Ernährungssoziologie als Teildisziplin der Soziologie ist bis dato relativ unerforscht. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie wegen vermeintlicher Gründe bislang nicht sonderlich
Ernst genommen wurde. Jene Gründe basieren auf der Annahme, dass Ernährung ein trivialer Akt des Alltags sei, hauptsächlich aus der naturwissenschaftlich- medizinischen Perspektive Objekt von Forschungen und letztendlich „Frauensache“ war. Das Teilgebiet Geschlechterdifferenzen im Ernährungsverhalten ist dementsprechend mehr oder weniger ignoriert worden. Wenn es jedoch in Forschungen oder Publikationen behandelt wurde, dann war grundsätzlich eine Orientierung hinsichtlich Geschlechterforschung oder aber Ernährungsforschung zu sehen. So gibt es bis heute zahlreiche statistische Verzehrserhebungen, die sich zwar auf „männliche“ und „weibliche“ Essende konzentrieren, in denen aber ein potenzieller Unterschied zwischen dem
Essverhalten der Geschlechter ignoriert wird. In anderen Publikationen wiederum wurde dieser Aspekt zwar betrachtet, aber lediglich deskriptiv behandelt und dargelegt. So wurde eine gewisse Ausgangsbasis geschaffen, aber weiter gedacht wurde nicht.
In den letzten Dekaden ist es nun wenigen Wissenschaftlern gelungen, sowohl den Geschlechtsaspekt als auch die ernährungswissenschaftliche Komponente in einen mehr als
deskriptiven Zusammenhang zu bringen. Diesen ist der Erfolg von eventuellen Klärungsansätzen zum geschlechterdifferenten Ernährungsverhalten zu verdanken, der seine Beachtung in dieser Arbeit finden soll. Schließlich umfasst dieses Thema nicht
nur die Frage nach dem Wer und was?, sondern auch nach dem Wer und warum?, da Ernährung niemals eine bloße biologisch-körperliche Dimension besaß. Vielmehr sollte der
soziokulturelle Aspekt, und somit auch die Auseinandersetzung mit dem Essverhalten der einzelnen Geschlechter, mitbedacht werden. Hier kommt das Konzept des Doing gender ins Spiel. Im Rahmen der Hohenheimer Beiträge zu Gender und Ernährung, schreibt
Monika Setzwein, dass Geschlecht keine „voraussetzungslose, naturgegebene“, also biologisch-körperliche, „Konstante“ ist, sondern als eine fundamentale soziale Institution betrachtet werden muss. Inwiefern sich diese soziale Kategorisierung von Geschlecht mit Ernährung in Zusammenhang bringen lässt, lässt sich vor dem Hintergrund der Geschlechterpräsentation erklären.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Geschlechtstypische Ernährungsgewohnheiten
- Verzehrgewohnheiten
- Nahrungspräferenzen und geschmackliche Vorlieben
- Biologische Bedingtheiten
- Einstellungen zum Essen
- Erklärungsansätze
- Überblick
- Doing Gender - Konstruktion von Geschlecht
- Doing Gender beim Essen und Trinken
- Ernährungssozialisation
- Geschlechterglaubensvorstellungen
- Machtaspekt
- Der absolute Mann, die absolute Frau
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Geschlechterdifferenzen im Ernährungsverhalten und analysiert die Ursachen und Hintergründe dieser Unterschiede. Ziel ist es, das Thema aus soziologischer Perspektive zu beleuchten und die Bedeutung von Geschlecht als soziales Konstrukt im Kontext von Ernährung zu erforschen.
- Geschlechtstypische Ernährungsgewohnheiten und deren Ursachen
- Die Rolle des "Doing Gender" im Ernährungsverhalten
- Einfluss von Sozialisation und Geschlechterglaubensvorstellungen auf Ernährungsverhalten
- Der Machtaspekt von Nahrung und seine Bedeutung für Geschlechterrollen
- Mögliche Auswirkungen von Ernährungsstilen auf die Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich der Problemstellung und beleuchtet die bisherige Forschungslage zum Thema Geschlechterdifferenzen im Ernährungsverhalten. Es wird deutlich, dass dieses Forschungsfeld bisher vernachlässigt wurde und ein Bedarf an weiterführenden Analysen besteht.
Das zweite Kapitel befasst sich mit geschlechtstypischen Ernährungsgewohnheiten und zeigt anhand statistischer Daten auf, dass es signifikante Unterschiede im Verzehrverhalten von Frauen und Männern gibt. So essen Frauen im Durchschnitt mehr Gemüse, Milchprodukte und Obst, während Männer eher zu Fleisch und Alkohol greifen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet das Thema Geschlechterdifferenzen im Ernährungsverhalten und setzt dabei die Schlüsselbegriffe "Doing Gender", "Ernährungssozialisation", "Geschlechterglaubensvorstellungen", "Machtaspekt" und "Geschlechterrollen" in den Fokus.
- Arbeit zitieren
- Janett Menzel (Autor:in), 2006, Geschlechterdifferenzen im Ernährungsverhalten und seine Hintergründe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94265