Friedrich Spee und die "Cautio Criminalis". Hexenanwalt oder Mahner an die Vernunft?


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Leben und Werk des Friedrich Spee
1. Die Einordnung Friedrich Spees in seine Zeit
2. Leben und Werk
2.1 Herkunft und Ausbildung
2.2 Der Dichter
2.3 Der Theologe
2.4 Die Persönlichkeit
3. Die „Cautio Criminalis“
3.1 Hexenwahn
3.2 Juristische Praxis und Folter um 1630
3.3 Die Entstehung der „Cautio Criminalis“
3.4 Der Inhalt der „Cautio Criminalis“
3.4.1 Allgemeine Darstellung des Inhaltes
3.4.2 Spezielle Aspekte des Inhalts: Das Beispiel der Tortur

III. Fazit
1. Hexenanwalt oder Mahner an die Vernunft?
2. Ein Rufer in der Wüste

IV. Die Vita Friedrich Spees im Überblick

V. Bibliographie

I. Einleitung

Am 7. August 1635 verstarb in Trier der Jesuit Friedrich Spee. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Dichter des Barocks und als großer Theologe. Er hinterließ Gedichte und Kirchenlieder und prägte in besonderer Weise die Rechtsgeschichte. Die von ihm verfasste „Cautio Criminalis“ stellt einen Meilenstein auf dem Weg in unser modernes Strafrechtssystem dar. Dennoch verwundert es, dass Friedrich Spee nach seinem Tod in Vergessenheit geriet und erst mit der Entdeckung seiner Gruft in der Trierer Jesuiten-Kirche 1980 eine intensive Beschäftigung mit Leben und Werk dieses bedeutenden Mannes einsetzte.

In dieser Arbeit sollen Leben und Werk Spees dargestellt werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Einordnung seines Werkes „Cautio Criminalis“ in die Biographie Spees und der Frage nach der Nachwirkung dieses Buches. So wurde Spee in neuerer Zeit oft als Hexenanwalt verklärt. In der Betrachtung der Motivation zum Schreiben der „Cautio Criminalis“ soll daher auch geklärt werden, ob diese Bezeichnung berechtigt ist.

II. Leben und Werk des Friedrich Spee

1. Die Einordnung Friedrich Spees in seine Zeit

Die Lebenszeit Friedrich Spees war geprägt von drei großen Phänomenen: Konfessionalisierung, Hexenwahn und Krieg. Dies ist insofern bedeutsam, als dass alle drei Phänomene sich unmittelbar auf Leben und Werk Spees auswirkten und ohne die sein Name wohl kaum die Jahrhunderte überdauert hätte. Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, die drei Begriffe näher zu erläutern. Aber ich möchte auf folgenden Umstand hinweisen: Konfessionalisierung, Hexenwahn und Krieg lassen sich zu Lebzeiten Spees nicht getrennt voneinander betrachten. Die Konfessionen in Deutschland standen sich nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 unversöhnlicher denn je gegenüber, was weit weniger eine religiös-theologische Frage war, sondern vielmehr eine politische Dimension besaß, die 1618 in den 30jährigen Krieg mündete. Die komplexen Mechanismen von Theologie und Politik können an dieser Stelle nicht näher erläutert werden.[1] Festhalten will ich aber in Hinblick auf Spees Biographie, dass in dieser Zeit bedingt durch die Gegenreformation eine Intensivierung der Seelsorge einsetzte und sich erstmals auch katholische Theologen in der Bibelexegese übten, was bis zur Reformation alleiniges Privileg des Heiligen Stuhles war.[2] Dies ist insofern wichtig, als dass sich Friedrich Spee in erster Linie als Seelsorger sah und auch als Theologieprofessor wirkte.

Es fällt aber auf, dass sich im 16. und 17. Jahrhundert in Krisenzeiten immer wieder Phänomene des Hexenwahns ausmachen lassen, in einer Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs in die Moderne. Die Zentren der Verfolgung fallen dabei nicht in die großen Territorialstaaten, sondern in die Räume großer Zersplitterung, in denen auch Spee überwiegend wirkte.[3] Das Ursachengeflecht ist auch hier sehr komplex, so dass ich auf die einschlägige Literatur verweise.

