Gemessen an ihrem über 300-jährigen Bestehen und ihrer zweifellos bereits im Spätmittelalter wichtigen, in der Neuzeit sogar zunehmend wichtiger werdenden Scharnierfunktion zwischen Kaiser und Territorialfürsten, haben die deutschen Reichskreise eine vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit durch die historische Forschung erfahren.
Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass einheitlich von den Reichskreisen in Bezug auf deren Aktivität keineswegs gesprochen werden kann. So stehen Reichskreise mit einem intensiven Kreisleben bis zur Auflösung des Alten Reiches, das in einer Fülle von Quellenmaterial dokumentiert ist (z. B. Schwaben und Franken), solchen Reichskreisen gegenüber, die nahezu vollkommen bedeutungslos für die Organisation des Heiligen Römischen Reiches blieben (wie etwa Burgund und Österreich). Eine umfassende und allgemeine Aufarbeitung der deutschen Kreisverfassung ist somit nur schwer möglich. Dotzauer stellt demzufolge in der Einleitung seines Werkes zur Kreisgeschichte lapidar fest: „Die Kreismaterie ist spröde.“
Es verwundert daher nicht, dass die Forschung sich zumeist auf die besonders aktiven süddeutschen Kreise konzentriert hat. Allgemeine Darstellungen zur deutschen Kreisverfassung aber besitzen Seltenheitswert und auch in der Verfassungsgeschichtsschreibung wird die Rolle der Reichskreise zumeist nur unzureichend gewürdigt.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, eine Überblicksdarstellung über die Entstehung der Kreise zu liefern. Dazu sollen zunächst die bereits zu Beginn des Spätmittelalters einsetzenden Versuche, eine regionale Gliederung des Deutschen Reiches zu schaffen, beleuchtet werden. Angesichts des Umfanges dieser Arbeit muss dieser Ansatz allerdings rudimentär bleiben. Der Schwerpunkt wird vielmehr auf die 1500 im Zuge der Reichsreform unter Kaiser Maximilian I. in die Tat umgesetzte Kreiseinteilung zu legen sein. Die zunächst gebildeten sechs Reichskreise können aber aufgrund ihrer sehr eingeschränkten Funktion und ihrer noch nicht das (nahezu) gesamte Reichsgebiet umfassenden Gliederung keineswegs als Schlusspunkt der Kreisbildung gesehen werden, sondern allenfalls als ihr Ausgangspunkt.
Da die Entwicklung einer funktionierenden Kreisverfassung und die planmäßige Übertragung wichtiger Aufgaben also erst Ergebnis späterer Reformbestrebungen waren, soll im Rahmen dieser Arbeit auch die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Augsburger Reichsabschied von 1555 untersucht werden. Erst mit diesem wichtigen Ereignis lässt sich eine dauerhafte Etablierung der Reichskreise als gesichert betrachten.
Zusammenfassend soll anschließend die Kreiseinteilung Deutschlands und die Bedeutung des Vorganges für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kritisch gewürdigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung in die Thematik und Struktur der Arbeit
- 2 Hauptteil
- 2.1 Die Entwicklungsgeschichte der Reichskreise bis 1500
- 2.2 Die Entstehung der Reichskreise im Zuge der Reform von 1500
- 2.3 Die Struktur der Reichskreise
- 2.4 Ausbildung der Kreisverfassung im 16. Jahrhundert
- 3 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet einen Überblick über die Entstehung der deutschen Reichskreise. Sie beleuchtet zunächst frühe Versuche einer regionalen Reichsorganisation im Spätmittelalter, konzentriert sich aber hauptsächlich auf die Kreiseinteilung von 1500 unter Kaiser Maximilian I. Die Entwicklung der Kreisverfassung bis zum Augsburger Reichsabschied von 1555 wird ebenfalls untersucht, um die dauerhafte Etablierung der Reichskreise zu belegen.
- Die Entwicklung der Reichsorganisation im Spätmittelalter
- Die Reichsreform unter Kaiser Maximilian I. und die Bildung der Reichskreise
- Die Struktur und Funktion der Reichskreise
- Die Entwicklung der Kreisverfassung im 16. Jahrhundert
- Die Bedeutung der Reichskreise für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung in die Thematik und Struktur der Arbeit: Die Arbeit untersucht die Entstehung der deutschen Reichskreise, ein Thema, das in der historischen Forschung vergleichsweise wenig Beachtung gefunden hat. Die unterschiedliche Aktivität der einzelnen Kreise erschwert eine umfassende Aufarbeitung. Der Fokus liegt auf der Kreiseinteilung von 1500 im Rahmen der Reichsreform unter Kaiser Maximilian I. und deren Entwicklung bis zum Augsburger Reichsabschied von 1555. Die Arbeit strebt eine Überblicksdarstellung an, die die Bedeutung der Reichskreise für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches bewertet.
