, die durch Verbrechen Fürstenherrschaft erlangt haben
- IX Von der bürgerlichen Fürstenherrschaft
- X Wie die Stärke jeder Fürstenherrschaft zu ermitteln ist
- XI Von den geistlichen Fürstenherrschaften ......
- XII Von den Heeresarten und vom Söldnerwesen
- XIII Über Hilfstruppen, gemischte und eigene Heere........
- XIV Was einem Fürsten hinsichtlich des Heerwesens obliegt
- XV Von den Eigenschaften, derentwegen die Menschen und besonders die Fürsten gelobt oder getadelt werden
- XVI Von der Freigebigkeit und der Sparsamkeit.……......
- XVII Von der Grausamkeit und der Milde, und ob es besser ist, geliebt als gefürchtet zu werden oder umgekehrt..
- XVIII Inwieweit Fürsten ihr Wort halten müssen......
- XIX Darüber, ob man Verachtung und Haß meiden muß..
- XX Ob der Bau von Festungen und viele andere Maßnahmen, die täglich von Fürsten ergriffen werden, nützlich sind oder nicht
- XXI Was ein Fürst tun muß, um Ansehen zu gewinnen.
- XXII Über die Minister des Fürsten.....
- XXIII Wie Schmeichler zu meiden sind
- XXIV Warum die Fürsten Italiens die Herrschaft verloren haben......
- XXV Was Fortuna in den Angelegenheiten der Menschen vermag und wie man ihr entgegentreten soll...........
- XXVI Aufruf, sich Italiens zu bemächtigen und es von den Barbaren zu befreien ..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieses Werkes ist es, dem Leser einen direkten Einblick in Niccolò Machiavellis Gedankenwelt zu ermöglichen, insbesondere in Bezug auf seine berühmte Schrift "Der Fürst". Machiavelli betrachtet Macht und Politik aus einem pragmatischen Blickwinkel und untersucht, wie ein Herrscher seinen Staat erhalten und seine Macht festigen kann, unabhängig von moralischen oder ethischen Überlegungen.
- Die verschiedenen Arten der Fürstenherrschaft und ihre Erwerbsmöglichkeiten
- Die Bedeutung von Fortuna (Glück) und Virtù (Tüchtigkeit) in der Politik
- Die Eigenschaften eines erfolgreichen Fürsten, wie z.B. Sparsamkeit, Grausamkeit und das Einhalten von Versprechen
- Die Bedeutung von militärischer Stärke und Heerwesen
- Die Gefahren von Schmeichlern und die Wichtigkeit des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel des Werkes stellt die verschiedenen Arten der Fürstenherrschaft vor und klassifiziert sie nach unterschiedlichen Kriterien, wie z.B. der Herkunft der Herrschaft oder der Art der Machtübernahme. Im zweiten Kapitel befasst sich Machiavelli mit den Herausforderungen der ererbten Fürstenherrschaft, während das dritte Kapitel die gemischte Fürstenherrschaft analysiert. Im vierten Kapitel untersucht Machiavelli die Gründe, warum das Reich des Darius nach Alexanders Tod nicht gegen seine Nachfolger rebellierte. Das fünfte Kapitel widmet sich der Frage, wie man Städte und Fürstentümer regieren soll, die zuvor unter eigenen Gesetzen lebten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Werkes sind die Fürstenherrschaft, Machtpolitik, Fortuna, Virtù, Staatskunst, Militärwesen, Herrschaftserwerb, Republik, Politik und Ethik, Pragmatismus, Realpolitik, und der ideale Fürst.
- Quote paper
- Magister Artium Andre Budke (Author), 2008, Machiavelli pur. Der Principe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94167