Um diese Frage näher zu beantworten, erscheint es mir wichtig, eine klare Definition von Sezession und Unabhängigkeit aufzuzeigen (Punkt 2), welche ein begriffliches Fundament für diese Hausarbeit darstellen werden. Im Anschluss daran werden einige Staatskonzeptionen Walzers diskutiert werden, wobei zwei Formen besonders in den Schwerpunkt rücken, welche noch heute das Bild der internationalen Staatengemeinschaft wesentlich prägen – der Nationalstaat und der Vielvölkerstaat (Punkt 3). In den nachfolgenden Unterpunkten (Punkt 3.1 und 3.2) werde ich kasuistische Beispiele für gescheiterte Staaten anführen, um Walzers These zu stützen, dass diese Staaten auf Dauer keine Ideallösung darstellen können – wobei aber zu erwähnen sein wird, dass es durchaus recht erfolgreiche Staatsmodelle basierend auf dem Nationalstaatsprinzip und dem Vielvölkerstaatsprinzip gab und gibt. In Anlehnung an die Debatte über den angeblich schwindenden Einfluss der Nationalstaaten, welche vor allem in den letzten Jahren politikwissenschaftlich an Fahrt gewonnen hat, werde ich im Punkt 3.3 versuchen die Frage zu beantworten, ob das Nationalstaatsmodell ein Auslaufmodell ist.
Nach dieser Darstellung und Diskussion beider Modelle gilt es Michael Walzers so genannte „Ideallösung“ näher zu betrachten – die Einwanderungsgesellschaft (Punkt 4). Alle Modelle, welche hier im Fokus der Hausarbeit stehen, haben eine wichtige Gemeinsamkeit. Sie umreißen in ihrer Gänze Territorien, die von verschiedenen Menschengruppen bzw. Kulturgruppen bewohnt werden. Dies kann zu Spannungen führen, oder gar zu Unabhängigkeitsbestrebungen und Sezessionen. In der Historie führten solche Bestrebungen in überwiegender Zahl zu gewaltsamen Unterdrückungsbemühungen der vorhergehenden Herrscher über dieses Gebiet. Aus diesem Grund erscheint es mir unabdingbar, diesen Sachverhalt näher zu betrachten. Warum führen Sezessionen meist zu Gewalt, oder eben anders gefragt, wieso muss das Gut Freiheit stets erkämpft werden (Punkt 5)? In Anlehnung an diese Thematik werde ich mit Hilfe von Michael Walzers „Regelkatalog der Humanitären Intervention“ aufzeigen, dass Sezessionen und Unabhängigkeiten keinesfalls reine „innere Angelegenheiten“ darstellen, sondern durchaus als Herausforderung Aller bzw. der internationalen Gemeinschaft betrachtet werden können und sollten (Punkt 6).
Um diese Hausarbeit abzuschließen, wird in der Schlussbetrachtung (Punkt 7) eine knappe Zusammenfassung erfolgen, welche zur Herausbildung eines Fazits dienen wird, das die anfängliche Leitfrage zu beantworten versuchen wird
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sezession und Unabhängigkeit - Definitionsprobleme
- Nationalstaat versus Vielvölkerstaat.
- Nationalstaaten als staatliches Modell
- Vielvölkerstaaten als staatliches Modell.
- Das Nationalstaatsmodell - Ein Auslaufmodell?.
- Michael Walzers „Ideallösung“ – Die Einwanderungsgesell-schaft..
- Gewalt als Reaktion auf Sezession oder warum muss Freiheit stets erkämpft werden?..
- Sezession und Unabhängigkeit – „innere Angelegenheit“ oder Herausforderung der internationalen Gemeinschaft?.
- Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Thematik von Sezession und Unabhängigkeit im Kontext von Michael Walzers politischer Theorie. Die Leitfrage der Arbeit lautet, ob es eine „ideale“ Konzeption für ein gemeinschaftliches Zusammenleben auf Staatsebene gibt oder ob Sezessionen unvermeidbar sind. Dabei stehen insbesondere die von Michael Walzer vorgeschlagenen staatlichen Konzeptionen im Fokus.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe Sezession und Unabhängigkeit.
- Analyse von Nationalstaaten und Vielvölkerstaaten als Modelle für gemeinschaftliches Zusammenleben.
- Bewertung des Nationalstaatsmodells als Auslaufmodell.
- Vorstellung und Analyse von Michael Walzers „Ideallösung“ - der Einwanderungsgesellschaft.
- Diskussion der Rolle von Gewalt im Zusammenhang mit Sezessionen und der Frage, ob Freiheit stets erkämpft werden muss.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung präsentiert Michael Walzers provokanten Ausspruch, der die zentrale Thematik der Arbeit – Sezession und Unabhängigkeit – auf den Punkt bringt. Die Arbeit analysiert verschiedene staatliche Konzeptionen, um zu beleuchten, ob es eine Ideallösung für ein gemeinschaftliches Zusammenleben gibt.
- Sezession und Unabhängigkeit - Definitionsprobleme: Dieses Kapitel definiert die Begriffe Sezession und Unabhängigkeit und beleuchtet ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Es werden verschiedene Ursachen für Sezessionen und Unabhängigkeiten, wie politische, wirtschaftliche und kulturelle Unzufriedenheit, aufgezeigt. Die Legitimation von Sezession und Unabhängigkeit wird im Kontext des Souveränitätsprinzips der Staaten, das im Westfälischen Frieden 1648 etabliert wurde, diskutiert.
- Nationalstaat versus Vielvölkerstaat: Dieses Kapitel beleuchtet die beiden dominantesten Staatsmodelle - den Nationalstaat und den Vielvölkerstaat. Es werden die Unterschiede zwischen den Modellen anhand von Beispielen aus der Geschichte und Gegenwart dargestellt. Walzers These, dass beide Modelle auf Dauer keine Ideallösung darstellen können, wird durch die Diskussion von gescheiterten Staatsmodellen gestützt.
- Michael Walzers „Ideallösung“ – Die Einwanderungsgesellschaft: Dieses Kapitel stellt Michael Walzers „Ideallösung“ für ein gemeinschaftliches Zusammenleben – die Einwanderungsgesellschaft – vor und analysiert die verschiedenen Aspekte dieses Modells.
Schlüsselwörter
Sezession, Unabhängigkeit, Nationalstaat, Vielvölkerstaat, Einwanderungsgesellschaft, Michael Walzer, politische Theorie, Gewalt, Freiheit, internationale Gemeinschaft.
- Quote paper
- René Cremer (Author), 2008, „Lasst die Völker gehen, die gehen wollen“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94282