Am Vormittag des 14. August 2018 stürzte in Genua das Polcevera-Viadukt ein. Der Einsturz dieser infrastrukturell bedeutsamen Brücke schadete anschließend der gesamten italienischen Wirtschaft. Ebenso löste die Katastrophe ein großes mediales Echo aus. Ziel der Arbeit ist eine sozialwissenschaftliche Rekonstruktion des Ereignisverlaufs. Die Arbeit versteht sich dahingehend als Beitrag zu den laufenden Ermittlungen, in welchem ursächliche Faktoren für den tragischen Ereignisverlauf herausgearbeitet und analysiert werden. Durch die Analyse dieser Verlaufsform, welche letztlich zum Einsturz führte, soll der Einsturz von den sich zuvor ereigneten Entwicklungen hergeleitet und nachvollziehbar gemacht werden. Hierdurch soll dem Eindruck eines vom Schicksal bestimmten, plötzlichen Unglücks, entgegengewirkt werden. Der Umstand, dass in einem weit entwickelten Land in Europa ein in der Öffentlichkeit als Wahrzeichen wahrgenommenes Bauwerk scheinbar unvorhersehbar einstürzt, wird somit auf kausale Mechanismen zurückgeführt. Hierbei steht die Forschungsfrage im Vordergrund, welche Entscheidungsfaktoren im temporalen Sequenzverlauf für die Ursache der Katastrophe von Bedeutung sind und wie sie in Zusammenhang stehen.
Folglich wird der These nachgegangen, dass der Brückeneinsturz auf soziale Mechanismen zurückzuführen ist, die den Entscheidungsprozess maßgeblich beeinflussten. Dabei wird vermutet, dass die infrastrukturelle Bedeutung des Polcevera-Viadukts dazu führte, dass notwendige Reparaturen aus Kostengründen nicht durchgeführt wurden. Des Weiteren war die Brücke anders konzipiert, als es zum Zeitpunkt der Fertigstellung üblich war. Dies lässt weiterhin vermuten, dass sich hierdurch unbekannte Herausforderungen ergaben, die aufgrund mangelnder Erfahrungswerte nicht behoben werden konnten. Es dürften somit neue Entscheidungszusammenhänge entstanden sein, die den katastrophalen Ausgang des Entwicklungsverlaufs begünstigten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsmethode
- Rekonstruktion der Ereignisse
- Konzeption und Bau der Brücke
- Instandsetzungsarbeiten in den 1990er Jahren
- Wendepunkt: Privatisierung 1999
- Manipulierter Prüfbericht als Entscheidungsgrundlage
- Hergang der Katastrophe am 14.08.2018
- Überprüfung durch die Staatsanwaltschaft und Empa
- Fallanalyse
- Innovation als Risiko? Implikationen der Brückenkonstruktion
- Die Zusammenhänge der einzelnen Sequenzen
- Der Einfluss von Pfadabhängigkeiten
- Vergleichsfälle: Parallelen zum Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall 2006
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit rekonstruiert den Einsturz des Polcevera-Viadukts in Genua im August 2018 aus organisationstheoretischer Perspektive. Ziel ist es, die ursächlichen Faktoren für die Katastrophe zu identifizieren und zu analysieren, um den Ereignisverlauf nachvollziehbar zu machen und dem Eindruck eines zufälligen Unglücks entgegenzuwirken. Die Arbeit untersucht, welche Entscheidungsfaktoren im zeitlichen Ablauf zum Einsturz beitrugen und wie diese zusammenhängen.
- Rekonstruktion des Ereignisverlaufs mittels prozessualer Methodik
- Analyse der Rolle von Entscheidungsfaktoren im zeitlichen Ablauf
- Untersuchung des Einflusses von Kostendruck und Pfadabhängigkeiten
- Bewertung der innovativen Konstruktionsmerkmale der Brücke und deren Risiken
- Vergleich mit ähnlichen Ereignissen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Einsturz des Polcevera-Viadukts in Genua am 14. August 2018, seine Folgen und die daraus resultierende öffentliche Debatte. Sie formuliert die Forschungsfrage nach den entscheidenden Faktoren, die zum Einsturz führten, und die These, dass soziale Mechanismen und Entscheidungsfindungsprozesse eine zentrale Rolle spielten. Die Arbeit fokussiert auf eine sozialwissenschaftliche Rekonstruktion des Ereignisses und die Analyse der kausalen Zusammenhänge, um den Eindruck eines zufälligen Unglücks zu vermeiden.