2.1 Die Entwicklungsgeschichte der Reichskreise bis 1500: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der Reichsorganisation im Spätmittelalter. Die Goldene Bulle von 1356 etablierte eine Dualität von Kaiser und Ständen, die die kaiserliche Macht einschränkte und die Entwicklung von Territorialstaaten begünstigte. Der Reichstag als Forum zwischen Kaiser und Fürsten ermöglichte zwar gemeinsame Politikgestaltung, doch die Verpfändung von Reichsgut schwächte die kaiserliche Autorität weiter. Trotz des Machtverlusts blieb die Friedenswahrung eine wichtige kaiserliche Aufgabe, die jedoch zunehmend auch von den Fürsten wahrgenommen wurde. Die Schwäche der Kaiser nach Karl IV. untergrub das monarchische Prinzip, bevor Kaiser Sigismund die Notwendigkeit einer Reichsreform erkannte.
FAQ: Entstehung der Deutschen Reichskreise
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Entstehung der deutschen Reichskreise. Sie untersucht die frühen Versuche einer regionalen Reichsorganisation im Spätmittelalter und konzentriert sich hauptsächlich auf die Kreiseinteilung von 1500 unter Kaiser Maximilian I. Die Entwicklung der Kreisverfassung bis zum Augsburger Reichsabschied von 1555 wird ebenfalls analysiert, um die dauerhafte Etablierung der Reichskreise zu belegen und deren Bedeutung für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches zu bewerten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Die Entwicklung der Reichsorganisation im Spätmittelalter; die Reichsreform unter Kaiser Maximilian I. und die Bildung der Reichskreise; die Struktur und Funktion der Reichskreise; die Entwicklung der Kreisverfassung im 16. Jahrhundert; und die Bedeutung der Reichskreise für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Eine Einführung, einen Hauptteil und eine Schlussbetrachtung. Der Hauptteil umfasst Kapitel zur Entwicklungsgeschichte der Reichskreise bis 1500, zur Entstehung der Reichskreise im Zuge der Reform von 1500, zur Struktur der Reichskreise und zur Ausbildung der Kreisverfassung im 16. Jahrhundert.
Was wird in Kapitel 1 behandelt?
Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Thematik und die Struktur der Arbeit. Es wird die vergleichsweise geringe Beachtung des Themas in der historischen Forschung hervorgehoben und die Herausforderungen einer umfassenden Aufarbeitung aufgrund der unterschiedlichen Aktivität der einzelnen Kreise erläutert. Der Fokus liegt auf der Kreiseinteilung von 1500 und deren Entwicklung bis 1555. Das Kapitel beschreibt das Ziel der Arbeit als Überblicksdarstellung, welche die Bedeutung der Reichskreise für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches bewertet.
Was wird in Kapitel 2.1 behandelt?
Kapitel 2.1 beleuchtet die Herausforderungen der Reichsorganisation im Spätmittelalter. Es beschreibt die Auswirkungen der Goldenen Bulle von 1356 auf die kaiserliche Macht und die Entwicklung von Territorialstaaten. Der Reichstag als Forum zwischen Kaiser und Fürsten, die Verpfändung von Reichsgut und die schwache Kaisermacht nach Karl IV. werden thematisiert. Die Bedeutung der Friedenswahrung als kaiserliche Aufgabe und die zunehmende Beteiligung der Fürsten daran werden ebenfalls erörtert, sowie die Erkenntnis der Notwendigkeit einer Reichsreform unter Kaiser Sigismund.
Welche weiteren Kapitel gibt es im Hauptteil?
Der Hauptteil umfasst neben Kapitel 2.1 weitere Kapitel zu: der Entstehung der Reichskreise im Zuge der Reform von 1500 (2.2); der Struktur der Reichskreise (2.3); und der Ausbildung der Kreisverfassung im 16. Jahrhundert (2.4).
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt auf eine Überblicksdarstellung der Entstehung und Entwicklung der deutschen Reichskreise ab. Sie soll deren Bedeutung für die Konsolidierung des Heiligen Römischen Reiches belegen und die Forschungslücke zu diesem Thema schließen.
- Arbeit zitieren
- Philipp Robens (Autor:in), 2008, Die Entstehung der Reichskreise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94216