Seitdem Gerhard Schröder 1998 auf dem damaligen zweifellos perfekt inszenierten SPD-Parteitag in Leipzig offiziell zum Herausforderer des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl gekürt wurde, ist eine heftige Debatte darum entbrannt, inwieweit sich eine Art theoretisches Konzept zu den Formen des allgemeinen Wahlkampfes um die Begriffe von Modernisierung und Amerikanisierung erstellen lässt.
Haben wir es im Zuge der massiven Nutzung neuer Medien lediglich mit einer rein technischen Verlagerung des Wahlkampfes von der „Straße“ in die Arenen von TV und Internet zu tun oder sind derlei zu beobachtenden Tendenzen vor allem auf den US-amerikanischen Einfluss zurückzuführen? Werden Sachthemen mehr und mehr von personalisierten Scheindebatten verdrängt? Welche Veränderungen in der Mediennutzung lassen sich erkennen? Ist es legitim, die Wahl zum deutschen Bundestag 2005 als „amerikanisiert“ zu bezeichnen? Diese und weitere Fragen subsumieren den Leitgedanken der gesamten Hausarbeit, welcher sich in der Fragestellung formuliert, ob sich am Beispiel des von SPD und CDU geführten Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2005 Merkmale und Tendenzen erkennen lassen, die auf einen Prozess der Amerikanisierung deutscher Wahlkämpfe hindeuten?
Zur Beantwortung wird zunächst zu klären sein, was „Amerikanisierung“ überhaupt ist und inwieweit sich dieser Begriff von der Modernisierungsthese abgrenzt. Sodann wird es darum gehen, eine punktuell detaillierte Analyse des Wahlkampfes beider großer Volksparteien zur Bundestagswahl 2005 vorzunehmen. Aus den ersten beiden Arbeitsschritten ergeben sich nun einerseits zentrale Kriterien der Amerikanisierungsthese sowie andererseits faktische Daten zur Bundestagswahl 2005, die es folglich in einer abschließenden Konklusion miteinander zu verknüpfen und kontrovers zu diskutieren gilt.
Das etablierte Konzept der Amerikanisierungsthese soll demnach anhand eines empirischen Beispiels der genaueren Untersuchung unterzogen werden, um zu einer Beantwortung der eingangs gestellten Fragestellung zu gelangen. Die Relevanz ergibt sich primär aus meist pragmatischen Gründen. Denn nach die fehlende Trennschärfe von „Modernisierung“ und „Amerikanisierung“ auch in der wissenschaftlichen Diskussion und den unterschiedlichen Bewertungen zu dieser Problematik lohnt es sich, die These an einem konkreten Fallbeispiel zu überprüfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemdefinition, Fragestellung, Relevanz
- Aufbau, Methode und Ziel der Arbeit
- Hauptteil
- Modernisierung von Wahlkämpfen
- Kriterien moderner Wahlkämpfe
- Merkmale amerikanischer Wahlkämpfe
- Politisches System und Mediensystem im Vergleich
- Amerikanisierung contra Modernisierung
- Ursprung der Amerikanisierungsthese
- Merkmale und Spezifika
- Der Bundestagswahlkampf 1998
- Gegenentwurf der Evolutionsthese
- Der Bundestagswahlkampf 2005 von CDU und SPD
- Personalisierung und Kandidatenorientierung
- Medienwahlkampf und Mediatisierungsstrategien
- Professionalisierung
- Modernisierung von Wahlkämpfen
- Schlussbetrachtung
- Zusammenfassung
- Fazit und Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit der Bundestagswahlkampf 2005 von CDU und SPD Merkmale eines „amerikanisierten" Wahlkampfes aufweist. Sie analysiert die Modernisierung von Wahlkämpfen und die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-amerikanischen Wahlsystem. Darüber hinaus setzt sie sich mit den Thesen der Amerikanisierung und der Modernisierung deutscher Wahlkämpfe auseinander.
- Modernisierung von Wahlkämpfen im Vergleich zu traditionellen Strategien
- Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-amerikanischen Wahlsystem
- Analyse der Amerikanisierungsthese und ihrer Anwendung auf den deutschen Wahlkampf
- Gegenüberstellung der Amerikanisierungsthese mit der Evolutionsthese
- Detaillierte Betrachtung des Bundestagswahlkampfes 2005 von CDU und SPD
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt die Fragestellung der Hausarbeit ein, die sich mit der Amerikanisierung deutscher Wahlkämpfe am Beispiel des Bundestagswahlkampfes 2005 von CDU und SPD befasst. Sie erklärt die Relevanz der Fragestellung und erläutert die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
Der Hauptteil der Arbeit analysiert zunächst die Modernisierung von Wahlkämpfen und die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-amerikanischen Wahlsystem. Anschließend werden die beiden Thesen der Amerikanisierung und der Modernisierung im Kontext des deutschen Wahlkampfes diskutiert. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Bundestagswahlkampfes 2005 von CDU und SPD, wobei die Schwerpunkte auf Personalisierung, Medienwahlkampf und Professionalisierung liegen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Amerikanisierung, Modernisierung, Wahlkampf, Bundestagswahl, CDU, SPD, Personalisierung, Medienwahlkampf, Professionalisierung.
- Quote paper
- Jens Marquardt (Author), 2006, Zwischen Modernisierung und Amerikanisierung: Deutscher Wahlkampf "made in USA"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94220