2. Leben und Werk

2.1 Herkunft und Ausbildung

Friedrich Spee wurde am 25. Februar 1591 in Kaiserswerth geboren.[4] Er war der älteste Sohn des Burgvogtes und kurkölnischen Amtmannes Peter Spee, welcher zur Unterscheidung von anderen Linien der niederadligen Familie den Beinamen von Langenfeld trug, wahrscheinlich in Anlehnung an den Herkunftsort der Familie, den Ort Langenfeld bei Geldern.[5] Einer familiären Tradition folgend sollte Friedrich Spee wohl ursprünglich Jurisprudenz studieren. Hierfür spricht die Tatsache, dass er ab dem 30. November 1608 in der Kölner Artistenfakultät eingeschrieben war und wohl einige Semester die Rechte studiert hat, was sich auch in seinen tiefen Kenntnissen des damaligen Strafprozessrechts in der „Cautio Criminalis“ dokumentiert. Als ältester Sohn des Peter Spee sollte er wohl dessen Nachfolge als Amtmann antreten.[6] Als Novize trat er aber dann am 22. September 1610 in Trier in die Societas Jesu, den Jesuitenorden, ein. Kontakt zu den Jesuiten hatte der junge Friedrich Spee schon früher geknüpft, als er in Köln auf das Tricoronatum, das von Jesuitenpatres geleitete Dreikönigsgymnasium, geschickt wurde. Da Spee in Köln keinerlei Verwandtschaft besaß, war er auf Unterbringung in einem Internat angewiesen und war auch Mitglied der Sodalitas Angelica, der Engelssodalität. Dies war eine Art Jugendorganisation der Jesuiten.[7] Über die Beweggründe zu seinem Entschluss, Jesuit zu werden, lässt sich keine hinreichende Aussage treffen. Als nicht unwahrscheinlich gilt, dass eine schwere Krankheit des Vaters Spees Entscheidung beeinflusste.[8] Walter Nigg vermutet unter anderem die Begeisterung für den Jesuitenmissionar Franz Xaver, der zeitweise in der Indienmission tätig gewesen war, doch letztlich hat sich Spee niemandem wirklich über seine Gründe offenbart.[9] Erst sieben Jahre nach seinem Eintritt in den Orden, als er um Versetzung in die Indienmission gebeten hatte, schrieb er in einem Brief an den Ordensgeneral von einem inneren und verzehrenden Feuer, welches ihn in den heiligen Orden getrieben hatte und ihn nach Indien ziehe.[10] Doch sein Antrag wurde abgelehnt und das Deutsche Reich wurde zu Spees Indien. Er studierte im Auftrag des Ordens Theologie, hatte verschiedene Lehraufträge und war als Seelsorger und in der Rekatholisierung tätig. Sein Leben war bestimmt von Ruhelosigkeit. Von seinem Eintritt in den Orden bis 1629 hatte er allein neun Mal den Aufenthaltsort gewechselt.[11]

2.2 Der Dichter

Unbestritten gilt Friedrich Spee heute als einer der bedeutendsten Verfasser von Kirchenliedern. Insgesamt sind es etwa 100 Lieder, die seiner Urheberschaft zugerechnet werden, was in der Forschung oft schwierig ist, da seine Lieder der Zeit gemäß anonym veröffentlicht wurden. Kein anderer Verfasser ist im Gotteslob so häufig vertreten, wie eben Friedrich Spee. Und auch in evangelischen Gesangbüchern findet man noch heute seine Lieder, etwa „O Heiland reiß die Himmel auf“ (Gotteslob 105) oder „Die ganze Welt, Herr Jesu Christ“ (Gotteslob 219).[12] Daneben gilt Spee neben Martin Opitz und Andreas Gryphius als einer der bedeutendsten deutschen Barockdichter. In Trier als seiner letzten Lebensstation verfasst er die „Trutz-Nachtigall“, einer Sammlung von 51 Gedichten, die teilweise schon in seiner Zeit in Paderborn entstanden sind.[13] Seine Lyrik ist überwiegend religiös motiviert und zeugt von der großen Not und dem menschlichen Leid, welches Spee in seinem Leben sah. Gleichzeitig ist seine Lyrik aber auch ein Zeugnis für seine tiefe Liebe zu Gott und einen Menschen, der durchaus fröhlichen Gemüts war.[14]

2.3 Der Theologe

Friedrich Spee war zeitlebens Ausbilder in jesuitischen Institutionen. Die Bandbreite seiner Tätigkeiten reichen von der Katechismusunterweisung über Gymnasialunterricht bis hin zur Stellung eines Universitätsprofessors.[15] Dabei galt Spee als schwieriger und unbeugsamer Charakter. Er wurde oft strafversetzt und viele Ordensbrüder hätten ihn wohl gerne aus dem Orden ausgeschlossen. Als er 1632 nach Trier zurückkehrte, wurde er zunächst Professor für Moraltheologie. Dennoch betraute man ihn in Trier ab 1634 mit dem Lehrstuhl für Bibelexegese, was eine hohe Wertschätzung seiner Person bedeutet haben muss, galt doch die Exegese als höchste Disziplin der Theologie.[16] Spees Charakter dürfte dabei von der „Jesuitenpädagogik“ maßgeblich beeinflusst worden sein. Rudolf W. Keck charakterisiert die Ausbildung der Jesuiten unter dem Paradigma von Einheit von Lehre und Leben. Dies bedeutete nicht nur das Zusammenleben auch der Zöglinge in den Jesuitengymnasien und der gemeinsame Unterricht, sondern auch humanistische Bildungsideale.[17] Gleichzeitig aber wurden die Schüler mit hinaus ins Leben genommen. Sie unterstützten die Ordensbrüder in Armenpflege, Krankensalbung und aktiver Nächstenliebe. Durchreisende Missionspatres hielten Vorträge über ihre Reisen.[18] „Herausstellung und Bestärkung der individuellen Leistung als Ansporn für den anderen.“, Individualpädagogik eben, galt als großes Ziel der Jesuitenausbildung.[19]