Untersuchungsmethode: Dieses Kapitel erläutert die gewählte Untersuchungsmethode, die auf dem prozessualen Erklären nach Aljets und Hoebel (2017) basiert. Die gegenstandsoffene Methodologie wird begründet und im Kontext der Fragestellung positioniert. Es werden die spezifischen methodischen Vorgehensweisen zur Rekonstruktion und Analyse des Ereignisses detailliert dargestellt und gerechtfertigt.
Rekonstruktion der Ereignisse: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte chronologische Rekonstruktion des Ereignisses, beginnend mit der Konzeption und dem Bau der Brücke durch Riccardo Morandi bis zum Einsturz. Es analysiert die Instandsetzungsarbeiten der 1990er Jahre, den Einfluss der Privatisierung 1999, die Rolle eines manipulierten Prüfberichts und den tatsächlichen Hergang der Katastrophe. Die Überprüfung durch die Staatsanwaltschaft und die Empa wird ebenfalls berücksichtigt. Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren und Ereignissen, die zum finalen Einsturz führten.
Fallanalyse: In diesem Kapitel wird der Brückeneinsturz aus verschiedenen organisationstheoretischen Perspektiven analysiert. Die innovativen Aspekte der Brückenkonstruktion werden hinsichtlich ihrer Risiken bewertet, und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen im zeitlichen Ablauf werden detailliert untersucht. Der Einfluss von Pfadabhängigkeiten und die Parallelen zum Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall 2006 werden gezogen, um allgemeine Erkenntnisse zu gewinnen und die Ergebnisse zu verallgemeinern.
Schlüsselwörter
Polcevera-Viadukt, Brückeneinsturz Genua, Organisationstheorie, Prozessuales Erklären, Entscheidungsfindung, Pfadabhängigkeit, Riccardo Morandi, Risikomanagement, Infrastruktur, Kostendruck, Privatisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: "Einsturz des Polcevera-Viadukts in Genua"
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Diese Bachelorarbeit untersucht den Einsturz des Polcevera-Viadukts in Genua im August 2018 aus organisationstheoretischer Perspektive. Sie rekonstruiert den Ereignisverlauf, analysiert die ursächlichen Faktoren und untersucht die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen, um den Eindruck eines zufälligen Unglücks zu vermeiden.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet eine prozessuale Methodik nach Aljets und Hoebel (2017), um den Ereignisverlauf zu rekonstruieren und zu analysieren. Diese gegenstandsoffene Methodologie erlaubt eine detaillierte Untersuchung der Entscheidungsfindungsprozesse und ihrer Auswirkungen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Rekonstruktion des Ereignisverlaufs, Analyse der Rolle von Entscheidungsfaktoren, Untersuchung des Einflusses von Kostendruck und Pfadabhängigkeiten, Bewertung der innovativen Konstruktionsmerkmale der Brücke und deren Risiken sowie ein Vergleich mit ähnlichen Ereignissen (z.B. Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall 2006).
Welche Phasen des Ereignisses werden rekonstruiert?
Die Rekonstruktion umfasst die Konzeption und den Bau der Brücke durch Riccardo Morandi, die Instandsetzungsarbeiten der 1990er Jahre, die Privatisierung 1999, die Rolle eines manipulierten Prüfberichts und den Hergang der Katastrophe am 14.08.2018. Auch die anschließende Überprüfung durch die Staatsanwaltschaft und die Empa wird berücksichtigt.
Welche organisationstheoretischen Aspekte werden analysiert?
Die Fallanalyse betrachtet den Brückeneinsturz aus verschiedenen organisationstheoretischen Perspektiven. Es werden die Risiken der innovativen Konstruktionsmerkmale bewertet, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen untersucht und der Einfluss von Pfadabhängigkeiten analysiert.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die entscheidenden Faktoren zu identifizieren, die zum Einsturz des Polcevera-Viadukts beitrugen. Sie zeigt auf, wie soziale Mechanismen und Entscheidungsfindungsprozesse eine zentrale Rolle spielten und wie diese Zusammenhänge zum finalen Einsturz führten. Der Vergleich mit ähnlichen Ereignissen dient dazu, die Ergebnisse zu verallgemeinern und allgemeine Erkenntnisse zu gewinnen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Polcevera-Viadukt, Brückeneinsturz Genua, Organisationstheorie, Prozessuales Erklären, Entscheidungsfindung, Pfadabhängigkeit, Riccardo Morandi, Risikomanagement, Infrastruktur, Kostendruck, Privatisierung.
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- Dennis Düllmann (Author), 2020, Der Brückeneinsturz von Genua. Eine organisationstheoretische Rekonstruktion der Ereignisse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/942885