Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Theoriegebäude der Anti-Psychiatrie:
Genauer:
- mit der Frage, ob der Mensch ein Kulturwesen ist, also sozialisationsbedingt agiert und denkt, oder ob er in seiner Persönlichkeit und seinem Handeln biologisch determiniert ist
- Ob Krankheit und psychische Krankheit, wie oft beschrieben ein biologisch determiniertes Problem darstellt, oder ob körperliche und psychische Leiden vorwiegend sozial gewachsen sind (Stichwort: Psychosomatik)
- Es wird ein Abriss der englischen Antipsychiatrie (Laing, Cooper) gegeben: Sozialphänomenologie der Familie / Transzendentale Erfahrung oder Politik / Zusammenhang zwischen Familie, Individuum und sozialer Gewalt / der psychiatrische Krankheitsbegriff und seine Zerdehnung
- Weiter wird die Sozialisationstheorie aus dem Blickwinkel der Antipsychiatrie / Antipädagogik betrachtet: Wie findet Sozialisation in der Familie statt (Verinnerlichung von Familie, Projektion und Re-Projektion von Familie auf Umwelt und umgekehrt, Abwehrfunktionen/-reaktionen von Familien in Bezug auf ihre Umwelt)
- Schizophrenie und ihre Wurzeln in Familiensystemen und im Sozialisationsgeschehen (Familienrealität und Invalidation: Beziehungsfallen, Rubber-Fences,
Double-Binds etc.)
- Neue Definition der Schizophrenie: Sozialisation und weniger biologisch motivierte Krankheitslehre
- Kritik der Erziehung
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Darstellung zu meiner Themenwahl
- Grundlagen I: Sozialistionsforschung
- Der Begriff der Sozialisation / Anmerkungen zur Sozialisationsforschung
- Kulturanthropolgische Sozialisationsforschung
- Der Mensch als Kulturwesen
- Krankheit; ein soziales Problem?
- Was ist Krankheit?
- Was ist psychische Krankheit?
- Abriss der Englischen Antipsychiatrie - zugleich in ihrer Kritik
- Einführendes
- Kurze Darstellung des für die Antipsychiatrie wichtigen Existentialismus
- Ronald D. Laing
- Sozialphänomenologie der Familie
- Kritik Laings Sozialphänomenologie der Familie
- Transzendentale Erfahrung anstatt Politik
- Kritik Laings transzendentaler Erfahrung und Politik
- David Cooper
- Familie, Individuum und Gewalt
- Gesellschaftliche Gewalt und Gewalt der Psychiatrie
- Zerdehnung des Krankheitsbegriffs
- Weiterführende Kritik
- Neue Spiritualität und revolutionäre Politik
- Abschließende Kritik
- Grundlagen II - Die Sozialisationstheorie in der Antipsychiatrie
- Laing: Die Sozialisation in der Familie
- Die zwei Familien
- Die Familie als Phantasie
- Verinnerlichung
- Umwandlung und Externalisierung: „Projektion“
- Die Übertragung von Gruppenmodi
- Die Abwehrfunktion der Familie
- Die Erforschung der Familie und der sozialen Zusammenhänge in ihrem Verhältnis zur Schizophrenie
- Die Politik der Familie
- Familie und Invalidation
- Familienszenarien
- Operationen
- Regeln und Metaregeln
- Das Mapping (Abbilden)
- Ergebnisse der durch die Antipsychiatrie indizierten Familienforschung
- Definition der Schizophrenie auf Grund einer Störung der typischen Interaktion
- Der Begriff der Beziehungsrealität
- Die Beziehungsfalle
- Das Double-Bind
- Der Effekt des Double-Bind
- Die Pseudo-Gemeinschaft
- Definition von Beziehungen
- Charakterisierung der Pseudo-Gemeinschaft
- Mechanismen zur Aufrechterhaltung der Pseudo-Gemeinschaft
- Der Rubber fence (Gummizaun)
- Billigung und Verheimlichung
- Verinnerlichung der Rollenstruktur und daraus resultierender schizophrener Schub
- Spaltung und Strukturverschiebung innerhalb der Ehe
- Weitere Definition von Schizophrenie
- Die Verteidigung stereotyper Rollen in den Familien von Schizophrenen, sowie deren Auswirkung
- Das Bestreben, einen anderen verrückt zu machen
- Ältere Literatur
- Neuere Theorie auf Grund weiterer Forschung
- Motive jemanden verrückt zu machen
- Der Vorgang der Mystifizierung: Konfusion und Konflikt
- Cooper: Kritik der Erziehung
- Cooper: Forderung einer Revolution von Liebe, Beziehung und Wahnsinn
- Abschließende kritische Rückschau und Vorschlag einer menschenzentrierten Therapie-Form
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Antipsychiatrie und zielt darauf ab, die sozialisationsbezogene Denktradition dieser Bewegung zu beleuchten. Dabei wird die Kritik an der klassischen Psychiatrie und die Forderung nach einer menschenzentrierten Therapieform im Vordergrund stehen.
- Die Rolle der Sozialisation in der Entstehung psychischer Krankheit, insbesondere Schizophrenie
- Die Kritik an der traditionellen Psychiatrie aus antipsychiatrischer Perspektive
- Die Bedeutung der Familie und der sozialen Interaktion für die psychische Gesundheit des Einzelnen
- Die Notwendigkeit einer neuen Sichtweise auf Krankheit und Behandlung, die den Menschen in seiner Ganzheit betrachtet
- Die Suche nach alternativen Therapieformen, die auf Menschlichkeit und Selbstbestimmung ausgerichtet sind.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der eigenen Motivation für die Beschäftigung mit der Antipsychiatrie. Es folgt eine Einführung in den Begriff der Sozialisation und seine Bedeutung in der Entwicklung des Menschen, wobei auch die kulturanthropologische Perspektive auf diese Thematik einbezogen wird.
Im zweiten Teil der Arbeit wird ein Abriss der englischen Antipsychiatrie gegeben, wobei die Positionen von Ronald D. Laing und David Cooper im Zentrum stehen. Die Kritik an der traditionellen Psychiatrie und die Forderung nach einer neuen Sichtweise auf psychische Krankheit werden dabei diskutiert.
Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Sozialisationstheorie in der Antipsychiatrie, wobei der Fokus auf der Familie und den sozialen Zusammenhängen liegt. Die Entstehung von Schizophrenie im Kontext der Familie und die Auswirkungen von „Double-Bind“-Situationen werden beleuchtet. Außerdem wird Coopers Kritik an der Erziehung und seine Forderung nach einer Revolution von Liebe und Beziehung präsentiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen und Themen: Antipsychiatrie, Sozialisation, Schizophrenie, Familie, Interaktion, Double-Bind, Beziehung, Krankheit, Therapie, Menschlichkeit, Selbstbestimmung, Kritik der Psychiatrie, Erziehung, Revolution.
- Laing: Die Sozialisation in der Familie
- Arbeit zitieren
- Martin Walther (Autor:in), 2007, Psychische Störung als Sozialisationsergebnis - Eine Untersuchung zur Antipsychiatrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94194