Friedrich Spee war zeitlebens Ausbilder in jesuitischen Institutionen. Die Bandbreite seiner Tätigkeiten reichen von der Katechismusunterweisung über Gymnasialunterricht bis hin zur Stellung eines Universitätsprofessors.[15] Dabei galt Spee als schwieriger und unbeugsamer Charakter. Er wurde oft strafversetzt und viele Ordensbrüder hätten ihn wohl gerne aus dem Orden ausgeschlossen. Als er 1632 nach Trier zurückkehrte, wurde er zunächst Professor für Moraltheologie. Dennoch betraute man ihn in Trier ab 1634 mit dem Lehrstuhl für Bibelexegese, was eine hohe Wertschätzung seiner Person bedeutet haben muss, galt doch die Exegese als höchste Disziplin der Theologie.[16] Spees Charakter dürfte dabei von der „Jesuitenpädagogik“ maßgeblich beeinflusst worden sein. Rudolf W. Keck charakterisiert die Ausbildung der Jesuiten unter dem Paradigma von Einheit von Lehre und Leben. Dies bedeutete nicht nur das Zusammenleben auch der Zöglinge in den Jesuitengymnasien und der gemeinsame Unterricht, sondern auch humanistische Bildungsideale.[17] Gleichzeitig aber wurden die Schüler mit hinaus ins Leben genommen. Sie unterstützten die Ordensbrüder in Armenpflege, Krankensalbung und aktiver Nächstenliebe. Durchreisende Missionspatres hielten Vorträge über ihre Reisen.[18] „Herausstellung und Bestärkung der individuellen Leistung als Ansporn für den anderen.“, Individualpädagogik eben, galt als großes Ziel der Jesuitenausbildung.[19]

[...]


[1] Verwiesen sei daher auf: Schnabel-Schüle, Helga: Die Reformation, 1495-1555. 1.Auflage, Stuttgart 2006. Sowie auf: Burkhardt, Johannes : Der Dreißigjährige Krieg. 1.Auflage, Frankfurt 1992.

[2] Vgl. Schatz, Klaus: Friedrich Spee und seine Zeit. In: Franz, Gunther (Hg.): Friedrich Spee zum 400. Geburtstag, Kolloquium der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier. Paderborn 1995. S.17ff.

[3] Vgl. Schilling, Heinz: Aufbruch und Krise, Deutschland 1517-1648. 1995. S.385ff.

[4] Vgl. Weber, Helmut / Franz, Gunther: Friedrich Spee (1591-1635), Leben und Werk und sein Andenken in Trier. 3., überarbeitete Auflage. Trier 2004. S.7.

[5] Ebd., S.9f.

[6] Vgl. Rosenfeld, Emmy: Friedrich Spee von Langenfeld. Eine Stimme in der Wüste. Berlin 1958. S.19.

[7] Vgl. Rosenfeld, S.14f.

[8] Vgl. Weber / Franz, S.12.

[9] Vgl. Nigg, Walter: Friedrich von Spee. Ein Jesuit kämpft gegen den Hexenwahn. Paderborn 1991. S.12

[10] Vgl. Ritter, Joachim-Friedrich: Friedrich von Spee, 1591-1635. Ein Edelmann, Mahner und Dichter. Trier 1977. S.13.

[11] Vgl. Weber / Franz, S.19ff.

[12] Ebd. S.17

[13] Ebd. S.39.

[14] Ebd., S.42f.

[15] Vgl. Keck, Rudolf W.: Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635). Sein Leben als Beispiel einer Jesuitenbiographie. In: Keck, Rudolf W. / Wiersing, Erhard: Vormoderne Lebensläufe – erziehungshistorisch betrachtet. Köln, Weimar, Wien 1994. S.320f.

[16] Vgl. Weber / Franz, S.39.

[17] Vgl. Keck, S. 326.

[18] Vgl. Rosenfeld, S.16.

[19] Vgl. Keck, S.331.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Friedrich Spee und die "Cautio Criminalis". Hexenanwalt oder Mahner an die Vernunft?
Hochschule
Universität Trier
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V94283
ISBN (eBook)
9783640100927
ISBN (Buch)
9783640118120
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fiedrich, Spee
Arbeit zitieren
Florian Lenz (Autor:in), 2006, Friedrich Spee und die "Cautio Criminalis". Hexenanwalt oder Mahner an die Vernunft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94283

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